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Nun ist er tot!" sagte Andreas. Und er dachte bei sich selbst, was hier hätte erspart werder können, wenn die weise Frau drüben geblieben wäre. Lene faß auf dem Stuhl vor dem Bette und fuhr mit der Hand glättend über die Dede hin.
Er starb und wurde begraben:
Als Banden im schlimmsten Sinne des Wortes tönnen jedoch mit| Fug und Recht die französischen Emigranten, die Anhänger des absoluten Königtums, bezeichnet werden, die mit den Brüdern Ludwig XVI. in Koblenz hausten, worüber von Stramberg unter anderem folgendes mitteilt: Dem schönen Geschlecht waren sie besonders gefährlich. Es war ihnen gleichviel, ob fie Es war eine milde Feuchtigkeit in der Luft gewesen von dent Weiber oder Mädchen zu ihren Ausschweifungen verführten. Bei frühesten Morgen her. Frische, geträuselte, start gefärbte Wolken hellem Tage redeten sie öfters Weibsleute auf der Straße an, um waren gleichzeitig aufgestanden mit einer roten Sonne und hatten Liebeshändel mit ihnen anzufangen. Auch waren verschiedene sich um diefelbe gelegt, wie die gekräuselte Petersilie fich um eine franzöfifche Dirnen hier angekommen, mit welchen fie ihre verliebten Schüssel Schinken legt. Die Sonne war hierauf wieder verschwunden Ausschweifungen unterhielten. Der Monsieur( der nachherige und die Wolken ebenfalls, und ein einförmiges Begräbnisgrau lag Ludwig XVIII.), obschon er seine würdige Frau Gemahlin bei sich über dem Strande. Es fiel ein ganz schivacher Staubregen, und hatte, führte jedoch Madame de Balbi unter dem Titel einer Obrist- Gräser und mit Knospen bedeckte Büsche sogen die Feuchtigkeit in hofmeisterin von seiner Gemahlin mit bei sich und ließ sich durch sich, und dasselbe taten Düffeljaden, schwarze Filzhüte und baumdiese leiten und führen. Der Graf von Artois ( der spätere Karl X. ) wollene Regenschirme. Es war ein Frühjahrswetter, ein frucht hatte seine Maitreffe in der Person einer Madame de Polastron, bares Wetter, ein Begräbniswetter. welche in einem sehr schönen Haus der Madame Grand wohnte." Drci Charabanks und der Leichenwagen des Schenkwirts neu angestrichener Laftwagen hielten vor dem langen, niederen Flügel. Der Wirt, der pensionierte Lotse, der pensionierte Zollbeamte, einige Handwerksmeister und die Fischer mit anderen Worten: alle hatten sich eingefunden. Die Küche war ausge räumt worden, und hier stand der Sarg auf zwei Holzböden, und in dem Sarge lag var und empfing Besuche. Ursprünglich hatte er die Besuche oben empfangen in der hinteren Bodenkammer; da man aber in der Kammer daneben ſpeiſte und Jvar nicht wie die fürstlichen Personen einbalsamiert war und da dieser Geruch vorhanden war.. kurz gesagt, man hatte es zwedmäßig ge funden, Jvar hinabzutransportieren. Aus demfelben Grunde fand man es jetzt ziedmäßig, den Sarg zu schließen früher, als es sonst zu geschehen pflegte. Denn diefes fruchtbare Wetter, welches die Bauern segneten, hatte etwas Drückendes an sich, und erneuerte nicht die Luft drinnen in den kleinen Räumen, wo man beständig
( Nachdruck verboten.)
( Schluß.)
Andreas beeilte sich. Er trat rasch über die Türschwelle bei Asmussens. Es hatte die Dämmerung begonnen. Lene faß zufammengetauert mit einem angezündeten Lichtstümpfchen am Fuße des Küchenschrankes, wo sie ihre Wäsche hatte.
" Ih Gott! Wie du mich erschreckt hast, Andreas, so schnell tamft du daher." it Jbar tot?" „ Nein, aber.
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Sie erhob sich mit einem reinen Leinwandhemd über dem halb naffes Zeug mit sich hineinbrachte und wo die Kränze die vielen Kränze ebenfalls einen starten Geruch verbreiteten. Nicht, Arme. Sie stellte das Licht weg und glättete das Hemd. daß jemand sich hierüber beschwert hätte; es waren ja feine ber " Verstehst du, Andreas? Sie ist hier gewesen. wöhnten Stadtmenschen; aber man hatte doch gefunden, daß es fo " Ja, das hörte ich, wieviel verlangte sie dafür?" " Zweiunddreißig! Für weniger wollte sie nicht herüber- am besten wäre. kommen. Aber nun wird ihm auch geholfen!"
„ Geholfen?
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" Ja gewiß. Wir erlösen ihn von seinen Schmerzen. Siehst du diese Schachtel mit Salbe? Na; die muß man auf das Hemd hier schmieren siehst du. Wenn er das Hemd angezogen hat, sofoso verlassen ihn die Schmerzen, und er kann aufrecht fizzen. Dann bekommt er solche Luft aufzustehen versteht du?... „ Nein!
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" Ja, sie hat es gesagt. Er bekommt Lust aufzustehen, und wir müssen tun, als hülfen wir ihm. Wenn er sich dann auf die Beine ftüßen will, so merkt er, daß es schlimm mit ihm steht. Und dann sollen wir's ihm sagen
Andreas stierte sie an:" Was?...
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" Daß es vorbei ist, daß sie ihn erlöst hat. Und dann dann ftirbt er ganz ruhig!"
Andreas blickte vor sich nieder und dann zur Seite. " Das ist jedenfalls das beste, was für ihn geschehen kann." " Ja, nicht wahr?" sagte Lene.
Hierauf stiegen sie zusammen die Leiter hinauf. Er hinterdrein mit dem Lichte, sie voraus mit dem Hemde, der Schachtel und einem Krug Wasser.
Da lag Jbar. Das Licht schnitt ihm in die Augen, die bereits den glasartigen Blid hatten. Mit einem Ausdrud unterdrückter Müdigkeit öffnete er dieselben.
" Jvar!" sagte sie und hielt ihm das Hemd hin. " Was ist's?" flüsterte er. Wollt ihr mich schon Könnt ihr nicht warten?
ankleiden?
"
Sie wechselten ihm die Wäsche wie einem Kinde. Gewohnheit jammerte er nicht.
Gegen die " Nun wird es wohl bald aus sein mit mir; meint ihr nicht?... Ah, das tut gut!" ftöhnte er.
Er lag noch ein wenig; dann machte er Miene, als wollte er fich erheben. Die beiden blidten einander an und nahmen ihn jedes unter einem Arm. Er fiel schlaff zurück, wand sich und flüsterte:" Ich hab alles gehört. Ihr habt heute die Luke nicht zugemacht!"
Sie schauten einander an wie Kinder, die beim Zuderdiebstahl ertappt werden.
Der Sterbende flüsterte, ohne daß eine Bitterkeit in der schwachen Stimme zu bemerken war:„ Willst du dem Andreas auch in Zukunft fünfunzwanzig Dere von der Krone geben? Ich glaub' es wäre leichter..." Er vollendete nicht, sondern stöhnte: " Wasser!"
Lene wandte sich um und griff nach dem Kruge. Dabei stieß fie das Lichtstümpfchen um; es verlöschte und fiel auf den Boden. Durch die Dunkelheit erklang ein letzter, heiserer Schrei. Andreas tappte herum, um Zündhölzchen zu finden, und stieß mit seiner Stirne an die Lenes. Sie führen auseinander; sie jammerte, er fluchte halblaut, und endlich erinnerte sich Andreas, daß er Schwefelhölzchen in der Tasche hatte.
Als das Licht wieder angezündet war, lag Jbar mit offenem Munde da, das eine Auge zugedrückt, das andere ungewöhnlich groß; die Hände hatten sich mit frummen Fingern in die Bettdecke Hineingegraben. Er war bereits ein Stüd Weges drinnen in der großen Finsternis,
Der Schmied war es, der immer gleich gut gelaunte Schmied welcher das entscheidende Wort ausgesprochen hatte. aufgestülpten schwarzen Hosen durch die Tür hinein, drüdte Lenes Er preßte fich in seinem braunen, einreihigen Rock und den Hand mit einem„ Na, das war ja gut!" ftreichelte Mätte- Marie am Kopfe und fragte: Wo habt Ihr var aufgebahrt?" Lene deutete schweigend nach dem Boden. " Ja, mir scheint ja, ich rieche ihn!"
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der Hand, und sagte:" Höre, sollten wir ihn nicht lieber her. Etwas später kam der Schmied herab, mit einem Stüd Speise unterschaffen?"
Dies geschah. Und nicht lange darauf hörten diejenigen, welche oben saßen und aßen und tranken, die Hammerschläge aus der Küche. Run verschließen sie Jvar!" sagte der Schmied mit vollem Der alte Lotse faltete die Hände um sein Bierglas und sagte: „ Es ist nicht zu früh!"
Mund.
Und alle, welche da beim Essen saßen, fanden, daß sie nun einen besseren Appetit bekamen. Und es wurde da oben recht gut gespeist, und auch Bier wurde getrunken, und einer nach dem anderen von den neuankommenden Fischern drängte sich hinauf die Falltüre war heute ganz weggenommen durch die Luke, worden und alle sprachen sie von Jvar wie von einer anwesen den Person, einem Kameraden, der noch mit ihnen verkehrte. Und ganz fort war er ja auch noch nicht.
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Andreas ging herum, schweigsam, wie immer, mit seinem Strich von einem Munde und einer schwarzen Krawatte eigent lich nur einem dünnen Bande- und schenkte in die Schnapsgläser ein. Der Schmied begann fleine Geschichten zu erzählen, niemand legte fich diesen willkürlichen Begräbnisdämpfer auf, alle meinten und sprachen es auch aus daß es Jvar jekt so gut gehe, wie lange nicht. Und hierauf zeigte sich Lene an der Tür, sehr blaß, mit ihrem schwarzen, baumwollenen Witwenschal. Sie gab dem Schmied ein Zeichen, und der Schmied erhob sich sogleich und sagte:" Na, Leute, jetzt gehts los!"
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Sie gingen alle hinunter und die Nächsten von der Familie brachten var mit einiger Mühe durch die enge Tür hinaus, und hierauf ordnete man sich in Reihen nach den Trägern und setzte sich dann in Bewegung.
Hinter dem Sarge ging Lene mit Mätte- Marte an der Hand. Das kleine Mädchen hatte ebenfalls einen schwarzen Schal uma bekommen; die gefransten Zipfel desselben schleiften auf der Erde nach, und so oft das Kind sich umwandte, um zu sehen, was gegen die Abfäße der neuen Stiefel schlug, drückte die Witwe sie feft an der Hand und forderte sie durch eine schwache Wendung des Kopfes auf, das Taschentuch vor die Augen zu halten. Denn dies tat sie selbst, so lange der Zug durch das Dorf ging.
Es war alles an den Fenstern und vor den Turen, was stehen und gehen konnte. Die Flaggen auf Halbmast und Bugbaum ge streut vor dem Garten des Kaufmannes.
Vor dem Dorfe wurde Halt gemacht. Die Wagen fuhren vor; Zbar wurde auf den Laftwagen gehoben, und zwei Fischer fetten sich zu ihm, um auf die Kränze acht zu geben. Das Gefolge bera