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teilte sich auf die drei Charabanks, und hierauf rollte man längs des Weges hinauf, der landeinwärts führt, die gute Meile zur Kirche, in oem fein rieselt: den Staubregen, der sich bald in einen blauen Nebel verwandelte, worin Jvar und das Gefolge vor den Blicken der Zurückgebliebenen berschwanden.
stall.
Des Abends standen Lene und Andras unten beim SchreineAndreas war beim Boote herumgeschlendert, gleichsam als suche er jemand. Lene war es in der Küche zu unheimlich gewesen und noch unheimlicher oben. Mätte- Marie hatte die Erlaubnis bekommen, zu den Kindern der Nachbarsfrau zu gehen; sie wollte sich durchaus nicht zu Bette begeben, bevor nicht Lene felbft sich schlafen legte. Das Kind hatte erst richtige Angst vor dem Toten bekommen, nachdem derselbe nicht mehr im Hause war.
Lene und Andreas standen, wie gesagt, beim Schweine. Wie wird es nun eigentlich, Andreas?" fragte sie zögernd. " Ja, wie wirds?" fragte er. „ Es bleibt wohl bei den fünfundzwanzig von der Krone, wie früher? Oder?..." Sie hielt inne.
"
Jvar meinte ja etwas?..." sagte er.
Sie blidte ihn an und reichte ihm die Hand. Er reichte ihr die seinige.
Wenn die passende Zeit vorüber ist!" sagte sie mit halber
Stimme.
" Ja, früher schickt es sich wohl nicht!" antwortete er. Hierauf zogen sie die Hände zurück und blidten einander
wieder an.
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lebensschützende Kraft der Pflanze oder thr frischbleibendes Aussehen beziehen soll. Die wissenschaftliche Botanit gibt ihr den Namen Artemisia abrotanum. Das führt uns auf eine andere Artemistaart, den dracunculus, der seinen Namen daher hat, daß sein Kraut gegen den Biß der Schlangen und Drachen( drago) schüßen soll. Aus dem drago ift franzöfifch estragon geworden, und daraus hat die deutsche Bolfsmythologie wieder Astrachan gemacht. Eine dritte Pflanze, die man früher gegen den Biß giftiger Tiere anwandte, ist die Oster luzet. Wer hier einen Zusammenhang mit Dftern suchen wollte, wäre auf einem ganz falichen Wege. Dioscurides wies der Pflanze auch noch die Straft zu, die Geburt zu erleichtern, und gab ihr danach den Namen Aristolochia, woraus der deutsche Namen entstanden ist. Wir schließen diese Reihe mit dem Adermännchen, Otter männchen, Odermännchen, von dem Petrus de Crescentiis im fünfzehnten Jahrhundert sagt: getrunken laßt nit schaden das stechen der vergifftigen thier, das auch gestoßen und gebunden uff den biß eines wütenden hundts, es heylet", und in dem einfach die agrimonia, das auf dem ager( Feld) wachsende Straut, steckt. Aus der Apotheke wollen wir nur noch in die Küche wandern und sehen, was es denn mit der gewöhnlichsten Speisezutat, der Petersilie, für eine Bewandtnis hat. Bei der Häufigkeit des männlichen Vornamens Peter in früherer Beit lag es nur zu nahe, in ihm den ersten Bestandteil des Namens zu finden, und dazu dichtete man sich den weiblichen Vor namen Silie hinzu und erfand ein Märchen von der Verwandlung zweier Kinder in eine Pflanze. Nun ist aber die Petersilie eine Art Eppich . Den Eppich nannten die Griechen Selinon. Wie der Wasser eppich Hydroselinon, der Groß oder Pferdeeppich Hipposelinon, fo hieß der Felseppich Petroselinon, woraus dann unsere Beterfilie ge worden ist, die wir auch als Pauterfille, Peterlein, Peterli, Baiter. ling antreffen.
Aus dem Pflanzenleben.
Bom Einfluß bes Gaslights auf die Straßen bäume. Jm allgemeinen bedeuten die Gasleitungen in den Straßen einen Hemmschuh für das Gedeihen der Straßenbäume, das her muß es um so überraschender erscheinen, daß nunmehr auch ein günstiger Einfluß festgestellt werden konnte. In einer nur wenig bebauten Straße in Steglitz wurde im letzten Herbste beobachtet, daß solche Bäume, es handelt sich um Straßenkastanien, welche in unmittelbarer Nähe von Gaslaternen standen, zum Teil länger be laubt waren, als es die Regel bei diesen Bäumen erlaubt. Während alle anderen Bäume schon entblättert daftanden, faßen bei diesen Bäumen an jenen Westen und Zweigen, die den Laternen zunächst waren, noch die Blätter fest und diese blieben auch zwei bis drei Wochen länger fizen als sonst.
Ueber die Ursache dieser sonderbaren Erscheinung herrscht noch feine völlige Klarheit. Es ist möglich, daß die von der Laterne aus flutende Lichtmenge die in Betracht kommenden Blätter veranlagt hat, ihre Lebenstätigkeit zu bewahren. Aber auch die ausgestrahlte Wärme fönnte der maßgebende Faftor gewesen sein. Die Blätter faßen felbst dann noch an ihren Zweigen, als ein mehrtägiges Frosts und Schneewetter alle Lebensvorgänge im Blattinnern gewiß schon zur Unmöglichkeit gemacht hatte. Ende November faßen noch die Blattitiele ohne die Blattflächen an den Zweigen. Das Licht spielt bei diesen Vorgängen gewiß eine Rolle, denn die Einwirkung des fünftlichen Lichtes auf die Vegetation ist durch andere Vorfälle hin länglich belegt; ob es aber nur das Licht war, das muß einst weilen dahingestellt bleiben.
Technisches.
Deutsche Pflanzennamen. Wer den Menschen ein Mittel verspricht, durch das sie rasch und leicht zu Geld tommen fönnen, der wird immer willkommen sein; und so wird man sich nicht gar zu sehr verwundern dürfen, wenn unter diesen Mitteln auch manche tomischer Art sich finden. So wurde uns einmal erzählt, wenn wir tausend Gulden haben wollten, so brauchten wir nichts weiter zu tun, als uns ein Pflänzchen Tausendguldentraut zu verschaffen, dieses mit einer beliebigen Säure zu übergießen, worauf sich nach einem bekannten chemischen Prozesse die Säure mit dem Kraut zu Sauerkraut verbinden und die tausend Gulden frei werden würden. Wir waren indes mißtrauisch und wagten die Säure nicht daran, aber wir waren neugierig geworden, von dem sprachlichen Prozesse zu erfahren, durch den das bescheidene Blümchen zu seinem Namen gekommen ist. Denn die in früheren Beiten übliche Erklärung, die Heilkraft der Pflanze, besonders gegen Das Fieber, sei so groß, daß sie tausend Gulden wert sei, ist natürlich ganz und gar mißglüdt. Wir müssen vielmehr fragen, wie die offizinelle( Arznei-) Pflanze in der lateinischen Sprache geheißen hat, und hören: herba centaurea. Unser Tausendgüldenkraut ist demnach eigentlich das Centaurenkraut. Aber die frühere Wortkunde zer legte das ihr fremde Wort, einfach in centum= 100 und aurum Gold, und fam so zu einem Hundertgüldenkraut. Aber die Ueberjebung hatte dem Volksempfinden noch kein Benüge getan. Wer in Zahlen übertreiben will, der hielt und hält sich nicht bei Sem leicht zu übersehenden Hundert auf. Wie man viel tausendmal" grüßt, wie man von herztaufig spricht, vom Tausendkünstler redet, so mußte auch aus dem Hundert- das Tausendgüldenkraut werden. Andere Beispiele dafür, welche Rolle die Volksmythologie Normallilogramme. Die Grundlage des metrischen bei unseren deutschen Pflanzennamen gespielt hat, bietet Fran3 Maß- und Gewichtssystems ist das Normalmeter, dessen