Objektiv unfähig.
mitgetaumelt. Und Herrn Liebers diesmalige Etats- I was hätte es für einen Sinn, zu befürchten, daß die Liberalen die von Oldenburg stattfand, wurde die Gründung eines Vereins rede taumelte auch bereits verdächtig.- Flottenfrage als Stampfmittel gegen die Konservativen ausungen zur Ausbildung junger Seeleute für die Kriegswollten, wenn diese Konservativen selbst für die Marine- und Handelsmarine beschlossen. Die Neichsregierung hatte forderungen eintreten; dann könnte man doch nur von einem einen Kommissar zu den Verhandlungen entsandt. Die Konstituierung liberal konservativen Kartell, nicht von einem Gegensatz des Deutschen vs Ischiff Vereins" soll am 12. Januar reden. Nun, unter der Voraussetzung, daß die Konservativen in Berlin erfolgen.- in der Freude ihres Herzens wieder gegen die Vorlage des Kaisers" gesinnt seien, versteht man die bange Befürchtung, daß die Liberalen mit Hilfe ihrer Flottenbegeisterung ans Ruder gelangen könnten.
Der Vicepräsident des Reichstags, Herr v. Frege, hat seiner neulichen Entdeckung einer„ objektiven Unfähigkeit" im Stenogramm eine sehr sinnreiche Erläuterung hinzugefügt. Herr v. Kardorff hatte am 13. Dezember den deutschen Wasserbautechnikern Unfähigkeit und Unzuverlässigkeit vorgeworfen. Das durfte Herr v. Frege nicht dulden und er sprach die geflügelten Worte: Ich nehme an, daß das nur objektiv gemeint war". Das Haus schrie vor Lachen und Herr v. Frege setzte sich, strahlend über seinen vermeintlichen guten Wig.
Im Stenogramm hat der Vicepräsident nunmehr seinen Wig erläutert:„ Ich nehme an, daß er das nur in die Beamten nicht beleidigender Weise objektiv, wie man dies von der unwahrheit zu sagen pflegt, hat aussprechen wollen, sonst müßte ich das als unzulässig bezeichnen.( Heiterkeit Iints.)" Abgesehen davon, daß auch die rechte Seite den guten Humor hatte, über die Eingebung ihres erwählten Präsidenten sehr laut vergnügt zu sein, hat Herr v. Frege durch die nachträgliche Korrektur die Sache noch verschlimmert. Eine objektive unwahrheit nennt man eine unrichtige Behauptung, deren Univissenheit sich der Urheber nicht bewußt geworden ist, also einen Irrtum, der moralisch nicht verwerflich ist. Eine objektive unwahrheit ist also gegen über der subjektiven unwahrheit, der Lüge, ein sehr gelinder Vorwurf.
Nach dieser Analogie wäre die rätselhafte objektive Unfähigkeit also eine Unfähigkeit, deren sich ihr glücklicher Besizer nicht einmal bewußt ist das ist aber keine durch die Unbewußtheit verminderte, sondern erheblich gesteigerte Unfähigkeit. So unfähig zu fein, daß man es nicht einmal merkt das ist schlimm. Es mag ja für Herrn v. Frege ein moralisch mildernder Umstand sein, daß er mir" objektiv unfähig sei, aber schmeiche Ihaft ist diese durch die Einsichtslosigkeit verschlimmerte Talentlosigkeit gerade nicht.
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Die Deckungsfrage.
In den Blättern tauchen allerlei Gerüchte auf, wie die Regierung die Aussichten der neuen Flottenpläne zu verbeffern gedenkt durch Entgegenkommen an die Wünsche des Reichstags hinsichtlich der Kostendeckung. So will der Storrespondent eines Münchener Blattes erfahren haben, die Reichsregierung habe mit Bayern Fühlung genommen, ob eventuell die Stosten der Flottenvorlage durch einen zu schlag zur Einkommensteuer aufzubringen seien. Eine andere Lesart bringt die Berliner Börsen- Zeitung":
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Stein Zweifel: die Konservativen find gegen den Kanal und noch mehr gegen die Kähne, wie ihr ministerieller Führer Miquel, und darum greifen sie zu demselben Mittel, das Miquel zu seiner Erhaltung angewandt hat. Sie empfehlen sich als einzige zuberläffige Stüßen der Krone, deren Politit sie im übrigen belämpfen. So ruft die Kreuz- 3tg." mit der ganzen Lungenkraft eines Jahrmarkts- Anreißers:
nicht helfen.
