-

304

-

-

Minna trennte sich im beiderseitigen Wunsche und zog Fürstenthronen nur noch an Sympathien wenn wir nicht schon dauernd nach Dresden  . Wagner verbrachte die nächsten Jahre auf hierfür von mancher Seite, wie von Hans v. Bülow u. a., neuer Reisen, bald im Interesse einer Tristan- Aufführung, bald um des dings auch durch Angelo Neumann  ( Erinnerungen an Richard lieben Brotes willen Konzerte gebend. Mit einer furzen Mit Wagner") sehr glaubwürdige Beweise empfangen hätten. teilung vom 28. September 1863 aus Benzing bricht der Brief­wechsel ab.

Aber auch diesmal schien der Bruch nicht unheilbar zu sein, wenn man den von Praager mitgeteilten Briefen Wagners glauben darf, worin er feine Sehnsucht nach Minna ausspricht und behauptet, daß das frühere freundschaftliche Berhältnis leicht wieder hätte her gestellt werden können. Man ersieht hieraus, wie sehr Wagner allzeit darauf bedacht war, mit Minna den Abend des Lebens in Glüd und Ruhe gemeinsam zu feiern. Aber nicht bloß sein Wunsch und Wille war es. Wenn man nämlich diese 269 Briefe an Minna durchgeht, so findet man Blatt um Blatt Beweise seiner zärtlichen Fürsorge, einer Fürsorge, die rührend schön genannt werden muß. Das Letzte gibt er her, nur um Minna ohne Sorgen, ja in Be­haglichkeit zu wissen. Seine Liebe hörte nicht auf. Er beklagte immer das Los der Frau an seiner Seite." Arme Frau", rief er aus, als teine Hoffnung auf Wiedervereinigung mehr bestand, arme Frau, die mit einem Ungeheuer von Genie sich zurecht finden follte!" Und im Frühjahr 1864, als alles vorüber war, sagte er zu Frau Eliza Wille  :" Unter meiner Frau und mir hätte alles gut gehen können! Ich hatte sie nur zu heillos ver wöhnt und ihr in allem nachgegeben! Sie fühlte nicht, daß Mann wie ich nicht mit gebundenen Flügeln leben tann! Was wußte sie von dem göttlichen Rechte der Leidenschaft, welche ich in dem Flammentode der aus der Götter­huld verstoßenen Walküre verkünde! Mit dem Todesopfer der Liebe tritt die Götterdämmerung   ein...." Minna starb, wie bereits oben gesagt, 1866. Kurz vor ihrem Tode hatten die Feinde Wagners von München   aus verbreitet, er lasse seine Frau in Dresden   bittere Not leiden, sie sei genötigt, fich als Feinwäscherin durchzubringen, während er in Lurus schwelge! Das Gegenteil war wahr, und es ehrt Minna, daß sie jene gemeine Verdächtigung Wagners in einem offenen Briefe widerlegte. So fehlte es dieser traurigen Ehe doch auch nicht an einem versöhnlichen Abschluß.

ein

"

Ernst Kreowski  .

Kleines feuilleton.

Medizinisches.

