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seine Braut oder Frau im weißen Gewande, mit Efeu und Sin- famerweise erst durch die Holländer zu einer Berliner Aufführung: grün angetan die Stelle der alten Erdgöttin Nerthus eingenommen gelangte, stellt in wuchtig aufsteigendem Kontraste zwei Lebens. hat bei der festlichen Fahrt durch die Lande. Aus Südschweden welten einander gegenüber: Die Verlorenen" und eine bürgerlich wird um die Mitte des 16. Jahrhunderts eine Maifeier gemeldet, bequeme Wohlanständigkeit, die gern etwas tun" möchte und mit Ste noch ganz in den alten Formen des Sommer- und Winter- Gründungen von Magdalenenheimen, mit Almosen, Ermahnungen tampfes sich entfaltete. Am 1. Mai rückten zwei Reiterscharen, die und billigen Ratschlägen Wunder was wirken zu können meint. eine vom Winter angeführt, der in Belze gehüllt war und Schnee- Es ist teine Abschwächung, sondern Steigerung, wenn die Ver. ballen und Eisschollen auswarf, die andere vom Blumengrafen, der fasserin bei dieser Gegenüberstellung mit den individuellen Vers mit grünen Zweigen, Laubwert und kaum erst gefundenen Blumen tretern, um den Schein einer vorgefaßten Tendenz zu vermeiden, bekleidet war, von verschiedenen Seiten in die Stadt und hielten schonend umgeht. Die Aufseherin in der Rettungsanstalt hat bei ein Speerstechen, worin der Sommer den Winter überwand und aller rüden Barschheit doch ein gewisses Interesse für die Böglinge, durch Ausspruch des umstehenden Volkes für den Sieger erklärt das Wohlwollen des Predigers erscheint gedankenlos, doch keineswurde. Später zogen die Maigrafen dann in vollem Harnisch mit wegs als heuchlerische Maske, und die beiden recherchierenden ansehnlichem Geschwader daher und warfen dem Mädchen, das sie Vereinsdamen, die sich für eins der Mädchen verwenden wollen, sich zur Maiin" erwählt, den bunten Kranz zu. Wie sehr das stehen sicher recht erheblich über dem Durchschnitt ihrer Kolleginnen. Wolk an diesem Mairitt hing, beweist die denkwürdige Maienfahrt Aber das Versager solcher Hülfe gegenüber dem furchtbaren Drude. der Bürger von Soest im Jahre 1446, die damals mit dem Erz- der Verhältnisse, dem Elend der Verwahrlosung, die jene zu„ Vers bischof von Köln in Fehde lagen und vom Feinde hart bedrängt lorenen" gemacht, der wilde Grimm, den sie als Ausgestoßene wurden. Troßdem wollten sie am 1. Mai nach alter Sitte ihren fühlen müssen, tritt in dem Stücke darum nur noch zwingender fröhlichen Auszug durch das Land unternehmen und rückten daher hervor. Wilhelmina v. d. Horst brachte in der Gestalt der blassen, mit großer Kriegsmacht aus, wußten sich auch der angreifenden vor sich hinstarrenden Christine ein Leidensbild von erschütternder In ihren kurzen widerwilligen Antwortet: Gegner fräftig zu erwehren und kamen nach blutigem Kampfe, Ueberzeugungskraft. Sie aber fröhlich über ihre kecke Tat, mit grünen Maien geschmückt, enthüllt sich vor den Damen der Jammer ihres Lebens. wieder nach Hause. Am ersten Maimorgen erfüllte im Mittelalter scheint vollkommen passiv. Erst als die Fremden in sie dringen, allüberall der Klang von Flöten und Schalmeien und lustiger nach der Entlassung Dienst in einer kleinen Stadt zu nehmen, be Jubelruf die Luft, denn die Ritter zogen aus mit ihren Spiel- ginnt es in ihrer Brust heftig und immer heftiger zu arbeiten. Leuten, mit großem Schall den Mai einzuholen; die Burschen Verächtlich stößt sie das Anerbieten zurück. Sie will bleiben, wo pflanzten den Maibaum der Liebsten vor die Tür; die Bauern sie ihren Burschen hat! Den soll ihr niemand rauben! In der Eks führten auf dem Maiwagen junges Grün herbei zur Ausschmückung. ftase greift sie wild zum Messer. Man fesselt sie. Die feinen Damen In England hatte sich die Feier des ersten Tages im Wonnemonat haben Mühe, sich von dem Anblick zu erholen. Jede Rolle tam.im dt. schon zu Zeiten des Königs Artus überall eingebürgert. Tänze Spiele meisterhaft gerundet heraus und Reihen wurden geschlungen auf dem jung begrünten Plan und Luftige Spiele gespielt, in denen man den ersten Keim dramatischer Aufführungen gefunden hat. Die lichte Waldesgestalt des Robin Hood tritt als eine romantische Umwandlung des alten Maigrafen aus diesem Kranz der Frühlingsspiele und-Balladen hervor und der helle Ton seines Maihorns tönt noch nach in Chaucers und Spencers Gedichten, in Shakespeares Lustspielen. So unternahm 3. B. noch König Heinrich VIII. den Mairitt, begleitet von der Königin und vielen Herren und Damen, und da er ritt durch den grünen Wald, traten ihm 200 Jünglinge entgegen, in Grün ge Heidet , mit grünen Hüten, Bogen und Pfeile tragend. Ihr Führer, der sich als Robin Hood vorstellte, bat den Herrscher, mit seinen Leuten die Schüßenkunst vor ihm erproben zu dürfen, und die Pfeile flogen dahin mit einem lieblich sausenden Ton und trafen ihr Ziel. Da dankte der König den wackeren Männern und lud sie ein, zu fröhlichem Gelage unter Blumen auf den grünen Hügeln bei Greenwich . Noch heute wird in England an vielen Orten die Maienfönigin gekrönt und ihr zu Ehren eine Pyramide von jungem Grün, und Blumen aufgestellt. Die jungen Burschen des Dorfes schmücken sich selbst und ihre Pferde mit frischem Reisig und zeiten in langem Zuge durch die Felder. Im schottischen Hochland wird der 1. Mai von den Hirten mit lustigem Blafen begrüßt; Feuer sind entzündet und mit alten Beschwörungsformeln wendet sich der Landmann an die guten Geifter der Flur. Saat und Vieh zu schützen. Weit verbreitet ist der Glaube, daß die Frau eine besucht man seit Jahren nach anderen Flüssigkeiten, die wirksamer fondere Schönheit empfängt, die in der Frühe des ersten Maimorgens ihr Gesicht in dem Tau des Grases badet. Im Mittelalter zogen die vornehmen Frauen in Scharen zu diefer Prozedur aus und unter den Bauernmädchen hat dieser Glaube selbst heute noch viele Anhängerinnen.
Theater.
Daz Holländische Gastspiel im Sebbel Theater machte uns am Mittwoch mit einem Lebens- und Traumspiel: Erlösung" von H. Heijermans bekannt. Es erinnert im allgemeinen Umrisse an Hauptmanns Hannele". Auch Hier sieht man ein im Elend aufgewachsenes, frankes Kind, dessen Leßte Augenblicke von glänzenden, Erfüllung jedes Wunsches vorspiegelnden Fieberträumen überstrahlt sind. Aber wenn Hauptmann in das Geheimste und Liefste kindlichen Märchenglaubens hinableuchtet und so im Innersten ergreift, bleibt der holländische Dichter am Nächsten haften, und schwächt die Wirkung seines Einfalls durch allzu breite Ausmalung des wenig wechselvollen Traumbildes ab. Der Knabe einer armen Dienstmannsfrau hat bei einem Sprung das Rüdgrat gebrochen. Am Fenster vor dem KrankenLager erscheint dem Träumenden ein Schwan, auf dessen Rücken er zum Himmel zu fliegen glaubt, um Haufen glisernder Sterne, Leuchtende Diamanten herunterzuholen, mit denen man alle die bösen drängenden Gläubiger bezahlen kann. Sein Triumph, das Staunen und der Neid der Freunde und Geschwister, bilden den ganzen Inhalt der Bision. Endlich zerrinnt sie, der Knabe wind bon enem gräßlich martervollen Krampf gerüttelt, bis ihm der Tod die wirkliche Erlösung bringt. Erstaunlich unter all dent vielen schauspielerisch Guten und Gediegenen war Fräulein us fin der Figur des Knaben. Wie sie die aufgewedte jungenmäßige Lebendigkeit, das Kindliche in der Freude und in jeder anderen Stimmung reizvoll und rührend zum Ausdruck brachte, das macht ihr auf der deutschen Bühne so leicht nicht eine zweite nach.
Der Einafter 3uflucht" von Klara Biebig, der felt
Hygienisches.
Moderne Straßenpflege. Wenn bon schlechten Straßen die Rede ist, so denkt jeder zunächst an ein holpriges Pflaster und an Schmutz, während der Staub noch immer als eine Art höherer Macht gilt, vor der es kein Entrinnen gibt. In der Tat ist die Bewältigung des Staubes die höchste und schwierigste Aufgabe für die Technik und Hygiene der Straßen, denn es braucht feines Beweises dafür, daß der Staub in noch viel höherem Maße gesundheitsschädlich und gleichzeitig weit schwerer zu vermeiden ist als die Bildung von eigentlichem Straßenschmuß. Wir nähern uns jetzt der Jahreszeit, in der sich der Staub wieder mehr be merkbar machen wird, aber auch verhältnismäßig am Teichtesten zu bekämpfen ist. Die Uebergangswochen zwischen Frühling und Winter sind in der Regel die staubfreiesten des ganzen Jahres, weil der Boden dann so durchfeuchtet ist, daß kein Staub auf kommen kann. Im Winter, wenn der Boden gefroren, und im Sommer, wenn er ausgedörrt ist, entwickelt sich am meisten Staub, dem man im Sommer wenigstens durch die Sprengung der Straßen beikommen kann, was sich im Winter mit Rücksicht auf den Frost von selbst verbietet. Immerhin ist das Wasser ein sehr ungenügendes Mittel zur Staubbeseitigung, weil es bei starker Spren gung zur Bildung von Schmutz und füßen führt und dann hinter her doch zu rasch verdunstet und den Staub wieder frei läßt. Daher wären als das Wasser und sich vielleicht auch im Winter gebrauchen laffen. Als solche Stoffe find Teer, Petroleum und der sogenannte Westrumit empfohlen worden. Aber die Tatsache, daß diese Mittel bisher keine große Verbreitung gefunden haben, weist schon darauf hin, daß der Erfolg nicht einwandfrei und ihre Anwendung noch zu fostspielig ist. In jedem Fall hat sich Dr. Ammann ein Ver dienst damit erworben, daß er in der Deutschen Vierteljahrsschrift für öffentliche Gesundheitspflege" die Erfahrungen dieser modernen Straßenpflege gesammelt hat. Während die Benutzung von Be troleum im wesentlichen auf Amerika beschränkt gewesen ist, kommen für Deutschland und die Nachbarländer Westrumit und Teer in Betracht. Die Urteile über die Besprengung mit Weftrumit gehen völlig auseinander, indem einige Städte das Ver fahren loben, andere als unzweckmäßig bezeichnen. In den Luxus bädern Wiesbaden und Baden- Baden hat man es zwar als wirk. sam erprobt, aber die weitere Verwendung wegen des schlechten Geruchs aufgegeben. Auch über das Teeren der Straßen lauten die Berichte verschieden. Jedoch ist die Zahl der günstigen Gut achten in den deutschen Städten erheblich größer, denen sich weitere aus einer ganzen Reihe von Schweizer Städten anschließen. Wahr. scheinlich ist der Erfolg sehr wesentlich vom Boden und vom Mate rial des Straßenbaues abhängig. Ganz vorzügliche Ergebnisse sind mit der Straßenteerung in Frankreich erzielt worden, und zwar nicht nur vorübergehend, sondern bei sorgsamer Pflege für die Dauer. Wenn es darauf ankommt, nur für furze Zeit eine Straße oder einen Blak staubfrei zu machen, so wird dort der Verwendung von Petroleum der Vorzug gegeben. Im ganzen glaubt Dr. Ammann, daß sich das Leeren der Straßen als ein dauernder Fortschritt in der modernen Straßenpflege in technischer und ge fundheitlicher Beziehung bewähren wird