mäßige Vertilgung des Unkrautes statt. Mit diesem Behackennimmt man zu gleicher Zeit das Behäufeln vor; es wirdbei Bohnen. Erbsen und Gurken einmal, bei allen Kohl-gewachsen mehrmals vorgenommen; namentlich bei letzteren istes von großer Wichtigkeit. Durch das Heranziehen der Erde an denStrunk der Pflanze gewinnt dieser bedeutend an Festigkeit, dieBewurzelung wird eine reichere und die Pflanze dadurch befähigt,die in vorgeschrittener EntWickelung sehr schweren Köpfe tadellos zutragen.Bei allen diesen und hundert anderen Arbeiten, diesetzt und überhaupt im Laufe des ganzen SomnierS vor-zunehmen find, kommt es aber nicht nur darauf an, daß man sieausführt, sondern daß man sie richtig, d. h. sachgemäß und zurrechten Zeit ausführt. Nur dann find fie als ernste, dem Pflanzen-wuchs vorteilhafte gärtnerische Betätigungen auszufassen, währendfie sich im anderen Falle als zwar zeitraubende und körperlich an-strengende, aber nutzlose, den Pflanzen mehr Schaden als Nutzenstiftende Vorkehrungen kennzeichnen. Um aber alle diese Arbeitenkorrekt und zur rechten Zeit ausführen zu können, dazu bedarf derParzellenbesitzer und Laubenkolonist unbedingt eines kleinenLehrbuches, das ihn in leicht verständlicher, klarer Spracheund unter Berücksichtigung der beschränkten Mittel undder bescheidenen Verhältnisse, unter denen er zu wirtschaften hat,über alles Wichtige in klarer, zuverlässiger Weise aufklärt. Ein solchesBüchlein, desien Fehlen, wie ich aus Erfahrung weiß, durch Jahreschmerzlich vermißt wurde, ist jetzt aus der Feder von MaxHeSdörfserunter dem Titel»Der Kleingarten, seine Anlage, Einteilung und Bcwirt-schaftung' im Verlage von Paul Paretz, Berlin, Hedemannstr. 1l>, er-schienen. Trotz seines reichhaltigen, in jeder Hinsicht brauchbaren undzuverlässigen Inhalts und der gediegenen hübschen Ausstattung kostetdiese Schrift, und das ist wesentlich, im Einzelverkauf nur 60 Pf.,das Hundert 45 Mark. Zahlreiche Kolonisten arbeiten bereits er-folgreich nach diesem Buche, und viele Vereine Groß-Bcrlins habenes für ihre Mitglieder in Hunderten von Exemplaren angekauft.Eine außerordentlich sorgfältige und korrette Pflege erfordernjetzt die Obstkulturen. Im Gcmüiegarten, wo uns der Spargel,dessen Stechen gewöhnlich bis Johanni(24. Juni) fortgesetzt wird, daserste delikate Gemüse des Jahres liefert, folgt ihm nun bald dieköstlichste der Früchte, die in unseren Breiten reift, die Erdbeere.Wie alles, so läßt auch ste in diesem Jahre länger als sonst auffich warten, da voraussichtltch die frühesten Sorten, die in normalenJahren Ende Mai reifen, in diesem Jahre erst von Mitte Juniab geerntet werden können. Die Erdbeeren, die wir jetztüberall in den Geschäften finden. find französischen Ursprungs, fie stammen auS der Provinz Vaucluse, wosie in großem Umfange hinter Schutzwänden gezüchtet werden.Da die Erdbeeren aber eine außerordentlich weiche undbeim Transport sehr empfindliche Frucht ist, so stehen diese ftan-zöfischen Erdbeeren in bezug auf Bekömmlichkeit und Wohlgeschmackweit hinter jenen zurück, die wir in wenigen Tagen unseren eigenen5kulturcn entnehmen können. Lassen die eigenen Erdbeeren auchlange auf sich warten, so versprechen fie doch dies-mal einen ungewöhnlich reichen