Der Erreger des Gelentrheumatis. Im Gegen. fah zu dem chronischen Rheumatismus, der auf krankhaften Ver. änderungen des Stoffwechsels beruhen muß, ist der akute Rheu matismus mit immer größerer Sicherheit als eine anstecende Krankheit festgestellt worden, die wahrscheinlich von Bakterien ver mittelt wird. Nicht nur die Beobachtungen an einzelnen Kranten haben zu diesem Schluß geführt, sondern auch die Erfahrung, daß dies Leiden epidemisch auftreten kann. Die wichtigsten Arbeiten über die Bakteriologie des atuten Rheumatismus hat der deutsche Forscher Wassermann geleistet, nach ihm aber hat eine große Zahl von anderen Fachleuten sich der gleichen Aufgabe gewidmet und die Ergebnisse seiner Untersuchungen bestätigt. Jezt hat Professor Beattie aus Sheffield   neue Versuche mit einem Kleinwesen anges stellt, das er von drei typischen Fällen dieser Erkrankung ausge schieden hatte. Das wichtigste Ergebnis dieser neuen Forschungen, die ihr Urheber in der Märzsihung der Medico- Chirurgischen Ges sellschaft in Sheffield   vorgetragen hat, ist in der Tatsache zu er blicken, daß es ihm gelungen ist, durch Einimpfung jenes Keims bei Kaninchen eine Krankheit zu erzeugen, die in ihrem klinischen Bild durchaus die Merkmale des akuten Rheumatismus trug, wie er beim Menschen auftritt. Das betreffende Kleinwesen gehörte zu der Gruppe der Streptokokken und fand sich bei den geimpften Tieren nur in den Gelenken, nicht aber im Blut oder in den Ausscheidungen der Gelente. Durch Einspritzung in die Adern verursachte Professor Beattie ferner bei Kaninchen mehrfach Gelenkentzündung und auch eine Entzündung der inneren Herzhaut. Die Sterblich feit unter den Versuchstieren befrug 40 b.., aber eine Wieder­herstellung war selten. Möglicherweise hat der englische   Forscher tatsächlich den eigentlichen Erreger des Gelenkrheumatismus ge­funden, denn die Versuche, die von ihm und anderen Gelehrten mit Streptokotten von anderer Herkunft als rheumatischer Er­frankung gemacht worden sind, haben ein ganz verschiedenes Er­gebnis geliefert, das der Krankheit, wie sie beim Menschen auftritt, unähnlich war.

Hydrographisches.

Indes find die vorliegenden Briefe noch in anderer Hinsicht Bedeutungsvoll. Sie offenbaren nicht nur die Misere eines stetigen Kampflebens, welches Wagner dank der Kurzsichtigkeit der Mitwelt zu führen gezwungen war; fie geben auch gleichzeitig weitere und höchst wichtige Aufschlüsse über Wagners Amnestierungs­bersuche. Im ganzen und großen waren sie uns ja aus den Mitteilungen und dem inzwischen veröffentlichten Briefwechsel Wagners mit verschiedenen seiner Freunde, wie Liszt  , Bülow, Präger, Uhlig, Rödel u. a. bekannt. Hier jedoch erfahren jene Tat­sachen ihre detaillierte Ergänzung und Bekräftigung. Zunächst war Die Entstehung des Grundwassers. Nach den Wagner über die Unanfechtbarkeit seines schweizerischen Erils von v. Bettentofer aufgestellten Regeln über den Kreislauf des vollkommen beruhigt. Als sich zwei Jahre später das Wassers gelangt das an der Oberfläche der Meere verdunstende Gerücht verbreitete, er sei begnadigt worden, nahm er Wasser in Form von Regen auf die Erde, dringt in dieselbe ein und diese Zeitungsente mit furchtbarer Gleichgültigkeit" auf. tritt oberhalb einer undurchlässigen Schicht als Quelle zutage, um Genug, aber der Steckbrief war nicht nur nicht zurückgenommen, in den Wasserläufen der Erdoberfläche wieder ins Meer zurück­sondern auf Betreiben des Ministers Beust erneuert worden. Aller­zugelangen. Hiergegen machte, wie wir im" Prometheus" dings gesteht Wagner 1854, daß es auf die Länge der Zeit denn lesen, Bogler schon in den achtziger Jahren geltend, daß die Nieder­doch ein Elend mit seinem Aufenthalt in Zürich   sei, das endlich doch schläge im allgemeinen nicht ausreichten, um die sich überall finden zu fühlbar wird, als daß es immer nur durch stolze Entsagung zu den großen Vorräte an Grundwasser immer neu zu ergänzen. Die bekämpfen und zu unterdrücken wäre. Ich gestehe, daß wenn mir Verdunstung des Regenwassers ist auch weit größer, als man bis. heute der Großherzog von Weimar   die Erlaubnis auswirkte, in her angenommen hat, und andererseits ist der Teil der Nieder­seinem Ländchen ungestört leben zu dürfen, ich wahrscheinlich mich schlagsmenge, welcher in den Untergrund eindringt und zur Ver­nicht lange besinnen würde, von dieser Erlaubnis Gebrauch zu mehrung des Grundwassers beiträgt, viel geringer, als bisher an machen". Liszt   nährte die Hoffnung auf diese Verwirklichung; ja, er genommen wurde. Ein starker Gewitterregen dringt z. B. in sandis unternahm Schritte in solcher Richtung. Natürlich ohne Erfolg, denn gen, gut durchlässigen Boden nicht tiefer als 20 bis 25 Zentimeter noch 1861, als er für Wagner ohne dessen Willen die Verleihung ein, und wenn nicht neuer Regen nachfällt, berdunstet das Wasser eines Ordens erbat, ließ der Großherzog erst vorsichtig in Dresden   wieder, ohne bis an den Grundwasserspiegel zu gelangen. Im anfragen, ob das dort vielleicht übel vermerkt werden würde. Man Durchschnitt verdunstet an der Erdoberfläche mehr Wasser, als bom bedeutete ihm, in solchem Falle würden alle Orden refüfiert werden, Himmel herabfällt. Auf die Bildung und das Verhalten des Grund­die der Großherzog zuvor an Dresdener   Würdenträger ausgeteilt wasserspiegels hat demnach die Niederschlagsmenge nur untergeords hätte! Die sächsische Stegierung ließ Wagner sogar auf Schritt und neten Einfluß, und Haedice hat nachgewiesen, daß in der Tat die Tritt beobachten und verlangte 1859 nicht nur feine Ausweisung Bildung des Grundwassers weniger auf das Eindringen von aus Venedig   von der österreichischen Behörde, sondern ließ Wagner Niederschlagswasser als auf das Eindringen von Wasser. sogar noch 1863 in Wien   beobachten. Wenn Wagner inzwischen auch dampf in die Erde zurückzuführen ist. Er setzte einen mit zweimal an den König Johann von Sachsen wegen der Auf- fleinen Steinen gefüllten Teller dicht am Strande des Meeres in hebung des Ausweisungsdekrets geschrieben hatte, fo läßt eine Grube und füllte diese wieder mit heißem Dünensande auf. sich daraus keineswegs auf Striecherei bei Wagner schließen. Am folgenden Tage befand sich trotz heißer, regenloser Zeit in Wohl hatte er einmal schon den Gedanken erivogen, ob dem Teller flares, falzfreies Wasser. Eine in Siegen 1,7 Meter er sich der sächsischen Staatsgewalt nicht doch auf Gnade tief eingegrabene, mit Rand und Ablauf versehene und gegen oder Ungnade stellen sollte, wiewohl bereits zehn Jahre feit dem Dresdener   Aufstand verstrichen waren. Er war aber rasch von dieser Absicht abgekommen. Dem sächsischen Hof traute er eben die erbärmlichsten Handlungen zu. Mehrmals läßt er sich in scharfen Ausdrücken darüber aus. Sein Groll gegen den Dresdener Hof, wo er vie ein räubiger Hund" behandelt worden sei, war ebenso tief als sein demokratisches Freiheitsgefühl. Schließlich sprach er es offen aus, daß er sich überhaupt auf einen Fürsten verlassen wolle. Wenn Sachsen   ihn endlich amnestieren werde, so würde das nicht seinetwegen geschehen, sondern Schanden halber...

