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Heiligen. Später wurde die große Jagd noch am St. Katha- daß die Schleife durch das Loch hindurchschlüpfen kann. Der rinen- Tage wiederholt; an solchen Feiertagen konnte jedermann ungehindert mit der Armbrust auf dem See schießen und die zahllosen Vögel jagen, die sich im Lieschrohr und im Schilfgras versteckt halten. Dieses zur Tradition um gewandelte Privilegium war ein Recht geworden, das man bon Jahrhundert zu Jahrhundert ausgeübt hatte. Jetzt dauerte die allgemeine Jagd zwei Tage, und man bezahlte dem Pächter des Albuferasees hübsche Summen für die besten Plätze. Die Jäger aus allen Gegenden der Provinz verabsäumten nie, das Fest mitzumachen. ( Fortsegung folgt.]
Aus dem Leben der Bewohner des Bismarckarchipels.
( Schluß.)
Auch auf den Bau ihrer Fahrzeuge verwenden die Küstenbewohner eine große Sorgfalt. Auf Neuhannover und im äußersten Norden von Neumecklenburg ist ein Typ gebräuchlich, der von den weiter füdlich verwendeten Booten verschieden ist. Das Kanoe besteht aus einem langen ausgehöhlten Baumstamm, innen wie außen forgfältig geglättet und mit einem langen Vorder- wie Hintersteven. Der Vordersteden ist mit einem stilisierten Kopf geschmückt, der Hintersteven mit einer hatenartigen Figur. Dieser Einbaum hat teine Bordaufsäze; von Bordwand zu Bordwand und über die eine hervorragend gehen die zwei bis drei Ausleger, an denen der Schwimmer mittelst knieförmiger Stüßen, die mit ihm durch Verschnürung verbunden sind, befestigt ist. Diese Kanoes sind von verschiedener Größe und faffen zwei bis fünfzehn Insassen. Sie werden durch Schaufelruder schnell fortbewegt, neuerdings hat. man jedoch auch Segel eingeführt, und in der Umgegend von Nusahafen sieht man Fahrzeuge mit einem und mit givei Masten. Hier hat sich in den letzten Jahren ein richtiger Segelsport ausgebildet, und es ist ein Vergnügen, die leichten Fahrzeuge bei guter Brise unter dem Drud der großen, aber leichten Stalitosegel über die Wasserfläche im eigentlichen Sinne des Wortes dahinfliegen zu sehen, geführt von einem Steuermann mit einem Genossen, der die Segel bedient.
Weiter füdlich sowie auch auf der Gardner- und Fischerinsel nimmt das Fahrzeug eine andere Form an. Der untere Zeil ist aus einem Baumstamm hergestellt; auf beiden Borden ist jedoch eine Blanke von der Länge des Fahrzeuges festgenäht, so daß die Seitenwände höher werden und das Kanoe, das in diesen Gegenden stets auf hoher See Verwendung findet, von den Wellen nicht so leicht vollgeschlagen werden kann. Ausleger und Schwimmer find im ganzen ebenso befestigt wie bei dem vorher genannten Fahrzeug. Ganz verschieden sind jedoch die beiden Steven, an denen ein Schnißwerk, das außerdem noch mit Farben bunt bemalt wird, angebracht ist. Diese beiden Schnitzereien find Bildnisse von Schuhe geistern, die gegen böse Meeresgeister, namentlich gegen den Haifisch, schützen sollen.
In Süd- Neumedlenburg treffen wir abermals den einfachen Einbaum an mit Ausleger und Schwimmer, daneben aber auch das große Reisefahrzeug ohne Ausleger, das den Butafahrzeugen nach gebildet und über Sankt John nach der gegenüberliegenden Küste der Hauptinsel und von da nach der Westküste und gar nach Neulauenburg berpflanzt worden ist. Der Einbaum an und für sich ist von dem der Gazellehalbinsel nur darin verschieden, daß der born wie hinten aufgesetzte Schnabel ein flaches, nierenförmiges Blatt trägt, in der Regel rot angemalt. Da die Gegenden der Gazellehalbinsel am Sankt Georgskanal, südlich von Kap Gazelle, mit der gegenüberliegenden Küste von Neumedlenburg in freund schaftlichem Berkehr stehen, so sieht man auch wohl gelegentlich derartige Kanoeschnabel in den dortigen Stranddörfern.
