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Bestattung zu geben. Die wesentlichen Vorzüge diefer Bestattungs-| durch Feuer bestatten zu laffen. Und als das Christentum endlich form liegen natürlich auf volkswirtschaftlichem und ästhetischem Ge- unter Konstantin d. Gr. zur Staatsreligion erhoben wurde, wurde biete, aber hierüber etwas zu sagen, soll späteren Abhandlungen auch den Christen direkt berboten, sich nach dem Tode verbrennen zu vorbehalten bleiben. lassen.
Die Aufklärung, welche wir durch die Ausgrabungen berfallener Ungefähr um diese Zeit tamen nun die ersten Missionare in die Niederlassungen längst vergangener Kulturvölker über die Sitten und deutschen Gaue, um das Christentum zu predigen. Hier, in den un Gewohnheiten eben dieser Völker erhalten haben, läßt uns erkennen, geheuren Wäldern Germaniens war, nach den Aufzeichnungen und daß die Art der Leichenbestattung sich stets ganz den geologischen Berichten Caesars und Tacitus ', bei allen deutschen Stämmen die und flimatischen Verhältnissen der verschiedenen Landstriche angepaßt Feuerbestattung üblich, ja man fann annehmen, daß die Erdbestattung hat. Immer jedoch war das Bestreben dahin gerichtet, die sterb- direkt für schimpflich galt, denn Tacitus erzählt, daß die Strafe lichen Ueberreste des Menschen nach Möglichkeit zu vernichten, für Ehebrecher darin bestand, daß sie nach ihrer Hinrichtung ins Moor um die Ueberlebenden vor etwaigen Schädigungen durch die versenkt wurden. Nur langsam machte das Christentum unter den Gerder Bersegung anheimfallenden Leichen zu schützen. So manen Fortschritte, denn mit einer außerordentlichen Zähigkeit hielten wurden in holzarmen Gegenden die Leichen dem Erdboden diese an ihren Sitten und Gebräuchen fest und hauptsächlich waren es übergeben, in holgreichen Landstrichen war die Vernichtung durch die Sachsen, die allen Eingriffen in ihre überlieferten Freiheiten und den Scheiterhaufen üblich, in heißen Zonen wurden die Leichname Gewohnheiten den verzweifeltsten Widerstand entgegensetzten. Wie den Sonnenstrahlen und der Luft zum Verdörren anvertraut und groß ihr Widerstand war, beweist die Verordnung, die Karl der wieder in anderen Gebieten sorgten auf den Türmen des Schweigens Große noch im Jahre 785 von Paderborn aus erließ, in der es Adler und Geier für die Vernichtung der verweslichen Ueberreste unter anderem heißt:" Mit dem Tode soll bestraft werden, wer den des Menschen. Die Feuerbestattung selbst war bei fast allen vor- Leichnam eines Menschen nach der Sitte der Heiden durch Flammen christlichen Kulturvölkern wenn auch nicht immer üblich, so doch aber verzehren läßt und dessen Knochen in Asche verwandelt hat." Hierüberall bekannt, man hatte eben schon im grauesten Altertum er- mit hat nun endlich die Feuerbestattung in Europa ihr Ende ers Tannt, daß das Feuer in kürzester Frist und am gründ- reicht, denn mit unnachfichtlicher Strenge und Grausamkeit wurde lichsten alle die üblen Erscheinungen und Folgen der Ver- im Sinne dieser Verordnung von den Vertretern der christlichen tvefung beseitigte, ja man hielt damals schon die Feuer- Nächstenliebe über die Befolgung der christlichen Gitte gewacht. Troybestattung nicht nicht nur für für die zweckmäßigste, sondern auch dem sind vereinzelt und in abgelegenen Gegenden fogar im 18. Jahr für die würdigste Art der Bestattung. So hören wir aus uralten hundert noch Feuerbestattungen vorgekommen. In Europa war die Ueberlieferungen von der freiwilligen Besteigung des Scheiterhaufens Erdbestattung jegt allgemein. durch die phönizische Königin Dido und des assyrischen Königs Nach einigen Jahrhunderten aber sollte die Feuerbestattung eine Sardanapal, und Homer besingt in seiner schwungvollen Sprache eigenartige und traurige Auferstehung feiern. Das war in der Zeit die Verbrennung des Patroklus, Hektors und des Achilles. Aus der des dunkelsten Mittelalters, in der Zeit des größten geistigen TiefZeit der Sagen und Mythen aber pflanzt sich die Feuerbestattung standes der breiten Voltsmassen, als der wahnwißigste Aberglaube fort in die geschichtliche Zeit. Die Griechen Solon, Altibiades, feine tollsten Orgien feierte, es war die Zeit der völkerzerfleischenden Alexander der Große find feuerbestattet, ebenso die Römer Caesar, Religionskämpfe, die Zeit der blutigen Inquisition unseligen An Pompejus , Augustus, Tiberius und viele andere. Selbstverständlich gedenkens. Bu tausenden flammten da die Scheiterhaufen auf, um war in Griechenland neben der Feuerbestattung auch die Erdbestattung zur höheren Ehre der allein seligmachenden Kirche Heren und üblich, ja diese bürgerte fich immer mehr und mehr ein, je Stetzer bei lebendigem Leibe zu verbrennen. Tausende von mehr die Blüte Griechenlands erlosch, und je mehr die Wälder, aus Männern und Frauen, die nichts anderes getan hatten, deren Holzbeständen doch das Feuerungsmaterial ausschließlich ge- als daß sie sich voll Ekel und Abscheu von dem ruchlosen nommen werden mußte, sich lichteten. In Rom dagegen, wo zu- Treiben der herrschenden Pfaffengesellschaft abwandten und eine nächst die Erdbestattung vorherrschend war, bürgerte sich mit seinem Reformierung der firchlichen Grundsäge herbeisehnten, mußten ihre wachsenden ungeheuren Reichtum die Feuerbestattung immer mehr Ueberzeugung nach vorhergegangener grausamer Folterung mit dem ein, selbst weniger bemittelte Leute konnten sich dieselbe gestatten Flammentode büßen. Selbst vor den Männern der Wissenschaft, die und nur die allerärmsten und die Sklaven wurden in der Erde, in durch die Ergebnisse ihrer Forschungen mit den Dogmen der Kirche Höhlen und den Katakomben beigesetzt. Aber auch Rom ging seinem in Widerspruch gerieten, machten diese Henfersknechte im PriesterBerfall entgegen und mit ihm schwand die Feuerbestattung, die nur gewande feinen Halt. Es sei hier nur an Joh. Huß und Giordano noch ein kostspieliges Vorrecht der Reichen blieb. Bruno erinnert, die auf dem Scheiterhaufen starben und an Galilei , der nur dadurch dem sicheren Flammentode entging, daß er, um fich feines hohen Alters und seiner Gebrechlichkeit wegen weiteren Folterungen zu entziehen, einen Widerruf seiner sogenannten Irrlehren abgab. Als aber endlich die Flammen der Scheiterhaufen zu erlöschen begannen, als nach Beendigung der fürchterlichen Religionstämpfe wenigstens die Ruhe einzog, die nötig war, um der Wissenschaft freie Entwickelung zu gewähren, da tauchte auch der Gedanke an die Feuerbestattung wieder auf. Und einer der ersten, die den Wunsch äußerten, nach ihrem Tode durch Feuer bestattet zu werden, war König Friedrich II. von Preußen. Beim Ausbruch des ersten schlesischen Krieges bestimmte er in einer Verfügung:„ Wenn man mich tötet, so will ich, daß mein Körper auf römische Art verbrannt werde und daß man mich in einer Urne in Rheinsberg bei feze." Er ist ja nun nicht getötet worden, und er ist auch nach seinem Tode nicht verbrannt worden, man weiß auch nicht, ob er sich später bon der Feuerbestattung abgewandt hat. Jedenfalls war er bis 1752 sicher fein Gegner derfelben, denn in diesem Jahre erfolgte die erfte nachweisbare Bestattung durch Feuer und zwar wurde fie vollzogen an einer Tante des Königs, der verwitweten Markgräfin Sophie v. Bayreuth , die jedenfalls mit Genehmigung verbrannt wurde. Und von nun an ist der Gedanke an die Feuerdes Königs auf ihrem Gute in Rosdorf in Desterreichisch- Schlesien bestattung nicht wieder eingeschlafen. bestattung nicht wieder eingeschlafen.
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Bei den Juden des Altertums war zweifellos die Erdbestattung vorherrschende Sitte, denn in den holzarmen Gegenden Aegyptens und Balästinas fonnte unmöglich das nötige Verbrennungsmaterial er Langt werden. Und trotzdem war bei ihnen die Feuerbestattung nicht unbekannt, denn aus dem alten Testament der Bibel fönnen wir entnehmen, daß König Saul und seine Söhne, nachdem sie in dem Kampfe gegen die Philister gefallen waren, verbrannt wurden. Von einem anderen Könige, Joram , lesen wir dagegen in der Bibel: ( 2. Chronika, K. 21, 2. 19): Und sie machten nicht über ihn einen Brand, wie sie seinen Vätern getan hatten". Wenn auch nicht mit Sicherheit flarzustellen ist, was mit dem Brande gemeint ist, so ist es doch ziemlich naheliegend, hier an eine Feuerbestattung zu denken, welche man als eine Ehrung für die jüdischen Könige betrachten kann, der man jedoch Joram infolge seines unfittlichen Lebenswandels nicht wollte teilhaftig werden laffen. Ebenso lesen wir von Elias, dem Propheten, der einen großen Eindruck auf das jüdische Volt ausgeübt hatte, er sei in einem feurigen Wagen" gen Himmel gefahren. Kann man nicht auch hier annehmen, daß ihm seine Schüler bie größte Ehrung, die sonst nur Königen zuteil wurde, angedeihen ließen, daß sie seinen Körper den Flammen übergaben?
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Als nun um die Zeit der größten Machtentfaltung Roms Christus seine neuen Lehren verkündete, waren die sozialen Gegensäge inner halb der Bevölkerungsschichten ganz besonders frasse geworden. Neben Sem ungeheuersten Reichtum gab es die drüdendste Armut. Auch Unsere beiden größten Dichterheroen Goethe und Schiller sind die Feuerbestattung war infolge der immerhin erheblichen es zunächst, welche in begeisterten Worten die schöne Gitte der alten Kosten mehr und mehr ein Vorrecht der Reichen geworden, während Griechen und Römer_preisen. Aber auch die Taten für die Feuerdas Erdbegräbnis bei den Armen immer größere Verbreitung ge- bestattung mehren sich von nun an. Im Jahre 1794 wird auf dem funden hatte. Und da sich nun die neue Lehre hauptsächlich der Marsfelde Frankreich die Leiche des Konventsdeputierten berbrannt und während Armen und Unterdrückten annahm, so war es selbstverständlich, daß Dr. Beauvais im Jahre 1799 die ersten Christen sich erdbestatten ließen, umſomehr, als man mit die Administration des Seinedepartements die fakultative der baldigen Wiederkehr Christi und einer ebenso baldigen leiblichen Feuerbestattung genehmigt, gestattet im Jahre 1800 der PolizeiAuferstehung der Toten rechnete. So wurde das Begräbnis eine präfett von Paris die Kremation von Leichen. Selbst Napoleon I. chriftliche Gitte, trotzdem im Neuen Testament auch nicht spricht noch im Jahre 1821 den Wunsch aus, nach seinem Tode verein Wort weder für noch gegen die Erd- oder Feuer- brannt zu werden. Eine Feuerbestattung, welche in ganz Europa bestattung zu finden ist. Chriftus selbst schien von der Erdbestattung einen gewaltigen Eindruck hervorrief, war die, welche der Dichter feiner so viel gerühmten Boefie feine allzu große Lord Byron an seinem verstorbenen Freund, dem englischen Dichter Meinung zu haben, denn nach dem Ev. Matthäus Kap. 23 23. 27 Shelley zu Viareggio in Toscana im Jahre 1822 bollziehen ließ. fagt er: Wehe euch, Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler, und immer weitere Kreise befunden ihre Sympathie für die Feuerdie ihr gleich feid wie die übertünchten Gräber, welche auswendig bestattung. hübsch scheinen, aber inwendig sind sie voller Totenbeine und alles Jakob Grimm preist als erster in Deutschland ihre großen Unflates." Dennoch aber, je mehr das Christentum feines anfänge ästhetischen Vorzüge, Jaf. Moleschott weist als erster auf ihre lichen fommunistischen Charakters verlustig ging, jemehr sich die bedeutenden volkswirtschaftlichen Vorzüge hin und der erste, der Macht der kirchlichen Gewalthaber befestigte, umsomehr wurde die aus medizinischen Gründen die Einführung der Einäscherung Erbbestattung eingeführt, galt es für unchriftlich und heidnisch, sich empfiehlt, ist der Oberstabsarzt Dr. Trusen in Neisse . Er war es
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