Der Eisenbahnminister Thielen hat es mit dem Bund der Die Deutsche Tagesztg." schwingt Landwirte ganz verdorben. ergrimmt den Dreschflegel: „ Der preußische Eisenbahnminister Thielen meinte in der letzten Sigung des Reichstags, die Herren Landwirte schienen häufig zu glauben, daß sie ganz allein auf der Welt seien. Da dieses Ministerwort bei den Socialdemokraten lebhafte Zustimmung fand, fühlte sich der Herr Minister veranlaßt, es in anderer Form nochmals am Schlusse seiner Nede zu wiederholen. Wir haben ja in den Tezten Jahren manches seltsame Wort vom Ministertische hören müssen; daß aber ein fgl. preußischer Minister den Landwirten in Bausch und Bogen den gröblichsten Egoismus, die häßlichste Selbstsucht vorwirft, das ist ganz unerhört.... Selbstverständlich wird man mit dem Herrn Minister Thielen im Abgeordnetenhause noch ein fräftiges Wörtlein reden müssen."
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„ Wir Konservativen sind und bleiben unter allen Umständen und ohne Rücksicht auf die praktischen Folgen, die Partei der Autorität und des königlichen Rechts von Gottes Gnaden, das von allen übrigen Parteien mißachtet wird, da sie ihre Aufgabe darin sehen, der organisierten Man sieht, der Bund der Landwirte ist noch nicht recht an den Revolution" Bur Gleichberechtigung im öffentlichen Leben zu verhelfen. Ants dem wird Ton gewöhnt, den bei uns die Regierungen gemeinhin gegenüber Gleichberechtigten wird aber unter folchen Verhältnissen früher oder später notwendig der Opposition anschlagen. Sie zürnen schon über einen so gelinden der Herr. Denn das Ziel der Revolution ist und muß sein, zu Vorwurf. herrschen. Aus diesem Grunde, und aus diesem allein, haben Die Teilung des Regierungsbezirks Potsdam ist endgültig wir uns über die Aufhebung des Verbindungsverbots, unmittelbar fallen gelassen worden. Wie die National- Beitung" erfährt, soll nach der, selbst von liberaler Seite für„ unhöflich" erklärten, Ver- dem Regierungspräsidenten von Potsdam zu seiner Entlastung noch scharrung" der Arbeitswilligen- Borlage erregt, und es gereicht uns zur ein Regierungsrat zur Seite gestellt werden. Die Kosten größten Genugthuung hier nochmals hervorheben zu dürfen, daß dafür sind in den Etat eingestellt worden, der dem Abgeordneten: unsere Vertreter bei den Etatsverhandlungen, die Abgeordneten Hause gleich bei seinem Zufanumentritt am 9. Januar vorgelegt Graf Limburg- Stirum , Graf Iindowström und von werden soll. Kröcher sich nicht geschent haben, das Kind beim rechten Namen Dresden , 18. Dezember .( Eig. Ber.) Eine Petition gegen zu nennen, indem sie der Regierung die ganze Tiefe des Abgrandes zeigten, vor dem unser öffentliches Leben heute schon steht. Die Umsatzsteuer ist beiden Kammern des Landtages im Auftrage Oder was will man noch mehr, wenn man an leitender Stelle, von 168 sächsischen Konsumvereinen, welche 175 673 Mitglieder habent, unter dem Zwang der Umstände, weil man bei der Mehrheit der zugegangen. Diese Petition richtet sich in erster Linie gegen den bürgerlichen Parteien feinen Ridhalt mehr findet- vor Deutsch Verein Leipziger Kaufleute, der in Gemeinschaft mit dem dortigen land und der ganzen Welt erklärt, daß es kein Mittel gäbe, die Jumungsausschuß und einem„ Schutzverband für Handel und GeUmsturzpartei zu bekämpfen? Die Antwort der Mehrheitsparteien werbe" petitionsweise von der sächsischen Regierung noch in dieser darauf aber ist: fchlagt die Seonservativen zu Boden! Seffion einen Gefeßentwurf verlangt, nach welchem die Sondergewerbesteuer landesgefeglich eingeführt werden soll. Nun gut, wir werden ja sehen!" Die Kanalrebellen, welche die Vorlagen des Kaisers" lachend 