Regenfall geschützte Platte lieferte stets Tropfwasser, wenn vor dem Regen die Luftfeuchtigkeit zunahm. Diese Versuche weisen darauf hin, daß das Grund.vasser wenigstens teilweise durch Kon­densation des mit der Luft in das Erdinnere eindringenden Wasser­dampfes gebildet wird. So erklärt sich auch, daß z. B. das Steigen des Grundwasserspiegels vielfach schon vor dem Regenfall eintritt, wenn die Luft ganz besonders mit Wasserdampf gesättigt ist; die Kendensation des Wasserdampfes und die Wasserbildung tritt dann in der Erde schon früher ein, als die Abkühlung draußen zum Regenfall führt. Auch die bekannte Tatsache, daß sich nicht selten dicht unterhalb der Spiken hoher Berge fast nie versiegende Quellen Betrachten wir also diese Briefe an Minna genauer, so gewinnt vorfinden, läßt sich auf Grund dieser Anschauung ebenso zwanglos das Charakterbild Wagners auch gerade nach seiner menschlichen erklären, wie die Bildung von Hochseen, die in bedeutender Höhe Seite und im besonderen hinsichtlich seiner Steifnackigkeit gegenüber von 1300 bis 2000 Meter liegen. Berantw. Redakteur: Georg Davidsohn  , Berlin.- Drud u. Verlaa: Vorwärts Buchdr. u. Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW.