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Was ihr gehörte, gehörte ihr, und sie würde es zu verteidigen| lichen Körperumfang, und die Haut bleicht start ab, so daß man wissen. Diesmal würde sich Tonet noch nicht verheiraten, und nach einer gründlichen Waschung eine etwas dunkel geratene übrigens gäbe es für alles Mittel auf der Welt.

Doch die Zeit veraing und alle Mittel blieben wirkungs­Tos. Neleta weinte vor Verzweiflung und klagte Tonet an, er wäre an ihrem Unglück schuld. Er allein war der Schuldige, durch ihn war ihre Zukunft aufs Spiel gesetzt. Mit wilder Wut haßte sie das Wesen, das sich jetzt in ihrem Schoße regte. Auch Tonet haßte es, denn er sah in ihm eine Gefahr. Durch den ewigen Verkehr mit ihr war er ebenso feige ge­worden wie Neleta, und dachte nicht ohne Schreck an den Ver­Tuft eines Teiles dieser Erbschaft, die er schließlich als die feinige betrachtete.

Die Monate vergingen. Sie schminkte sich und gebrauchte alle Mittel ihrer billigen Parfümerie, um sich in der Schenke frisch, ruhig und schön zu zeigen, ohne daß jemand die Symptome ihres Zustandes auf ihrem Gesicht lejen fonnte. Die Samaruca, die wie ein Hund um das Haus herum­schnupperte, ahnte etwas ungewöhnliches und warf forschende, scheue Blicke hinein, wenn sie an der Tür vorüberging. Die meisten Frauen begannen mit der Erfahrung ihres Ge­schlechtes zu erraten, wie es um die Wirtin stand.

Eine Atmosphäre des Argwohns und des Mißtrauens schien sich um Neleta zu bilden. Es wurde vor den Türen der Hütten viel getuschelt. Die Samaruca und ihre Verwandten stritten sich täglich mit den Frauen, die ihren Behauptungen feinen Glauben schenken wollten.

Neleta aber, die die Ursache des überaus starken Verkehrs in ihrer Schenke erriet, empfing die neugierigen Weiber, die sich jetzt jeden Augenblick an sie drängten, mit spöttischem Lächeln.

Doch diese unverschämte Heiterkeit, die Keckheit, mit der sie die Neugierde der Weiber über sich ergehen ließ, schwand sofort, wenn die Nacht nach einem Tage qualvollen Zwanges hereinbrach. In den Momenten der Verzweiflung sprach sie Savon, zu fliehen, die Schenke der Obhut der Tante zu über­lassen und sich in einen Vorort der Stadt zu flüchten, bis diese entsetzliche Situation vorüber war. Doch bei längerem Nachdenken sah sie die Nutlosigkeit dieses Versuches ein. Das Bild der Samaruca erschien vor ihren Augen. Fliehen hieß dem erst Gestalt geben, was bis jetzt nur unklarer Verdacht war. Wo hätte sie auch hingehen können, ohne von der wütenden Schwägerin Canamels verfolgt zu werden?

Außerdem näherte man sich dem Ende des Sommers. Zur Zeit der Reisernte erregte sie sicherlich durch ihre un­gerechtfertigte Abwesenheit die Neugier aller, denn man fannte sie allgemein als eine Frau, die sorgfältig auf ihre Interessen bedacht war.

( Fortsetzung folgt.)

Aus dem Leben der Bewohner Bewohner

des Bismarckarchipels.

Die wissenschaftliche Erforschung von Land und Leuten der Südsee- Inseln ist gegen die praktischen Bedürfnisse, die Forde­rungen des Kaufmannes und des Pflanzers leider bei weitem zurüdgetreten. Erst in neuerer Zeit bemüht man sich auch nach der wissenschaftlichen Seite, über die weit zerstreuten Inseln in der Südsee die nötige Aufklärung herbeizuführen. In diesen Tagen ist nun R. Parkinson mit einem fast 900 Seiten umfassenden Werte an die Oeffentlichkeit hervorgetreten, das Land und Leute, Sitten und Gebräuche in dem deutschen Bismardarchipel und auf den deutschen Salomo - Inseln mit einer Gediegenheit und Gründlich­teit beherrscht, die wohl ihren Hauptgrund in den vielfachen Er­fahrungen und Beobachtungen hat, die der Verfasser während seines 30jährigen Aufenthaltes in der Südsee sammeln konnte. Höchst interessant ist in dem Werke Dreißig Jahre in der Südsee"( Verlag Strecker u. Schröder, Stuttgart ), was der Verfasser über die ver­schiedenen Einrichtungen und Lebensgewohnheiten der Bewohner fagt.

