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was gesprochen wurde. Er dachte nur daran, daß das Wasser Nachdem die Preußen von Landau abgezogen waren, wurden auf dem Fußboden entdeckt werden müsse, wenn er gingealle deutschen Derserteure über Weißenburg nach Straßburg ge­und je länger er stand, desto mehr wurde es. Wie eines der bracht. Laukhard mit ihnen. In Colmar sah er zum erstenmal eine schmutzbedeckten Tiere der Dunkelheit, das aus Versehen in Hinrichtung durch das Fallbeil. Von Straßburg gings nach eine erleuchtete Stube gekommen ist, fühlte er den Trieb, fich auf alle Viere herabzulassen und zu schütteln.

Da polterte jemand draußen im Flur. Die Tür öffnete fich, und ein Kerl und ein Mädchen traten sehr un beholfen ein.

Ja, nu bin ich hingewesen und habe Stine geholt," sagte der Kerl. Es war ein kleiner schmuddliger Mensch, dessen frumme Glieder in Tagen mit Bühlerklauen endigten. Ob wohl er sehr dünn, waren seine Sachen doch zu eng und zwischen der zu kurzen Weste und eben solchen Hosen, die bermittelst eines straff geknüpften Strides oben festgehalten wurden, kam eine alte dreckige Bluse zum Vorschein. Er stand sehr verlegen und zerdrückte seinen Hut in den Fäusten während er sprach.

Na, was hat nun der Verwalter gesagt?" " Ja, er hat ja drauf geschworen, daß es Stine schlecht gehen sollte, weil sie zöge. Aber Stine wollte doch nicht länger dableiben, wenn sie mich rausgeworfen hatten. Sie wollte doch am liebsten mit mir mit!"

( Fortsetzung folgt.)

Magifter, Söldner und Vagant.

II.

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Besançon . In Macon traf Lauthard zum erstenmal einige von den echten Dhnehosen" an. Wir erfahren hier näheres über ihre Organisation. Als 1793 Lyon rebellierte und Toulon in die Hände der Feinde fiel, bestand Gefahr, daß sich das füdliche Frankreich zur royalistischen Partei schlagen fönnte. Die Nationalmacht war an den Grenzen. Es wurden also in aller Eile Truppen zusammen gerafft und in die bedrohten Gegenden geschickt. Jeder Offizier hatte das Recht, zum Dienst der Republik anzunehmen, was nur wollte; ja, wer 20, 30 bis 40 Mann zusammen hatte, durfte sich zu ihrem Die so errichteten Korps hießen Anführer aufwerfen und blieb es. mit einem Namen die Armée révolutionaire" und waren die Sie trugen nämlich echtesten aller Ohnehofen oder Sansculottes. felten Culottes oder Kniehosen wie die Vornehmeren sie hatten, die nachher Muscadins" genannt wurden. Anfänglich war nachher ,, Muscadins" man mit der Nationalkokarde als äußerem Abzeichen eines guten Republikaners zufrieden gewesen; hernach nicht mehr. Wer's nur zahlen konnte, trug eine Müge à la Requblique, d. H. eine von blauem Tuch mit rotem Rand und weißer Stante, woran auch noch die Kokarde befestigt war. Borne an den meisten Müzen las man das Wort: Mort aux rois!( Tod den Königen!) oder: Mort aux tyrans! So eine Müge war ein Hauptkennzeichen des Zivismus ( freien Bürgertums). Sogar an den verschnittenen und ungepuderten Haaren wollte man den besseren Patrioten erkennen Robespierre trug jedoch bis an sein Ende die Taubenflügelfrisur und furze Hosen sah man fast gar nicht mehr; sie schienen aristokratisch zu sein. Wer nicht gerade eine Nationaluniform hatte, zog eine furze Jade( matelote) an. Was die Armée révolutionnaires angeht, so war sie aus allen Nationalitäten und den verschiedensten, oft recht zweifelhaften Elementen zusammengesezt, was unvermeidlich war. Man fand unter ihnen wohl recht artige Leute; aber größten Unterdessen war das Jahr 1793 angebrochen. In Paris war sie wären einzig und allein da, teils waren es robe, ungeschliffene Wagehälse, die da meinten, um die Aristokraten und Ludwigs XIV. Haupt unter der Guillotine gefallen; die Schreckens­herrschaft setzte ein; jenseits wie diesseits des Rheins raste die Pfaffen totzuschlagen, berichtet Laufhard. Die revolutionäre Armee wildeste Klubistenjagd. Mainz wurde im Juli von den Franzosen tamen, fuhr alles zusammen, und fein Mensch unterstand sich, nur war ein Hauptstück des Schreckenssystems. Wo solche Leute hin geräumt; Landau i. Pf. aber gehalten. Nachdem die Stadt von den Mund zu öffnen, aus Furcht, es tönnte ihm ein Wort ent­den deutschen und österreichischen Truppen ringsum so eingeschlossen fahren, das der Sansculotte als tonterrevolutionär und aristokratisch worden war, daß nichts hinein, nichts heraus konnte, hoffte man, deuten könnte, und dann war er verloren. Der Ohnehose gab ihn daß sich die Uebergabe noch bis Ende November vollziehen würde. Der franzöfifche Kommandant, General Laubadère, ein ehrlicher an und man schmiß ihn sofort ins Gefängnis, woraus der Ausgang Republikaner , lehnte jedoch alle dahingehenden Verhandlungen ab. gar schwer war."... Der Konvent hat die Ausschweifungen der Nun sannen die Preußen auf ein anderes Mittel. Es war den Ohnehosen keineswegs gebilligt, wie aus verschiedenen Dekreten her­vorgeht. obersten Truppenführern zu Dhren gekommen, daß Laukhard mit dem Bürger Denzel, welcher Représentant du peuple( Bolts- In Lyon fand Laukhard noch die Spuren der Zerstörung in repräsentant) von Landau und zu der Zeit in Mission bei den meisten Straßen und Winkeln. Ganze Reihen Häuser waren der französischen Rheinarmee war, ehemals befannt gewesen weggebrannt, und gerade die allerschönsten. Kirchen, Klöster und sei. Da Denzel großen Einfluß auf die Stadtbevölkerung alle Gebäude der ehemaligen großen Herren waren ruiniert. Als hatte, fo beredete der Prinz von Hohenlohe Laukhard, ich an die Guillotine kam, floß das Blut derer, welche wenige die gefährliche Rolle des Spions und Unterhändlers zu Stunden vorher waren geföpft worden, noch auf dem Plazze. übernehmen, um dadurch möglicherweise eine blutige ebergabe der Hier, in Lyon nahm er Dienst bei den Ohnehosen, und ging Festung zu verhindern. So ohne weiteres mochte sich Laukhard doch mit einem Trupp nach Bienne, von da über Grenoble auf den nicht bereit erklären. Schließlich aber sagte er zu. Unter der Maste fatalsten Wegen nach Valence zu. Hier schlief er nebst einigen eines Deserteurs unternahm er dann in einer mondhellen Nacht das Kameraden im Beinhaus auf einem Haufen zurechtgerüttelter Wagnis, fich so dicht an die franzöfifchen Wachen heranzuschleichen, Menschenknochen. Mit 20 anderen, die von der Truppe noch bei daß er gefangen wurde.... Jegt war er in der Festung. Die fammen geblieben, marschierte Lauthard jezt über Montélimar und vollkommene Beherrschung der französischen Sprache gewann ihm Carpentras nach Avignon . Hier ließ sich alles gut an, Posto zu sofort das Vertrauen des Generals Laubadère, zu dem er geführt fassen, allein der Répresentant du peuple befahl, daß wurde. Man glaubte ihm seine Beteuerung, daß er wegen seiner alle Kriegsgefangenen und Ausländer weiter ins Innere republikanischen Gesinnung geflohen sei, aufs Wort. Soweit war zu schaffen seien. Nach Toulouse wollte Lauthard aber nicht; alles gut. Er bewegte fich frei und ungezwungen, war öfters bei und so entschloß er sich, mit einem neuen Baß versehen, wieder nach Laubadère, noch häufiger bei Denzel. Dieser zeigte sich aber nicht Lyon zurückzugehen. Hier duelliert er sich mit einem französischen geneigt, den Verräter zu spielen. Jezt mußte Laukhard sehr auf Offizier, wird verwundet und einige Tage später auf einem der Hut sein. Zwischen Denzel und dem Kommandanten bestand republikanischen Wägelchen, d. h. auf einem zweirädrigen Karren, schon lange eine feindselige Spannung, die schließlich zur Festsetzung der mit einer leinenen Blane bedeckt ist", nach Dijon ins Hospital des ersteren führte. Natürlich begann Laubadère jegt auch Miß gefahren. In Dijon lagen damals im März 1794 wenigftens trauen gegen Laukhard zu hegen. Dieser hatte ein Verhör 5000 Deserteure und gewiß 6000-7000 Kriegsgefangene; im zu bestehen. Man befragte ihn wegen seines Umgangs Hôpital Chailler waren viele ausländische Kranke, auch deutsche. mit Denzel, об er feit dem Anfang der Revolution an Als er so ziemlich hergestellt worden war, versah er wärterdienste. ihn geschrieben, ob er Briefe von ihm erhalten, ob ihn Der ehemalige Schüler, Student, Kandidat, Vikarius, Jäger, der preußische General Manstein an Denzel geschickt und Waisenhauslehrer, Magister, Soldat, Emissär und Sansculotte wurde In­diefem eine Summe Geldes für die Uebergabe der Festung habe firmier subalterne( Krantenwärter). Da sah ich denn wieder. ein­bieten lassen, endlich, ob Denzel nicht gegen die Republik räsonniert mal anders aus, denn ich trug die Uniform, b. H. eine schwärzliche und gesagt hätte, daß sie zugrunde gehen müßte. Indessen bewirkte Jade mit gelben Knöpfen, ein Paar lange Hofen oder ein Pantalon die freimütige Beantwortung aller Fragen Lauthards sofortige und eine blaue Nationalmüge mit rotem Rand, der oben weiß ein Freilassung. Laubadère war aber noch immer mißtrauisch, bis ihm gefaßt war; außerdem hatte ich noch eine weiße Leinenschürze vor."... Kauthard erklärte, daß Denzel unschuldig sei, und wenn ihn Laukhard stand sich gut als Krantenwärter; aber die Langeweile der General nicht in Ruhe lasse, er sich beim Konseil schlich sich ein und er wünschte eine Veränderung. Und da ihm ver­Ruhe schaffen wolle. Das wirkte. Für diesmal war Laukhard davor schiedene deutsche Offiziere, die hier als Gefangene lagen, das An­gesichert, feinen Kopf zu verlieren vorausgefeßt, daß Denzel ihn gebot machten, ihnen französische Lektionen zu geben, jo kündigte er so nicht verriet. Doch der schwieg. Landau konnte von den Preußen nach einem Monat seine Stelle und wurde Sprachlehrer in der nicht genommen werden. Sie zogen Weihnachten ab. Inzwischen Stadt. Er lebte in angenehmen Verhältnissen; aber wenn er schließ hatte auch Marie Antoinette in Paris auf der Guillotine ihr frevles lich nicht über die Grenze nach Deutschland entwischen konnte, fo Leben mit dem Tode gebüßt. Bei dieser Nachricht ließ General Laubadère in Landau 48 Kanonen abfeuern. Darauf wurde ein großes Feuer auf dem Marktplatz angezündet, und der Henter mußte die Bildnisse der Königin hineinwerfen. Laubadère hielt eine Rede, die Volontäre applaudierten wie rasend und zoaen beim Gesange ihrer Carmagnole durch alle Straßen...

gedachte er sich nach Paris zu wenden. Dorthin durfte jedoch niemand ohne Baß fommen; deswegen schrieb nun Lauthard an Denzel. Dieser Brief wäre beinahe verhängnisvoll für den Ab­fender geworden; denn Denzel saß gerade wegen der Landauer Affäre im Pariser Arrest und der Brief fiel also dem Wohlfahrts ausschuß in die Hände. Schon acht Tage danach wurde Laukhard in