meljr heizen... im ich hatte zivei Kinder mit ihr... die hättest Du sehen sollen... zwei»anz süße Mädels! Aber ich konnte sie ja nich bei lebendigem Leibe halten, Wirklich nich. un wenn ich bis zum Deuwelholen gerackert hätte ... und da macht sich die ssstali an die Mission'ran, un ich bummelte, un kam eines Tages für ein Weilchen inS Armen- Haus, weißt Du. Iln wie ich denn rauskomme, is alles in schönste Ordnung gebracht... Die Frau is von dem Missionsquatsch verrückt geworden und in die Anstalt ge- kommen. Da is sie nun sckwn im zwölften Jahre. Und die Mädels, die sind ja beide am Typhus gestorben. Die beiden kleinen Dinger, die mußten in den Kirchhof herunter.... Da kannst Du Gift drauf nehmen... das° hat mir weh tjetan..." Ja. es ist ein verdammtes Leben I" rief Martin.Es sollte..." Ja, gewiß is es verflucht", unterbrach ihn der andere. Aber sieh mal, dabei is nu nichts zu machen. Seitdem bin ich nun so herumgetorkelt wie es sich eben gemacht hat.... Da kannst Du Gift drauf nehmen, daß Du mit einem echten Landstreicher sprichst... einem echten Landstreicher I ES gibt keinen Winkel in Dänemark , den ich nicht kenne... eS gibt kein Arrestloch, in dem ich nicht gesessen hättet Weißt Du. Ich könnte Dir Geschichten erzählen! Wie nu einmal, so vor fünf, sechs Jahren, als ich mit einem Weibsstück reiste ... es war drüben auf Seeland, und es war Winter mit Frost und Kälte. Das war keine leichte Zeit, un die Polizei war hinter uns her! Ich mußte mir oft die Strümpfe aus- ziehen, um das Mädel durch das Wasser zu tragen, und das Eis schnitt mir in die bloßen Beine, daß sie bluteten. Und nachts, um nicht ganz zu erfrieren, steckte ich die Beine unter ihre Röcke, un denn schnürten wir die Röcke mit Strumpf- dändern zusammen. Aber in Korsör erwischten sie uns. Da hatte sich die Petze besoffen un machte Skandal! Es war'ne Zuchthaus - geschichtet Siehst Du, so geht's... hier in der Welt.... Versuch Du Dir's im Leben, wie ich's mir versucht habe... dann kannst Du sagen. Du hast was mitgemacht!" Und während Martin mit diesem elenden Bummler den Weg entlang ging, wurde es ihni klar, daß er fich's im Leben versuchen müßte. Er mußte sichs versuchen, wie jene, die auf den Abfalls- Haufen sich Nahrung suchten. Ob er nicht auch Klettenwurzeln sammeln konnte? Nein, ouch in dem Fach war wohl die Konkurrenz zu groß! Selbst gegenüber diesem Individuum da war er der Geringste: er war der Geringste auf Gottes Erde ! Der Andere konnte es sich sogar leisten, sich ihm gegen- über mildtätig zu erweisen. Er reichte ihm die Flasche. Prosit, un der Deuwel hol das Ganze! Trink, das hält einen bei Humor! So lange es noch Branntwein in der Welt gibt, so lange wird sie schon bestehen! Na, ich muß hier einbiegen. Adieu, und glückliche Reise!" (Fortsetzung folgt.) Die Berliner politifcbc Kanhatur im jfabre 1848. T. Das Jahr 1S48 ist das eigentliche Geburtsjahr der politischen Satire in Deutschland . Das Jahr 1848 brachte Deutschland die ersten politisch-satirischen Witzblätter und zum erstenmal eine wirkliche politische Karikatur größeren Stiles. Aber so jäh und scheinbar unvermittelt auch die jahlreichen satirischen Blätter nach den Märztagen überall über die Straßen flatterten und in allen Kneipen und Versammlungen von Hand zu Hand gingen es war. wie jede ander« Erscheinung der