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Probe angestellt, und man fand nicht ein einziges Paar von Teile überaus leicht nachwuchsen und daß beim Zerschneiden des Blättern, an dem nicht irgend welche Verschiedenheiten bemerkbar Tieres die Teilstücke ganz glatt zu zwei neuen lebenden Individuen waren. Diese Erfahrung läßt sich fortseßen, und mit höchster auswuchsen. Aber die Möglichkeit des Umstülpens ist nachträglich Wahrscheinlichkeit darf man behaupten, daß zwei wirkliche Dinge doch Gegenstand eines förmlichen Gelehrtenstreites geworden, und oder Erscheinungen in der Welt niemals ganz gleich sind. Es gibt ebenso hat die grüne Farbe des Tierchens zu widersprechenden An nicht zwei gleiche Eier, es gibt nicht zwei gleiche Menschen, ja, es sichten geführt. Während mancher Forscher in den grünen Zell gibt auch nicht zwei gleiche Bewegungen. Wirft man einem gebilden, die dem Tier Gesamtfärbung verleihen, Algen sahen, haben Menschen vor, er sei sehr mechanisch" und wiederhole von Tag zu ihnen andere den Charakter der Chlorophyllkörper der Pflanzen zu Tag die gleichen einförmigen Bewegungen, so bedarf es nur eines geschrieben. Man hat schließlich die Ansicht Sempers als richtig genaueren Zusehens, und man wird finden, daß selbst derartiges angenommen, wonach bei der Hydra ein Fall von sogenannter niemals ganz gleich ist. Symbiose, das heißt eines Zusammenlebens von Tier und Pflanze, Also wird es auch niemals zwei Menschen geben, die in der vorliegt. Welche Rolle die Alge dabei spielt, ist allerdings strittig. selben Zeit gleichviel Schritte machen oder die gleichviel Haare Man ist sich nicht einig darüber, ob sie die Atmung erleichtert, oder auf dem Kopfe haben? Schäzen wir einmal ab, um welche Zahlen unter dem Einfluß des Lichts Nährstoffe liefert oder selbst als Nah­es sich hier handeln mag! Suchen wir zuerst die größte Zahl rung dient. Einen interessanten Beitrag zu dieser Symbiose hat von Schritten, die wir uns bei einem Menschen denken können! nun der englische Gelehrte Whitney im Biological Bulletin " ber Wir nehmen an, ein Mensch mache in der Sekunde zwei Schritte; öffentlicht. Es ist ihm nämlich gelungen, die Symbiose aufzuheben dann macht er in der Minute 120, in der Stunde 7200, und im und die Hydra in farblosem Zustande am Leben zu erhalten. Er er Tage, wenn wir diesen zu 15 Stunden rechnen, 108 000 Schritte, reichte dies, indem er sie in eine sehr schwache wässerige Glyzerinlösung Die grünen bei 16 Stunden 115 200 Schritte. In den 365 Tagen des Jahres bringt, die etwa 0,5 bis 1,5 Proz. Glyzerin enthält. mögen dies rund 40 Millionen Schritte sein, womit allerdings Körperchen verlassen unter Umständen die Leibeszellen, worin fie nur ein kaum jemals vorkommendes Höchstmaß gemeint sein kann. eingebettet sind, und wandern in das Innere des Tierschlauches, Wie viele Menschen gibt es nun gleichzeitig auf der Welt? von wo sie dann abgestoßen werden. Man findet sie anscheinend Es mögen 1000-2000 Millionen, sagen wir: Milliarden sein. abgestorben auf dem Boden der Versuchsgefäße wieder. Wie lange Rechnen wir für unseren Zweck, mit Ausschluß von Kranken und die entfärbten Polypen weiterleben können, ist noch nicht fest Kleinsten Kindern, etwa eine Milliarde! Kann nun jeder von gestellt, doch wurde beobachtet, daß sie bis zu einem Monat diesen 1000 Millionen Menschen eine von der Schrittezahl aller aushielten. In der Glyzerinlösung bleiben sie völlig farb anderen Menschen verschiedene Anzahl von Schritten im Jahre los. Jm Wasser vermögen sie die grüne Farbe wieder machen? Offenbar nicht: denn dann müßte einer von ihnen anzunehmen, doch ohne doch ohne daß die Neigung dazu start ist. mindestens 1000 Millionen Schritte machen. Ueber 40 Millionen aber wird es, wie wir sahen, kaum einer bringen; und selbst wenn unser Ansatz von zwei Schritten pro Sekunde zu niedrig ist, ändert sich doch nicht viel. Nun nehmen wir weiterhin an, der erste Mensch mache täglich einen, der zweite Mensch täglich zwei Schritte usw., der vorläufig lette aber 40 Millionen. Dann müssen sich jene 1000 Millionen auf diese 40 Millionen verteilen, und jede Schrittezahl wird danach von 25 Menschen gemacht. Tat- also, daß, wenn die für gewöhnlich im Eizustand auftretende Infektion sächlich aber ist diese gleichmäßige Verteilung höchst unwahrschein- mit Algen überwunden ist, nur sehr schwer eine neuerliche Ansiedlung lich, und aller Voraussicht nach wird ein mittleres Schrittmaß von der Pflanzenzellen erfolgt. einem Vielfachen der Zahl 25 eingehalten werden.