38ur Zeit haben auf Grund ministerieller Verordnungen die Ge beseitigen, empfehlen sich also wieder als die allein echte, unverfälschte in einden das Recht, eine Sondergewerbesteuer bis zu 2 Broz. Bartei der Anerkennung des Königlichen Rechts von Gottes Gnaden. des Umsatzes unter gewissen Voraussetzungen zu ſtatuieren. alle anderen Parteien sind hinsichtlich ihres Glaubens an das 18 fächsische Gemeinden haben davon Gebrauch gemacht, während Gottesgnadentum verdächtig, und die Konservativen find und sich in den größeren Städten die Durchführung nicht so leicht, ja unmöglich erwies. Schlinum genug wirkt diese rigorose Steuer bei bleiben im Glauben, wenn sie auch die Politik von Gottes Gnaden, ben 18 betroffenen Vereinen, und lediglich Konsumvereine( mit So viel an ihnen liegt, durch kreuzen. Wenn diese Beteuerungen den 18 betroffenen Vereinen, und lediglich Konsumvereine( mit einer einzigen Ausnahme) werden getroffen. Diese mußten im legten Geschäftsjahre insgesamt 104 164 m. Umsatzsteuer zahlen, „ Die Aussprache bei Gelegenheit der ersten Etatsberatung hat was in einzelnen Fällen bis zu 33 Prozent des Rein Centrum und Flottenpläne. allerdings nur wenig dazu beigetragen, die Umrisse eines solchen gewinnes ausmachte. Die ausführliche Begründung der Petition Kompromisses erkennbar zu machen. Doch ist die private Aus dem Rheinland wird uns geschrieben: sucht unter Benutzung reichlichen statistischen Materials nachzuweisen, Aussprache der maßgebenden Persönlichkeiten Die„ Kölnische Voltszeitung" hatte die Bebelschen Ausführungen dag die Steuer vom rechtlichen, moralischen und materiellen Gefichtsder Regierung und des Parlaments von um so über die Haltung des Centrums zu den Flottenplänen als beweis- punkte aus ungerechtfertigt ist, und in der Praxis in das besserem Erfolg gewesen. Wir glauben nicht fehlzugehen, lose Verdächtigungen" bezeichnet. Nach der ganzen jüngsten Vergerade Gegenteil der angeblich gewollten Tendenz umgewenn wir annehmen, daß 3. 8. einerseits nach einem neuen gangenheit des Centrums, dieser Kette von Umfällen tu militärischen schlagen ist, der gewollte Ausgleich zu Gunsten der Kleinhändler ist Quotenverhältnis gesucht wird, welches für die Dingen, hat das Blatt allen Anlaß, den Mund etwas weniger weit ausgeblieben und der socialpolitische Zwed ist nicht erreicht. Die Uebernahme der ersten Anschaffungskosten der neugeforderten aufzuthun. Zudem aber steht Bebel nicht allein da. Er tann sich Umsatzsteuer charakterisiert sich immer mehr als eine finanzpolitische Schiffe auf den ordentlichen Gtat maßgebend sein heute jogar auf die Centrumspresse selber berufen. Zwei große Ausnahmeftener für Konsumvereine". Diese Art Mittelstandsretterei foll, und daß andererseits eine verstärkte Reichsschulden- rheinische Centrumsblätter haben sich im Sinne der Bebelschen Aus- wird auch noch besonders dadurch hübsch illustriert, daß 11 Prozent Tilgung gefeglich festgelegt werden soll. Spätere Gene- führungen vernehmen laffen. der Mitglieder der bestehenden 168 Konsumvereine selbständige rationen, die von den heute aus Anleihen gebauten Schiffen Die Bonner , Deutsche Reichszeitung" berichtet trocken Handwerker find. Daß die Konsumvereine in Sachsen schon höchstens noch einen interessanten Ueberrest in über die Rede Liebers und meint dazu, die Erklärung zur Flotten- iegt eine nicht unwesentliche Bedeutung gerade für die ärmeren einem Marine- Museum vorfinden, sollen teinesfalls vorlage, die manche erwartet hatten, jei ausgeblieben. Volkskreise haben, erhellt daraus, daß die Mitglieder der 168 Vereine mehr von den Lasten dieser Anleihen bedrückt " Ganz anders"( so heißt es dann, und in dieser Gegenüber- nebst ihren Angehörigen ca. 900 000 Einwohner oder etwa fein. Es ist nicht ausgeschlossen, daß die Regierungsvorlage stellung liegt die Kritit der Lieberichen Rede) klang die Rede 221/2 Proz. der gesammten Bevölkerung ausmachen. Der des Abg. Bebel, der äußerst wirksam sprach und schärfste Kritit Gesamtumjazz betrug im letzten Geschäftsjahr 48 374 862 M., so daß schon selbst in Vorschlag bringt, was in Gesprächen der letzten Tage als unerläßliche finanzielle Garantie be an der Flottenvorlage, deren Urhebern und Förderern übte, den von dem erzielten Reingewinn 5 305 637 M. an Warendividende auszeichnet werden mußte, wenn es gelingen soll, die große Mehrheit Staatssekretär Tirpitz wegen feines widerspruchsvollen Verhaltens des Reichstages für die Flottenverstärkung zu gewinnen." förmlich Spießruten laufen ließ und auch den Grafen v. Bülow gezahlt werden konnte, während zur Zeit in den Vereinen 2167 Berjonen ständig beschäftigt sind. wegen dessen flottenvereinlicher Rede nicht allzu zart aufaßte Nach der Lieberschen Rede glaube er an eine Ablehnung der Vorlage nicht mehr, denn die vom Abgeordneten Lieber vorgebrachten Bedenten feien unwesentlicher Natur. Dramatisch war, als Bebel daran erinnerte, wie er vor genan einem Jahre auf die kommende Flottenvorlage hingewiesen habe, dafür aber auch vom Abgeordneten Lieber abgefanzelt worden sei heute sei die Bescherung da. Wer habe nun recht behalten? Die Rede, die für die Hurra Flottenschwärmer vernichtend war, machte sichtlich Eindrud." Der Aachener Boltsfreund", ebenfalls ein angesehenes Centrumsorgan, drückt sich noch deutlicher aus. Es kommt zu dem Schluß, daß Dr. Lieber
Allen diesen Vermutungen und Andeutungen gegenüber bleiben wir durchaus ungläubig. Wenn auch die anständigere Regelung der Kostenfrage uns auch nicht im mindesten zu Gunsten einer unsinnigen Flotten- und Weltpolitik beeinflussen könnte, so müssen wir doch erst Beweise für jenen Anstand unserer bevorrechteten Klassen sehen, den sie bei allen bisherigen Gelegenheiten stets haben vermissen lassen. Jene Blättermeldungen werden auch bereits durch den noch immer finanzministeriell gespeisten und also in diefen Dingen recht gut unterrichteten Flotten- Schweinburg der„ Berl. Politischen Nachrichten" als windiges Gerede enthüllt. Das von den Eiſenindustriellen ausgehaltene Blatt erklärt die Bedenken gegen den Plan, die Kosten der Flottenverstärkung durch Anleihen aufzubringen, als wenig begründet", den dies Verfahren entspreche„ durchaus der bisherigen Uebung". Herr Schweinburg plädiert auf Gewohnheits- Unrecht. Da die arbeitenden Klassen stets die Lasttiere der Herrschenden gewesen sind, so soll ihnen auch diesmal die Last der Panzerschiffe aufgepackt werden.
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Der staatlich anerkannte 1. Mat. Seit dem Pariser Socialistentongreß im Jahre 1889 ist der 1. Mai der Weltfeiertag des Kämpfenden Proletariats. Daß die Arbeiter ihn nicht mehr aus ihrem Kalender streichen lassen, ist klar, und gewiß ist, daß allgemach auch das Bürgertum, so ungezogen es auch dagegen strampelt, an unser rotes Datum wird glauben müssen. Es muß festgestellt werden, daß unser schöner 1. Mai bereits amtlich anerkannt ist. Und zwar in Zürich . Das neue, vom Botanifer Professor Dr. Eching entworfene, vom Erziehungsrat genehmigte und eben heute im Druck erschienene Steglement über den Besuch des fantonalen botanischen Gartens führt unter den weltlichen und firchlichen Feiertagen, an denen der Garten geschlossen bleibt, nunmehr auch den 1. Mai auf; die Rangerhöhung wurde zugestanden, wie es heißt, nicht ohne eine sanfte Reibung.
