Bck der großen Wichtigkeit ÄcS Äußeren Ansehens für die Beurteilung seitens des Händlers und des Käufers ist man natürlich sehr bald darauf verfallen, der Natur etwas nachzuhelfen. Ta wird dann Zucker beim Rösten zugesetzt, um die Bräunung zu be- schleunigen und zu steigern, die Bohnen werden mit Schellack über- zogen, um ihnen Glanz zu verleihen, Fett wird zugesetzt, da nach Meinung mancher Leute der Kaffee bis zumFettschwitzen" ge- röstet werden muß usw. Soweit keine gesundheitsschädlichen Schönheitsmittel verwendet werden, ist ja nichts gegen derartige Manipulationen einzuwenden, aber leider bedient man sich häufig aller möglichen Tinge, um einer minderwertigen Ware das An- sehen einer guten zu geben. Das kaufende Publikum ist in allen solchen Fällen der leidende. Teil und merkt erst beim Trinken des Kaffees, daß der Schein trügt. Ist es uns aber trotzalledem gelungen, für unser Geld einen brauchbaren Kaffee zu erhandeln, dann wäre es unverantwortlich, wenn wir durch eigene Schuld beim Zubereiten des Getränkes uns um allen Genuß bringen wollten. Und doch geschieht es in un- zähligen Fällen, weil man sich nicht recht klar macht, was man will, und wie man in sparsamer Weise seinen Zweck erreicht. Von einer guten Tasse Kaffee verlangen wir eine Ivarme braune Farbe, einen angenehmen Geruch und Geschmack und eine durch das Koffein und Kaffecöl bedingte anregende Wirkung. Würde man eine reichliche Menge gemahlenen Kaffees mit wenig heißen: Wasser übergießen, so hätten wir zwar ein Getränk von der gewünschten Farbe und von gutem Geruch, aber, abgesehen von der Kostspieligkeit einer solchen Bereitungsweise, würden wir sehr bald unsere Gesundheit ruinieren, und den meisten Menschen würde ein solcher Kaffceaufguß zu stark und bitter schmecken. Nehmen wir wenig Kaffee und kochen ihn dafür um so länger, so haben wir zwar die Farbe und weniger Koffein, aber alles Aroma ist ver- schwunden. Nun wird, wenigstens in großen Teilen Teutschlands, in den meisten Haushaltungen ein Verfahren bevorzugt, das uns zwar das Aroma einigermaßen erhält, aber mit Farbe und Ge- schmack sind wir nicht zufrieden, ich meine das Trichtern des Kaffee?, das darin besteht, kochendes Wasser in dünnem Strahl durch einen Beutel oder ein Filter, in welchem der gemahlene Kaffee liegt, zu gießen. Das Filtrat ist anfangs dunkelbraun, wird aber sehr bald heller, und diese Beobachtung war ohne Frage der erste Anlaß, dem Kaffee etwas Cichorie oder ein anderes Färbe- mittel zuzusetzen. Diese Methode des Kaffeetrichterns hat aber noch einen anderen Nachteil; nicht nur eine ganze Reihe Extrakt- stoffe, die dem Kaffee Geschmack geben, bleiben im Kaffeesatz zurück. sondern auch fast die Hälfte des Koffeins; das ist in gesundheitlicher Beziehung ja kein Schade, aber der Kaffee entbehrt in diesem Falle der anregenden Wirkung. Kaffeemaschinen, besonders die üb- lichen Kippapparate, haben gegenüber dem Trichtern den Vorzug, daß das Wasser etwas langsamer durch den Kaffee durchsickert und daß von vornherein weniger Wasser verwendet wird, darum sind in Familien derartige Apparate wenig in Gebrauch. Einen guten Kaffee erzielt man stets dadurch, daß man kochen- des Waffer über die irisch gemahlenen Bohnen gießt, und den Auf- guß in gut verschlossenem Gesäß solange stehen läßt, bis der Satz zu Boden gesunken ist. Allerdings