Ertrag. Will man Größeund Wohlgeschmack der Früchte erhöhen, und fich mft eineran Fruchtzahl Heineren, aber an Wert und Gewicht nichteeringeren Ernte begnügen, so tut man gut daran, an den reich-eladcnen Pflanzen die am wenigsten entwickelten Beeren im grünenZustande forlzuschneiden, was für dje verbleibenden von enormemGewinn ist. In gleicher Weise verfährt man bei Aepseln und Birnen— aber erst vom Ausgang dieses Monats ab—, wenn die Früchteetwa Kirschengröße erreicht haben. Beide Fruchtgatlungen blühenbekanntlich in kleinen Dolden, und wenn die Blüte wie indiesem Jahre günstig verläuft, der Fruchtansatz ein beftiedigenderist, so setzt eine solche Dolde 4— S und mehr Früchte an. Bei fort-schreitender Entwickelung bedrängen sich diese Früchte gegenseitig, dieBeste biegen sich unter der Last des Fruchtansatzes und brechen, wennsie nicht sorgfältig gestützt werden, und schließlich fällt auch inhalber Entwickelung ein großer Teil der überzähligen Früchte ab.während die Verbleibenden teilweise verkümmern. Um diesemUebelstande vorzubeugen, nehme ich seit Jahren anmeinen eigenen Obi'tbäumen ein Auslichten des Frucht-ansatzes vor, ganz besonders bei großftüchtigen Sorten,und zwar in der Weife, daß ich an jeder Fruchtdolde nur die stärksteund am gleichmäßigsten entwickelte Frucht belasse, die übrigen ab-schneide. Auch hierbei ist das Endresultat der Ernte in bezug aufGewicht um nichts geringer als bei nicht ausgedünnten Bäumen,aber die Beschaffenheit der Früchte ist eine bedeutend besiere. Ichkann im Herbst in unserem geringen Sandboden gewachsene Aepselaufweisen, die ein Gewicht von 500— 650 Gramm pro Stück haben,und großftüchtigere; sie bilden nicht die Ausnahme, sondern dieRegel._ Hd.JMuttcr!...Die Fräuleins packen. Das heißt sie fitzen im Schaukelstuhl,kritisieren Lucieö Bräutigam, flüstern, lachen und essen Pralinss.Und Minna packt.....Minna..." erinnert sich die Aeltere plötzlich.(Sie ist knappsechzehn, aber fie kommt sich schrecklich alt vor.).Minna—? Ja,ja, es stimmt.... Erst das da. Bücher und Noten. DaS Schwereimmer unten. Dann die leichteren Sachen. Und oben auf— ganzoben auf— die Kleider...Dann kehrt fie zu Pralinös und Bräutigam zurück.Minna packt. Ihre roten Finger nehmen vorsichtig Hefte undMappen und schichten fie übereinander im Koffer auf. Daß keineLücken entstehen.... DaS Schwere unten und die Kleider erstganz zuletzt... oben auf...»Morgen abend sind wir zu Hause/ sagt das Fräulein.»End«lich I Manchmal habe ich gedacht, ich erleb's nicht mehr. Und nun— ja, also wieviel find's denn noch, Lotte? Wart' mal: also vierund zwei und dann sechzehn— Himmel!— zweiundzwanzigStunden!".Zweiundzwanzig../ sagt die jüngere.»Wenn Johann uns abholt, kann ich kutschieren I Und den erstenFeiertag kommen Hans und Kurt und Elly mit ihrem Bruder.Papa schreibt, wir können tanzen...Nachmittags machen wir nach dem Wolfsberg'rüber..*»Wenn Elly kommt..Minna packt... Die Mappen und Bücher liegen geordnet imKoffer, nun bloß noch Kleider und Wäsche. Ihre Finger fahrenstreichelnd über das weiße Linnen. Ja. das ist Wäsche I DieseStickereien, diese Monogramme darauf I Große und kleine— allein Seide I So gewunden und verschnörkelt, daß niemand fie lesenkann. Eben ist's noch ein K, ein richtiges, greifbares K— hops Imacht's einen Sprung und schon wird ein H, ein F, ein O, einx-beliebiges Ding daraus! Die feinen Leute lieben das so. Diefeinen Leute verstehen das...»Die Plaids lassen Sie draußen/ sagt das Fräulein,»dieschnallen wir ein. Plaids kann man immer brauchen..."Minna nickt.Und feilt sind fie. Fein und reich.... Die Aelteste geht inschwarzseidenen Strümpfen und nimmt Klabierstunden bei einemHerrn Professor mit rasiertem Gesicht und langen Haaren. ZwanzigMark pro Stunde hat die Pensionsvorsteherin gesagt. ZwanzigMark!... Und zu Hause haben sie ein Gut oder gar ei» Schloßund Kutscher und Wagen und Pferde. Ja, reich find fie, sehrreicht...Der Koffer ist voll. Minna nimmt den anderen vor.Und nun fahren fie zu den Ferien nach Hause. Nicht auflange— auf zwei Wochen bloß. Nur so... die Eltern zu sehen...Und Minna seufzt.Wer das kann I Sich in den Zug setzen und sagen:„Adieu ISchluß!... Jetzt fahre ich zu Muttern 1" Zu Muttern...!Die Fräuleins im Schaukelstuhl lachen. Minna packt undseufzt.Aber daS ist nicht leicht. Geld gehört dazu, viel Geld. Dennzu Muttern ist's weit. O, wie weit! Ganz hinunter— noch weithinter Bromberg— nach Polen zu. Ein Brief geht zwei Tage.Oder waren es drei? Zwei oder drei— es ist schon lange her, daßder letzte gekommen... Wie lange wohl? Fast ein Jahr,sehr, sehr lange... Mutter fällt es schlier, zu schreiben.Mutter hat kranke Augen. Mutters Hände zittern oft. Mutter—ist alt... Ja, wer zu Muttern könnte!... Ein paar Tage bloß!Ein paar Tage fort von der spitznasigen Vorsteherin, die von frühbis spät antreibt und hetzt, treppauf, treppab, und nie, nie ein gutesWort hat... Fort von den fremden, kalten Menschen, die nurschimpfen und schreien— nach Hause, zu Muttern....Sind Sie fertig?" fragt das Fräulein..Gleich../.Nun, wir gehen hinunter— zum Kaffee../Einen Augenblick stehen beide vorm Spiegel. Dann wirbeln fiehinaus und den Korridor entlang klingt ihr Kichern und Lachen.Minna liegt auf den Knien und packt...Zu Muttern... I Mutter schreibt nicht, schreibt nicht...Nicht mal zu den Feiertagen. Schon ein Jahr. Warum?— Werweiß. Mutter» Hände zittern— Mutter ist längst alt. Vielleichtist sie trank?... Und niemand ist bei ihr, niemand der siepflegt... der sich kümmert... der...Minna sieht verstört auf.Vielleicht, ja vielleicht... ist sie gar... ist... fie...Minnas Kopf sinkt auf den Koffer. Ihre Hände pressen fich festan die Schläfen. Ihr kleiner Körper zuckt und bebt. Und durchdas Zimmer dringt ihr leises Schluchzen:»Mutter... Mutter... Mutter... Mutter I../W. P. Larsen.Kleines feuilleton.Gleich und Ungleich. Wenn man sagen will, daß fich gweiDinge so gut wie nicht unterscheiden, so drückt man sich gern so auS:sie sehen einander gleich wie ein Ei dem anderen. Daß nunhäufig zwei Dinge in der Welt einander sehr gleich, genauer ge»nommen: sehr ähnlich, sehen, ist unstreitig richtig. Ob es aberwirklich zwei Dinge gibt, die einander tatsächlich ganz gleich findoder an denen wir wenigstens keine Verschiedenheit wahrnehmenkönnen, ist eine andere Frage. Der Philosoph Leibniz hat fiegrundsätzlich verneint. Als man ihm einwendete, daß doch zahl-reiche Baumblätter eittander ganz gleich fein müßten, wurde die