Im südlichen Neumecklenburg, wo wie auf der Gazellehalbinsel die Kaufehe üblich ist, herrscht stellenweise eine eigentümliche Sitte, die vielfach als Reisefabel angesehen worden ist, aber dennoch auf Wahrheit beruht, nämlich die zeitweilige Absperrung der jungen Mädchen vor der Verheiratung. Innerhalb einer dicht geschlossenen Hütte wird ein kleines Gelaß errichtet, hergestellt aus einigen Leichten Stangen, bekleidet mit Kokosmatten. Hier hinein begibt sich das junge Mädchen und ist nun auf lange Zeit nur den Eltern sichtbar, die sie mit ausgesuchter Speise reichlich nähren und sie am Abend behufs Verrichtung der Notdurft ins Freie geleiten. Diese Klausur dauert nach Aussage der Eingeborenen 12 bis 20 Monate. Das junge Mädchen erreicht während dieser Zeit einen beträcht­

Samoanerin vor sich zu sehen glaubt. Sowohl die plumpen Körper­

formen wie die Helle der Haut werden als besondere Schönheits­fon nur einmal zu Geficht gekommen; sie war erst zwei Tage aus merkmale angesehen. Eine derartig gemästete Schönheit ist Parkin der Gefangenschaft entlassen und einer gründlichen Waschung unterworfen worden, die sehr wohl notwendig gewesen sein mag, Da das Waschen während der Klausur für unnötig erachtet wird. Sie war anscheinend einer öffentlichen Ausstellung unterworfen, denn viel Volt saß bewundernd rings herum und auch unser Ge. währsmann wurde eigens herbeigeholt, um seiner Bewunderung Ausdruck zu geben. Die Maft hatte in diesem Falle gut ange schlagen. Die Kleine, die etwa 14 Jahre alt sein fonnte, war in Wirklichkeit fett wie ein Schwein", und die neben ihr fizenden Weiber streichelten bewundernd die fetten Arme und Schenkel und tätschelten entzüdt die dicen Wangen.

