-

308

-

noch ein beliebtes Rinderspiel ist, ein Symbol der Auferwedung| Eine Abweichung von der altjüdischen Gitte forderte jeboch bet des Lebens aus dem Ei. Das österreichische Eierschupfen", das Patriarch Nerses auf das bestimmteste, nämlich die Verwerfung des in die Höhe Werfen und Auffangen des Eis, aus dem uratten Gebrauchs, das Blut des Lammes zu sammeln und zu genießen österlichen Ballspiel entstanden, das badische Ostereierruggeln", oder auch damit die Türpfosten zu bestreichen, wie es die Juden wobei man Eier den Wiesenhang hinabrollt, das Eierlaufen, bei in Aegypten   taten. Begründet wird dies Verbot mit dem Hinweis dem es darauf ankommt, wer am schnellsten die weithin verstreuten auf den Befehl, den Gott an Noah gegeben hat. Trotzdem bestreichen Eier sicher zusammenliest und dann das Eierlesen, wohl das be- in Armenien   die Priester angeblich noch heute die Mauern der Tiebteste Osterspiel. Das Eierlesen hat sich augenscheinlich aus Kirche mit dem Blut des Ofterlamms. Nach einer anderen Angabe dem Wettlauf um die Eier entwidelt; es wird in Norddeutschland galt oder gilt den Armeniern fein Kreuz als heilig, das nicht in meistens nur so gespielt, daß die vom Osterhasen gelegten, im Gar- das Blut eines Opfertieres getaucht worden ist. Merkwürdig ist ten und auf dem Felde versteckten Gier gesucht werden müssen. die Tatsache, daß die Byzantiner noch zu der Zeit, als sie die In Süddeutschland   aber hat es sich noch vielfach in der ursprüng- Armenier wegen solcher Gebräuche beschuldigten, in ihrer eigenen lichen Ferm erhalten, wie sie uns bereits aus dem Mittelalter Mitte ähnliche judaisierende Sitten duldeten. Auch in der iberischen  überliefert ist. In einer schwäbischen Predigt wird uns das volks- und georgischen Kirche, die ihren Eik im Kautasus hat, ist die Ge tümliche Eierlesen beschrieben." Man gehet hinauf aufs Feld, wohnheit der Tieropfer bis auf den heutigen Tag nicht ausgestorben, oder in einen weiten Hofgarten oder Wiesen, da läuft man mit vielmehr wird dort vor jeder Kirche ein großer Steinblock als Opfer. gans Körben voll Giern zu. Man nimmt eine gewisse Zahl der altar aufgerichtet. Ebenso sind im östlichen Syrien  , namentlich selben, 100, 200 oder noch mehr. Solche legt man auf den Boden, unter den Nestorianern von Urmia  , noch heute Tieropfer üblich, der Länge nach, eins hinter das andere, in gewisser Distanz: etwa und zwar sollen dort in einer einzigen Kirche mehr als 200 Schafe einen Schritt weit von dem andern. Diese Eier muß einer( der jährlich geopfert werden, um feierlich mit Blut, Wein und Reis ver das Spiel gewinnen will) allesamt, eines nach dem andern, zuvor speist zu werden. Bei dieser Häufigkeit des Opfers findet selbst. aufklauben und in ein bestimmtes Geschirr, Sieb oder Korb legen, verständlich keine Anlehnung an bestimmte firchliche Feste statt, unzerbrochen, che daß ein anderer, zu einem gewissen Biele laufend, sondern die dortigen Christen sagen, daß sie das Opfer darbringen, wieder zurückkommt Da gilt es nun ein Gewett, welcher aus diesen damit ihnen Gott   günstig sei, also aus ganz denselben Motiben, Beeden geschwinder sei, der Laufer oder der Klauber. Das ist nun wie es auch die Heiden taten. In den keltischen und germanischen Tuftig zu sehen. Dann als so oft der Klauber ein Ei aufhebt, lauft Ländern hat die Sitte des Tieropfers gleichfalls den Sieg des er damit zum Korb oder Sieb und legts darein. Kehrt derweilen Christentums noch lange überlebt, und zwar unter Bewilligung der Laufer ehender zurück, so ist das aufgefeßte Gewinnet fein; der höchsten kirchlichen Autoritäten. Der Papst Gregor der Große  gleichwie es des Aufflaubers ist, wann er vor der Zurückkunft des gestattete in einem Schreiben an Melitus, den damaligen Bischof Laufenden mit dem Aufklauben fertig wird; zerbricht er aber ein bon London  , im siebenten Jahrhundert ausdrücklich die Abhaltung Ei, so hat ers Spiel verloren." Das ganze Dorf zieht zum Eier- von Tieropfern unter der einzigen Bedingung, daß die Opfer nur lesen aus; die Burschen tragen weiße Hosen und sind mit roten an einem Fest zu Ehren des wahren Gottes stattfinden müßten. Bändern behangen; die Musikanten spielen dazu; einmal lesen die Die Missionare machten von dieser Erlaubnis sogar vielfach einen Burschen und dann lesen die Mädchen und alles endet in einer un- zu weitgehenden Gebrauch, so daß die Päpste sich dagegen wenden gebundenen fröhlichen Frühlingsfeier. und untersagen mußten, daß ihre Abgesandten sich an den Tier­opfern beteiligen und von dem Fleisch der Opfertiere mitspeisten.

Kulturgeschichtliches.

Die Geschichte des Osterlamme. Die Feier der hohen kirchlichen Feste ist noch heute mit gewissen äußerlichen Ge­wohnheiten verbunden, die sich auf die in diesen Tagen ein­genommenen Speisen erstrecken. Bu Ostern sind das Osterlamm und der Ostenschinken, zu Weihnachten Karpfen und Geflügel( in Deutschland   vorzugsweise die Gans und in England der Truthahn), während das Pfingstfest nicht durch besondere Speiseregeln aus­gezeichnet ist Der Ursprung dieser Gebräuche ist bei den ver­schiedenen Festen und bei den verschiedenen Völkern nicht immer leicht und sicher nachzuweisen, aber eine Ausnahme in positivem Sinne macht selbstverständlich das Osterlamm, und zwar ist dessen Genuß ohne Zweifel ein Ueberbleibsel aus heidnischer und füdischer Beit, obgleich in symbolischer Weise verklärt und seines eigentlich firchlichen Ritus entkleidet. Die blutigen Tieropfer, die bei allen heidnischen Bölkern eine so große Bedeutung gehabt haben und zum Teil auch heute noch befizen, haben in den christlichen Kulturländern aufgehört, aber es sind auch bei Völkern, die sich zum Christentum bekennen, noch mehr Ueberreste diefer alten Sitte vorhanden, als man annehmen sollte. Die Kenntnis, die wir von der Verbreitung dieses Gebrauchs in der Gegenwart haben, gründet sich haupt­fächlich auf die Forschung des Engländers Conybeare, der keine Mühe gescheut hat, Tatsachen teils aus den Schriften, teils durch ausgedehnte Reisen in den vorzugsweise in Betracht kommenden Ländern zu sammeln. Durch ihn ist festgestellt worden, wie lange die Sitte der blutigen Tieropfer in der christlichen und namentlich der griechischen Kirche fortbestanden hat und wo sie noch heute zu finden ist. Das Judentum war lange Zeit ein Sort dieses Ritus ist aber dadurch von seiner Ausübung zurückgekommen, daß die Opfer nach der Vorschrift des mosaischen Gesetzes nur in dem Tempel von Jerusalem   dargebracht werden sollten, nach dessen Ber­störung sie also teine Stätte mehr hatten. Von den Seften, die für die Geschichte der Tieropfer in der christlichen Kirche ein besonderes Material bieten, ist die armenische zu nennen. Die Priester dieser Kirche, deren Würde erblich war, hatten an dem Fleisch der Opfer­tiere ihren einzigen Erwerb, und daher gestattete ihnen auch der Heilige Gregor noch im dritten Jahrhundert die Fortsetzung der Opfer und den weiteren Genuß ihres Fleisches und knüpfte nur die ausdrückliche Bedingung daran, daß die Opfer dem Gott der Christenheit dargebracht würden. Immerhin wurden den Armeniern von den Byzantinern diese Tieropfer zum schweren Vorwurf ge­macht, jedoch ohne eigentlichen Erfolg. Der Sinn, der mit diesen Opfern damals verbunden wurde, war derselbe, der im Vergleich des Todes Christi mit dem Osterlamm zum Ausdruck gekommen ist, also die Vorstellung, daß die Sünden derer, die das Opfer dar­bieten, geheimnisvoll auf das geopferte Tier selbst übertragen und demnach vergeben würden. Allerdings bestand eine Erweiterung dieses Glaubens darin, daß auch die Sünden von Verstorbenen, für die das Opfer gebracht wurde, auf diese Weise getilgt werden konnten. In der damaligen armenischen Kirche wurde das Opfer in der Art ausgeführt, daß der Priefter dem Opfertier an der Tür der Kirche geheiligtes Salz zu leden gab, ihm dann die eine Hand auf den Kopf legte und mit der anderen den Hals durch schnitt; daran knüpfte sich die feierliche Verspeisung als Liebesmahl unter Berlesung einer passenden Stelle aus dem Evangelium.

Statistisches.

Wie hoch beläuft sich die Gesamtbevölkerung der Erde? Mit dieser keineswegs leicht zu beantwortenden Frage haben sich die Gelehrten schon im 17. Jahrhundert lebhaft Resultaten. Sir William Petty  , der Begründer der Sozialstatisti beschäftigt. Sie tamen dabei zu sehr voneinander abweichenden Resultaten. Sir William Petty  , der Begründer der Sozialstatistik 220 Millionen, während um die gleiche Zeit der Philolog Jfaat in England, schäßte im Jahre 1683 die Erdbevölkerung auf o 500 Millionen und der gelehrte Jesuit Riccidi 1000 Millionen herausrechneten. Der in Deutschland   zuerst den Fragen der Be bölferungslehre nachgehende Prediger Johann Peter Süßmilch  stellte 1761 eine" Tabelle aller Lebenden auf Erden auf", deren Resultat 1080 Millionen war. für 1906 folgende Tabelle: Was die neueren Berechnungen anlangt, so gibt Jurasched für 1906 folgende Tabelle:

Afien Europa.

Afrika  

Amerika  Australien  .

826,4 Millionen

417,8

133,0

"

"

154,0 6,8 1538,0 Millionen

Firds hatte die Erdbevölkerung schon 1895 auf 1560 Millionen geschätzt, der schwedische Statistiter Sundbärg auf 1586 Millionen; und nach den Angaben der englischen amtlichen Statistit belief sie sich in den ersten Jahren nach der Jahr. hundertwende sogar auf rund 1600 Millionen.

Sind die Grundlagen für die Statistik der Erdbevölkerung heute auch ungleich sicherer als ehedem, wo man auf ganz vage Schäßungen angewiesen war, so sind wir doch immer noch weit entfernt von einer zahlenmäßigen Erfassung, die den Anspruch auf wissenschaftliche Erattheit erheben tönnte. Nur 60 Proz. der bon Jurascheck zusammengestellten Bevölkerungsziffern sind durch Bählung gewonnen; die übrigen 40 Broz., d. h. zirka 600 Millionen, beruhen auf bloßer Schäßung. Wie unsicher Bevölkerungsangaben, denen keine Zählungen zugrunde liegen, sind, zeigen z. B. die Angaben der verschiedenen Gewährsmänner über China  , dessen Bevölkerung um die Jahrhundertwende von Firds auf 440, von Jurasched auf 357, bon Supan auf 330 Millionen eingeschätzt wurde. Aber auch da, wo gezählt" wird, find die Resultate, soweit es sich nicht um hochzibilisierte Länder handelt, mit vielen Fragezeichen zu vers sehen. Von der Größe und Schwierigkeit einer einigermaßen zus berlässigen Erfassung der Bewohnerschaft in unkultivierten und unwegsamen Gebieten macht man sich schwer eine Vorstellung. Dort ist man auf die Mitwirkung von Eingeborenen angewiesen, die weder lesen noch schreiben können. Als Hülfsmittel zur Bählung werden Stäbe, Getreidekörner, Kawrimuscheln usw. ber wendet. Bei den großartigen Zählungswerfen, die im englischen Kolonialreich durchgeführt worden sind, hatten die Zähler oft wochenlange ebenso anstrengende wie gefährliche Expeditionen zu überstehen, um ihre Aufgabe nur einigermaßen zu lösen.

Berantw. Redakteur: Georg Davidsohn  , Berlin  . Drud u. Berlag: Vorwärts Buchdr. u. Berlaasanstalt Baul Singer& Co., Berlin   SWL

-