abgeblühten frühen Blumenzwiebeln, wie Narzissen, Hyazinthen, Tulpen u. a. bleiben solange unberührt im Boden, bis das Laub ein- getrocknet ist. dann nimmt man sie heraus, trocknet sie an der Sonne, reinigt sie danach und bewahrt sie dann in einer luftigen Kammer bis zur erneuten Pflanzung in den ersten Oktobertagen auf. An den Gartenrosen, die nun bald flott treiben und erste Blüten» knospen zeigen, stellen sich Wicklerraupen ein, die von zusammen- gesponnenen Blättern aus Triebspitzen und Knospen anfressen. Sie sind sorgfältig abzusuchen und zu töten. Ein noch gefährlicherer Schädling der Rosen ist die Rosenblattlaus, die zu Hunderten dicht gedrängt an den jüngsten, saftigsten Trieben sitzen und diese aus- saugt. Ein vorzügliches Bekämpfungsmittel gegen diesen Schäd- fing ist das Eintauchen oder gründliche Bespritzen der befallenen Triebenden mit 4b 50 Grad Celsius warmem Wasser, das so- fortiges Absterben dieser Schädlinge zur Folge hat. Auf eine sehr wichtige, jetzt auszuführende Maßnahme möchte »ch noch alle Besitzer von Obstbäumen hinweisen. Sie betrifft das Wespritzen der Bäume, um einerseits schädlichen Pilzen und andererseits Jnsektenschäden vorzubeugen. Nach dem neuesten Verfahren ist das erst seit kurzem im Handel erhältliche Obst- baumkarbolineum ein wirksames Bekämpfungsmittel für alle tierischen und viele pilzlichen Schädlinge. Jetzt, wo die Knospen schwellen, die Blüten vor dem Aufbrechen stehen, ist die beste Zeit zu einer Bespritzung; klares, windstilles Wetter mutz hierfür aus- gewählt werden. Es genügt eine zweiprozentige Lösung, d. h. auf 98 Liter Wasser kommen 2 Liter oder 2 Kilo Obstbaumkarbolineum, das sich sofort mit dem Wasser verbindet, was eine milchweitze Flüssigkeit ergibt. Durch diese Bespritzung werden alle die winzigen Räupchen, die jetzt dem Auge noch nicht sichtbar, mit Sehnsucht auf die ersten Blätter und Blüten warten, und alle Eier vernichtet. Die Bäume sind auch weiterhin im Sommer mehrmals zu bespritzen, dann aber nur mit einhalbprozentiger Lösung; um pilzlichen Erkrankungen vorzubeugen, spritzt man auch kurz vor und zwei bis drei Wochen nach der Blüte je einmal mit Kupferkallbrühe, zu deren Herstellung ich im nächsten Monat das Rezept geben will. Wird bei der zweiten Bespritzung der Lösung etwas Arsen oder Schweinfurter Grün, je M Gramm auf 1 Liter Flüssigkeit, zugesetzt, so hält man den Apfelwickler fern, der seine Eier einzeln an die jungen Früchte der Aepfel- und Birnbäume ablegt, worauf sich dann die ausschlüpfenden Räupchen in die Frucht einbohren und diese wurmstichig machen. Leider sind die brauchbaren Obstbaumspritzen des Handels sehr teuer. Ich möchte den Kolonisten- und Grundbefitzervereinen empfehlen, auf Vereins- kosten je eine Spritze anzuschaffen, um sie den Mitgliedern leihweise zur Verfügung zu stellen. Ich felbst habe mehrere dieser teuren Spritzen anschaffen müssen, bis ich diejenige fand, die allen An- forderungen genügt. Es ist dies die tragbare SpritzeCeres" der Technischen Verkaufsgenossenschaft in Duisburg ; sie stellt sich mit allem Zubehör einschließlich Fracht auf etwa 45 M., und faßt 25 Liter Flüssigkeit. Sie wird auf dem Rücken getragen und hat gefüllt ein Gewicht von etwa 3849 Kilo, das sich natürlich im Laufe der Arbeit durch Abnahme der Spritzflüssigkeit mehr und mehr vermindert. Immerhin gehört schon ein kräftiger Rücken dazu, mit solcher Spritze zu arbeiten. Diese Arbeit wird besonders jenen nichts schaden, die von Natur aus zu einem sogenannten Katzenbuckel neigen und erweist sich im übrigen für die Bäume als außerordentlich nützlich. Hd. (Nachdruck verboten.) Eine Ctleibemvolution. Von M. Andersen Rex 6. Berechtigte Ucbersetzung aus dem Dänischen von E. S t i n e. Der Himmel über Andalusien ist so blau, so blau. Droben sitzt die Madonna, die Schmerzensmutter, und weint Segnung hinab übre die Menschen. Und auch Gott sitzt da oben und übt sich in Schonung und hat alle Hände voll zu tun, alle Sündenregister zu quittieren, die die Heiligen, von Empfehlungen begleitet, ihm einsenden. Und die Heiligen selbst, was in aller Welt wären sie nicht imstande zu tun, wenn sie nur erst ihr Quantum Olivenöl bekommen haben I Einer kuriert gebrochene Beine und entfernt Leichdorn«; ein anderer besorgt den Witwen ehrbar« Liebhaber und den jungen Schönheiten stürmische Anbeter; ein dritter sucht abhandengekommene Dinge und beschafft Mieter, die bezahlen können und keine schreienden Nach- kommen haben. Die Erde wetteifert mit dem Himmel und den Heiligen und lächelt in dem tropischen Sonnenlichte. Sie hat den Fluch des Sündenfalls vergessen und zieht den Regen d«S Himmels dem Echweitze der Menschen vor. Und diese selbst haben das beste Lebenselexir zur Sclbsterhal- hing, den Leichtsinn, mitbekommen; sie sind genügsam im Täglichen und unbegrenzt in ihren Erwartungen für die Zukunft. Was tut es, daß wenige die Mittel haben, den Wein des Landes zu trinken? Das Blut ist warm genug, den Mund läßt man laufen, wohin eS ihn gelüstet, die Gedanken sitzen auf dem Blocksberg. Die Sonne selbst und die Luft berauschen, und man betet mn nichts, als um ein Stück Brot und Zeit und Freiheit, um zu träumen. Der Humor sinkt nicht, solange die Kastagnetten Triller haben, Lascoplas gehen gratis und unermüdlich von Mund zu Mund, und Fandango sitzt in einem Bein, Lajota im anderen bis zum siebzigsten Lebensjahre. Das Leben ist in Andalusien leicht und herrlich zu leben für den, der nur zwei Schilling für ein Brot hat. Und das haben die meiste» - in den guten Zeiten. Aber die Zeiten waren schlecht. Die Arbeiter hatten nichts z« tun und verlegten sich aufs Betteln, und die Bettler, die ungehört an den Straßenecken standen, fingen an, an Arbeit zu denken. DaS eine war ebenso hoffnungslos wie das andere. Und das Brot stieg. Es war schon auf 29 Centesimas das Pfund angelangt. In guten Zeiten kostete es nur zehn, und es gab Greise, die sich erinnerten, daß es auf acht gestanden. Dazumal konnte man freilich Brot genug haben; jetzt hieß es, sich das halbe und bisweilen alles entziehen. Der letzte Versuch endete selbstverständlich auf dem Friedhofe» Eines TageS sammelten sich Granadas Handwerker und zogen, eine schwarze Fahne an der Spitze, in Prozession durch die Straßen. Vor der Wohnung des Präfekten blieben sie stehen und baten um Arbeit. Der Präfekt kam mit dem Hute in der Hand auf die Veranda heraus und erklärte, der hohe Rat habe bereits einen Vor- schlag eingebracht, um der Not abzuhelfen. Er brachte ein Hoch auf den König aus und zog sich zurück, und die loyalen Handwerker gingen mißmutig ihrer Wege. Die Bäcker allein beteiligten sich nicht an dem Trauerzuge, sondern benutzten die Zeit, um noch fünf CentesimaS auf das Brot zuzuschlagen. Die Handwerker versammelten sich nicht mehr, aber der hohe Rat trat abends zusammen und erörterte die Begebenheit. Sämt- liche Mitglieder bewunderten die Diplomatie, mit welcher der Präfekt den Auflauf abgewehrt, und man beschloß, an die Regierung in Madrid einen telegraphischen Bericht des Geschehenen zu senden und eine Ordensverleihung an den Präfekten vorzuschlagen. Damit waren die Verhandlungen des Rates zu Ende. Granada liegt in einem Winkel der Bega, sozusagen zwischen Sierra Nevadas Zehen. Drunten auf der Ebene wohnten die besseu Situierten. Aber die Stadt verläßt sie und die Ebene und zieht hinauf über die Albaicin. Hier auf dem steilen Abhang, wo die Häuser einander auf der Schulter stehen und über die Bega hinaus» starren, wohnen die Weberinnen. Und die Stadt geht noch weiter und wird zu Baracken, die über schmalen Terrassen hänge», und ganz zu oberst zu vielen Erdlöchern in der Bergseite, die sich all« gen Süden wenden. DieS ist die Stadt der Allerärmsten und der Zigeuner. Außer den Zigeunern gibt es nicht viele Männer da droben in den Höhlen und in Albaicin und in den letzten Barocken. Aber desto mehr Frauen: Witwen, die durch den Verlust ihrer Ernährer von Armut zur Not geglitten, und andere Frauen, die nie einen Ver» sorger hatten, sondern nur eine flüchtige Liebe und deren bleibende Früchte. Ihnen hatte die Liebe nichts geschenkt, sondern sie zu Er» nährern gemacht zu lebenslänglichen. Denn in Andalusien leben die Kinder von den Eltern, bis diese sterben. Am Abend kroch bis hinauf zu den Erdhöhlen unter Sacre Monte das Gerücht, daß das Brot auf vierundzwangig gestiegen sei. Wir können es bald nicht mehr mit unserem eigenen Fleisch aufwägen!" sagte eine magere Frau, die, an ein Steinkreuz ge» lehnt, ihrem Kinde die Brust gab. Sie lächelte gequält und nahm das Kind von der Brust; es war rot um den Mund von Blut aus ihren Brüsten. Sie küßte das Blut von des KindeS Lippen und legte sich auf das Fußgestell des Kreuzes, um zu ruhen. Späte» kamen Leute und trugen sie in eine Höhle. » Auf dem Berge gab es Bewegung, che es noch Tag war. Die Mutter von gestern war in der Nacht gestorben, und die Leichen- träger waren da, um sie mitzunehmen. Weiber liefen durch­einander umher, einige bekreuzigten sich vor der Leiche, andere riefen die Madonna an. Es war diesen Menschen nichts Neues, de» Tod zu sehen, sie pflegten ihn zu nehmen, wie alles andere, was das Leben brachte, und ihre leichte Natur half ihnen über all« Schatten hinweg. Aber die harte Wirklichkeit hatte ihnen etwas Neues aufgedrückt, einen Schicksalstropfen, und in der Leiche de» Nachbarin, wie sie sie bei Nacht gefunden mit dem kleinen Kinde, das, nach der Brust tastend, über ihr krabbelte, suchten sie irgend ein Vorzeichen.Nun flüchtet der Hunger." sagte ein Weib, als die Leiche von den halb betrunkenen Trägern die Höhen hinab, getragen wurde.Ja, zum Friedhof!" erwidert« eine andere. Die Panik war in ihnen zum Ausbruch bereit.Zum Fried- Hof, ja!" das war das Resultat. Diese verzweifelte Aussicht strich alle phantastischen Hoffnungen, aber bloß, um sie Wirklichkeit in die Wolken zu heben und ihr den Schimmer der Phantasie zu ver- leihen die Wirklichkeit, sich sattessen zu können. Und im Wir»- warr der Gedanken, unter den vielen Rufen war einer, welche» traf und zündete:Leu a ocho." Dies hatte die wirren, tappenden Gedanken formuliert und ging nun von Mund zu Mund. Fan a ochol das Brot herab auf acht, wie in den alten Tagen, das war das Glück, das schwindelnde Ideal, das keiner auf- gibt. Und jede Höhle gab dem Rufe Widerhall und stellte ein zerlumptes, halbbekleidetes Weib in die Reihen. Fan a ochol Die Gedanken hatten ihren Ausdruck gefunden, und der Wirrwarr erhielt Richtung. Die Schar bewegte sich den Pfad entlang, der im Zickzack läuft und alle Höhlen mitnimmt. Und sie wuchs rasch, denn der Armnt Kinder find zahlreich. Wie häßlich sie waren, diese Weiber! Blatternarbig, beschmutzt. Runzeln im Gesicht von dem starten Sonnenlicht, dag sie Jahr um Jahr gezwungen, die Augen zuzuzwicken; mit kruftigen Ohren und schuppenbcdeckten Schläfen. Di« Not verschont nicht. Aber ihr« Sicherheit wuchs mit ihrer Anzahl, sie seuertc» mit Drohungen und