fvofl tote Gehirne. Die Beschäftigung mit toten Gehirnen war die Lieblingsarbeit des Professors, davon legen alle seine Bücher Zeugnis ab. Haben Sie sie gelesen?" Ich gehe nicht in die Tempel durch die Wirtshäuser", ant- wortete ich.Und ich kann den Menschen nicht auS Büchern studieren denn die Menschen find darin immer nur Brüche, und ich verstehe wenig Arithmetik. Wer ich glaube, der Mensch ohne Bart und im Rock ist nicht besser und nicht schlechter als der Mensch mit Bart, in Beinkleidern und mit Schnurrbart.___* Fa". sagte der Teufel.Gemeinheit und Dummheit dringen ohne Nückficht auf Tracht und Menge des KopshaarS inS Gehirn ein. Aber immerhin ist die Frage über das Weib interessant." Der Teufel lachte wieder wie gewöhnlich hell aus. Er lacht immer und deshalb ist es angenehm, mit ihm zu plaudern. ..Wer es versteht und fertig bringt, auf dem Friedhofe zu lachen, der glauben Sie mir's! liebt das Leben und die Renschen... (Fortsetzung folgt.) Kleines Feuilleton. Hygieuisches. Die Verunreinigung der Luft. Es gibt Fragen der Kolksgesundheitspflege, die gar nicht häufig genug erörtert werden können, damit die sich daraus ergebenden Forderungen mit dem größten Nachdruck und in immer wiederkehrender Wiederholung erhoben werden. Dazu gehört die Frage der Verunreinigung der Lust durch die Industrie und die Bekämpfung ihrer Folgen. Man kann den Kreis der Betrachtung auch noch weiter ausdehnen und die ganze An- gelegenheit in zwei Gruppen von Aufgaben trennen, deren eine die Verhütung des AnStrelenS giftiger Gase in die Atmosphäre um- fasten würde, während die andere die Technik der Ventilation in sich begreift. Welcher von diesen beiden Teilen der wichtigere ist, läßt sich kaum sagen, aber die Mängel der bisher gebräuchlichen Mittel zur Lnftverbefierung sind unter allen Umständen als ein unserer sonst so hoch gestiegenen Technik unwürdiger Zustand zu bezeichnen. Es sollte nur erst einmal dafür gesorgt werden, daß jeder weiß, was für Luft er m öffentlichen und anderen Gebäuden atmet, und dann wird sich wohl auch die Einsicht in die Notwendigkeit der Abhülfe finden. Zum Vorbilde lasten sich die Untersuchungen des englischen ProfesiorS William Thomson   an der Lust der Fabrikstadt Manchester   nehmen. Er hat dazu ein Verfahren benutzt, das an Einfachheit nichts zu wünschen läßt. Die zu prüfende Luft wird mit einem gewöhnlichen BlaSbalg in eine Flasche gepreßt und dann einem simplen chemischen Verfahren unterworfen. Die Ergebnisse der Analysen der Luft aus verschiedenen Gebäuden in leerem und in gefülltem Znstande, die derLancet" zusammenfastend bespricht, sind höchst lehrreich ausgefallen und ganz dazu geeignet, die bis- herigen Anschauungen umzuwälzen. Im allgemein wird ein Gehalt von 6 Teilen Kohlensäure m 10 lXZO Teilen Luft für geschlostene Räume als zulässig erachtet, und daS mag ungefähr zutreffen. In Industrie- städten oder auch in schlecht ventilierten und stark benutzten Räumen überhaupt wird die Grenze jedenfalls nur selten eingehalten. In Manchester   ergab die Luft der Zimmer zweier Knabenschulen 11,2 und 11,7 Teile Kohlensäure, die einer Mädchenschule sogar 14.9. In einer anderen Knabenschule wurde der Gehalt zu 18,2 gefunden. In einer Kapelle bei Manchester wies die Luft am Schluß deS Gottesdienstes sogar den ungeheueren Gehalt von 44 Teilen Kohlensäure auf 10 000 Teile Luf auf. In einer Konzerthalle betrug er vor einer Aufführung 5,2 und illt Stunden später schon 11,2. Wenn mm durch Ventilation eine Verbesterung dieses Uebelstandes