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fehlt. Gute Kunst wollen wir geben, sollten fie faget, und das 1 Deutschtum, das meist nur als Maske dient, zu Hause lassen.
Eine lehrreiche Ausstellung, die neue Perspektiven für AusEine lehrreiche Ausstellung, die neue Perspektiven für Ausstellungsmöglichkeiten eröffnet, bringt der Kunstfalon Schulte. Er zeigt eine große Zahl von Bildern, die das Gemeinsame haben, daß fie in der Diez- Schule in München gemalt wurden. Das ist sehr lehrreich. Einmal wird der Wert der guten Schulung dargetan, der in unserer Zeit etwas in Mißkredit gekommen ist. Indem Namen von Trübner, Slevogt , Stauffer- Bern , Löfft hier vertreten find, wird auch dem Widerspenstigsten dargetan, daß Schulung das Talent nicht verbirbt, sondern erzieht. Sie hat die Begabung dieser Künstler nicht erftidt, sondern gefördert. Nur so ist es möglich, zu einer Tradition zu kommen, zu einem Stil, und im Zeitalter, wo man von Technik so viel redet, sollte darüber kein Zweifel sein. Wenn auch, wie man hier fieht, vielleicht gerade die im Schulsinn hervorragenden Schüler es zu nichts gebracht haben, und die Talentierten( Slevogt!) hier gar nicht fo persönlich und auf fallend hervortreten, so besagt das nichts gegen die Schule. Ja, man bleibt von dem Wert überzeugt, auch wenn hier durchweg in der alten, brauntonigen, dunklen Manier gemalt wird.
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„ Erhabener Shi- Hei- Fu, man fennt alle Deine großen Tugenden. Darum lasse Deine Gnade groß werden und taufe für dieses Tier besseren Hafer, als ich armer Mann der Kavallerie des Kaisers liefern konnte. Auch erlasse den Befehl, es solle fich, wenn Du ausreitest, niemand mit einem Stock oder Knüppel zeigen, denn das Pferd hat davor einen unbesiegbaren Widerwillen!" fort war, hin und schrieb einen Erlaß an die Polizei, fie folle Der Obermandarine setzte sich, sofort nachdem Tun- Tshi- Slan barauf achten, daß niemand aus dem Volke einen Knuppel tragen dürfe, wenn er, der Obermandarine, auf seinem neuen Pferde durchs Land reite. Wer den Befehl mißachte, der solle hundert Stodhiebe auf die nadten Fußsohlen erhalten. Pferde einen Ritt durchs Land. Anfangs ging alles gut und er Nach einiger Zeit unternahm Shi- Hei- Fu auf seinem neuen freute fich ganz außerordentlich, aber das dauerte nicht lange; denn als er an einem Kreuzwege vorüberritt, erblickte das Pferd einen Schuhmann mit einem mächtigen Knüppel. Es scheute und begann so wild gegen den Schuhmann mit den Hinterhufen auszuschlagen, daß Shi- Hei- Fu aus dem Sattel flog, ohne sich glüdlicherweise
zu verlegen.
Der Zorn des Gewaltigen wandte sich nun gegen den die Wilhelm Diez ist selbst mit einer reichen Kollektion vertreten. Seine den Willen seines Borgesetzten nicht zur Ausführung gebracht zu Schußleute fommandierenden Taotai, welcher beschuldigt wurde, Gemälde, kleinen Formats, jind in gewissem Sinne Nachzügler der alten, haben. Da wies jedoch der Angeschuldigte den erhaltenen Befehl historischen Malerei, doch bahnen sie ebenso eine neue Auffaffung an. vor, in welchem ausdrücklich gesagt worden war, daß niemand a us Diez malt zwar Szenerien aus der Ritterzeit, dem dreißigjährigen bem Bolte einen Knüppel tragen dürfe, wenn seine hohe Striege, aber er malt mehr das Genre darin, die Landschaft, die Be- Exzellenz auf dem neuen Pferde durchs Land reite; die Polizei wegung, und er weiß diefes Leben malerisch darzustellen. Besonders gehöre aber doch nicht zum Volt! Das leuchtete Shi- Hei- Fu die Studien muß man ansehen, fie zeigen viel ehrliche Arbeit. Ge- ein, aber damit war ihm in keiner Weise geholfen, denn das schöne höfte, Bauern usw. Und so hat man das Gefühl, nur ein Rest Beit- weiße Pferd benahm sich seit dieser Zeit ohne jeden Respekt vor gefühl zwang den Maler, nachher vom Leben Abschied zu nehmen dem hohen Würdenträger, und schlug von nun an gegen jeden und seinen Figuren das historische Gewand überzuziehen. Besonders Pfosten, jeden Laternenpfahl, furz gegen alles, was auch nur im ein Kopf, ein Aft und eine Dorfftube mit einer Wäscherin find von entfernteften an einen Knüppel erinnerte, aus, wodurch es seinen malerischer Wirkung. Gebieter wiederholt in Lebensgefahr brachte.
Indem man aber neben diesen eigenen Arbeiten die Schule übersieht, bekommt man erst einen Begriff von der Bedeutung dieses Künstlers, der in einer Zeit der Phrase für gute Arbeit forgte. Ueber sechzig Künstler find hier vertreten, die bei ihm lernten. Es tritt das Gemeinsame hervor, aber auch das Besondere, nnd zuweilen merkt man, wie die Schüler von sich weg zu Leibl hinüberblicken, der ihnen vorbildlich erscheint. So Duvened, dessen Porträts die breite Art Leibls zeigen.
Hervorzuheben find folgende Künfiler: Eib!, der eine Alte in grauer Erscheinung famos in einen grünen Hintergrund gestellt hat; Erdtelt, dessen Wildnisse eine fefte, bewußte Art zeigen, die von den alten Meistern gelernt hat; Herter, dessen Studie von einem Kinde durch seinen feinen, grauen Ton besticht; Löfft mit malerischen Hofstudien in Grau, er war der Nachfolger von Diez und hatte dann selbst eine einflußreiche Schule; Slevogt mit einem Kinderkopf, der durch die Frische der Farben auffällt; Trübner mit einer temperamentvoll gemalten Dogge.
Eine Gruppe Wiener Künstler will österreichische Kunst repräsentieren. Man betrachtet Molls stille, farbenfeine BarkSzenen, die dekorativ wertvollen Entwürfe eines Fichtenwaldes, eines Apfelbaums von Klimt , dessen Begabung hierin hervortritt, dann wendet man sich Andris markigen, charaltervollen Bauernbildern voll bunter, entschiedener Pracht zu und ist erfreut über die feinen, flimmernden Interieurs von Gaittner. Aber man wird sich hüten müssen, diese Auswahl als typisch wienerische Kunst zu nehmen.
Paul Höniger , der im Kunstsalon Gurlitt ausstellt, hat Monet , den Schilderer Pariser Straßen, und Pifarro, den modernen Landschafter gesehen. Beides will er sein. Er schildert Straßen und Pläge von Berlin . Das ist stofflich schon wichtig, denn unsere Maler bernachläffigen sowohl Berlin wie seine Umgebung. Aber Höniger ist farbig zu schwer, dann wieder zu bunt; es fehlt ihm die nervöse Leichtigkeit. Die Dinge erscheinen zu kompakt. Auch ist er nicht fähig, Leute, Maffen auf der Straße bewegt erscheinen zu lassen; fie find steif. In den Stadtbildern fehlt das Zuckende; in den Landschaften das Duftige. Höniger hat viel gesehen, aber es fehlt am Eigenschöpferischen. Die Bilder erinnern in den Farben zu weilen an Drude. Es fehlt Glanz und Frische. Nur ein Bild von Alt- Berlin im Schnee ist breit und kraftvoll. Die Heide stimmungen Scherfenbergs haben eine gewisse Kraft und Intensität, doch sind sie farbig zu verwaschen, fie erinnern an Ury. Mice Trübner malt in der Art ihres Mannes. Mit Vorliebe graue Fassaden im Grünen , oder grau und rot zusammen, grau Blau( Buppen und Stilleben) mit breitem Strich und stumpfer Tönung, die der Bildwirkung Ruhe gibt!
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( Nachdruck verboten.)
Der Polizeiknüppel.
Aus Hundert goldene chinesische Märchen", Bearbeitet von Karl Kuhls.
Tun- Thi- Slan, der bekannte Fouragelieferant der chinesischen Kavallerie, schenkte dem Obermandarinen Shi- Hei- Fu aus Dankbarkeit ein Pferd von ganz außerordentlicher Schönheit, und als er es dem neuen Besitzer übergab, machte er einer Kotau und sagte:
Tier von seiner üblen Gewohnheit abzubringen, und so ließ er Shi- Hei- Fu wollte aber kein Mittel unversucht lassen, um das für hohen Lohn die berühmtesten Bereiter fommen, aber es glüdte keinem, das Pferd zu beffern, und für die erfolglose Mühe erhielt jeder eine gehörige Anzahl Stockschläge auf die nadten Fußsohlen. Als sich kein neuer Bereiter mehr meldete, berief der Obermandarine einen hohen Rat, bestehend aus den größten Gelehrten seiner Probing, und fragte die Langbezopften:
"
Gibt es denn in unserem Reiche niemand, der ein störrisches Pferd zähmen kann?"
durch den Hauch meines Atmes beleidigen?" wandte fich ein alter " Darf ich meinen Mund öffnen, und würde ich Dich nicht Doktor der Staatswissenschaften an Shi- Hei- Fu.
Lis
,, Rede, weiser Sho- Ma- Ti," entgegnete Shi- Hei- Fu.
Wie wäre es, wenn Deine Erhabenheit die Hülfe Tshu- Muis in Anspruch nähme?"
" Des Laotais der Schuhmannschaft, dessen Dummheit an der ganzen Sache schuld ist?"
" O, Du unterschäßt seine Fähigkeiten," entgegnete Sho- Mas Ti; denn bedente doch, welch große Verdienste Tihu- Mui- Li fich um das Wohl des Vaterlandes erwarb: Als neulich in der Probing Be- tschi- li eine Hungersnot ausbrach und das hungrige. Volt nach Befing wollte, um die fatten und friedlichen Einwohner der Kaiserstadt zu berauben, da wurde Tshu- Mui- Li ihnen entgegengesandt, und sie blieben fort; als vor elf Monaten die Kulis von Kanton verlangten, daß man sie nicht nach dem Willen der weisen Obrigkeit für jede Kleinigkeit köpfen ließe, sondern ihre Lebenslage ein ganz lein wenig verbessern solle, da wurde wiederum Tshu- Mui- Li hina gesandt und seit der Zeit war nichts mehr von den Vaterlands berrätern zu hören. Sollte wohl ein Mann, der so großes vollbrachte, nicht auch imftande sein, den Eigenfinn Deines Pferdes zu brechen?"
Die Rede fand bei allen Anwesenden ungeteilten Beifall und veranlaßte einen der anwesenden Würdenträger auszurufen: Auch ich hatte Gelegenheit, die außerordentlichen Fähigkeiten Tshu- Mui Bis fennen zu lernen. Denkt Euch nur, Ihr weisesten Männer Chinas , die Spitzbuben, von denen der weise Shi- Hei- Fu soeben sprach, hatten mir eine sehr wertvolle Base gestohlen. Da befaht ich Tshu- Mui- Li, mir die Base zurückzuschaffen, und denkt Euch nur: gleich am anderen Tage brachte er mir zwei an Stelle der gestohlenen, die waren noch viel kostbarer und schöner als meine!" Nun waren alle von den hohen Zugenden des Taotai über zeugt und Shi- Hei- Fu ließ ihn sofort zu fich rufen. Sage, bist Du wirklich so, wie man Dich schildert?" fragte Hoher Herr, o glaube Deinem Diener, daß er ganz ut gerechterweise schlechter gemacht wird als er ist," entgegnete Tshu Mui, Li verlegen. " O, nicht doch, man sågte mir, daß Du alles kannst; ist das wahr?" „ Alles," entgegnete mit der Miene größter Treuherzigkeit der andere.
er ihn.
Dann ist es Dir gewiß auch möglich, meinem neuen Pferde das Ausschlagen abzugewöhnen, damit es mein gottgefälliges Leben nicht gefährdet."
" O, nichts leichter als das," entgegnete Tshu- Mui- Li, und hoch erfreut ließ Shi- Hei- Fu ihn vom Stallknecht zum Pferde führen. Welches Pferd ist es? fragte der Taotai,