meinen Kanten mehrfach gebracht.... NicomcdeS, auf Befehl des Herrn Präsidenten benutzest Du den Zuy von heute abend.. .Ich komme mit der Absicht her, mich bis zum Tage der Arbeit in einem Wirtshaus einzuquartieren, und man bringt mich von der Etation hierher, ich weiß nicht, aus welcher Furcht oder welcher Lorsicht, und um mich noch mehr zu verhöhnen, will man mich bei den Ratten einlogieren. Haben Sie es gesehen? Ist das eine Art und Weise. Justizbeamte zu behandeln?" »lieben Sie das Amt schon viele Jahre aus 1' »Dreißig Fahre, gnädiger Herr. Ich begann eS zu Zeiten JsabellaS II. Ich bin der Senior der Gilde und habe in meiner Liste sogar politische Verurteilte. Ich bin stolz darauf, immer meine Pflicht erfüllt zu haben. Der jetzige wird der 102. sein. Eine Masse, nicht wahr? Gegen alle habe ich mich, so gut es ging, benommen. Keiner wird sich über mich zu beklagen gehabt haben. Es gab sogar alte Veteranen des Zuchthauses, die. als sie mich im letzten Augen- blick sahen, ruhiger wurden und sagten:.Nicomedes, ich freue mich, daß Du es bist." Der.Beamte' wurde angesichts der wohlwollenden, neugierigen Aufmerksamkeit, die ihm Jauez schenkte, nach und nach lebhafter. Er begann„sich zu fühlen' und sprach immer freier. »Ich habe auch ein wenig den Erfinder gespielt", fuhr er fort. »Ich stelle die Apparate selbst her, und was die Reinlichkeit anbelangt, so bleibt nichts zu wünschen übrig. Wollen Sie sie schon?" Der Journalist sprang vom Bett auf. als wollte er fliehen. »Nein, vielen Dank, ich glaube es." Dabei blickte er mit Widerwillen auf die Hände des Manne?, die innen rötlich und schmierig waren, vielleicht ein Ucberbleibsel der letzten Reinigung, wovon er soeben sprach, aber Aauez schienen sie von Mcnschenfett durchzogen zu seilt, vom Saft jener Hunderter, die seine.Liste' ausmachten. „Sind Sie mit Ihrem Amt denn zufrieden?" fragte er, damit der Alte seinen Wunsch vergäße, mit setncn Erfindungen zu glänzen. »WaS soll man tun? Man muß sich darin finden I Mein ein- ziger Trost ist, daß man immer weniger arbeitet. Aber wie hart ist dieses Brot! Wenn ich das gewußt hättet' Er schwieg nun füll und sah zu Boden. (Schluß folgt.) (Nachdruck verboten.) Vie Verfchiriel�img von Hrbeitcrgcfangvemncn. Bon Eugen Th art. I. Wer Gelegenheit hat, Konzerten oder anderen Veranstaltungen Von Arbeiterge''angvercine,t beizuwohnen, kann da öfters eine merk- würdige Beobachtung machen. Erst singt eine große Zahl von Sängern, der Arbeitersängerbund, dann aber kommen Vorträge von Einzelvereinen, von vielfach kleinen, manchmal auch ganz kleinen Vereinen. Und während die Leistungen der Gesamtmasse oft sehr hübsch anzuhören sind, ist der Genuß bei den Einzelvereinen oft recht zweifelhafter Art. Und unwillkürlich fragt sich der Denkende, ob diese Zersplitterung in die kleinen Einzelvereine notwendig ist. (Daß sie nicht nützlich ist, darüber ist sich jeder Kundige klar.)— Mehrere Ursachen hat die Zersplitterung des Arbeitergesangs- wesenS. In großen Städten und auch in kleineren Ortschaften, die sich lang ausstrecken, bedingen es die weiten Entfernungen, daß die SangeSlustigm sich auf verschiedene Bereine verleilen. Wer im Osten einer Großstadt wohnt, kann zum ständigen Ucben oft nur schwer in den Westen kommen. Ein zweiter Grund ist die Lokal- frage. Es ist bekannt, wie schwer eS den Arbeitersängern aus polnischen Gründen manchmal gemacht wurde, einen genügend großen Saal zu erhalten. Wenn einmal die Geschichte des deutschen Arbeitergesanges geschrieben wird, wird die Verweigerung von Sälen durch die Wirte usw. nicht