Jm Süden von Neumedlenburg, ebenso auf der Gazellehalb infel, finden wir den Kauf der Frauen durch die Familienältesten, die dann das gekaufte Mädchen an jüngere Stammesangehörige abgeben. In Neuhannover und in Nord- Neumecklenburg ist dieser Gebrauch zum Teil auch vorhanden, jedoch nicht in dem Maße wie im Süden. Die jungen Mädchen führen dort im ganzen ein weit freieres und ungebundeneres Leben, bis sie schließlich einen Gemah! erwählen. An sehr vielen Stellen ist es nicht der junge Mann, der die ersten Schritte macht, sondern das junge Mädchen, das durch Vermittlerinnen dem Betreffenden kundtun läßt, daß sie ihn durch ihre Wahl zu beglücken gedenke. Ist der Erwählte damit ein­verstanden, dann leben sie hinfort zusammen als Mann und Weib. Geschenke werden ausgetauscht und ein Fefteffen wird veranstaltet. Die Ehen werden aber ausschließlich zwischen zwei Individuen_ge­schlossen, die verschiedene Totem- und Stammeszeichen haben. Chen innerhalb einer Totemgruppe finden niemals statt, und geschlecht­licher Umgang zwischen Gliedern derselben Totemgruppe wird als Blutschande angesehen und mit dem Tode bestraft. Von großer Stabilität ist die Ehe im Norden nicht. Die beiden Barteien fönnen sich nach Belieben trennen, und die Frau geht dann zu ihrer Sippe zurück und mit ihr etwaige während der Ehe geborene Kinder. Auch Weibertausch kommt häufig vor, immer jedoch nur zwischen Mitgliedern einer und derselben Totemgruppe. Durch dies recht lockere Berhältnis leidet nun der Stamm und das Volt überhaupt in hohem Maße, denn die Weiber sehen Kinder als ein unbequemes Anhängsel an und gebrauchen die verschiedensten laubt; nach dem Obengesagten ist es jedoch begreiflich, wenn fie Mittel zur Abtreibung der Leibesfrucht. Polygamie ist überall er­nur in einzelnen Fällen zur Ausübung kommt. Die Geburt des ersten Kindes wird immer mit großen Schmausereien gefeiert. Eine eigentümliche Sitte ist, daß bei dieser Gelegenheit Schein­fämpfe zwischen Männern und Weibern stattfinden. Die ersteren bewaffnen fich mit furzen, dabei aber recht derben Stöden, die letteren ergreifen Steine, Erdschollen, harte Früchte und der gleichen, und beide Parteien gehen anscheinend erbittert auf ein­ander los. Nach einem kurzen Kampf, wobei es recht tüchtige Hiebe setzen kann, trennt man sich unter Rachen und Necken und setzt sich befriedigt zum Mahl. Bei allen Festlichkeiten auf Neumecklenburg darf das Schwein nicht fehlen. Je größer die Anzahl der Schweine und je größer die Exemplare, desto mehr Ruhm erntet der Festgeber. Bei einem Feste zu Ehren eines Verstorbenen in einem Dorfe auf der Nordostküste zählte Parkinson gelegentlich 37 Schweine, 80 bis 200 Pfund wiegend, daneben waren wohl etwa 5000 bis 6000 Pfund

Taroknollen aufgestapelt, gegen 300 Bananenbündel und wohl ebenso viele der runden, käseartig geformten Sagopakete. Das Schlemmen dauert bei solcher Gelegenheit denn auch mehrere Tage, und die Teilnehmer vertilgen ungeheure Quantitäten, die einem europäischen Zuschauer das höchste Erstaunen abnötigen. Portionen von 4 bis 5 Pfund Schweinefleisch, ebensoviel Taro, einige Handvoll Bananen und eine Anzahl Sagofuchen vertilgt ein einzelner ohne merkbare Anstrengung.

Besondere Gebräuche bei Eintritt der Pubertät finden nicht statt. Der Knabe übt sich mit seinen Altersgenossen im Speer­werfen und geht, wenn er größer ist, mit den älteren Leuten auf den Fischfang. Ist er groß genug, dann zieht er mit ihnen in den Kampf. Die Mädchen halten sich an ihre Mutter, gehen mit ihr aufs Feld und werden schon früh im Tanzen unterrichtet. Wenn fie größer sind, knüpfen sie eine Liebschaft an, eine heimliche oder eine öffentliche, bis sie sich dann gelegentlich verehelichen und unter die Haube kommen. Dies ist kein bildlicher Ausdruck, denn in der Tat legen alle verheirateten Frauen nach der Eheschließung eine aus Pandanusblättern gefertigte Haube, gogo, an, die eine ent fernte Aehnlichkeit mit den altpreußischen Grenadierhauben hat. Diese Haube wird in Gegenwart der Männer stets aufgesetzt und nur abgelegt, wenn die Frau sich unbeachtet weiß. Knaben und Jünglingen gegenüber ist man nicht sehr sorgfältig, jedoch erfordert die Etiquette, daß man bei dem Herannahen eines älteren, ver­heirateten Mannes den gogo fofort aufstülpt. Diese Sitte ist aus Neuhannover eingeführt und hat sich über einen großen Teil von Nord- Neumedlenburg verbreitet. Auf den später zu erwähnenden Schnißwerken finden wir die dargestellten Weiberfiguren häufig mit dem gogo bekleidet, ein Zeichen, daß dies Schnitzwerk zu Ehren einer verstorbenen Ehefrau hergerichtet worden ist.

Mit Ausnahme des gogo ist die Frau nicht allzu reichlich mit Bekleidung geplagt. An einer Schnur, die um den Bauch gelegt ist,