üimpaneileven jutütffiel, was viel Aergernis bereitete und ihm vollends die akademische Laufbahn verdarb. Uin sich vor allem Elend zu retten, wurde er schließlich Soldat. Seitdem kriegte er das Kalbfell nicht mehr vom Buckel. Es ist nun ganz interessant, Laukhard zu folgen. Wir erfahren näheres über das Wcrberunwesen. über die soldatiscve Verderbtheit usw. Wir begleiten ihn auf Märschen über Berlin nach Schlesien und wieder zurück. Ueberall macht er seine Beobachtungen. Das Berliner Dirnenwesen usw. wird mit derber Offenheit bloßgelegt. In der Folge gibt's Manöver, Urlaub in die Heimat. Dies war aber nicht so leicht geworden. Laukhard hatte Schulden bei verschiedenenMoni- chäern": die wollten zuvor bezahlt sein. Endlich kam er los, nacki- dem Kaution erlegt worden war. Als der Urlaub abgelaufen war, mußte Laukhard lvieder zum Regiment nach Halle. Hier gab er nebenher Stunden. Vielleicht würde er noch einmal einer akademischen Lehrtätigkeit zurückgewonnen worden sein, wenn nicht sein Gönner Semler gestorben wäre. Das geschah im Jahre 1791. Jetzt war's aus für immer. Im nächsten Jahre ging's an den Rhein . In Koblenz , wo das Regiment im Juli 1792 Quartier aufschlug, wimmelte es von französischen Emigranten. An der Seine harte die Revolution begonnen; daher die Rotte berübergelaufener Royaliiten: »Dieses schändliche und schreckliche Ungeziefer." Sieverachteten uns Deutsche mit unserer Sprache und unseren Sitten ärger als irgend ein Türk die Christen verachtet." Damals hatten sie noch Geld vollauf, und folglich die Mittel, sich alles zu verschaffen, was sie gelüstete. Natürlich waren sie auch gewöhnt, das Geld auf die tollste Art zu verputzen.Die kostbarsten Speisen und der edelste Wein, der bei ihren Bacchanalien den Fußboden herab floß, waren für sie nicht kostbar und edel genug. Für einen welschen Hahn zahlten sie fünf große Taler ohne Bedenken. Mancher Küchenzettel, nicht eben eines Prinzen oder Grafen, sondern manches simplen Edelmannes, kostete oft vier, fünf und mehr Karolins sein Karolin war zirka ö'/a Taler). Die Leute schienen es ganz darauf an- zulegen, brav'Geld zu zersplittern; sie zahlten geradehin, was man verlangte. Ich sagte einmal zu einem, daß er etwas zu teuer be- zahlte.Le fran<;ais ne rabat pas"(Der Franzose handelt nicht ab), erwiderte er und gab sein Geld... Die Emigranten waren alle lustige Brüder und Wind- beute! von der ersten Klasse. Den ganzen Tag schäkerten sie auf der Straße herum, sangen, hüpften und tanzten, daß es eine Lust war anzusehen. Sie gingen alle prächtig gekleidet und trugen schreckliche Säbel. Die Säbel wurden größten- teils in Koblenz verfertigt, und so hatten die dafigen Schwertfeger Arbeit und Verdienst genug."... Mit dem Bramarbasieren, das diesen Leuten eigen war, riß eine greuliche Sittenverderbnis ein. »Hier in Koblenz ", sagte ein ehrlicher alter Trierscher Unteroffizier. gibt's vom zwölften Jahre an keine Jungfer mehr; die verfluchten Franzosen haben hier weit und breit alles so zusammengekirrt, daß es Sünde und Sckmnde ist." Und Laukhard setzt hinzu:Das be- fand sich in der Tat so; alle Mädchen und alle noch etwas brauch- baren Weiber, selbst viele alte Betschwestern nicht ausgenommen, waren vor lauter Liebelei unausstehlich."... Aberso wie in Koblenz hotten die Emigrierten es an allen Orten gemacht, wohin sie nur gekommen waren. Der ganze Rheinstrom von Basel bis Köln ist von diesem Auswurf des Menschengeschlechts vergiftet und verpestet.... Die infame Krankheit, welche man schon in den Rheingegendcn Emigrantengalamerie" nennt, ist allgemein und allen Ständen mit- geteilt. Hätte auch jeder ausgewanderte Franzose ganze Kasten voll Gold mit nach Deutschland gebracht, so wäre das doch lange kein Ersatz für das Elend, worin sie unsere deutschen Weiber und Mädchen, und durch diese einen so großen Teil unserer lüsternen Jugend gestürzt haben. Man gehe nur an den Rhein und frage, und man wird über die Antwort erstaunen und erschrecken. Schon allein in Koblenz fand man über siebenhundert infizierte Weibs- Personen, als man ihnen nachher unentgeltliche Heilung anbot"... Infolge aller solcher Zustände wurden die Emigranten schließlich auf Befehl des Herzogs von Braunschweig a»S Koblenz verwiesen.Es waren ihrer mehrere Tausend", berichtet Laukhard. Der Abzug geschah des Nachts, weil sie fich schämten, am hellen Tage eine Stadt zu verlassen, wo sie so lange den Meister gespielt hatten. Ihnen folgte vieles Lumpengesindel, besonders weiblichen Geschlechts. nach. Sie nahmen ihren Weg nach Neuwied , Limburg , Bingen oder sonstwohin"... Nun ging der KriegSzng nach Frankreich hinein eine fürchterliche Kampagne unter ewigen Regengüssen. Larlkbards Bei- träge zu dieser blamablen Affäre sind von Interesse und Wichtigkeit; einmal für die Kenntnis der Beschaffenheit des deutschen Heeres, dann auch besonders für die politischen und Sittenzustände im Lagerleben und in der Kricgssührung. Die Brandschatzerei begann Sleich am ersten Tage nach dem Einmarsch in französisches Gebiet. £ war im August 1792.Das Getreide stand noch meistens im Felde, weil dieses Jahr wegen des anhaltenden Regens die Ernte später als gewöhnlich fiel. Das Fouragieren ging so recht nach Feindesart: man schnitt ab. riß aus, zertrat alles Getreide weit und breit und machte eine Gegend, woraus acht bis zehn Dörfer ihre Nahrung auf ein ganzes Jahr ziehen sollten, in weniger als einer Stunde zur Wüstenei... In den Dörfern ging es noch weit abscheulicher her.. In einem Dorfe Brehain la ville sollten die Soldaten Holz und Stroh holen. Ehe aber diese Dinge genommen wurden, untersuchten die meisten erst die Häuser, und was sie da anständiges vorfanden, nahmen fie mit, als: Leinwand, Kleider, Lebensmittel und andere Sachen, welche der Soldat entweder selbst brauchen oder doch an den Marketender verkaufen kann. Was dazu nicht diente, wurde zerschlagen oder sonst verdorben. So habe ich selbst gesehen, daß Soldaten vom Regiment Waldeck ganze Service von Porzellan im Pfarrhof und anderwärts zerschmiffen; alles Töpferzeug hatte dasselbe Schicksal. Aufgebracht über diese Barbarei, stellte ich einen dieser Leute zur Rede, warum er einer armen Frau, trotz ihrem bitteren Weinen und Händeringen, das Geschirr zerichmitsen und alle Fenster eingeschlagen habe? Aber der unbesonnene wüste Kerl gab mir zur Antwort:Was Sackcrment soll man denn hier schonen? Sind's nicht ver- fluchte Patrioten? Die Kerls find ja eigentlich schuld, daß wir soviel ausstehen müssen!" Und damit gings mit dem Ruinieren immer vorwärts... Daß die Frauen geschändet und mißhandelt, daß die Schafherden und Schweine aus ihren Ställen ins Freie gejagt, dann gefangen und im Lager verzehrt wurden, daß die Soldaten nachts von ihrem Wachposten in die Dörfer auf Beute gingen, gehörte mit zu dem grausige» Bilde.Die armen Leute in den Dörfern, die sich ihres Äuskommens nun auf lange Zeit beraubt sahen, schlugen die Hände zusammen und jammerien erbärmlich, aber unsere Leute ließen sich von dem Angst- geschrei der Elenden nicht rühren und lachten ihnen ins Gesicht oder schalten sie Patrioten und Spitzbuben.". Uebrigens wurde das Plündern um so ärger betrieben, je tiefer das deutsche Heer nach Frankreich kam. Von Longwy gings nach Verdun , bis es zu der bekannten Kanonade von Valmy kam. Nun wäre eS den Deutschen beinah sehr übel ergangen; die Franzosen ließen sie jedoch»nrer Gewährung eines Waffenstillstandes den Rück- zug antreten. Das war denn die große Reiirade im Herbste 1793. Und der Regen regnete jeglichen Tag"; alle Wege waren in Kot verwandelt, in dem man bis an die Knie waten mußte. Das Wasser lief immer in die Zelte und machte daS Lagerstroh über Nacht zu Mist. Morgens krochen die armen nassen Soldaten wie Säue aus ihren Lager».Die weißen Westen und Hosen waren über und Über voll Schmutz, und noch obendrein vom Rauche gelb und rußig; die Gamaschen starrren von Kot. die Schuhe waren größtenteils zersetzt, so daß manche sie mit Weiden zusammenbinden mußten; die Röcke zeigten allerlei Farbe» von weißem, gelbem und rotem Lehm, die Hüte harten kerne Form mehr und hingen herab wie die Nachtmützen; endlich die gräßlichen Bärte denn wer dachte da ans Rasieren I gaben den Burschen das leidige Aussehen wilder Männer.... Die Gewehre waren voll Rost und würden gewiß versagt haben, wenn man hätte schießen wollen." So saben also diesonst so geputzten Herren Preußen" aus I Später hatten sie schon gar kein Schuhwerk mehr. Sie wareten barfuß durch den entsetzlichen Kot und rissen ihre Füße an den spitzen Steinen blutig.Viele hatren ihre zer« setzten Schuhe auf die Gewehre gehängt, andere trugen sie in der Hand; manche hatten Lappen und Heu um die Füße gewickelt...." Kein Wunder, daß viele Soldaten desertierten, bevor die deutsche Grenze überi'chrittur wurde<21. Oktober 1793).Zigeunermäßig genug" kamen dieHerren Preußen", aber auch dieHerren Oesler- reicher und mesoieurs les ömix-rös" auf deutschen Boden zurück; aber auch hier hotte das Elend und die Not noch kein Ende. Wir lagerten uns in den Kot, und zwar ohne Lagerstroh". Schrecklich sah es in den Lazaretten aus, die meisten Kranken starben, weil es an allem fehlte... Im Ckfangms. Von Olgitt. Autorisierte Uebersetzung von A. Lampert, (Schluß.) So verstrich der fünfte Tag, dann der sechste, der siebente.-, Am achten Tage konnte auch der alte Philosoph nicht mehr umher- gehen und legte sich nieder. Die ganze Atmosphäre des Ge» sängnisses atmete Spannung. Jetzt redeten schon viele von Hitze, und die herrschende Stille wurde oft von schrillen Schreien auf- geschreckt. Das Gefängnis gleicht jetzt einem fieberhaften Strom. Der Strom reißt alle mit sich fort, schaukelte und wiegte sie auf seinen trüben Wellen, und treibt sie immer weiter und weiter. Abgerissene Gedankenfetzen, Bruchstücke verworrener Träume, alter Erinne- rungen, welker, geknitteter Bilder jagen den Strom hinab, und drängen und stoßen sich und drehen sich im wilden Wirbel und eilen hastig immer vorwärts, immer vorwärts.... Von Hunger ist längst nicht mehr die Rede, die Menschen sind unempfindlich geworden gegen jeden Schmerz, sie sinken nur immer schneller und schneller herab in einen tiefen schwarzen Schlund. Plötzliche Gedanken zucken manchmal wie Blitze durch ihre müden Hirne, das wüste Tohuwabohu grell durchleuchtend, und ver- schwinden wieder; an ihrer Stelle tauchen dann bleiche, falsche Funken auf, tanzen im wilden Reigen und flackern mit blauem «chwefcllcnchten. Immer weiter ergießt sich der trübe Strom, immer rascher und wilder wird der Tanz seiner Wellen. Alles ver» sinkt immer tiefer und gleitet langsam hinab, alles bewegt, alles schaukelt sich nur Josephs Stimme tönt in ihrer ewigen Weise: Aus den faulen Sümpfen, aus den feuchten Gräben, aus den tiefen Tälern hat sie sich erhoben ganz in Schwarz gehüllet. Ihre