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der Fähigkeit gemangelt habe, feine Gedanken gut und klar dargestellt sein. Wirkliche Bewegungsmotive fehlen ganz, bis auf zum Ausdruck zu bringen. Es war einige Jahre später, ein einziges Es war einige Jahre später, ein einziges die mit vorgeseztem linken Fuße schreitende Figurdaß er bei Schopenhauer an den Rand schrieb: Ach, hätte und auch dies eine scheint wie erstarrt in der Bewegung. Ehepaare, doch der Kant so schreiben können wie der Schopenhauer! die der Aegypter gern plastisch dargestellt hat, legen wohl eins den Arm um den anderen, aber als wäre keinerlei innere Be Selbst, wo er für den Augenblick das sichere Gefühl hatte, ziehung vorhanden, fißen oder stehen fie ferzengerade neben gegen Kant oder Spinoza im Recht zu sein, zweifelte er einander mit erhobenem Haupt, und jedes blidt vor fich in nicht, daß ein späterer Tag ihm die Einsicht seines Irrtums die Weite. Neben dieser traditionellen Bewegungslosigkeit stört bringen werde. Einstweilen war er überzeugt und er unsere erste Betrachtung aber noch ein zweites: die ungleichmäßige Wir wissen heute, blieb es auch später daß der Monismus Spinozas fein Behandlung der Statue als eines Ganzen. Monismus fei; der Parallelismus von Bewegungs- und daß auch in der Gestaltung der Arme und Beine, auch in der Form Bewußtseinsvorgängen war nur ein umschriebener Dualis - einer Hand oder eines Fußes individuelles Leben zum Ausdruck mus. Denn warum und wozu war diese Maschine Mensch" deutenden Kunstwerken finden wir Hände und Füße, ja den ganzen tommt. Davon haben die Aegypter nichts geahnt. Selbst bei be so gebaut, daß ihr derselbe Borgang als„ Ausdehnung" und übrigen Körper mit einziger Ausnahme des Kopfes, tonventionell, Denken" erschien? Der Dualismus war in den Menschen oft sogar nachlässig gearbeitet. Die Kopfform und die Züge des berlegt das war alles. Und Körper und Seele aus der Gefichts gelten dem Aegypter als das allein Charakteristische an der Welt schaffen, indem man sie einfach als Attribute einer Gestalt des Menschen. In ihrer Wiedergabe haben sie aber auch Substanz auffaßte- was war damit getan? Das Verfahren eine Vollkommenheit erreicht, die ihre Porträtstatuen den größten konnte man bei jedem unbequemen Gegensage anwenden, Meisterwerken aller Kunst auf der Erde an die Seite stellt. nun bei genauerer Be und die Substanz" war wie das Ding an sich" ein Nichts, Die ägyptische Plastik zeigt sich trachtung nicht etwa als eine fest geschlossene Einheit. Jede aus dem man alles machen konnte. der großen geschichtlichen Epochen des Landes hat bis zu einem gewissen Grade ihren eigenen Kunststil entwickelt, und man wird in den seltensten Fällen zweifeln, welcher Zeit eine Statue angehört.
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( Fortsetzung folgt.)
( Nachdrud verboten.)
Altägyptifche Porträts.
ein Stammeln
Keins der altorientalischen Bölfer, deren hohe Kultur wir bewundern, tann sich in seiner Kunst mit den Aegyptern messen. Sie find, bis zum Auftreten der Griechen, die einzigen Künstler des Altertums gewesen. Wohl ist uns von der Kunst der anderen Völker nirgend auch nur annähernd soviel erhalten, wie in dem wunderbar konservierenden Land des fast regenlosen oberen Niltals, aber wir kennen doch genug von babylonisch- assyrischer und kleinasiatischer Kunst, um den Unterschied mit Händen zu greifen: was diese geschaffen, mutet uns an wie gegenüber der flaren, fraftvollen Sprache der ägyptischen Kunst. Die Funde der in den letzten Jahrzehnten unternommenen Ausgrabungen am Nil haben unser Bild von dem Künstlerischen Schaffen der alten Aegypter sehr bereichert. Auf fast allen Gebieten der Kunst finden wir Großes vollbracht, in einer Zeit, die um vier bis fünf Jahrtausende hinter uns zurückliegt: wir bewundern die Lebendigkeit des Reliefs, vor allem in der meisterhaften Darstellung der Tierwelt, wir staunen über die majestätisch Harmonischen Verhältnisse der Tempel und Grabbauten, wir sind entzückt von den geschnißen Schminkschalen und von den wunderbaren Arbeiten der Goldschmiede aber nichts von alledem hinterläßt uns einen so nachhaltigen Eindruck wie die altägyptischen Porträtstatuen.
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Die erste hohe Kunstblüte Aegyptens , im alten Reich ( etwa 2800-2500 v. Chr.), zeigt eine unbewußte rüdsichtslose Schönheit. Ihre Menschen scheinen ewig jung zu sein. Mit offenen lebens frohen Augen schauen sie uns an, und so ungetrübt ihr Blick ist, so harmonisch groß und gerade find die Linien ihrer Gefichter. Ihre Königsstatuen besonders die des gewaltigen von dem heiligen Fallen beschützten Pyramidenerbauers Chephren im Museum zu Kairo haben etwas Unnahbares in ihrer Majestät und Größe. Die schreitende Holzfigur des wohlgenährten, Dorfschulzen" in Kairo und die Kalksteinstatue des mit untergeschlagenen Beinen sigenden„ Schreibers" im Pariser Louvremuſeum sind zwei allgemein bekannte Beispiele der zahlreichen Meisterwerke aus dieser Zeit. Ihnen allen ist eine Richtung auf das Typische eigentümlich.
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Die Statuen des mittleren Reiches"( etta 2000-1800 v. Chr.) haben ein völlig anderes Gesicht. Wie im politischen Leben an die Stelle einer abfoluten Monarchie ein Feudalstaat getreten ist, in dem Männer des alteingesessenen Adels als einflußreiche und oft geso ist ein fürchtete Berater der Krone eine wichtige Rolle spielen persönliches Element auch in die Kunst eingedrungen. Die Porträt statuen der Könige dieser Zeit blicken uns zum erstenmal an wie Menschen, die gerungen und gekämpft nicht nur wie Könige, die Von einem dieser Könige über ein Bolt geherrscht haben. besitzen wir ein Weisheitsgedicht, das voll Ernst und Bitterfeit die Erfahrung ausspricht, die der Herrscher mit ungetreuen und es об ift, als Untergebenen gemacht hat, in den Gefichtern dieser Statuen mit den streng geschlossenen Lippen, mit den Furchen unter dem Auge und auf der Wange, mit den leicht nach unten gezogenen Mundwinkeln etwas läsen von diesem schweren Sinn des mit dem Leben und seinen Aufgaben fämpfenden Menschen.
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Mit Ausnahme von zahlreichen, größtenteils modellierten Figuren heiliger Tiere enthält die ägyptische Rundplastik fast ausschließlich Darstellungen von Menschen. Und bei diesen Menschenbildern finden wir schon sehr früh das Streben nach Porträtähnlichkeit. Die Veraulassung hierzu ist eine eigentümliche und interessante. Wie überall auf der Erde, so ist auch in Aegypten die große Plastik auf religiösem Boden gewachsen, in Aegypten aber speziell auf dem des Totenfultus. Als man begonnen hatte, die ursprünglich einheitlichen Grabanlagen in zwei Teile zu scheiden- einen unterirdischen Raum, wo im Sarge der Leichnam ruhte, und eine Steinfammer über der Erde, in der man dem Vorstorbenen die Totengebete sprach und die Totenopfer niederlegte da wurde der Gedanke lebendig, man könne der Seele den Genuß der Spenden erleichtern, wenn man ihren Leib, in Holz oder Stein nachgebildet, an einem geschützten Plage der " Opferfammer" aufstelle. Damit war zugleich die Bedingung der Porträtähnlichkeit gegeben: die Seele, die beweglich von Ort zu Ort zu eilen vermochte, sollte, wenn sie an den Totenfesttagen ihre Grabstätte aufsuchte, die Züge wiedererkennen, die sie einst im Leben getragen hatte. Und so finden wir nun eine lange Entwickelungsreihe von den ersten tastenden Versuchen, das Individuelle anzudeuten, Künstlerschaft jetzt wie erlöst ihre Fesseln abwirft, um dem bis zum künstlerisch vollendeten Porträt.
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Auf die Zeit dieser zweiten Blüte folgt ein jäher Sturz, und als nach einer langen Fremdherrschaft das neue Reich"( etwa 1600 bis 1100 v. Chr.) beginnt, da ist mit dem Volt auch seine Kunst eine ganz andere geworden. Aegypten ist nun das Weltreich, dessen Grenzen vom Sudan bis an den Euphrat gehen, und aus Nubien und vom Roten Meer , aus Babylonien und Palästina, aus Klein asien und von den Inseln strömt ein unerhörter Reichtum an den Ufern des Nils zusammen. Wie die Bauten, so werden nun auch die Statuen ins Monumentale gesteigert, die Entfaltung von Bracht und Glanz fordert ein vorher ungekanntes Eingehen auf das Detail der Darstellung, und das rein Künstlerische gerät in Gefahr, unter solchen Aeußerlichkeiten zu ersticken. Da bringt die religiöse Revo lution des Kezerkönigs" Amenhotep IV. , der eine monotheistische Sonnenverehrung einzuführen versucht, auch in die Kunst einen unerhörten Umschwung. Leben und Natürlichkeit sind die Parole, und es ist, als ob eine lange, unter priesterlichem Drud seufzende tieferen Gesetze zu gehorchen. Noch kennen wir nicht viele Aber so sehr die ägyptische Kunst auf ihren Höhen sich von der Statuen aus dieser Zeit, aber was wir befizen, bor übrigen Kunst des alten Drients unterscheidet, sie trägt doch den allem die wunderbare Büste des königlichen Dichters und Stempel ihrer Zeit, und es ist uns Menschen des 20. Jahrhunderts Philosophen selbst mit den Zügen des frankhaften Fanatikers, zunächst nicht ganz leicht, zu einem vollen Genuß ihrer Weihe durch- und der lebendige Kopf einer Holzstatue der Königin- Mutter, voll zubringen. Unser Schönheitsgefühl hat sich an den Idealen der Klugheit und Energie, gehört zum Bedeutendsten und Ergreifendsten griechischen Antike gebildet wir wissen taum, wie stark dadurch in der ägyptischen Kunst. Diese start realistische Epoche hatte aber unser Verhalten zu andersartiger Kunst beeinflußt ist. Im alten wie die religiöse Revolution nur ein furzes Leben. Die Kunst des Aegypten lebten aber Künstler Jahrtausende vor der Zeit, wo der späteren neuen Reiches" ist feiner und zierlicher geworden, aber griechische Genius Freiheit und Leben auch den Werken der Kunst wie in den Geschicken des Landes, so macht sich auch hier der Eineinhauchte. Noch herrschen engumgrenzte Regeln und Gesetze, und fluß der mächtigen Priesterherrschaft geltend. Und in der Kunst be so tönnen wir zunächst über den Eindruck des Steifen, fremdartig deutet er eine stetige Hemmung im Sinne der religiösen Tradition, Unlebendigen nicht hinwegkommen. De. Mangel an Mannigfaltig die schließlich zu einem völlig tonventionellen Schema führt. Nur teit fällt uns besonders auf. In einer Zeit, die noch mühsam mit einmal noch hat mit der politischen Stellung auch bie dem Material zu ringen hatte, sind die Grundtypen der ägyptischen Kunst Aegyptens eine Art Renaissance erlebt. Das war Statuen geschaffen worden, und der Ernst der religiösen Stätte, unter den saitischen Königen( 660-525 v. Chr.), denen die für welche sie bestimmt waren, ließ nur eine enge Auswahl von flassischen Zeiten des alten und mittleren Reiches auf allen Gebieten als Stellungsmöglichkeiten zu. Eine würdige, gemessene Haltung zeigen das Jdeal vorschwebten. Die alte Kraft ist nicht mehr vorhanden, fie darum alle, mögen sie nun stehend, fizend, hodend oder knieend und vielfach fehlt der Geist, der dem Steinkörper die Seele gibt,
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