Nebenapparat besteht aus einem Reifen aus Rotang , auf dem bis zwölf halbe Kokosschalen, in der Mitte durchlöchert, aufgereiht find. begeben sich mit den Apparaten in ihren Fahrzeugen auf See, Das ganze wird nun folgendermaßen verwendet. Die Fischer manchmal mehrere Kilometer weit hinaus. Hier lassen sie das Fahrzeug treiben, und einer der Infassen bewegt nun den Reifen mit den Kokosschalen am Bordrande des Fahrzeugs hin und her, wodurch ein flapperndes Geräusch entsteht. Dies Geräusch lodt die Haifische herbei, und das Gehör der Tiere muß ein ganz außerordentlich scharfes sein, denn obgleich vorher kein einziger Hai zu bemerken war, dauert es gar nicht lange, bis sie sich dem Klappers gerät nähern. Ist ein Hai in Sicht, so macht der Eingeborene feinen Fangapparat bereit, indem er das bisher lose herabhängende Ende des Rotangseiles durch das Loch in der Mitte stedt, so daß unter dem Apparat eine Schlinge entsteht. Der Hai umkreist mehrmals das Fahrzeug, nähert sich dann der Klapper dicht an der Oberfläche des Waffers, und der Eingeborene dirigiert nun seinen Apparat so geschict, daß das Raubtier mit dem Kopf durch die Schlinge geht; in dem Moment, wo etwa ein Drittel des haies durch die Schlinge gegangen, wird diese durch einen träftigen Rud zugezogen und befestigt. Der Hai kann nun nicht entkommen, und es ist den Fischern leicht, ihn durch einen Speerstoß zu vers wunden, an sich heranzuziehen und ihm durch Knüppelschläge und Speerwunden vollends den Garaus zu machen.
Die Fischhaken sind jeht überall durch europäische eiserne Angelhaken verschiedener Größe verdrängt. In früheren Jahren konnte man die ursprünglichsten Geräte in Gebrauch sehen. In Nord- Neumecklenburg war die Form der von den mikronesischen Inseln nahe verwandt. Das Material war Schildpatt, die Form des Hatens fast treisrund, und das spike Ende war mit einem nach außen stehenden Widerhaken versehen. Im Süden Neumedlenburgs war die Form eine andere, primitivere. Hier be stand der Haken aus einem 4 bis 10 Bentimeter langen, etwa 3 bis 8 Millimeter breiten Blättchen aus Schildpatt; das eine Ende war zugespißt und umgebogen, einen 1 bis 3 Zentimeter langen Haten bildend; am anderen Ende war eine fleine Einterbung, die zur besseren Befestigung der Angel an der Angelschnur diente.
Hier und da auf der Ostküste von Neumecklenburg wie auf den vorliegenden Inseln trifft man gelegentlich auch den polynesischen Fischhaken, der aus einem länglichen Stück Muschelschale mit dem aufgesezten spizen Schildpatthaken besteht.
Fischreusen findet man in diesen Gegenden nicht, wohl weil der Meeresboden fast überall sich zu so bedeutenden Tiefen fenft, daß die Reusenfischerei dadurch unmöglich gemacht wird. Um in dem seichten Uferwaffer und auf den eben unter Waffer stehenden Riffen fleinere Fische zu fangen, baut man aus Korallensteinen Kleinere oder größere Umfriedigungen, in die die Fische bei Hochwaffer hineingeraten und dann bei eingetretenem niedrigen Wasserstand, der die Umzäunungen teilweise troden legt, eine leichte Beute werden. Für den Fang ganz kleiner Fische konstruiert man an einzelnen Stellen der Ostküste einen ganz eigentümlichen Apparat. Aus Kotosblättern werden lange tonische Körbchen geflochten, am offenen Ende etwa 8 bis 10 Zentimeter weit und 75 bis 100 Bentimeter lang. Diese Körbchen werden nebeneinander auf einem doppelkreuzartigen Gestell befestigt, in der Regel 15 bis 20, dermaßen, daß die Oeffnungen alle nach der Seite gerichtet find. Der Fangapparat wird nun in feichtem Wasser von dem Fischer vor sich hingeschoben, und die kleinen Fische geraten in die verschiedenen konischen Körbchen.
Haifische, Delphine und Schildkröten sind überall sehr beliebt und werden dem Fänger mit verhältnismäßig hohen Preisen bea zahlt. An Polynesien erinnert die Sitte, daß auf Zabar und Lihir wie auf der gegenüberliegenden Küste der Hauptinsel das Fleisch der Schildkröte den Häuptlingen vorbehalten ist.
Bon Neuhannover im Norden bis zum äußersten Südende von Neumecklenburg find verschiedene Geldsorten in Gebrauch, die von den Eingeborenen selber hergestellt werden. Es ist nicht ganz leicht, den Ursprung der verschiedenen Geldforten nachzuweisen. Einige haben eine lokale Verwendung und man findet sie dann selten über die Grenzen des Diftrittes hinaus, innerhalb deren fie Der Fischfang wird in Neumecklenburg mit Hülfe des Speeres, tursieren; in diesem Falle ist es leicht, ihren wirklichen Ursprung mit der Angel und auch mittelst Sentnezes von verschiedener nachzuweisen. In vielen Fällen jedoch turfieren verschiedene GeldGröße ausgeübt. Alle diese Methoden unterscheiden sich nicht sorten nebeneinander und haben auf verschiedenen Bläßen einen wesentlich von denen der übrigen Archipelbewohner. Charatte- berschiedenen Wert, doch meist so, daß fie um so mehr im Wert ristisch für die nördliche Hälfte Neumedlenburgs ist der dort be- steigen, je weiter sie sich von ihrer ursprünglichen Heimat enttriebene Haifischfang mittelst eines eigentümlichen Apparates, den fernen. Es wird dann recht schwer, die Herkunft zu ermitteln, wir sonst nirgendwo im Archipel antreffen, und der auch aus teiner da diese den meisten Eingeborenen nicht genau bekannt ist, und anderen Gegend bekannt ist. Der Apparat besteht aus zwei ge- nur durch Zufall findet man den Herstellungsort, der manchmal trennten Hauptteilen, die miteinander gleichzeitig Verwendung nur wenige Dorfschaften umfaßt. finden. Der eigentliche Fangapparat besteht aus einem hölzernen Schwimmer, etwa 125 Zentimeter lang; er ist aus leichtem Holz geschnißt und besteht aus einem runden oder vieredigen Mittelstüd, etwa 15 Zentimeter im Durchmesser oder Geviert mit einem durch gehenden runden Loch von etwa 5 bis 3 Bentimeter Weite. Bon diesem Mittelstück gehen lanzettförmig geschnittene Flügel nach beiden Seiten, ihre größte Breite beträgt etwa 15 Zentimeter. Diese Flügel find leicht nach oben gebogen und manchmal ein wenig schrägstehend zur Längsachse, so daß fie die Stellung schwachgeneigter Flügel einer Schiffsschraube einnnehmen. Durch das Mittelloch ist eine lange, etwa fingerdice Schleife aus Rotangeflecht gezogen, und ein Knoten an dem einen Ende verhindert,
Hoch geschätzt wird in Neuhannover und faft auf der ganzen Nordhälfte von Neumedlenburg das auf einigen der kleinen Inseln von Neuhannover hergestellte Geld, das den Namen tapsota führt. Es besteht aus fleinen, 3 bis 4 Millimeter im Durchmesser haltenden und etwa 2 bis 4 Millimeter dicken, rosenroten und weißen Muschelplättchen, die gewöhnlich so aufgereiht find, daß nach einer Anzahl roter Blättchen eine Anzahl weißer Blättchen folgt. Diese aufgereihten Blättchen werden in Schnüren von etwa 75 Bentimeter Länge in den Verkehr gebracht, ihr Preis beträgt nach unserer Geldwährung etwa 5 bis 7 Mart. Das Material, woraus die Plättchen hergestellt werden, holt sich der Eingeborene auf dem Korallenriff. Für die roten Plättchen