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der Reichsregierung bezüglich der Flottenvergrößerung Avancen gemacht habe. Eine energische Zurüdweisung der Verdoppelung der Schlachtflotte enthält die Liebersche Rede ja keineswegs; wohl aber hat Herr Dr. Lieber geäußert: follte eine Flottenvermehrung eintreten(!), 10 Der Papst und der Beginn des neuen Jahrhunderts. 23ie dürften die Mittel weder durch Anleihen noch durch indirekte der Figaro" aus Rom meldet, soll auf Anordnung des Papstes in Steuern aufgebracht werden. Das sieht gewiß nicht wie allen katholischen Kirchen der Welt um Mitternacht des 81. Dezember eine Ablehnung der neuesten Flottenpläne aus." zu Beginn des Jahres 1900 Gottesdienst abgehalten werden. Und an einer anderen Stelle schreibt das nämliche Blatt: Die Gegner der Centrumspartei rechnen nach der Etatsrede des Abg. Lieber schon völlig damit, daß die Centrums frattion wie für die vorigjährige fo auch für die neue Marinevorlage zu haben sein wird. Und wir können ihnen leider darin nicht unrecht geben! Der unheilvolle Einfluß des Abg. Dr. Lieber und des adligen und Beamtenelements auf die Fraktion wird auch da wieder die Entscheidung geben.
Die Verantwortung, welche die Herren Führer der Fraktion für das ganze spätere Geschick der Centrumspartei dadurch auf sich laden, daß sie das Ansehen und das Ver trauen des Volkes zu derselben in so schwerwiegenden Fällen erschüttern, ist eine furchtbare. Der Tag wird kommen, wo Herrn Lieber und Genoffen dies zum Bewußt fein gebracht werden wird."
aus den eigenen Reihen sagen?! Was wird die„ Kölnische Volkszeitung" zu diesen„ Verdächtigungen"
Nachdem sich nunmehr der Bapst und der deutsche Bundesrat für den Beginn des neuen Jahrhunderts in der tommenden Neujahrsnacht ausgesprochen haben, muß es ja wahr fein. Die Gegner dieser Anschauung, die das neue Jahrhundert erst mit dem 1. Januar 1901 beginnen wollen, werden sich um in Demut fügen und ihren Jahrhundertivende- Sylvesterpunsch schon in der kommenden Neujahrsnacht trinken.
Aus dem Wupperthal.
Als im letzten Sommer die Gemeindewahl- Novelle im preußis schen Landtag auf der Tagesordnung stand, da segte die„ Köln . Beitung" Himmel und Hölle in Bewegung, um dieselbe zu Falle zu bringen. Nach den vielen spaltenlangen, mit Zahlen reichlich gespickten Artikeln des Kölner Blattes hätte man annehmen können,
Das Flottenspiel ist dem Junkertum sehr fatal. Ein Konflikt über der Zuchthausvorlage wäre den Konservativen willkommen gewvejen, unt aus der Kanalfrisis herauszukommen. Daher erklärt sich der Zorn über eine Regierung, die aus der Zuchthausvorlage teinen Auflösungsgrund machte. Jetzt bietet sich allerdings die Aussicht eines Flottenkonflikts. Der nügt ihnen aber nicht uur nicht, sondern bringt sie in die peinlichste Verlegenheit. Ihrer Herzensmeinung nach sind die Agrarier Gegner der Flottens, Welt- und Exportpolitit. Die Deutsche Tageszeitung", die inzwischen es für gut hielt, umzufallen, hatte auch beim ersten Aufdaß im Rheinlande für die arbeitende Bevölkerung die GemeindewahlVerhältnisse besonders günstige seien. Geht die Gemeindewahl Novelle durch, so jammerte damals in einem fort die Köln . 8tg.", tauchen des Flottenplans scharf gegen ihn Stellung genommen, und so werden im Rheinlande die großen Städte der Socialradikalere agrarische Organe erklären auch noch ihre Gegnerschaft. Ueber die Finanzverwaltung Preußens in der Zeit vom bemokratie und die kleineren den Ultramontanen aus Sollten sie alle gegen die Flotte stimmen? Dann hätten sie es mit der Krone für lange Zeit völlig verdorben. Wenn sie mu 1. Juli 1890 bis zum 1. April 1897 hat der Finanzminister geliefert. Nun ist es eine Thatsache, daß wohl nirgends in Preußen die aber dafür stimmtent, wie sollen sie im Falle der Auflösung ihren von Miquel im Anschluß an den früher veröffentlichten dem Kaiser neuerdings einen er Arbeiter bei den Gemeindewahlen so rechtlos sind, wie gerade in agrarischen Auhang unter der antiagrarischen Parole:" Für Flotte, Immediatbericht gänzenden Bericht erstattet, welcher die weitere den rheinischen Großstädten. Hier besteht, wie in den altWeltmacht und Exportindustrie" gewinnen? Man versteht das Unbehagen der Konservativen und ihre Ge- Entwickelung seit jener Zeit darstellt. Der Reichs- Anzeiger" tommt preußischen Provinzen, das Klassen und Censuswahl. reiztheit. Darum versucht nun die Kreuz- Zeitung " die Flottenfrage auf Grund dieser Darstellung zu dem Schluß, daß die gegenwärtige stem. Bis zum Jahre 1891 betrug laut rheinischer Städte Finanzlage Preußens zumal im Hinblick auf die reichliche Dotierung Ordnung der niedrigste Say 6 M., der höchste 24 M. Klassen. beijeite zu schieben, indem sie bemerkt: Wie dem aber auch sein möge des Eindruces vermag des Ordinariums im ganzen als eine wohl zufriedenstener, von dessen Entrichtung die Wahlberechtigung abhängig gemacht wurde. Den niedrigsten Satz anzunehmen, das fiel man fich bei unbefangener Betrachtung schlechterdings nicht zu stellende betrachtet werden darf". Herr v. Miquel beweist täglich seine Unentbehrlichkeit. natürlich den Bourgeois, ganz gleich, ob sie sich nationalliberal, erivehren, daß die Flottenfrage, so sehr sie äußerlich im VorderSo betrug in grunde der Erörterungen stand, und so maßlos viel darüber Zur Adresdebatte in der Berliner Stadtverordneten - ultramontan oder freisinnig nannten, nicht ein. geredet wurde, doch thatsächlich nicht den Kernpunkt des Versammlung behauptet die„ Kreuz- 3tg.", die Socialdemo- lberfeld und Barmen bis dahin der Census 12 M., in Ganzen bildete, sondern nur den schützenden Schleier, hinter tratie hätte sich der Abstimmung enthalten. Das ist falsch. In sogar 18 M. Wahlberechtigte Arbeiter gab es natürlich nicht. dem fich, wie wir gefehen, ganz andere, weit weniger Die Socialdemokraten wie die neue Linte haben gegen die Ab- Das Einkommensteuer- Gesez(§ 77) hat hier insofern eine Befferung gebracht, als der höchste Census nicht mehr als 6 M. Staats nationale und patriotische Biele verbergen. Das Einkommensteuer betragen darf( Einkommen von 900-1050 W2.). läßt sich u. a. auch daraus erkennen, daß die Presse der Mehrheits- fendung einer Neujahrsadresse an den Staiser gestimmt. parteien von der Flottenverstärkung und deren Aussichten so gut Fein heraus aus dem Flottenverein ist Herr Schweinburg. Nach, Jukrafttreten dieser Bestimmung hat im Rheinland auch die wie gar nicht mehr spricht, oder doch nur im Zusammenhang mit Er ist nicht nur das Ehrenamt des Sekretärs ledig, sondern hat focialdemokratische Partei wiederholt den Versuch der der Forderung jener anderen Biele, auf die wir wiederholt hin- auch auf die Mitgliedschaft verzichtet. Det talte Rattah feines Wahlbeteiligung gemacht. In ein paar fleineren Orten, wie Grafrath , Ohligs , aan, gelang es auch, in der gewiesen haben, und die eben in nichts anderem als in der Be- Geistes aber wird an dem Flottenverein weiter haften britten Klaffe Kandidaten durchzubringen. In den Großstädten fämpfung der Konservativen bis aufs Meffer vertilglich. war dagegen das Ergebnis anfangs bedeutungslos: 2-3 Prozent bestehen." In diesen Aeußerungen verrät die Kreuz- Zeitung " unbewußt, In Zeichen der Flottenbegeisterung. In einer Bersanım der eingetragenen Wähler stimmten focialdemokratisch. Die große daß die Konservativen, trotz der notgedrungenen flottenfreundlichen lung von Vertretern der großen Reedereien und großer Industrieller Mehrzahl der Arbeiter war nach wie vor nicht wahlberechtigt, und Erklärungen im Reichstage, Geaner der Wasserpolitik sind. Denn die am Sonntag in Berlin unter dem Präfidium des Erbgroßherzogs i dann jorgte der angehäufte Reichtum der Befißenden dafür, dak die
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