erfordert diese Methode ziemlich viele Bohnen, ist also nur zu verwenden, wenn man starken Kaffee kochen will; bei Anwendung von wenig Bohnen wird die Farbe zu hell. Tie Nachteile aller Bereitungsmethoden lassen sich nun der- meiden, wenn wir nach Vorschrift des großen Liebig verfahren ob das Rezept wirklich von ihm herrührt, ließ sich nicht ermitteln. CS ist ohne weiteres einleuchtend, daß um so mehr Stoffe ausgc- zogen werden können, je feiner der Kaffee gemahlen wird; man sorge also für eine gute und scharfe Mühle. Anstatt reines Wasser aufs Feuer zu fetzen, koche man den einmal verwendeten Kaffee, also den Kaffeesatz vom vorigen Male, und gieße diese Abkochung heiß auf die frisch gemahlenen neuen Bohnen, natürlich ohne den alten Satz. Um zu verhindern, daß der abgekochte alte Kaffee sich nicht mit dorn neuen vermischt, kann man die Abkochung durch ein Sieb gießen; meistens bleibt er aber im Tops zurück, da er sehr schnell zu Boden sinkt. Den neuen Aufguß gießt man nach einer Minute oder auch sofort durch ein feines Sieb und man hat einen kräftigen, dabei nicht zu starken, wohlschmeckenden Kaffee; die Extrattstoffe des alten«atzes geben ihm die Farbe und das ganze Aroma des neuen Kaffees bleibt erhalten. Diese Art der Be- rcitung ist keineswegs umständlicher als das Trichtern und Filtrieren; nur empfiehlt es sich, stets zwei Töpfe in Gebrauch zu halten, den einen zum Kochen des alten Satzes und den zweiten für den frischen Aufguß. Schon bei Verwendung eines Loths Kaffeebohnen kann man nach dieser Vorschrift eine Kanne Kaffee von einem Liter Inhalt bereiten, der in jeder Beziehung den Anforderungen des guten Ge- schmackcs genügt.___ Dr. W. (Nachdruck verboten.) Ver IsprawmK. Von F. D. Teleschew. t Schluß.) Erfteut durch die Nachricht aus Petersburg von seiner bevor- stehenden Beförderung, lud Wolhynzew seine Mutter und Schwester für den Sommer zu sich ein. Das Leben ist bei uns herrlich. d!e Lust sehr rem, grsund, meine Wohnung bequem. Alles ist sehr billig und in Ueberfluß vor» Händen, Fiiche, Geflügel. Wild und so weiter", schrieb er voller Sehn- sucht nach seiner Familie.Zudem hat sich alles nach mein-n Wünschen geregelt, Arbeit habe ich fast gar keine, überall herrscht völlige Ruhe, so daß ich Euch den ganzen Tag widmen kann." I.. Iwan Petrowitsch , willst Du mit mir auf die Jagd gehen 1* schlug er eines Tages dem Schreiber vor. Mit Vergnügen. Wassili Michajlowitsch." Erinnerst Du Dich noch daran. Iwan Petrowitsch, " sahte Wassili,wie ich vor einem Jahr getobt habe und wie empört'ch gewesen bin? Nun, und jetzt ist alles anders geworden, wie Du siehst. Zu allem gehört Mut und Entschlossenheit. Hätte ich dmnals nur um ein Haar nachgegeben, hätte ich Furcht vor den Diebstählen oder Brandstiftungen gezeigt, so wäre alles beim alten geblieben l Selbst diese Bauern würden mich nicht achten, und jetzt I Jetzt fürchlen sie mich wie den Blitz!" Charakterfestigkeit ist eine sehr schöne Sache. Sie sollten Gou- verneur werden oder ins Ministerium eintrelcn, aber nicht hier bei uns fein I" Wolhhnzcw lächelte zufrieden' Was soll man machen, lernen muß jeder.... Sogar Peter der Große war anfangs ein Schisfszimmerinann." Um etwas ordentlich zu lernen, muß man gute Anfangsgründe haben. Will man hoch hinaus, dann sind die ersten Stufen m< möglich zu umgehen. Nachher kann man sie zu