herbei- geführt werden soll, so sind die dazu verftägbaren Mittel auch nicht »mnrer einwandSfrei. In einer neuerbauten technischen Schule, die mit einer besonders sorgfältig hergestellten Ventilation ausgestattet ist. betrug der Kohlensäuregehalt in der Tat nur ßVi auf 10000, und dennoch beklagten sich dort die beschäftigten Leute dauernd über schlechte Lust. Thomson führt diese Tatsache auf daS hei dieser Ventilation benutzte Verfahren zurück, die Luft zu waschen". Zu feuchte Luft wirkt nämlich weniger kräftig auf das Blut ein und verursacht aus diesem Grunde das bekannte Unbehagen. Das Waschen der Lust, das auch bei den großartigen VentilationS- anlagen im Londoner   Parlament eingeführt worden ist, wird also wohl wieder aufgegeben werden oder man wird dafür sorgen müffen, daß die Luft nachher wieder getrocknet wird. Meteorologisches. Ein Kugelblitz im Hause. Unter den verschiedenen Formen, in denen der Ausgleich der atmosphärischen Elektrizitäten stattfindet, ist der Kugelblitz eine der seltensten. Im allgemeinen erinnert das Auftreten und Verschwinden der elektrischen Feuer- kugeln an einen Meteorsteinfall, der ja in ähnlicher Weise häufig mit einem unter Detonation erfolgenden Zerspringen des Himmclsgeschosses endet. Eine genaue Beschreibung dieses Kugel- blitzes, der durch die besondere» Berhältniffe unter gewöhnlich guten Bedingungen beobachtet melden konnte, hat Isidor Bay der Wariser Akademie der Wiffenschaften vorgelegt. Er schildert die eigentümlichs Erscheinung in nachstehender Weise: Genau V« elf Uhr abends erdröhnten drei heftige Donnerschläge in Zwischen- pausen von etwa einer Sekunde. Wir sahen dann eine weiß- glühende, etwas rötliche Kugel von etwa 15 Zentimeter Diurch- messer, die unbeweglich an der Zinrmerwand schwebte und am Draht der elektrischen Hausklingel in einer Höhe von einem halben Meter über dem Druckknops gewissermaßen zu haften schien. DaS Phänomen hielt etwa fünf Minuten unverändert an. Dann der« schwand der Fouerball durch die Wand, in die er ein Loch von etwa 1 Zentimeter lichter Weite schlug. Gleichzeitig erfolgte eine Dero- nation in einem anderen Zimmer des Hauses, das mit dem ersten durch die Leitung der elektrischen Klingel in Verbindung steht. Eine dort besindliche Petroleumlampe erlosch. Der Blitz nahm seinen Weg weiter durch die Wand nach den Toilettenräumen und von dort durch das Wasserleiwngsrohr zur Erde. Das Zimmer selbst war von starkem Ozongeruch erfüllt. Der Blitz war durch die Stange der Wetterfahne in das Haus eingetreten und von dort, nachdem er eine Mauer durchschlagen hatte, auf die Drahtleitung der Klingel übergesprungen. Die Detonation im zweiten Zimmer war von keinem außerhalb hörbaren Donner begleitet. Ans dem Tierleben. Ein stoisches Tier. Der Philosoph unter Seti Tieren wird gewöhnlich der Esel genannt, aber wenn man große Gemüts- ruhe in diesem Fall als das Hauptmerkmal des philosophischen Charakters bewertet hat, so ließen sich noch andere Tiere finden, die denselben rühmlichen Beinamen verdienten. Ein in dieser Hinsicht ebenso außerordentlich begabtes Geschöpf ist der W o m» bat, der in der Rangstufe des Säugetierreiches freilich vom Esel sehr weit entfernt ist. Dabei ist der Wmnbat gar kein unansehw- liches Tier, aber er hat das Unglück, zur Ordnung der Beuteltiere zu gehören, die ganz am Anfang der EntWickelung der Säuge­tiere stehen und daher zu den niedrigsten Vertretern der ganzer» Klasse gerechnet werden müssen. Nach seiner äußeren Erscheinung aber könnte man den Wombat ganz