durch Söhns in seinem hübschen Büchlein„ Unsere Pflanzen, ihre Ramen- trigonometrische Vermessungen bestimmte Länge dem zehnmillionten erklärung und ihre Stellung in der Mythologie und im Volks- Teil eines Erdmeridian- Quadranten entspricht. Das Normalfilo aberglauben"( Leipzig , Teubner). Dem äußerlich reichen Tausend- gramm ist zu Ende des achtzehnten Jahrhunderts von Lefèvre güldenkraut lassen wir das Blümchen folgen, dessen Namen von Gineau und Fabbroni festgestellt worden, und feine Genauigkeit bem Reichtum des Innern zu sprechen scheint: das Liebstödel hat seither den Gegenstand mannigfacher Untersuchungen gebildet. Gebraucht man es doch auch zu allerhand Liebeszauber. Ja, der Die Methode der Kontrolle besteht darin, daß der Gewichtsverlust Name ist schon früh zu einem Rosewort für die Geliebte und den eines geometrisch egatt gearbeiteten, genau gemessenen Körpers Geliebten geworden; am Ende des Jahrhunderts lesen wir bei dem aus geeignetem Material in chemisch reinem Wasser von 4 Grab Dramatiter Jakob Ayrer :„ Mein Liebstödel und mein Holder- Celsius unter Anwendung von Normalgewichten bestimmt wird. brüssel , mein Herzenstrost und Rosenbüschel, mein Taufendschön, Kontrollbestimmungen des von Lefèvre- Gineau und Fabbroni ge amein Augenluft. Und in dieses Reich von lieblichen Gedanken gebenen Ezalon- Kilogramms ergeben jedoch gewisse Abweichungen Leuchtet nun die Sprachforschung hinein und muß erklären, da wir untereinander und von der grundlegenden Arbeit. Das internatio hier teine ursprünglich deutschen Namen vor uns haben, sondern nale Bureau der Maße und Gewichte in Paris hat nun nach mehrBiebstöckel, in früherer Form Liebestickel, nichts weiter als die Ver- jähriger Arbeit, unter Anwendung der genauesten Meßmethoden deutschung des lateinischen levisticum ist, in dem wieder nur eine neue Kontrollversuche abgeschlossen, deren Ergebnisse jeht in den Nebenform des Wortes ligusticum zu finden ist: unser Liebstödel Sigungsberichten der Pariser Akademie mitgeteilt worden sind. ist also einfach die ligurische Pflanze, und noch heute Danach beträgt das Volum von einem Kilogramm reinen Wassers gehört sie dem ligurischen, oberitalienischen Arzneischahe an. Auch ven 4 Grad Celsius bei 760 Millimeter Druck 1000 028 Subitdeci eine weitere Anzahl früher oder jett offizineller Pflanzen geben meter, wobei 1-2 Einheiten der lezten Decimale in die Grenze uns in ihren deutschen Namen manche Rätsel auf. Zum Schwißen des möglichen Fehler3 fallen, d. h. das wirkliche Kilogramm wäre wurde früher vielfach die Eberra ute oder Eberrute angewandt; das Gewicht eines Würfels reinen Wassers bon 1 000 009 Decimeter aber es wäre vergeblich, ihren Namen mit dem Eber oder mit Seitenlänge bei 4 Grad Celsius. Die Ziffern zeigen, mit welch der Raute oder auch der Rute in Beziehung zu bringen. Man erstaunlicher Genauigkeit die Schöpfer des metrischen Systems ge auß auch hier wahrscheinlich wieder auf das Altertum zurüdgehen arbeitet haben. Ihre Normalmaße sind als mustergültig zu be und findet, daß griechische Mediziner von den Mitteln gegen Gifte zeichnen. Nur ganz ausnahmsweise fann bei Messungen eine fleine die gemeine Stabwurz abrotonon nennen, ein Name, der mit Korrektur erforderlich werden, wie sie aus den jezt mitgeteilten abrotos, unsterblich, zusammenhängt und vielleicht sich auf die Zahlen zu entnehmen ist.
Beranti. Redakteur: Georg Davidsohn , Berlin.- Drud u, Verlag: Vorwärts Buchdr. u. Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW,