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pflegt. Die Haare werden unter einem aufgefekten ballonartigen, manchmal auch spiskugelförmigen Gefäß aus Blättern und Rohr lang ausgezogen. Daß die die Samoanerinnen heute vielfach europäische Haarfrisuren tragen, dürfte aus Abbildungen dieser Schönen bekannt sein.
Künstlerische Verzierung wird ferner in sehr ausgedehntem Maße dem Hause, den Hausgeräten und Waffen, den Booten und Rudern, den Tanz- und Kultgeräten zuteil. Hierbei tritt die Bildschnitzerei gewöhnlich in Verbindung mit der Malerei auf. Diese Ornamentik ist früher in ihrem Wesen nicht erkannt worden; man begnügte sich, wenn man die abenteuerlich geschnitten und bemalten Geräte usw. sah, sie für ein Spiel der Phantasie zu halten, das in der Außenwelt kein Vorbild habe und nur gefallen solle. Später bemerkte man, daß gewisse Motive in dieser Ornamentit stets wiederkehrten oder sie beherrschten, z. B. Vögel und Fische. Stephan fand ferner, daß die Eingeborenen des Bismarc- Archipels ihm iede als reines Ornament erscheinende Verzierung mit dem Namen eines Dinges aus der sie umgebenden Welt bezeichneten. Als Vorlagen find Tiere, Blätter, Menschen, aber auch Landschaften und Naturereignisse in Gebrauch. Am eigenartigsten aber sind wohl einige von dem genannten EthnoLogen abgebildete Malereien der Barriai( westliches Neupommern) an Bootmodellen, auf denen durch verschiedenfarbige Wellenlinien und weiße Punkte das Meerleuchten ornamental dargestellt wird! Eine andere Merkwürdigkeit dieser gesamten Ornamentik ist, daß das Weib und alles, was an fein Geschlecht erinnern fönnte, in ihr gänzlich fehlt, und das ist der Fall, obwohl das Weib dort sehr oft eine angesehene Stellung einnimmt. Daß man das Wesen der Ornamentit lange verkannte, liegt an der stark verwischten und dann konventionell gewordenen Form, in der ihre Motive, die Dinge der Außenwelt, hier vors Auge treten. Es gehörte z. B. ein großer Scharfsinn dazu, in gewissen, häufig wiederkehrenden Mustern den seine Flügel ausbreitenden Fregattvogel zu ermitteln. Am tlarften pflegt die menschliche Gestalt erkennbar zu sein, besonders in den figürlichen Schnißereien, in Masken und Ahnenbildern.
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Kleines feuilleton.
Aus dem Tierleben.
Vom Leben der Lachse. Die Familie der Lachse liefert eine Reihe von Fischarten in die Küche, deren Geschmack bom menschlichen Gaumen am höchsten bewertet wird, nämlich außer den eigentlichen Lachsen namentlich noch die verschiedenen Forellen. Der Lachs ist ein Bewohner der süßen Gewässer, ist aber doch vors zugsweise als ein Seefisch zu betrachten. Dieser Widerspruch wird durch eine Reihe von Tatsachen gelöst, deren eine darin liegt, daß die Vorfahren der Lachse sämtlich durchaus Seefische gewesen zu sein scheinen und nur im Kampfe ums Dasein allmählich zur Flucht in die Gewässer der Festländer oder in große Meerestiefen gezwungen worden sind. Außerdem vollzieht sich das Wachstum und die Ernährung der Lachse auch jetzt hauptsächlich im Meer, und sie suchen das Süßwasser nur auf, wenn bei dem Herannagen der Laichzeit die Nahrung zu fehlen beginnt. Die junge Brut bringt dann ihre erste Jugend in der Nähe ihres Geburtsortes zu. bis sie start genug geworden ist, um die Reise nach dem Meere hin zu wagen. Man denkt immer, daß die Wissenschaft über das Leben so allbekannter und vielverwerteter Tiere wie der Lachse seit langem vollständige Klarheit geschaffen haben müßte, aber es find kaum 40 Jahre vergangen, seit an diesen Fischen die grundlegende Entdeckung gemacht worden ist, daß sich die ersten beiden Jahre ihres Lebens in einem Jugendstadium vollziehen und daß sie nur selten bor dessen Beendigung und zuweilen sogar erst nach drei Jahren aus dem Süßwasser ins Meer wandern. Wer das Verdienst dieser Entdeckung für sich in Anspruch nehmen darf, ist nicht mehr genau bekannt, doch ist sie wahrscheinlich im lachsreichen Schottland gemacht worden. Die jungen Lachse sind, wenn sie sich seewärts ziehen, erst 10-15 Benfimeter lang, haben dann schon ein silberglänzendes Kleid und suchen sich für den Bes ginn dieser Reise fast stets das Frühjahr aus; in den Flüssen einiger Bänder scheinen sie allerdings auch den Spätsommer oder Früh herbst zu diesem Zweck zu bevorzugen. Haben sie das Meer erWie reich und geschmackvoll Speere, Schilde, Keulen, Lanz reicht, so sind sie der Verfolgung des Menschen im wesentlichen stäbe, Gefäße, Trommeln der Südseevölker mit Schnitzereien und entzogen, und erst in ganz neuester Zeit ist es dem Naturforscher Malereien geschmückt sind, zeigen die Schäße unserer Museen. Calderwood, der jetzt ein schönes Buch über das Leben des Lachses Erzeugnisse der Knüpf- und Webekunst( besonders der Karolinier), beröffentlicht hat, gelungen, auch über diese Zeit der Lebensder Flechterei und der Rindenstoffmalerei, ja der Brandmalerei geschichte des Fisches einige Aufklärung zu schaffen. Es ist zwar find dort in nicht minder sdönen Stücken uns erhalten. Auf den noch nicht ganz sicher, aber wahrscheinlich, daß von den ins Meer Hausbau wird nicht überall dieselbe Sorgfalt verwendet. In gewanderten Lachsen im selben Jahr feiner mehr in die Flüsse Melanesien sucht man häufig nur den Hauptzweck der Behausung zurückgeht. Manche erscheinen nach 12 bis 15 Monaten wieder im notdürftig zu erreichen. In Mikronesien , auf Jap und namentlich Süßwasser, andere bringen noch einen weiteren Sommer im Meere auf den Palauinseln, geht man mit künstlerischem Verständnis zu zu. Man unterscheidet danach eine kurze und eine lange WandeWerke, und hier dürfen wir von einer Baukunst sprechen. Es rung der Lachse. Bei den Versuchen, die mit abgestempelten Fischen find nicht so sehr die Privathäuser, an denen ein verfeinerter Ge- gemacht worden sind, haben sich allerdings noch einige Fälle gezeigt, schmack fich offenbart, als die öffentlichen Gebäude. Als Archi- in denen ein Lachs schon nach einem halben Jahr wieder gefangen tekten stehen die Bewohner der Karolinen und Palauinseln nicht wurde, jedoch scheint es sich dabei um Ausnahmen zu handeln. nur in der Südsee, sondern wahrscheinlich unter den Naturvölkern Was der Lachs im Meere treibt, weiß man noch immer nicht genau. überhaupt obenan, und von den großen Vereins- und Gemeinde Wahrscheinlich macht er in den Untiefen auf Heringe und Makrelen häusern der Balauinseln sagt Kubary , daß sie durch Form und Jagd. Eine weitere interessante Frage, die noch zu lösen bleibt, Größe, zierlichen Schmuck und peinliche Sorgfalt Bewunderung, besteht darin, ob der Lachs nach seinem Aufenthalt im Meere immer Hervorrufen. Auf die Ausstattung des bis zu 7 Meter hohen wieder in denselben Fluß zurücksteigt, in dem er das Licht der Welt Giebels verlegt sich das ganze künstlerische Können des Bau- erblickt hat. meisters. Alle Baltenstirnen sind hübsch geschnitzt und bemalt, häufig zu einem fliegenden Hunde ausgestaltet. Die Friese stellen allerlei Szenen dar, z. B. ein Begräbnis und den Streit der erblustigen Verwandten um den Leichnam. Das ganze Giebelfeld wird ausgenützt.