zehn überspringen, doch ohne die ersten geht eS nicht. das ist mein System." Das einzige, was mir noch Kummer macht, ist, daß sie meinen Karo aufgekuüptt haben. Konnte das Gesindel schon nicht mehr auf etwas anderes verfallen?!" Aufknüpfen I..." Zun, Beispiel, jetzt gehe ich init dein Jagdgewehr.... Natür- lich werde ich schießen und töten, aber eS ist doch ein großer Unter- schied zwischen dem Tode durch die Kugel und durch den Strick. Erschießen, das kann ich, aber aufhängen, nein, das könnte ich für keinen Preis I Meine Hand würde sich nicht erheben. Wie schrecklich, der Knoten, dann die Konvulsionen, die ausgestreckt» Zunge...." Bei den letzten Worten erbebte Wolhiinzew nervös, und der Schreiber spuckte, zum Zeichen seines Mitgefühls, aus und schlvenkte abwehrend mit der Hand. Noch lange streiften sie durch Wald und Flur, auf der Jagd nach Wild, bis sie ermüdet und hungrig sich in der Nähe eines Sees niederließen. Ter Schreiber zündete ein Feuer an, während Wassili Michajlo- witsch den mitgenommenen Proviant ans der Jagdtasche auspackte. Die Sonne war im Untergehen begriffen und beschien mit ihren letzten blutroten Strahlen die spiegelglatte Oberfläche des SeeS. Ringsum war eS geheimnisvoll, menschenleer, merkwürdig ruhig, es schien, als ob die Bäume, Gräier und Blumen Abschied von der Sonne bis zum nächsten Morgen nähmen, sich gegenseitig AbschiedSgriiße zulächelnd. Und über der ganzen Natur lagerte ein merkwürdig stiller, harmonischer Friede, alles atmete volles Leben und verstand sich gegenseitig. Nur die beiden Jäger und das qualmende Feuer erschienen hier fremd und überflüssig, und die blutige Beute, ins Gras hin- geworfen, beleidigte durch ihre Todesohnmacht die Natur und ihre feierliche Jubelstunde. Plötzlich vernahmen die Jäger ein Geflüster im Grase. Ist er das bestimmt?" Ja. er ist's I" Die Jäger blickten sich um. Etwa zwanzig Schritte voi, ihnen entfernt, au, Rande dci Wäldes, standen drei Männer. Der eine derselben blickte hartnäckig nach ihnen herüber, während der zweite mit dem Finger ans sie wies. O. den kennen>vir!" Der Schreiber fing den auf ihn gc- richteten Blick auf und vor Schreck griff er nach dem nebe» ihn, liegenden Knüppel. Was ivollt Ihr?" rief Wolhynzew, als er sah, daß die ab- gerisscnel. Gestalten sich ihnen näherten. Was wollt Ihr?" wiederholte er feine Frage in noch drohenderen, Tone, indem er sich erhob. Was wir wollen? Du hast die Unseren verfolgt, jetzt komm, wir wollen abrechnen I" Erst jetzt begriff Wolhhnzew, Ivorun, eS sich handelte. Er ergriff sein Gewehr und ein paar Schritte zurückspringend, rief er aus: Hinweg, Elende I" Zurückl Oder ich strecke Euch alle auf der Stelle nieder I" Sein Gesicht wurde blaß, die Augen blitzten unheildrohend. Schon lange wollten wir eS Dir heimzahlen," fuhr der Land» streicher fort. Zu viel haben wir durch Dich gelitten!" sagte der zweite. Schon lange wollten wir Dich verbrennen, nur Deine Nach- barn, die Bauern, taten unS leid I" fügte der dritte hinzu. Mt mir abrechnen?!" rief Wolhynzew.Ich werde Euch zeigen. Ihr Raubgesindel I" Und in der nächsten Sekunde sah der Schreiber, wie das Gewehr in der Lust blitzte. Wolhynzew stand da, mit hochgehobenen, Gewehr. dessen Ende einer der Landstreicher gepackt hatte, während der zweite Wassili Michajlowitsch an die Kehle griff und ihn lvürgte. Noch eine