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an die Konstruktion eines solchen Instrumentes, von dem er sich stehend, in feinem 1611 erschienenen Werke Dioptrice", einer Ab sagte, daß es bei der Beobachtung des Sternhimmels unschäzbare handlung über Linsentheorie, die Konstruktion des sogenannten Dienste leisten müsse. Der Erfolg übertraf seine kühnsten Er- astronomischen Fernrohrs angab. Er selbst hat allerdings kein wartungen. Schon in seinem Sidereus nuntius( Sternenboten) derartiges Instrument erbaut, vielmehr wurde das erste 1613 durch bom Jahre 1610 konnte er den zeitgenössischen Astronomen von Christian Scheiner, einen gelehrten, 1650 in Neiße   gestorbenen einer Reihe bahnbrechender Entdeckungen am Himmelszelt Kunde Jesuiten  , ausgeführt, der als erster am 21. März 1611 einen geben, die ihm im Laufe nur weniger Monate gelungen waren Sonnenfled gesehen hatte, auf Befehl seines Ordens aber darüber und die Vorurteile aristotelischer Weisheit über den Haufen warfen, Stillschweigen beobachten mußte, weil Ariftoteles von Sonnens an denen das Mittelalter zum größten Schaden der Wissen- flecken nichts zu berichten weiß. schaften festgehalten hatte. Galilei   erblickte damals als erster

Auch mit dem astronomischen Fernrohr, das die Gegenstände die Gebirge der Mondoberfläche, an denen er bald darauf auch bekanntlich verkehrt, nämlich oben mit unten und links mit rechts Höhenmessungen vorzunehmen begann, erkannte die sichelförmigen, vertauscht zeigt, war dem Bedürfnis des Laien selbstverständlich wechselnden Phasen von Mars und Venus, er sah, wie der an- nicht Genüge geleistet, der mit einer auf dem Kopfe stehenden scheinend gleichmäßige Schimmer der Milchstraße   sich in ein un- Landschaft nichts anzufangen weiß. Erst 1645 gelang es dem zähliges Heer fleiner und kleinster Sterne auflöſte. Am Abend Kapuzinermöndy Anton de Rheita   das sogenannte terrestrische des 7. Januar 1610 aber sah er zum ersten Male die vier helleren Fernrohr zu erfinden, indem er das Bild des astronomischen Fern­Monde des Jupiters, jenes Modell des ganzen Sonnensystems, rohrs durch Einfügung von zwei weiteren Linsen nochmals um= das auch die Gegner der von dem Frauenburger Domherrn fehrte. Während hieraus die bekannten Taschenauszugs- und Kopernikus   mit mathematischer Schärfe nachgewiesenen helio- Reisefernrohre entstanden, begann man zu astronomischen Zweden zentrischen Lehre( daß die Sonne und nicht die Erde den Mittel- wahre Goliathinstrumente zu bauen. Christian Huygens  , dem wir punkt unseres Systems bilde) durch den Augenschein zu der die geniale Wellentheorie des Lichts verdanken, konstruierte 35 Fuß Erkenntnis befehren mußte, daß die meisten Zentralberbegungen lange Fernrohre, die eine hundertfache Vergrößerung gestatteten, im Weltall   keineswegs um die Erde als Mittelpunkt stattfinden, Campani trieb mit einem 17 Fuß langen Instrument die Ver­wie man es in unglücklicher Verquickung von Astronomie und größerung bis auf 150 und Auzout schuf sogar ein Objektivglas Theologie bis dahin angenommen hatte. Die Erde war von ihrem von 300 Fuß Brennweite, mit dem eine 600fache Vergrößerung zu Throne als Mittelpunkt der Welt gestoßen. Es war als ob die erzielen gewesen wäre, wenn er die auch heute noch unlösbare Auf­Menschheit bisher in einem vom Lichte des Tages geschiedenen gabe hätte erfüllen können, eine von Durchknickungen freie und Raume gelebt hätte, dessen Fensterläden plötzlich zertrümmert leicht lenkbare Röhre von entsprechender Länge zu bauen. wurden und ihr den Ausblick in die Welt freigaben. Die Astro­nomie aber, die von nun an in engste Beziehung zur Mechanik trat, hatte das Werkzeug erhalten, mit dem der an der Erden­scholle klebende Mensch in die entlegensten Fernen des Weltalls drang, von denen das Licht Tausende von Jahren braucht, um bis zu uns zu gelangen.

Aus diesem Grunde griff Newton die schon 1616 von Zucchius angeregte Idee auf, Fernrohre unter Benutzung von großen Hohle spiegeln zu bauen und das von ihnen entworfene Bild durch eine start wirkende Lupe zu betrachten. Das erste von Newton 1671 fonstruierte Spiegelteleskop stellte die Vorteile dieser Instrumente, die Reinheit und Schärfe der lichtstarken Bilder und ihre Freiheit Auch an die Erfindung des Fernrohrs, die vor nunmehr von störender Farbenzerstreuung in so helles Licht, daß man sehr 300 Jahren glückte, heftet sich der Treppenwitz der Weltgeschichte. bald auch Spiegelteleskope von riesiger Größe baute. Ein von Lord  Daß eine Entdeckung und Erfindung von überragendem Werte Rose konstruiertes Instrument, das 17 Meter lang war, einen meistens unter sehr prosaischen Umständen gelingt, will der an Durchmesser von 1,80 Meter hate und samt Spiegel über 10 000 komödienhaften Anekdoten hängenden Menge nicht in den Kopf. Kilogramm wog, gestattete es, die lineare Vergrößerung bis auf Man begnügt sich nicht mit Verschönerungen, sondern erfindet 6000 zu treiben, so daß Gegenstände auf dem Monde so groß er geradezu Pointen, die ihrer Wirkung auf naive Gemüter stets schienen, als ob sie sich nur in einer Entfernung von 70 Kilometer ficher find. Aus diesem Grunde spukt auch noch heute selbst in befänden. Man mußte dafür aber ein sehr langsames Arbeiten Schulbüchern das Märchen, daß es Kinder gewesen wären, die an den ungeschlachten Rohren, ihre Unbenutzbarkeit weit außerhalb beim Spielen mit Brillengläsern zufällig auf die richtige Zu- des Meridians und die Gefahr mit in den Kauf nehmen, daß der sammenstellung der Glaslinsen geraten seien. Das artige Ge- fostbare Spiegel in einer einzigen Nacht bei eintretendem schlechten schichtchen ist, wenngleich seine Möglichkeit auch nicht positiv etter verdarb, und tat dies auch, weil man sich durch Newton zu widerlegt werden kann, schon deswegen sehr unwahrscheinlich, weil dem Glauben verführen ließ, daß ein astronomisches Fernrohr( Re­seit der Erfindung des Mikroskops im Jahre 1590 verschiedene fraktor), das von Farbenzerstreuung frei sei, nicht konstruiert hervorragende Optifer sich um die Konstruktion eines in die werden könne. Newton hat sich hier in einem verhängnisvollen Fernen des Makrokosmos dringenden Instrumentes bemühten, Irrtum befunden, der die Vervollkommnung des Fernrohres durch das als Gegenstück zu dem die Welt des Kleinen und Kleinsten mehr als 50 Jahre aufgehalten hat; denn erst im Jahre 1757, nach­auflösenden Mikroskop sozusagen zu den Dingen gehört, die die dem Euler in der Verwendung von Gläsern, die das Licht verschieden nächste Zukunft erfinden mußte. start brechen, das Mittel gefunden hatte, die Farbenzerstreuung aufzuheben, entstand unter den Händen Dollonds das erste achro­matische Fernrohr, das den Spiegelteleskopen das Zügenglöcklein läutete.

Richtig ist allerdings, daß über die ersten Anfänge der Er­findung noch heute nicht völlige Klarheit geschaffen ist. 3wei Optiker, die im Anfange des 17. Jahrhunderts in Middelburg   in Holland   lebten, der Erfinder des Mikroskopes, Zacharias Jansen  , und Hans Lippershey  , der mit dem Mathematiker Adrian Metius  in enger Verbindung stand, haben sich die Urheberschaft der Gr­findung streitig gemacht, und ihre Nachkommen haben diesen Kampf mit Leidenschaftlichkeit fortgesetzt. Die neuere Forschung hat sich aber für Lippershey   entschieden; denn wenn dieser mög­licherweise vielleicht auch nur Anregungen, die er von Adrian Metius erhalten haben soll, die äußere Form der Ausführung ge­geben hat, so ist er ohne Zweifel derjenige, der das erste Fern­rohr anfertigte. Die zur Lösung der Aufgabe führenden Versuche scheinen von ihm im Frühjahr oder Sommer 1608 vorgenommen zu sein; denn schon am 2. Oktober desselben Jahres konnte er das fertige Instrument dem damaligen Statthalter der Generalstaaten  , Prinz Moritz von Nassau  , vorlegen, der ihm durch Defret vom 15. Dezember desselben Jahres eine Belohnung von 900 Gulden

anwies.

Von diesem Zeitpunkt an schreitet die Vervollkommnung des Fernrohrs mit Riesenschritten vorwärts. Seltsamerweise sind es aber nicht die Astronomen, denen die Glastechnik und rein optische Fragen ja auch ziemlich fern liegen, oder die Professoren der Physik, die Praxis und Theorie in nutzbare Verbindung brachten, sondern Praktiker und Empiriker. Erst die allerneueste Zeit hat durch Begründung des Glastechnischen Laboratoriums in Jena  durch Abbe und Zeiß den Weg gezeigt, wie der theoretische Gelehrte am sichersten an der Hand der Praxis vorwärts schreitet. Durch volle zwei Jahrhunderte aber bringt die Geschichte des Fernrohrs ( wie diejenige des Mikroskopes) zahlreiche Beweise dafür, wie der wissensstolze Gelehrte es zum Schaden der Sache verschmäht, mit dem Praktiker Hand in Hand zu arbeiten. Während die prakti­schen Optiker deshalb mit den nach den Vorschriften der abstrakten Theorie berechneten Linsen zahllose Mißerfolge erzielt haben und noch heute nicht die theoretischen Anweisungen des Cartesius zur Korrektur der sphärischen Aberration sich als völlig durchführbar erwiesen haben, entwickelt sich Joseph von Fraunhofer   in München  aus seinen Anfängen als Lehrling bei einem Spiegelmacher und Glasschleifer zu einem optischen Genie, das die Pendelschleif maschine erfindet, Fernrohrlinsen von nahezu mathematischer Ges nauigkeit herstellt, fast sämtliche Grundlagen für die vollkommensten Refrattoren der Gegenwart schafft und auch auf rein theoretischen Gebieten der Optik bahnbrechend wirkt.

Das holländische Fernrohr, das, wie schon erwähnt, von Galilei  sofort nachkonstruiert und zu astronomischen Beobachtungen be­nuzt wurde, gestattet aus hier nicht näher zu erörternden Gründen der mathematischen Opti teine besonders starken Vergrößerungen. Es fand aber namentlich deswegen eine überraschend schnelle Ver­breitung, weil es sich wegen seiner geringer Länge bequem hand­haben läßt. Schon im April 1609 war es in Paris   im offenen Handel und bald lieferte Lippersheh auch das Binokularfernrohr, das das gleichzeitige Sehen mit beiden Augen ermöglichte und noch Die Aftronomie der Gegenwart, der reichliche Mittel zur Ver­heute in Gestalt der Operngucker mit zwei bis dreimaliger Verfügung gestellt werden, verfügt selbstverständlich über noch viel größerung und der Feldstecher in Gebrauch ist, bei denen sich die leistungsfähigere Instrumente als sie Fraunhofer seinerzeit liefern Bergrößerung nicht höher als bis auf das zwanzig- bis dreißig fonnte. Nur ist das größte keineswegs immer das beste. So war fache treiben läßt. das Riesenfernrohr der letzten Pariser Weltausstellung, das den Die praktische Beobachtungstätigkeit der Aftronomen verlangte Mond bis auf die Entfernung eines Meters heranrüden sollte, nach leistungsfähigeren Fernrohren, die mit bedeutender Lichtstärfe wenn man sich höflich ausdrückt, ein schmählicher, auf die Dumm auch ein großes Vermögen der Raumdurchdringung und Auf- heit der Besucher berechneter Jahrmarktsschwindel. Abgesehen, daß lösung verbinden. Die Lösung dieser Aufgabe gelang dem unsterb- es sich hier um ein Spiegelteleskop von sehr mangelhafter Be­lichen Kepler  , der, damals als Nachfolger Tycho Brahes   in Prag   schaffenheit handelte, leisten kleinere Fernrohre, Instrumente von im Dienste des gespenstergläubigen taiserlichen Astrologen Rudolf II. 3 bis 5 Meter Länge und 10 bis 12 3oll Linsenöffnung, wie się