po- litischen Kämpfe jener Tage, nur das folgerichtige Aufblühen einer vorhergegangenen eifrigen Aussaat und Vorbereitung. Es ist eine absolut feststehende historische Tatsache, die im Wesen der ge-- schichtlichen Entwickelnng bedingt ist, daß immer, wenn Wende- punkte in der Geschichte sich vorbereiten, sich stets auch ein hef» tiger Drang zur Satire entwickelt. Wo die Mauern, mit denen das freie Wort eingegrenzt ist, auch nur die kleinste Lücke lassen, drängt sie sich hindurch, um jäh alles zu überwuchern, sowie die Mauern gänzlich niedergerissen werden. Je tiefgehender und ein- schneidender eine sich vollziehende Umwälzung ist. um so groß- artiger ist stets auch die allgemeine Expansion des satirischen Geistes. Aus diesem Grund spielte die politische Satire, in gereimter, Form, in Prosa, als gezeichnete Karikatur, auch in Deutschland i im Jahre 1848 eine ganz außerordentlich große Rolle, und darum begegnen wir weiter auch schon vom Beginn der vierziger Jahre an überall ernstlichen Versuchen, die Satire wachzurufen und in den Dienst der Tageskämpfe zu stellen. Das gilt von Deutsch - land in seiner Gesamtheit und es gilt im besondere» von Berlin . Den ersten nennenswerten Dokumenten des satirischen Geistes begegnet man in Berlin am Beginn der 40er Jahre. Um diese Zeit hatte der Kampf um die Preßfreiheit energischere Formen angenommen, und da Friedrich Wilhelm IV , dem die zensurierten Zeitungen wohl selbst sehr langweilig vorkamen, die romantische Au- Wandlung hatte, er könne ein freies Wort vertragen, so kam eS zu einer Milderung der Zensurvorschriften für die Presse und betreffs der Karikaturen zu einer Aufhebung der Zensur über- Haupt. Der mächtig drängende Geist der Zeit hatte dies sofort genutzt und die po.itische Karikatur erschien alsbald gestiefelt und gespornt auf dem Plan zum Kampfe gegen den romantischen Friedrich Wilhelm IV., in dem der Fortschritt mit Recht seinen grimmigsten Feind unter den deutschen Fürsten sah. Der schlagfertgeBerliner Vollswitz hatte natürlich nicht erst auf diesen Augenblick gewartet, er hatte sich der Person Friedrich Wilhelms IV. schon viel früher bemächtigt. Er war, wie immer, die erste Form der satirischen Betätigung des VolkSgewifsens ge- Wesen, und er hatte sich daher gleich am ersten Tage eingestellt. an dem das Widerspruchsvolle in der Denk- und Betätigungsart des Königs als vorherrschendes Merkmal der Allgemeinheit offen­bar wurde. Ter König hatte ihn herausgefordert; feine Art, auch nicht das geringste seiner Talentchen zu verheimlichen, sie vielmehr bei jeder sich bietenden Gelegenheit in Parade vorzuführen, war für den Volkswitz eine ständige Herausforderung und eine sehr gefährliche sogar, weil sie eben von dem mitunter geradezu genialen (.-ssenwitz des Berliners angenommen wurde. Im Jahre 1841 kursierte breitS folgende Paöouinade in Berlin : Zwei Bürger be- trachten vor einem Bilderladen das Bild des vorigen und dcS jetzigen Königs.Zwei selige Könige I" sagte der eine.Was soll das heißen?" fragte der andere.Et, nun," versetzte der erste,jener ist der Hochselige, und der ist der Redselige." Im Dezember desselben Jahres machte die folgende Bosheit die Runde: ES spuke in Sanssouci , ja. es sei ganz gewiß, Friedrich II. gehe dort ohne Kops umHerl" usw. usw.; jede Woche ein neuer Schlagerl Wärmender Humor