Bausr Lars sagke nein« Er beherberge keinen« Aus Prinzip nicht. Ob er denn nicht? Nein, es hätte gar keinen Zweck, weiter darüber zu reden. Der Landstreicher ging. Aber Bauer Lars sandte gleich einen der Knechte hinter ihm her, um zu sehen, wo er hin- ginge. Er sah ihn gerade um den südlichen Giebel biegen, aber dann, es war ganz mystisch, als er dorthin kam, war er verschwunden« lFortsetzung folgt.1 Me IbUen mr JVIarx lesen? Stile Wissenschaft bedeutet Oekonomie. Ersparung von nutzloser Kraftberausgabung, Vermeidung von Irr- und Umwegen. Die Naturwissenschaft hat der Menschheit auf ihrem Wege zur Beherrschung der Natur den jeweils kürzesten Weg gewiesen. War der Fort- schritt früherer Zeiten, wenn es sich etwa um ein neues Arbeits- verfahren handelte, an die zufällige, zersplitterte und vereinzelte Er- fahrung des täglichen Lebens und der täglichen Arbeit der Hand- werker selbst gebunden, so deckt heute der Forscher in seinem Laboratorium den ursächlichen Zusammenhang zwischen den Er- scheinungen auf und sucht neue Ursachenreiben im Experiment dar- zustellen. Die Erfindung bleibt nicht mehr dem Zufall einer neuen Erfahrung überlassen; bewußt stellt der Forscher fich das neue Problem und sucht mit wissenschaftlichen Mitteln den kürzesten Weg seiner Lösung. Was dies aber bedeutet, wird unS sofort klar, wenn wir die Schnelligkeit technischen Fortschrittes feit dem Beginn der modernen Naturwissenschaft vergleichen mit dem Schneckentempo der Entwickelung mittelalterlicher Technik. Was die Naturwissenschaft aber für die Technik, ist die Sozial- Wissenschaft für den politischen Fortschritt. Die sozialwissenschaftliche Erkenntnis zeigt uns die Probleme, die die Menschheit in ihrem Fortschreiten sich jeweils stellen muß und gibt uns die geeignetsten Mittel zu ihrer Lösung an die Hand. Sie lehrt uns die Trieb- kräfte der EntWickelung kennen und zeigt uns die beste Art ihrer Benutzung. So gibt sie dem Wissenden politische Macht- Vermehrung, und wer in der Politik Macht sich erobern will, muß die Sozialwissenschaft in seinen Dienst stellen. Politisch aber ist der Proletarier, weil er nur in der Politik und durch die Politik seine Lebensinteressen wahren kann. In der kapitalistischen Gesellschaft ist die Arbeiterklasse die Enterbte der Geschichte. Sie muß selbst Geschichte machen, das heißt Politik treiben, um aus der Enterbten der Geschichte ihre Meisterin zu werden, aus dem Objekt der Ausbeutung durch die Menschen das Subjekt, die Beherrscherin der Natur, aus einer unterdrückten Klasse die Schöpferin der klassen- losen, ihre gesellschaftlichen Beziehungen bewußt und deshalb frei regelnden Menschheit. Das ist es, ivas die Arbeiterklasse mit so heißer Sehnsucht zur Wissenschaft treibt, deshalb steht am Beginn jeder Arbeiterbewegung das Bildungsbestreben. Der Meister der Sozialwissenschaft aber ist Karl Marx , und ihn lesen zu wollen, der glühendste Wunsch jedes kämpfenden Proletariers. Aber Marx ist keine leichte Lektüre, am wenigsten für den Ar- Leiter, dem die moderne Gesellschaft selbst das primitivste Handwerks- zeug wissenschaftlicher Bildung vorenthalten hat. Aber wo ein Wille ist, ist auch em Weg, und einen solchen zn zeigen, soll hier wenigstens «in Versuch gemacht werde». Das Problem, das die Sozialwissenschaft sich stellt, ist die Auf- findung der Bewegungsgesetze der Gesellschaft. Marx beantwortet diese Frage allgemein in seiner Geschichtsauffassung und speziell für die kapitalistische Gesellschaft in seinem ökonomischen Hauptwerk. So sind seine Schriften historisch und ökonomisch, aber in allen kehrt die Frage nach den Triebkräften der Entwickelung wieder. Dies verbindet sie zu einem Ganzen und von jeder Schrift fällt helles Licht auf das Verständnis der anderen. Man wird die Anfangsschwierigkeiten leichter überwinden, wenn man die Hauptgedanken der Marxschen Lehre in ihren allgemeinen Umrissen bereits kennen gelernt hat. Diese aber find tn jedem sozialdemokratischen Programm enthalten. Man mache sie sich zunächst klar und lese zunächst die Broschüren»Ziele und Wege" von Adolf Braun u. a., ferner die»Erläuterungen zum Erfurter Programm" von Kautsky und Schönlank. Dann lese man als erste Schrift von Marx seine Broschüre»Lohnarbeit und Kapital ", die uns zuerst mit der Werttheorie vertraut macht. Darauf lasse man Kaulskys »Erfurter Programm ' folgen, und um die historische Stellung der Arbeiterklasse zu begreifen, das»Arbeiterprogramm" von Lassalle . So vorbereitet, kann man an das Studium des»Kommunistischen Manifestes" gehen, der»Geburtsurkunde des wissenschaftlichen Sozialismus". Als Kommentar gleichsam zu der Stellung� von Marx zu den im Kommunistischen Manifest kritisierten Vorgängen studieren wir Engels ' Schrift:»Entwickelung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschast". Nachdem wir so in großen Grundzügen den Standpunkt von Marx kennen gelernt haben, wenden wir uns der Anwendung dieses Standpunktes auf bestimmte Abschnitte der Geschichte zu. Wir gehen an die viel zu wenig beachteten historischen Schriften. Zunächst:Revolution und Konter-Revolution in Deutschland ". Nachdem uns diese glänzende Analyse der Klassenverhältnisse, wie fie in der Mitte des 19. Jahrhunderts sich entwickelt hatten, mit den Triebkräften der Revolution von 1848 bekannt gemacht hat, wenden wir uns, um Marx als Politiker kennen zu lernen, den Artikeln aus derNeuen Rheinischen Zeitung " im Hl. Band der Nachlaßausgabe von Mehring zu, dessen ausgezeichnete Einleitungen für die Erkenntnis jener Zeit unerläßlich find. Dann könnten die»Klassenkämpfe in Frankreich 184859" und der»18. Brumaire des Louis Bonaparte ", wobl die glänzendste politische Streitschrift in deutscher Sprache, an die Reihe kommen. Ein kleine aber interessante Schrift ist»Marx vor den Kölner Geschworenen", in der Marx die Gründe und die Notwendigkeit seiner revolutionären Haltung den Richtern darlegt. Den Beschluß unserer historischen Studien hätte die von Marx ver- faßte Jnauguraladresse der Internationale:»Der Bürgerkrieg in Frankreich" zu bilden, die eine glänzende Verteidigung der Pariser Komniune darstellt. Wir wenden uns jetzt wieder zum Studium der politischen Oekonomie. Wir haben Lohnarbeit und Kapital bereits kennen ge» lernt und lassen LassallesBastiat-Schulze" folgen. Darauf wäre das Studium von Kautskys Einführung:.Marx' ökonomische Lehren" und der zweite. Politische Oekonomie betitelte Abschnitt in Engels Anti-Dllhring" vorzunehmen. So vorbereitet gehen wir an den ersten Band des»Kapitals". Um den Leser an Stil und Dar- stellungsweise zu gewöhnen, empfiehlt es fich vielleicht, die Lektüre der historischen Kapitel borwegzunehmen. Wir beginnen also mit dem achten Kapitel des dritten Abschnittes: der Arbeitstag, lesen dann das elfte, zwölfte und dreizehnte Kapitel(Kooperation, Manufaktur und große Industrie), um hierauf das berühmte vier- undzwanzigste Kapitel: die sogenannte ursprüngliche Akkumulation zu studieren. Erst dann gehen wir, indem wir bei schwierigen stellen das Buch von Kautsky zu Rate ziehen, an die systematische Lektüre des ganzen Bandes. Damit ist das Schwierigste geleistet. Aber das»Kapital" muß nicht nur gelesen, es muß oft und oft studiert werden: Immer wieder wird man finden, daß bei wiederholter Lektüre Zweifel gelöst, neue Erkenntnisse gewonnen werden. In den Jahrgängen derNeuen Zeit" wird man eine große Anzahl theoretischer Abhandlungen finden, deren Lektüre beim wiederholten Studium viele Erleichterungen geben und Unklarheiten beseitigen. Hier findet man auch die An- gäbe und Kritik eines großen Teiles der polemischen Literatur. Ist der erste Band des Kapitals bewältigt, so geht man an das Studium des zweiten und dritten Bandes. Für ihre Lektüre bietet der von uns kürzlich wiedergegebene Brief von Engels wertvolle Fingerzeige. Haben wir so die Marxschen Lehren kennen gelernt, so wenden wir uns der Geschichte ihrer Entstehung zu. Dazu ist die Ausgabe des Nachlasses von Mehring unerläßlich. Wir lesen die Jugend- schriften von Marx , wobei wir vielleicht die Dissertationsschrift über Demokrit und Epikur, die nur fachphilosophisches Interesse hat und die StreitschriftDie heilige Familie " übergehen dürfen. Der glänzende Kommentar Mehrings erleichtert auch die Schwierigkeiten, die uns die genialste Schrift des jungen Marx, seine Kritik der Hegelschcn Rechtsphilosophie bereitet. Marx studieren, heißt zugleich denken lernen. Ist es unS ge- lungen, in das Marxiche Schaffen nachschaffend einzudringen, dann ist uns das große Reich der Sozialwissenschaft erschlossen. Wir haben aufgehört, unkritisch und instinkrniäßig zu handeln. Die Politik ist für uns kein dilettantisches Spiel oder traditionelle Be- folgung unverstandener Regeln. Kritisch stehen wir der Gesellschaft gegenüber. Wir wissen, was wir wollen, wir wissen, was wir können. Als andere treten wir aus der Werkstatt des Marxschen Geistes heraus, als wir in sie eingetreten find. Vorher waren wir Sklaven des blinden Waltens unverstandener gesellschaftlicher Kräfte. Jetzt sind wir befteit. Die Fesseln find von uns gefallen und die Befteiten wird auf die Dauer auch das ökononlische Joch nicht mehr drücken können. Und so dankt uns Marx das schwere Bemühen, ihn zu verstehen, indem er den Unterdrückten gibt, was ihnen das Köstlichste ist: die Gewißheit ihres Sieges. (Nachdruck verboten.) �octfcblag. Von Jac. Lorenz. Kurz vor Bureauschluß trat er ein, den Zettel in der Hand. auf dem sein Stellengesuch notiert war. Ein fünfundvierzigjähriger, untersetzter Mann, bartlos, mit ein Paar schwachen Blauaugen, einem gemütlichen Zug um den Mund. Helles Haar in wilden, ungekämmten Strähnen. Er sprach ein unverfälschtes Sächsisch.- Er war Kernmack)er und die dritte Woche ohne Arbeit. Zu- fällig war eine passende Stelle da. Die teilte ich ihm mit und er erklärte sich bereit, sie anzunehmen. Irgendeiner hatte in seinem Heimatsausweis hineingeschrieben Vorbestraft ".. Was mochte der Mann mit dem gutmütigen Gesicht, das die schwachen, matten Augen ein wenig blöd machten, nur verbrochen haben?, Ich war neugierig.