Als
lich
Aus der Pflanzenwelt.
die
Vers
Vererbung bei Waldbäumen. Die Frage der Ver erbung hat für das menschliche Denken etwas so Fesselndes, daß fie in wissenschaftlicher und oft auch unwissenschaftlicher Weise in allen Fast alle Stämme Ozeaniens find große Seefahrer oder es in Menschen ist am schwierigsten festzustellen, denn das einzige Mittel, möglichen Beziehungen erörtert wird. Die Vererbung gerade beim früheren Zeiten gewesen. Daher die stattlichen Kanus und Hoch- bas hier zu greifbaren Ergebnissen führen könnte, nämlich die feefahrzeuge. Sie sind praktisch, aber auch ästhetisches Empfinden Statistik, hat seine bedenklichen Mängel. Mehr wissenschaft hat sich an ihnen betätigt. Im Berliner Museum für Völkerkunde befindet sich ein eigenartiges Prachtstück, ein zweimastiges erbung bei Haustieren und bei Pflanzen unternehmen. laffen sich Forschungen mit Rücksicht auf Segelfanu von Luf( Hermitinseln), das gegen 50 Personen fassen kann sprechende Versuche mit Tieren sind seit Jahrzehnten oder wohl seit und das letzte seiner Art sein soll. Außer anderem Schmud noch längerer Zeit forgiam gepflegt werden und haben zu wichtigen ( Schnitarbeit, Büschel von Kokosfasern, Schnüren und Federn) Resultaten geführt. Noch älter und in manchen Einzelheiten auch zeigt das ganze Aeußere des Rumpfes vom Bordrand bis zum noch gründlicher studiert sind die Vererbungserscheinungen bei Stiel mehrere Reihen regelmäßig in Rotbraun und Weiß gemalter Pflanzen, die Figuren. Das Kanu erinnert in gewissem Sinne an die Prunkfür die Entwickelung des Gartenbaues von Eine schiffe der römischen Kaiser oder an den Bucentoro der venezia- größter Wichtigkeit sind. wenig beachtete Seite dieser nischen Dogen, übertraf sie aber wohl an Seetüchtigkeit. Frage hat jezt Profeffor Somerville in den Verhandlungen der " wahre Wunderwerke" bezeichnet ein Reisender auch die Fahr- Nachkommenschaft von Waldbäumen verichiedener Standorte, nament Fahr- chottischen Forstgesellschaft berührt, nämlich die Unterschiede der zeuge der Insel Rubiana in den Neuen Hebriden. Bunkt Klarheit zu schaffen. So ist bei vergleichenden Experimenten lich in gebirgigen Ländern ist Gelegenheit vorhanden, über diesen in der Schweiz festgestellt worden, daß Pflanzen aus den Samen der gewöhnlichen Fichte, deren Mutterstamm in großer Höhe, z. B. von 2000 Metern, seinen Standort hatte, ein weitaus langsameres Wachstum zeigten als andere Pflanzen, deren Samen von Bäumen aus niedrigeren Gebieten, z. B. aus einer Meereshöhe von 500 Metern hergenommen waren. Das wäre alio ein ganz deutlicher Beweis der Vererbung von Eigenschaften, die von einer Pflanze erst durch Anpassung an ihren Standort erworben worden sind. Andere Versuche mit Fichten in Desterreich haben zu den gleichen Ergebnissen geführt. Außer der Schnelligkeit des Wachstums scheint auch das Gewicht der Samen und die Neigung zu Krankheiten je nach dem Standort der Mutterpflanze verschieden zu sein.
Nichts erlaubt uns, von dem fünstlerischen Wollen und Können der Südseeinsulaner geringschäßig zu denken. Wir dürfen das um so weniger, als die Kunst dieser Völker denselben Wurzeln entsprossen ist wie die unferige, oder Stufen darstellt, auf denen auch wir einmal gestanden haben. Das Studium jener Kunst ist deshalb nicht nur eine Aufgabe der Völkerkunde, sondern auch für eine richtige Auffassung von der Entwickelung der Kunst also für die Kunstgeschichte notwendig. Wir wollen hoffen, daß die oben genannten Expeditionen nicht nur die Muſeen mit neuen Kuriofi täten" füllen, sondern vor allem zur Erforschung des Kunstsinnes der Primitiven und damit unserer eigenen ästhetischen Grundgeseze beitragen. H. Singer.