versöhnte hier nicht, alles war witzig, kalt, schneidend, der Verstand war am Werke. Im selben Geiste bewegte sich die Karilatur, als sie auf den Plan trat. Die Zahl der Blätter, die nach der Aufhebung der Bilderzensur im Jahre 1341 in relativ rascher Folge erschienen, war für die damalige Zeit keine geringe und, was das Wichtigste ist, gar manche Bravourleistung war darunter. Einer derer, denen man neben dem redseligen König am heftigsten und gleich von Ansang an au� den Leib rückte, war sein Minister Eichhorn. Man sah ihn als Eichhörnchen,die taube Nuß des christlichen Staates" aufknacken, und in ebensolcher Gestalt an den Zeitungen nagen. Als Herwegh seinen ungeschickten Brief an den König geschrieben hatte, in dem er nachträglich de» Marquis Posa spielen wollte, da erschienen ebenfalls Karikaturen auf ihn, die den Nagel ziemlich auf den Kopf trafen. Eines der tüchtigsten Blätter dieser Zeit ist der Wirkung entsprungen, die Herweghs Brief erzeugt hatte. Dieser hatte nämlich, wie bekannt, dem König die will- tommene Gelegenheit geboten, von den schlüpfrigen Pfaden des Liberalismus, die er mit einem Fuße gewandelt hatte, auf den soliden Weg altbewährter Reaktion zurückzukehren. Die milden Zensurvorschriften für die Presse wurden wieder aufgehoben, und im Verfolge davon vor allem dieRheinische Zeitung ", das kräf- tigste Organ der liberalen Opposition, verboten. Der damals noch nicht beim Sozialismus angelangte Karl Marx war bekanntlich ihr kühner Leiter gewesen. Dieses Verbot hatte dem Karikaturisten den Stoff zu einer ausgezeichneten Karikatur geliefert: Als einen modernen Prometheus, zu dessen Füßen die ihres OrganeS beraubten rheinischen Städte jammern, zeichnet der Künstler Karl Marx ; aber statt an den Felsen ist Marx an die Druckerprcsse ge- kettet. Der Adler, der ihm die Leber aushackt, ist der preußische, gesandt von dem Minister Eichhorn, der in unerreichbaren Wölken- höhen auf dem preußischen Trone sitzt. Aber io gut dies Blatt an sich ist, so ist es doch noch von einem anderen übertroffen worden.�das unstreitig die beste satirische Schöpfung der Zeit dar- stellt, nämlich die Karikatur:Wie einer immer daneben tritt." Von allen satirischen Angriffen gegen Friedrich Wilhelm IV. ist dies ohne Frage der kühnste. Friedrich Wilhelm IV. inS Affen­hafte karikiert, sucht, die Sektflasche in der Hand schwingend, im Garten von Sanssouci in die Fußtapfcn des ihm vorangehenden Friedrich II. zu treten, aber der sektbcgeisterte Nachtreter tritt regelmäßig daneben. Der Witz ist einfach, aber ebenso schlagend, ein Denkstein in der Geschichte der politischen Karikatur. Dieses Blatt hat aber auch noch in anderer Hinsicht dauernde Bedeutung für die Geschichte der Karikatur erlangt. Wie Herweghs Brief dia willkommene Gelegenheit zur Aufhebung der günstigen Zensur- Vorschriften für die Presse wurde, so diese Karikatur die direkte Ursache der Wiedereinführung der Bilderzensut hier hörte die Romantik auf. Friedrich Wilhelm IV. fand, daß durch Verbote am einfachsten der Gegner in der Diskussion zu schlagen war. Nun war die politische Karikatur hinfort wieder unmöglich in Preußen. Aber war dieser Schlag auch in Preußen nicht zu parieren, so ist doch in einer aufsteigenden Periode, und in dieser befand sich eben damals daö deutsche Bürgertum, die völlige Per-