wohl mit einem kleinen Bären oder mit einem besonders großen Nagetier vergleichen und würde keinesfalls auf den Gedanken kommen, daß er ein so rückständiges Mitglied der Säugetierklasse ist. Ueberhaupt zeichnen sich ja die Beuteltiere dadurch aus,'daß sis eine große Mannigfaltigkeit von Formen umfassen, die für sich allein verschiedenen Gruppen höherer Säugetiere mehr oder weniger ähnlich sehen, aber durch den Besitz eines Beutels und die dadurch bedingte primitive Art der Geburt und Pflege ihrer Nachkommenschaft genieinsam auf die unterste Stufe verwiesen werden. So ungleich ein Känguruh und ein Wombat nebeneinander aussehen mögen, sind sie doch nahe Ber  - wandte dadurch, daß die Muttertiere beider Arten die Jungen in einem Beutel mit sich herumtragen, bis sie nach langer Zeit zu einem Leben auf eigene Faust freigelassen werden. Wenn man einen Wombat in seinem Verhalten beobachtet, wozu viele Samm- lungen und neuerdings auch wieder der Berliner   Zoolo- g i s ch e Garten Gelegenheit geben, so wird man verstehen, das vor sich zu haben, was man einen tüchtigen Kerl nennt. Die feste gedrungen« Gestalt, die mächtigen Waffen im Gebiß und an den Füßen, die ruhig sichere Art der Bewegungen, geben den Ein- druck eines Geschöpfes, das sein Leben zu gestalten und sich seiner Haut zu wehren weiß. Vor allem aber ist die philosophische Ruhe imposant, die der Wombat in jeder selbst gewählten oder im Leben ihm aufgezwungenen Lage beobachtet. Rur   wenn er sehr geärgert wird, stoßt er ein drohendes Brummen aus, das dem Urheber der Störung zum Anlaß dienen sollte, ihn lieber in Ruhe zu lassen. Das Tier, das wie die meisten Beutler in Australien   und den be- nachbarten Inseln heimisch ist, ergibt sich auch in die Gefangen- schaft des Menschen mit stoischem Gleichmut, aber niemand darf von ihm erwarten, daß er auch nur das geringste Entgegenkommen oder gar irgendwelche Dankbarkeit für Pflege, gute Behandlung oder dergleichen äußern sollte. Der Vorschlag, der m Frankreich  einmal gemacht worden ist, den Wombat in Europa   als HauStier anzusiedeln, dürfte bei seiner Verwirklichung nur zu einer recht minderwertigen Bereicherung führen, zumal auch fein Fleisch, das von den australischen Eingeborenen als Delikatesse geschätzt wird. für den europäischen   Gaumen kaum verführerisch sein würde. Für den Freund der Tierpsychologie aber hat der Wombat besonders fesselnde Eigenschaften, eben wegen seiner im höchsten Grade cnt« wickelten Gleichgültigkeit und wegen seines Eigensinns. Von Reisenden in Australien   ist berichtet worden, daß der Wombat. wenn er sich einmal auf die Wanderschaft begeben hat, nur durch gewaltsame Einflüsse von seinem geraden Wege abzubringen ist. Kommt er beispielsweise an ein trockenes Flußbett mit steilen Ab- hängen, so läßt er sich lieber wie ein Stein hcrunterkugeln, als daß er dem Hindernis auswiche. Von gefangenen Wombats hat unserBrehm" berichtet, daß sie ein van ihnen gegrabenes Loch, wenn es ihnen hundertmal hintereinander wieder verstopft wird, hundertmal wieder ausgraben. In der Ausbildung des Gebisse» gleicht der Wombat den weit hichcrstehenden Nagetieren und ist vielleicht auch als dessen Urahn in der Entwickelungsreihe zu be- trachten. Er niimmt in der Gefangenschaft auch Milch zu sich, die er aber zuweilen mit Badewasser verwechselt und als solches be- nutzt Mietmixo. Redakteur: Georg Tavidsohn, Berlin. Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdr. u. BerlagSanstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW.