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und schrie einmal übers andere:' N Abend, Luderchen... Ansprüche, so daß man es dem Konzertgeber nicht berübeln tann, Luderchen!" wenn er sich troß des großen Beifalles, denn das vollbesezte Haus Und wie sich die Beiden nun begrüßten, als hätten sie fich eine am Schluß spendete, zu keiner Zugabe mehr verstand. Daß Herr Ewigkeit nicht gesehen, war es schwer zu unterscheiden, wer denn Kestenberg   über die erforderlichen physischen Kräfte verfügt, fonnte eigentlich glücklicher war: der glüdliche Nikolaus Brus mit dem man von früheren Konzerten her vorausiezen, ja man durfte eher Lotteriegewinn oder der struppige Möter, der wie toll an ihm empor- vor einem zu viel als von einem zu wenig in dieser Hinsicht besorgt sprang, sich an ihn schmiegte und nach der Wurst zappelte der fein. Um fo angenehmer überraschte das Maßhalten des Künstlers Stöter  , der eigentlich ein Meerschwein hatte werden sollen... und die subtile Wiedergabe der zarten Stellen. Daß das rein ( Fortseßung folgt.) Technische feinen Stein des Anstoßes bilden würde, war zu erwarten, denn Meister Busoni   hatte selbst die Leitung des mit gewohnter Affuratesse begleitenden Philharmonischen Orchesters übernommen; er würde dies aber gewiß nicht getan haben, wenn er nicht einer technisch wie geistig gut durchgearbeiteten Wiedergabe der Werke feitens feines Schülers ficher gewesen wäre. Wenn wir von dem Konzerte des Herrn Kestenberg in unserem Blatte Rotiz genommen haben, während sonst die Hunderte, ja Tausende der in Berlin   all jährlich stattfindenden Solistenfonzerte unberücksichtigt bleiben müssen, so geschieht dies, weil Herr Kestenberg   schon des öfteren seine Kunst in felbstlosester Weise bei künstlerischen Veranstaltungen der Arbeiter schaft zur Verfügung gestellt hat. Hoffen wir, daß dies auch ferner hin öfter der Fall sein wird.

Kleines feuilleton.

Musik.

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Die Gemeinde des Berliner   Bolts- Chores" hat einem guten Geschmade gehuldigt, als sie am Sonntag die Solo­lieder von Peter Cornelius lebhaft begrüßte. In der Tat ist bieser, mit 50 Jahren zu früh verstorbene Komponist( 1824-1874) wohl der im besten Sinne fortschrittlichste unter den Tondichtern seiner Generation. Die große dramatische Wucht liegt ihm nicht; am so bedeutender ist er im Stilleren, Schlichteren, und über­raschend wirkungsvoll durch das Wahrhaftige seiner Kompositionen. Die Tegte sind in einer solchen Weise vertont, wie es gerade ihnen faum beffer angepaßt sein könnte. Das Verdienst, gegenüber dem Leiernden, Tafelmusikartigen von früher auf Sinn und Ausdrud einzugehen, ist es ja namentlich, was Die neudeutsche Schule" fennzeichnet. Diesen Untertitel fügte der Veranstalter des Konzertes zu der Hauptbezeichnung Franz Liszt  Abend" hinzu; wohl nur das weniger Populäre der ersteren Be­geichnung trieb dazu, einen ganz berühmten Namen an die Spitze des Konzertes zu stellen. Franz Liszt   ist der älteste aus diesem Streis und hat auch praktisch äußerlich wohl am meisten für die Sache getan. Etwas jünger als er ist der eigentliche Dramatiter bieses Streises, Richard Wagner  ( 1813-1883). Später kamen J. J. Staff( 1822-1882), vielleicht der wenigst radikale von ihnen, aber doch noch immer einer besseren Beachtung wert; dann Cornelius und endlich A. Ritter  ( 1833-1896), dem wir ein andermal noch einige Worte zu widmen haben. Das waren die Komponisten jenes Abendes. Neben Cornelius waren die übrigen in geringerem Aus­maß vertreten, und wohl viele Zuhörer fühlten auch etwas Gerin­geres in ihrer lyrischen Kraft heraus. Von Liszt gab es haupt­fächlich zwei Chöre, die den Konzertgebern im allgemeinen gut ge­langen; das etwas gefünstelt Wuchtige, Hinaufgeschraubte von Liszts Kompofitionen war auch diesmal schwer zu verkennen, trob der Bartheit, mit welcher Meister Conrad Ansorge   einige seiner Klavierstüde vortrug. Für das Sinnige der verschiedenen Solo­gefänge war die Sopranistin Mientje van Lammen gerade die richtige Interpretin.

Naturwissenschaftliches.

Eine Volkszählung in der Lebewelt. So sehr im heutigen Leben fast jeder mit den Ergebnissen der Statistik, soweit sie sich auf menschliche Lebensverhältnisse bezieht, in Berührung tritt, so sehr dürfte das Kapitel von der Dichtigkeit des Borkommens tierischer und pflanzlicher Lebewesen in der freien Natur für die Meisten cin völlig unbeschriebenes Blatt sein. Wer ganz unbor bereitet Antwort auf Fragen solcher Art zu geben hätte, würde voraussichtlich mit den Tatsachen in einen höchst wunderlichen Zwies spalt geraten und von den Ziffern, die sich aufstellen lassen, aufs höchste überrascht sein. Die Zahl der Früchte, Samen, Insekten usiv., die auf einer bestimmten Flächeneinheit vorkommen, wird natürlich ie nach Ort und Klima in beträchtlichem Grade schwanken. An fich aber wird ihre Größe den Laien ziveifellos jedesmal verblüffen. Eine sehr wertvolle und lehrreiche Zusammenstellung praktischer Zählungsversuche veröffentlicht der amerikanische Gelehrte W. 2. Mac Atee in der Wochenschrift" Science" als Beitrag zu einer felchen Statistik im Reiche des Lebendigen. Er hat einerseits den Waldboden, andererseits den Wiesenboden zum Gegenstand seiner Untersuchung gemacht und die Zahl und Art der organisierten Ge­bilde auf einer Fläche von je vier Quadratfuß bestimmt. Der leitende Gedante dabei war, ein Bild davon zu gewinnen, welche Wenge von Nahrung in Wald und Flur den Vögeln zur Verfügung stände. Die entsprechenden Flächen wurden in den Monaten November und März in Arbeit genommen und alle tierischen und pflanzlichen Gebilde, soweit sie sich an der Oberfläche oder bis zu einer Tiefe fanden, wo sie von einem pickenden Vogelschnabel cr. reicht werden konnten, abgezählt und bestimmt. In den vier Quadratfuß Waldboden wurden gefunden: 12 Käfer, 7 Halbflügler, 8 Hautflügler, 11 Spinnen, 26 andere Gliederfüßer, 9 Würmer, 11 Schneden, 27 Puppen und Insekteneier; also zusammen 112 tierische Individuen. Dazu kamen 194 Samen und Früchte. Unter der berechtigten Annahme, daß das untersuchte Bodenstüd teine außergewöhnlichen Verhältnisse aufwvies, würde sich für jedes Acre( gleich rund 40 Ar) Landes in der betreffenden Waldgegend eine Zahl von 1216 880 tierischen und 2 107 810 pflanzlichen Orga nismen ergeben! Auf den vier Quadratfuß Wiese wurden gefunden: 61 Käfer, 20 Halbflügler, 940 Hautflügler, 53 Spinnen, 127 andere Gliederfüßer, 33 Würmer, 20 Schnecken, Puppen und Gier, also insgesamt 1254 tierische Gebilde. Daneben fanden sich 3113 Samen. Somit ergibt fich für ein Acre Wiesenboden eine Bahl von 13 654 710 tierischen und 83 822 745 pflanzlichen Lebewesen. Diese Biffern find so interessant und im ersten Moment so unwahrscheinlich, daß ihre Zusammensetzung aus den einzelnen, an sich gar nicht sehr hohen Posten der verschiedenen Gattungen einer näheren Be trachtung wert ist: Die 85 wirbellofen Tiere auf den vier Quadrat fuß Waldboden verteilten sich auf 31 verschiedene Gattungen, bon denen die überwiegende Mehrheit mit nur einem einzigen Indivis duum vertreten war, während nur ganz wenige höhere Bahlen bis zu dem vereinzelten Höchstbetrag von 15 Stüd aufwiefen. Von den 27 Buppen und Eiern verteilten sich je 2-6 Stüd auf die vor. handenen Arten. Die 194 Samen bestanden aus nur 10 Sorten, von denen 8 in ganz kleiner Bahl erschienen, nur der Tulpenbaum mit 57 und das Panicum- Gras mit 89 Stüden waren in größerer Bahl vertreten. Abweichende Berhältnisse zwischen Gattungen und Individuen weist die Fauna des Wiesenbodens auf. Wohl ist auch hier ein sehr großer Teil der Gattungen nur durch ganz wenige Jedenfalls aber hat uns dieses Konzert, nicht zuletzt durch die Gremplare vertreten. Dagegen fanden sich 933 Ameisen gegen nur Berdienste der mitwirkenden Sänger( selig Genius u. a.) darauf im Waldboden, ebenso 102 Springschwänze gegenüber 15 im gespannt gemacht, daß wir einmal etwas von den größeren Chor- Walde. Ferner entfallen, wie dies bei einer Wieje faum über­werken Bernekers zu hören bekommen.

Owohl jene Neudeutschen" sich ersichtlich auch nach dem Ge­fangsmäßigen in der Komposition bemühen, spielt doch das Instru­mentale bei ihnen eine beträchtliche Rolle. Gegen das leberwuchern des Spieles über den Gesang besteht eine kleine, doch sehr be­achtungswürdige Gegnerschaft. Der schärffte und wohl auch Träftigste in dieser Minderheit war zuleht der zu Berlin   wirkende E. A. Grell( 1800-1886). Er feindete die Instrumentalmujit geradezu an und trat mit allen Energien für den unbegleiteten, für den a- capella- Gefang ein; ein besonderer Berehrer und Ber­treter der Grellschen Richtung, Theodor Krause  , wirkt noch heute in Berlin  . Zu dieser Richtung möchten wir nun auch Constanz Bernefer rechnen, dessen Andenken am Sonnabend durch ein eigenes Stonzert aufgefrischt wurde. Der Komponist( 1844-1906) war ein geborener Ostpreuße   und wirkte so gut wie sein ganzes Leben lang in Königsberg   als Dirigent usw. Jebt hat sich ein Stomitee von hervorragenden Musikern und Musilfreunden gebildet, aim ihm nachträglich zu seinem Rechte zu verhelfen. Namentlich war es diesmal der von Margarethe Toeppe geleitete Frauen­ chor  , der sich der Sache annahm, und dessen Vorträge wohl auch bas Wichtigste des Abends bedeuteten. Man merkte sofort, daß der Stomponist vorwiegend in der Bokalmusik gelebt und gearbeitet hat. Der spezifische Wohitlang shne melodische Simpeleien und die weichen Rundungen feiner Tonfolgen, mit einer Abneigung gegen das Sprunghafte und Edige, bewähren den Künstler der Gesangs­welt. Ganz besonders interessant aber war es uns, daß derselbe Komponist, der hervorragende Ihrische Terte mit so viel Anmut und Eigenart zu vertonen weiß, beträchtlich schwächer wird, sobald es Terte von geringerer und speziell mehr gefünftelter Qualität gilt. So mußten die Kompofitionen zu Dichtungen von Feliz Dahn ziemlich enttäuschen.

SZ.

raschen kann, 2716 von den 3113 Samen auf eine einzige Grasart. Sieht man von diesen durch den Spezialcharakter bedingten Zahlen Einen Lisztabend veranstaltete am Sonnabend in der ab, so beläuft sich die Gesamtziffer von 397 Samen und 239 Tieren Gingatademie Herr Leo Kestenberg  , ein Schüller des auf dem Wiesenboden immer noch auf mehr als das Doppelte der gefeierten Bianisten Ferrucio Bufoni. Drei große Klavierwerke mit Gesamtziffer für den Waldboden. Eine interessante Ergänzung zu Drchefterbegleitung enthielt das Programm: Die beiden Klavier  - diesem Ergebnis ist die von Forbes aufgestellte Statistit des Vor. tonzerte und den Totemuanz, die bekannte Paraphraſe über dies fommens der Vögel. Er findet für den Wald auf die Quadratmeile irae". Das ganze Konzert währte nur eine gute Stunde, stellt aber die Bahl 785, dagegen für die Wiese 1551. Die Dichte der Vogel. an die Ausdauer und Leistungsfähigkeit des Pianisten die größten bevölkerung stimmt also mit der Futterdichte gut überein. Berantwortl. Redakteur: Hans Weber, Berlin  . Drud u. Verlag: Vorwärts Buchdruderei u.Verlagsanstalt Row Emo Berlin SW

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