das kleinste Kapitel in ihr bilden. Die Folgen deS Lokalmangels sind für manche Vereine schon schwer- wiegend gewesen. Da nun mehrere Ueine Zintmer zu UebungS- zwecken leichter zu erhalten find, als ein großer Saal, so ist die Trennung in verschiedene steine Vereine aus diesem Grunde auch zu begrelfen. Aber— dieser Grund kann heute nur noch für politisch zurückstehende Gegenden gelten. An Orlen, an denen sich die Arbetterklasse das Recht auf Existenz— und nicht nur aus Duldung— errungen hat, macht die Lokalfrage in dieser Hinsicht keine Schwierigkeit mehr. Andere Uriachen zu dem bedauerlichen Uuseinanderstreben von Arbeitergesangvereinen haben in menschlicher Eitelkeit, in allgemeinen menschlichen Schwächen ihren Grund. Die Freude am Vorstand- spielen steht vielfach der Einigung der Gesangvereine im Wege. Das ist allerdings keine Sondereigenschaft der Arbeitergesangvereine, sondern findet sich auch bei den bürgerlichen Vereinen. Für manchen Sangesbruder hat die Beteiligung an einem Gesangverein nur dann Wert, wenn er eine Rolle spielen kann, was nattirlich in einem steinen Verein leichter geht als in einem großen. Dann kommt noch die SängereiteUeit, die sich in steineren Vereinen auch wohler fühlt als in großen, wo eine ganze Masse eitler Sänger sich gegen- festig das Leben schwer machen kann. In dieses Gebiet»Be- friedigung persönlicher Wünsche' fällt auch die Rubrik„Geselligkeit� die sich auch oft der Einigung hinderlich in den Weg stellt. Die? ist ein Punkt, den die Arbeilersänger getrost den bürgerlichen Vereinen überlassen sollten, die sich längst nach Ständen und Vermögens- Verhältnissen geschieden haben. Auch die Bildung von Gelang» vereinen aus gleichen Berufen sollte man den Bürgerstassen über« lassen. Die Fabrik- und Berufsgesangvercine in der Arbeiterschaft haben keine innere Berechtigung. Auch die Frage des Jnventarbesitzes und des VermögenSstandeS darf kein Hemmnis bilden, wenn bereits bestehende steine Verein« sich verschmelzen wollen. Es stingt putzig, ist aber Tatsache, daß zum Beispiel der Besitz einer Fahne, au) der der Name des Vereins fein gestickt ist, der Hindcrungspunft für einen solchen Verein ge« wesen ist, sich mit anderen Vereinen zu verschmelzen. Grund: Der Verein könnte sich dann nicht mehr um das eigene Banner scharen k Wie wichtig eine solche Fahne für einen Verein sein kann, zeigen unter anderem manchmal die Kasienauswcise von Arbeitergesang- vereinen. In Generalversammlungsberichten solcher Vereine fand ich unter anderen bei einem österreichischen Arbeitergesangverein mit 28 Mitgliedern folgenden Ausweis: 1S0 Kronen Reisefonds, 18 Kronen Uitterstützungskasie und 227 Kronen FahnenfondS. Ein NoteitfondS ist überhaupt nicht erwähnt. In der Generalversammlung eineS anderen steinen Arbeitergesanavereins dreht sich die Debatte fast ausschließlich um die Beschaffung einer Fahne. 628 Kronen find dafür gesammelt. Alle dieke bisher aufgezählten, eine Einigung der Arbeiter» gesaitgvereine hindernden Gründe sind nichtkünstlerischer Art. Nur e i n Grund, der künstlerischen Erwägungen entsprang, hat an manchem Ort die Zersplitterung der Arbeitersängcr in viele stein« Vereine begünstigt. Man glaubte, durch gegenseitige Konkurrenz den Ehrgeiz der Vereine wachrufen und vielleicht auch ein größeres musikalisches Leben hervorrufen zu können. Sehen wir näher zu: Gewiß hat die Konkurrenz der Verein« auch gutes im Gefolge gehabt. Doch in vielen Fällen ist nur ein falscher Ehrgeiz grotzgezüchtet worden. Derart, daß kleinere Vereine, die durchaus mit den großen Vereinen konkurrieren wollen, aus ganz falsche Bahnen gedrängt wurden, sich Aufgaben stellten, denen sie absolut nicht gewachsen sein konnten. Chöre, die auf Massenwirkungen berechnet find, werden von kleinen Vereinen gesungen, Kompositionen von Vereinsdirigenten werdett einstudiert, nicht aus künstlerischer Notwendigkeit, sondern weil der Verein den Ehrgeiz hat, mit seinem Dirigenten glänzen zu wollen. Anderersetts wieder wird die finanzielle Leistungsfähigkeit der Mitglieder oft aufs äußerste angestrengt. Aber auch die Hoffnungen, die auf ein größeres musikalisches Leben bei Trennung der Vereine innerhalb der Arbeiterklasse gesetzt werden, erfüllen sich nur sehr wenig. Denn im großen und ganzen werden von allen Vereinen die gleichen Lieder gesungen. Die Konkurrenz der kleinen Vereine untereinander hat aber noch einen schlimmen Uebelstand im Gefolge. Das ist das gegenseitige Weg« fischen guter Stimmen. Um einen lestimgsfähigen Sänger zn kapern, wird alles mögliche aufgestellt, werden ihm die Beiträg» erlaffen, wird der Besuch der Proben in seilt Ermeffen gestellt usw. Nun kann man einwenden, daß ja für das Zusammenwirken der Arbcitergesangvereine die Arbeitersängerbünde da seien. Die Arbeitersäugerbünde haben unstreitig mancherlei Gutes geschaffen, vor allem im Konzertwesen. Doch haben sie, wie bekannt, einen Nachteil; und zwar den Mangel ständiger Gesamtprobcn. Die Dirigenten wissen davon ein Lied zu singen. Ferner aber entwickeln sich die Sängerbünde so rapid, daß meistens nur ei» Teil der Sänger am Konzert wirstich aktiv teilnehmen kann. D a S Augenmerk der Arbeitersänger muß deshalb darauf gerichtet sein, mittelgroße Vereine zu haben, Vereine, die den Vorteil der Bünde mit der ausreichenden Sänger« zahl mit dem Vorteil des Einzelvereins in den ständigen Proben verbinden. Und die bestehenden kleinen Vereine sollten unter allen Umständen danach trachten, sich mit ihresgleichen zu solchen mittelgroßen Vereinen verschmelzen, oder sich an einen vorhandenen größeren Verein anzugliedern. Sowohl ökonomische, wie auch lünst- lerische Vorteile entsprießen solchem Zusammenschluß. Bekanntlich leiden die meisten Arbeitergesangvereine an starken Schwankungen der Mitgliederzahl. Viel mehr als die bürgerlichen Vereine. Während bei diesen ein starker Stamm seßhafter Sänger fast immer vorhanden ist, an dem sich dann die neu Eintretenden leicht angliedern, ist bei jenen das Verhältnis in der Zahl der bleibenden und neu hinzukommenden Mitglieder durcüaus nicht so günstig. Am ungünstigsten ist dies Verhältnis natürlich bei kleinen Vereinen. Einem solchen kann es gegebenen- falls zustoßen, daß eine eiuzel, Stimmart, beispielsweise der erste Tenor, im Laufe weniger Jahre vollständig neue Sänger aufweist. Aber denken wir diesen ungünstigsten Fall weg. Lassen wir bei jeder Slimmgattung jährlich nur zwei bis drei Mitglieder wechseln. Selbst ein solcher Wechsel ist bei einer geringen Sängerschar schwer zu fühlen. Wenn beispielsweise bei einem Verein von 30 Mit» gliedern der erste Baß acht Sänger zählt, so ist es schon recht un« angenehm, nur auf fünf Stammsänger rechnen zu können. Ber » schmelzen sich vier solcher Vereine und haben nun statt acht ersten Bässen zweiunddreißig, so machen zwölf neue lange nicht so Vielaus; denn ein Stamm von zwanzig alten Sängern wirkt anders wie einer von nur acht. Hierzu kommt noch, daß durch die Mischung verschiedener Berus « in einem großen Verein dt« durch Ungunst
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25 (28.4.1908) 82
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