berdient war.

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schleudert seine leidenschaftlich wuchtige Anklage wider das Ganze des Militarismus, während die beiden deutschen   Autoren vor­fichtig ausbeugend den blutdürftig- fanatischen Oberst, wider dessen Order der Sohn sich auflehnt, nach Möglichkeit isolieren und seiner Tüde absichtsvoll die Besonnenheit der oberen, jede unnüße Pro­bokation der Arbeiter verbietenden Instanzen gegenüberstellen. Und während Heijermans, seine Kraft auf die intime Wiedergabe der Charaktere und Stimmungen im sorgsam ausgefeilten natura­listischen Dialog konzentrierend, die Vorgänge aufs äußerste ver­einfacht, arbeiten Goldbeck- Kienzl mit der herkömmlichen glatten Theatersprache und allerhand verzwidt romanhaften Zutaten. Das Stück fand, wie neulich bei seiner Erstaufführung in Wien  , so auch im Schiller- Theater starken Beifall, der in erster Reihe wohl seiner immerhin scharf oppositionellen Tendenz, seinem Appell an ein gesundes, freiheitliches Fühlen galt und insofern sicherlich Die Braut des jungen Menschen, im Panzer" das schwerste Hemmnis seiner Selbstbefreiung, ist hier ein feurig- idealistisches Fräulein. An sie wendet sich der Leutnant, als er von dem hinter­listigen Angriffsplane seines Vaters erfährt. Eine Denunziation ist bei dem Oberst eingelaufen, daß die Streifenden vor einer abgelegenen Fabrit demonstrieren und hier beginnt schon die Romantik- die Maschinen kurz und klein schlagen wollen. Statt Soldaten, deren bloßer Anblick die Arbeiter von dem angeblich projektierten Gewaltaft zurüdgehalten haben würde, in dem Ge­bäude zu postieren, beschließt er, eine Kompagnie in den Hinter­halt zu legen. Es soll zu dem Tumulte kommen, damit man dann die Demonstranten niederknallen kann. Die einzige Möglichkeit, das Blutvergießen zu verhindern, wäre, daß der Leutnant seinem ehemaligen Jugendfreunde, dem Redakteur des sozialistischen  Organs, den ausgegebenen Befehl verriete, damit er dann recht­zeitig die Genossen warnen könnte. Die Geliebte, der der Leutnant feine Zweifelsqualen vorlegt, antwortet wie Schillers Thekla ihrem May: Folg' Deinem Herzen, handle als Mensch. In wie langer Haft er seinen Disziplinbruch auch zu büßen haben werde, treu in Stolz und Hoffnung will sie seiner Rückkehr aus dem Gefängnis harren. In diesen Szenen wie in der Begegnung der beiden Jugendfreunde hebt sich das Drama bei aller unwahr scheinlichkeit in den Voraussetzungen zu starker Spannung, die Leider bald durch einen albernen Theatercoup gestört wird. Der Redakteur läßt sich von dem Besizer der bedrohten Fabrik in die glänzend dotierte Korrespondentenstelle eines großbürgerlichen Blattes senden! Er warnt und verrät die Genoffen in einem Atemzuge. Das Blutbad wird verhindert, die Arbeiter gewinnen den Streik. Von eindrucksvoller Wirkung war im Schlußakt die Auseinandersetzung zwischen dem bornierten Oberst und dem flug rechnenden, zum Nachgeben gezwungenen Fabrikanten sowie das Letzte Aufeinanderprallen von Vater und Sohn.

Um die Darstellung machten sich namentlich die Herren Werner Kable, Conrad Wiene, Franz Rolan und Paul Bildt   verdient. Letterer spielte die Rolle des über arbeiteten, nervösen Redakteurs, von jener schon erwähnten un­finnigen Pointe abgesehen, mit viel Feinheit.

Medizinisches.  

dt.

eine Farbenphotographie auf einer einzigen Blatte in einer Ope ration zu erzeugen, sind in letzter Zeit vielfach von Erfolg ges krönt gewesen. Eine Veröffentlichung in der Wochenschrift Umschau"( Frankfurt   a. M.) gibt über die sinnreichen Methoden der jüngsten zwei Jahre eine gute Uebersicht. Das Prinzip, die Farbenfilter nicht nacheinander, sondern gleichzeitig wirken zu lassen, ist zuerst von Jolly angegeben worden und besteht darin, daß man die Fläche des Bildes in eine möglichst große Anzahl gleichmäßig berteilter farbiger Pünktchen zerlegt, die abwechselnd rotorange, grün und blauviolett gefärbt sind. Praktisch wurde diese Aufgabe von den Brüdern Lumière in Lhon in der Weise gelöst, daß die Glasplatte durch Aufblasen eines innigen Gemisches ent­sprechend gefärbter feiner Stärkeförnchen in ähnlicher Art bedeckt wurde wie pointillierte Gemälde mit den confettiartigen Farb­tüpfelchen. So wie bei diesen die nebeneinandergesezten Tüpfelchen zweier Farben für das Auge zu einer Mischfarbe verschmelzen, so rufen auf den Platten die zahllosen Pünktchen der drei Grund­farben ein mehr oder minder reines Weiß hervor. Die Stärkes förnchen der Lumièreschen Platten haben einen Durchmesser von ungefähr einem Sechzigstel bis einem Hundertstel Millimeter. Die Ergebnisse dieser Anordnung sind vorzüglich. Sie haben ber wirklicht, was Ducos de Hauron vor Jahren vergeblich auszuführen bersuchte. Er hat nunmehr neuerdings unter Verwendung der selben theoretischen Grundlage zusammen mit Jouglas in Paris  cin neues Verfahren herausgebracht, nach welchem auf durchsichtiges Papier ein feines Raster in einer der Grundfarben gezogen wird, das durch ein ebensolches in der zweiten Farbe rechtwinkelig durch­freuzt wird. Da ersteres mit fetter, lepteres mit nasser Farbe aufgedruckt wird, kann an den Kreuzungsstellen keine Ueberdeckung stattfinden. Die winzigen Quadratchen, die das sich kreuzende feine Liniensystem umschließt, werden durch Eintauchen in ein die dritte Grundfarbe gebendes Bad ausgefüllt. Allerdings läßt sich in dieser Weise bei weitem nicht die Feinheit der Lumièreschen Platten erzielen, da das Korn bei Anwendung eines Rasters von 15 Linien auf das Millimeter immerhin noch viermal gröber ist. Gin gleichfalls auf Anwendung eines Rafters beruhendes Ver­fahren benutzt die Neue Photographische Gesellschaft   zur Her­stellung von Photographienfilms. Von drei in den Grundfarben gefärbten Celluloidblöden werden mittels eines mittotomartigen Instruments ganz feine Folien abgespalten. Diese werden dann in wechselnder Farbenfolge zu einem neuen Block vereinigt, von dem nunmehr wiederum Häutchen, die jetzt ein Raster in ab­wechselnden Farben aufweisen, abgeschält werden können. Für große Formate, bei denen es auch auf die relativ geringere Fein­heit des Rafters weniger ankommt, ist das Verfahren gewiß wert­boll. Für ganz egatte Photogramme, etwa folche mikroskopischer Präparate, ist selbst das Korn der Lumièreplatten noch zu grob. Eine Fortschrittsmöglichkeit läge in dem Versuch, statt der Stärke­förner gefärbte Bakterien, mittels deren man Pünktchen von nur ein Tausendstel Millimeter erreichen könnte, zu verwenden. Der Nachteil des von Lumière angewendeten Systems ist die Unmöglich­feit, von den Diapofitiven, die es liefert, Duplikate herzustellen. Ein praktisches Verfahren, farbige Bilder auf Papier mit einem Schlage herzustellen, bleibt noch zu entdecken. Der Wert der Farbenphotographie ist wohl faum auf fünstlerischem Gebiet zu suchen. Wohl aber hat die getreue und bei dem Lumièreschen Verfahren nicht wie bei dem Dreiplattenverfahren fünstlich ver­schiebbare Wiedergabe der natürlichen Farben für den Anschau ungsunterricht und ähnliches hohen Wert. Wenn nämlich die Farben durch Uebereinanderdruck der roten, gelben und blauen Teilplatten erzeugt werden, kann durch verschiedenes Belichten und Kopieren der einzelnen Blatte eine vollkommene Verschiebung der Farbwerte erreicht werden. Bei dem Lumièreschen Verfahren dagegen ist mit der richtigen Herstellung des Bildes überhaupt auch die richtige Wiedergabe der Farbentöne gewährleistet und damit ein wissenschaftlich und praktisch wertvolles Ergebnis ge wonnen.

Neues von der Krebskrankheit. Am Schluß eines äußerst gründlichen Vortrages, in dem Dr. Brand vor der Britischen Medizinischen   Vereinigung über die Frage der Ansteckungskraft des Krebses gehalten hat, find die wichtigsten Entdeckungen zusammen gefaßt worden, die im Laufe der letzten Jahre mit Bezug auf das Wesen dieses Leidens gemacht worden sind. Es werden dort zu nächst drei neue Tatsachen genannt. Die erste davon besagt, daß die Bellen bösartiger Neuwucherungen in der Art ihrer Teilung von den normalen Zellen oder denen von sogenannten gutartigen Buches rungen unterscheidbar sind, indem die Zellen der Krebswucherungen sich in ungleichartiger Weise teilen, die anderen in gleichartiger. Zweitens ist jetzt festgestellt worden, daß die Krebskrankheit nicht auf die höheren Wirbeltiere, z. B. auf den Menschen und die Haustiere, beschränkt ist, wie früher angenommen wurde, sondern daß sie bei allen Die Pariser Zeitung Eclair" berichtete, daß eine neue Erfindung Elektrische Fernzündung und Fernsteuerung. Wirbeltieren vorkommt, vielleicht mit Ausnahme einiger Reptilien, von Branly  , dem bekannten Konstrukteur des Kohärers, gemacht und daß ihre Wucherungen bei allen Wirbeltieren und in jeder wurde, nach der mittels elektrischer Wellen, also ohne Draht, Hinsicht denen beim Menschen gleich sind. Endlich ist die Uebertragbarkeit der Krankheit Torpedos nach einem bestimmten Punkt gelenkt und auch Rand. bon einem Tier auf das andere der gleichen Art auch bei anderen Gruppen der Wirbel- minen auf gleichem Wege zur Explosion gebracht werden können. tiere Diese Erfindung, oder zum mindesten ihr erster Teil, ist dem erwiesen worden. Die Bedeutung dieser neuen Er tenntnis liegt auf der Hand. Prinzip nach nicht neu. Schon vor zirka 6 bis 7 Jahren wurde von Vor allem wird man nunt Agel Orling und Georg Braunerhjelm ein Verfahren annehmen müssen, daß der Krebs zu den ansteckenden Krankheiten gehört und durch einen äußeren Erreger beranlagt wird, wenigstens angegeben, ein Steuerruder mittels elektrischer Wellen zu diri­ist dies die bestimmte Ueberzeugung von Dr. Brand. Sowohl in gieren. Es wurde von ihnen speziell eine Schaltung angegeben, seinem Ursprung wie in seiner Entwickelung hat der Strebs nach der ein Torpedoboot von einem entfernten Punkt aus lanciert eine vollkommene Aehnlichkeit mit anderen chronischen Infektions- entfernten Punkt aus abwechselnd elektrische Wellen aussendet und werden kann. Die Steuerung geschieht dadurch, daß man von dem unterbricht. Diese wirken auf einen Stohärer, der einen Hülfs. Technisches. stromkreis entsprechend öffnet und schließt, wodurch dann mit Hülfe bon Magneten das eigentliche Steuerruder eingestellt wird. Die Steuerung ist nur im Zidzadkurse möglich. Ob dies Verfahren praktisch durchgeprobt wurde, ist fraglich. Möglicherweise bedeutet die jetzige Erfindung Branlys eine bedeutende Berbesserung, da vor allem, wie die Nachricht besagt, die Beeinflussung durch fremde Wellen ausgeschlossen ist. Sth.

frankheiten.

Die neueren Methoden der Farbenphoto graphie. Die ersten praktischen Ergebnisse auf dem Gebiete der Naturfarbenphotographie wurden durch Uebereinanderdruck dreier Platten in den Grundfarben rot, gelb und blau erzielt. Aus der Mischung ergaben sich alle übrigen Töne. Die Be­strebungen, die Herstellung dieser drei Teilbilder zu umgehen und Weranto.: Satteur: Georg Davidst hn, Berlin.- Drud u. Verlag: Vorwärts Buchdr. u. Verlagsanftalt Paul Singer& Co., Berlin   SW.