es,

sich Ausnahmen fcheint zeigen, Sofern daß die Algen vorher nicht vollständig abgetötet oder entfernt worden waren, so daß eine rasche Vermehrung der im Körper zurückgebliebenen Reste die Ursache bildet. Wenn dies jedoch nicht der Fall ist, halten sich die farblosen Polypen unter gleichen Ernährungsbedingungen mit gleichzeitig angesiedelten grünen sehr lange. Whitney hat ste Es scheint nach fieben Wochen noch absolut unverändert gefunden.

Anatomisches.

Wieviel Haare hat wohl ein Mensch auf dem Kopfe? Vor einiger Zeit gab es bei einem öffentlichen Schaufrisieren eine Das schiefe Gesicht und seine Ursachen. Schon Verüde, deren Verfertiger ihre Haare gezählt hatte: es sollen der Anblick im täglichen Leben gestattet, bei einzelnen Menschen 86 857 gewesen sein. Anderswo hat man bei verschiedenen Menschen wahrzunehmen, daß die rechte und linke Hälfte des Gefichts nicht die Haare auf einem Quadratzolle gezählt, den Durchschnitt davon symmetrisch find. Cesare Lombroso hat derartige Verschiedenheiten auf 1076 berechnet und diese Zahl auf die Gesamifläche eines oder wenigstens ihre erheblicheren Grade als Entartungsstigma, als Kopfes übertragen. Da soll das Resultat von 127 920 heraus- Mißbildung angesprochen und sie dadurch auf eine Stufe mit ge­gekommen sein. Wieder anderswo hat man sogar die Farbe der wissen Anomalien des äußeren Gehörgangs, des Gaumens usw. gestellt. Haare unterschieden und dabei die Dichtigkeit des Haarwuchses Eine durchaus entgegengesetzte Ansicht vertritt auf Grund eines nach der Farbe variierend gefunden. Note Haare sollen 9200 sein, braune 11 800, schwarze 105 050, blonde 143 000. Eine einigermaßen erträgliche Uebereinstimmung ist hier immerhin vorhanden. Nehmen wir wiederum, wie vorhin bei den Schritten, ein Höchstmaß an, also die Zahl von 143 000 bei den blonden Haaren! Der wievielte Teil von uns anderthalb Mil­liarden Menschen ist dies? Es ist etwa der 10 000fte. Wenn sich also die anderthalb Milliarden in genau gleichförmiger Weise auf die verschiedenen Möglichkeiten der Anzahl von Haaren berteilen, So gibt es 10 000 Menschen, welche ein einziges Haar haben, 10-000, welche zwei haben, usw., dann immer wieder 10 000 bis hinauf zu jenem Höchstmaß. Daß die vollständige Kahlheit mancher Personen an dem Ergebnis nichts wesentliches ändert, leuchtet wohl ein. Aber noch mehr: aller Wahrscheinlichkeit nach gibt es bei den allermeisten Menschen ein Mittelmaß der Haarzahl, sagen wir etwa um die 30 000 herum. Also ist mit aller wünschenswerten Sicherheit be­wiesen, daß mindestens zwei Menschen gleich viel Haare auf dem Kopfe haben.

höchst reichhaltigen Untersuchungsmaterials Richard Liebreich . Seine in den Sigungsberichten der Bariser Akademie der Wissenschaften beröffentlichten Forschungsergebnisse laffen ihn annehmen, daß die unsymmetrische Entwickelung der beiden Gefichtshälften eine durch aus normale und ganz allgemein auftretende Erscheinung sei, die als unmittelbare Folge des aufrechten Ganges gedeutet werden müsse. Er gründet den ersten Teil seiner Behauptung auf Messungen an etwa 2000 Schädeln des Pariser. Anthropologischen Museums, an 3000 des Colegio Romano in Rom und an 400 der Medizinschule in Cairo sowie auf eine Fülle von Biffernmaterial aus Beobachtungen an Lebenden, so Raffen daß alle auch aus längstvergangenen, ja vorgeschichtlichen Zeiten be Insgesamt lassen sich drei ver rücksichtigt worden sind. fchiedene Formen der Assymmetrie unterscheiden. Die erste und weitaus häufigste ist durch Verschiedenheiten der Backenknochen in beiden Gesichtshälften gekennzeichnet. Der rechte stellt in seinem am meisten hervorstehenden Teil nahezu einen rechten Winkel dar, während der linke sich in etwas offenerem Bogen nach rüd wärts und oben abbiegt. Dadurch nehmen die Ränder der Augenhöhlen rechts und links eine verschiebene Stellung ein, während fie rechts in der Ebene des Gefichts liegen, stehen links in einer nach rüdwärts geneigten Fläche. fie Ebenso wird der Oberkiefer unsymmetrisch. Bei der zweiten sehr feltenen Form treten die gleichen Verschiedenheiten in umgefehrter Weise auf: was vorhin rechts zu beobachten war, erscheint hier links. Ebenso selten ist die dritte Form: die unregelmäßige Affymmetrie. Die Ursache ist in dem letzten Stadium des Embryonallebens zu finden, wo bei normaler Lage das Beden der Mutter einen Drud auf die linke, in selteneren Fällen auf die rechte Wange des Kindes übt, wodurch Das Zusammenleben von Tier und Pflanze. die beiden ersteren Formen der Affymmetrie bedingt werden. Die Die Hydra viridis, eine weitverbreitete Art der Süßwasserpolypen, britte Form entsteht bei Hochlage des Stopfes, wo gar kein Drud ist ein fleines unscheinbares Geschöpfchen von etwa fünf Millimeter stattfindet, aber durch Vererbung eine undeutliche und unregelmäßige Länge, das häufig an den unteren Blattseiten der Wasserlinse haftet. Assymmetrie erscheint. Da nun die Lage des Kindes von den Gleichwohl befizt es mancherlei sehr interessante Eigenschaften, die Maßen des Beckens und diese wieder von der Krümmung des zum Teil immer noch nicht völlig aufgeklärt sind. Der Naturforscher unteren Teils des Rückgrats abhängen, die für den aufrechten Gang Trembley hatte im 18. Jahrhundert zuerst die ungeheuere Lebens- unerläßlich ist, erscheint die Assymmetrie als dessen unmittelbares gähigkeit des Tierchens, das eigentlich nur aus einer zylindrischen Ergebnis. Walze mit sechs bis acht Fangarmen von vierfacher Leibeslänge besteht, nachgewiesen und meinte es sogar wie einen Handschuh umlehren zu können, so daß der Magen nach außen zu liegen täme, ohne daß es au Grunde ginge. Er hatte gezeigt, daß verstümmelte

Wir erkennen wohl leicht den Gegensatz zu jener Erfahrung, baß es nicht zwei genau gleiche Dinge oder Erscheinungen in der Welt gibt. Die Zahlen sind eben eine andere Welt als die der wirklichen Dinge. Sie schaffen aus der Naturwelt eine fünstliche Welt, mit unveränderlich festen Grundlagen, bei denen es teine fleinen Nuancen des Mehr oder des Minder gibt. Hundert und Hundert sind einander so genau und so sicher gleich, wie fich sicher und genau sagen läßt, daß unter hundert Aepfeln nicht zwei ein­ander völlig gleichen. H. S.

Naturwissenschaftliches.

Berantw. Redakteur: Georg Davidsohn , Berlin.- Drud u. Verlag: Vorwärts Buchdr. u. Berlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.