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( Fortsetzung folgt.)!

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( Nachdruck verboten.X

Nord- und Oftree.

Ein geologisch- geographischer Vergleich. Bon Dr. J. Wiese.

Die Nord und Ostsee , diese beiden für Deutschland besonders wichtigen Meere, von der wissenschaftlichen Seite her näher ins Auge zu fassen, dürfte gerade in der Sommerszeit, da ihre Ufer und ihre Inseln von Tausenden aufgesucht werden, von besonderem Interesse fein.

Rot seiner Wangen eine erdfahle, totengleiche Färbung hervor, und| sollen der Liimfjord, der durch die Sturmflut 1825 wiederum durch der feine, helle Flaum sträubte sich wie in einem Schauer. Aber brochen ist, und der Einschnitt zwischen Husum und Schleswig sein. die Lebensfreude und der Frühling waren stärker und schon Eine ungeheure Flut, die sogenannte erste baltische Flut, viel nach wenigen Augenblicken war das jugendlich frische, naive Ge- leicht auch eine Reihe von Fluten, die von Weißen Meer her im ficht wieder dem Frühlingshimmel zugewandt. Laufe von Jahrtausenden gen Süden vordrang, durchbrach die Felsentüste südlich des Bottnischen Meerbusens und riß den Riga­ischen Meerbusen aus dem Lande heraus. Ueberreste der ersteren sind die jetzigen Aalandsinseln, des Landes unter dem Rigaischen Meerbusen , die Inseln Oesel und Dagö. Spätere Fluten haben dann Rügen von der Halbinsel Moen getrennt, und hiermit wurden Nordsee und Weißes Meer mit einander verbunden, zugleich aber auch wieder der Grundstein gelegt zu ihrer Trennung, da die Sandmassen, die die Wogen der Ostsee infolge von nach Westen gerichteten Strömungen mit sich führten, die zwischen ihnen und dem tieferen Teil der Nordsee gelegenen Sandbänke und Untiefen erhöhten, die Durchgänge verschlossen und so die Zimbrische Halb­insel erstehen ließen. Durch Versandung und vor allem durch Hebung des Bodens ist später auch die Verbindung zwischen Weißem Meer und Ostsee verloren gegangen. Der frühere Meeresboden ist jetzt Sumpf. Ueberreste der ehemaligen Verbindung sind die beiden größten Binnenlandseen Europas , der Ladoga und der Onegafee. Weitere Hebungen und Senkungen des Landes haben dann die jetzige Formation der Ostsee hervorgerufen. Sehen wir vom Kattegat mit einer mittleren Tiefe von 28 Meter und dem Beltsee, wie man neuerdings richtigerweise einen bestimmten westlichen Teil der Ostsee mit charakteristischer geolo­gischer Vergangenheit nennt, von etwa 16 Meter Tiefe ab, so ist die Ostsee im Mittel 71 Meter tief. Ist demnach die Ostsee auch im Vergleich zu anderen Meeren ein flaches Meer, so hat sie doch zahlreiche tiefe Ginsenkungen, während sie auf dem ganzen Gebiete westlich von Bornholm noch nicht 55 Meter Tiefe hat und sogar vielfach Stellen mitten auf See von nur 10 bis 15 Meter Tiefe sich finden, treffen wir gleich öftlich von Bornholm die erste größere Mulde von 60 bis 100 Meter; in der Danziger Bucht sind 113 Meter Tiefe, östlich von Gothland bis 249 Meter Tiefe festgestellt. In der Landsorter Tiefe", einer engbegrenzten steilen und fesselför­migen Einsenkung südlich von Stockholm , westlich von Gothland, sind sogar 400 Meter Tiefe festgestellt. Während ferner der Bott nische Golf, die Nordseite des Finnischen Golfs und der größte Teil der schwedischen Küste der Ostsee eine Schärenlandschaft mit unzähligen fleinen Riffen und Bänken und ungemein verwickeltem und gefährlichem Fahrwasser bildet, sind am deutschen Strande die Tiefenverhältnisse außergewöhnlich gleichmäßig: die 10 Meter grenze ist meist nur 200 bis 500 Meter vom Ufer entfernt, so daß die größten Schiffe in dieser Entfernung von der Küste antern tönnen.

Den Anstrengungen der neueren Tiefseeforschung verdanken wir hauptsächlich die großartigen Ergebnisse, die uns gestatten, einen Einblick in die verwitterten Urfunden der Erd- und Meeres­geschichte zu gewinnen und uns zu überzeugen, daß die Entstehung jener Meeresteile das Resultat eines gewaltigen geologischen Schau­spiels bildet, dessen letter Aft noch nicht beendet ist.

Wenn wir den Schauplatz im allgemeinen betrachten, so ist daran festzuhalten, daß die wenig gegliederte und breit gegen das von ozeanischem Wasser erfüllte Nordmeergebiet geöffnete Nordsee ein sogenanntes Randmeer, die abgeschlossenere und in sich reicher gegliederte Ostsee dagegen eines der fleineren interkontinentalen Mittelmeere, wie kein anderes Nebenmeer der Welt von allen ozea­nischen Einflüssen entlegen und unfelbständig ist. Bei weitem größer als die Ostsee ist das Areal, das die Nordsee bededt: nämlich 548 000 Quadratkilometer gegen 431 000 Quadratkilometer. Wenden wir uns nun der Frage zu, wie Nordsee und Ostsee entstanden sind, so kann uns zwar die Wissenschaft, so tief sie auch in die Geheimnisse der Meeresbildungen eingedrungen ist, noch nicht mit absoluter Sicherheit über beide Fragen Auskunft geben, aber fie hat Hypothesen aufgestellt, die der Wahrheit sicher nahe tommen. Geologen behaupten nun, daß das Nordseebecken wahr­scheinlich einen verjunkenen Teil unseres Kontinents darstelle, dessen frühere Küste von Norwegen über die Shetlandsinseln, dann außerhalb der Hebriden und westlich von Jrland bis nach dem Golf von Bistaja sich erstreckt habe. Wahrscheinlich ist der südliche flachere Teil der Norsee der jüngste und die Senkung, die den Fluten von Norden her Zugang gewährte und die gegenwärtige Küste Wie man weiß, haben die großen Ozeane einen durchschnitt­mit ihren Watten und Dünen schuf, erst an der Schwelle der geolo- lichen Salzgehalt von 3,5 Prozent. Nach der Küste zu verringert gischen Gegenwart eingetreten; denn die bekannte, an Größe der sich dieser Wert wegen der dort mündenden Flüsse, nach dem zeno Provinz Schleswig- Holstein gleichkommende Doggerbant ist nur tralen Gebiete steigert er sich wegen der überwiegenden Bera 15 Meter tief, fie scheidet die Nordsee in zwei Teile: nördlich von dunstung. Wie verhält es sich nun( nach dieser Richtung) mit dem dieser, die halbe Breite der Nordsee einnehmenden Doggerbant liegt Salzgehalt des Wassers der Nord- und der Ostsee ? Gleich dem der um Norwegen herum ein 6 bis 8 deutsche Meilen breiter Streifen großen Ozeane hat auch das Wasser in der Mitte der Nordsee im Wasser von 300 bis 400 Meter Tiefe, die norwegische Rinne. Jahresdurchschnitt einen Salzgehalt von 3,5 Prozent; an unserer Zwischen dieser Rinne und den Shetlandsinseln beträgt die Tiefe Stüfte haben wir ungefähr 3,2 Prozent, das Jahresmittel beträgt etwa 150 Meter und nimmt dann nach Süden zu ab. So beträgt bei Sylt 3,09 Prozent, bei Helgoland 3,28 Prozent. Der Salz die Tiefe der großen Fischerbant, die wieder etwas füdlicher liegt, gehalt schwankt je nach der Jahreszeit. So ist er im Juli bei Sylt etwa 60 bis 70 Meter, und der Fladengrund oder der Friedhof ist und Helgoland gleich, dagegen ist im Januar das Wasser bei Helgo eine nach der britischen Seite vordringende Mulde von etwa 80 land falzhaltiger als im Sommer. Ueber den Salzgehalt der Osta Meter Tiefe. Südlich der Doggerbank, die, wie bekannt, den see ist folgendes zu bemerken. Geht man von der Nordsee mit ihren Schiffen sehr gefährlich ist, finden wir Tiefen nirgends größer als 3,5 Prozent durch die dänischen Meeresstraßen nach der Ostsee 45 Meter, auf sehr großen Strecken sogar nicht über 35 Meter, so hinein, so findet man im Stagerak 3 Prozent, im nördlichen Katte daß, um Krümmel zu zitieren, wirklich die meisten unserer Kirchen gat 2 Prozent, im südlichen Kattegat 1,75 Prozent, im Großen Belt hierher versett, mit ihren Turmspigen aus dem Wasser herausragen 1,27 Prozent und im Sund bei Helsingör nur 0,92 würden und wie die Erfahrung gezeigt hat, hier gesunkene See- Prozent. Im Bottnischen Busen findet man 0,75 Prozent, schiffe mit den Stenger ihrer Maften über den Wellen bleiben und im Finnischen Busen 0,35 Prozent, und die niedrigste Dichte mit damit den Schiffbrüchigen eine letzte Zuflucht gewähren." Zahl- 0,26 Prozent hat man bei Niederkalix beobachtet. Wenn wir be reiche Banken von 15 bis 20 Kilometer Länge und etwa 2000 Meter denken, daß eine große Anzahl bedeutender Flüsse in die Ostsee Breite sind für die Nordsee südlich der Doggerbant charakteristisch. hineinströmen, so sehen wir in diesen Dichteverhältnissen ein Abbild Nach der Küfte zu haben wir noch weit geringere Tiefen, so daß der nach der Nordsee ausströmenden Süßwassermasse. In der Tat die Tiefe von 35 Meter fast überall erst auf einer Entfernung von entwässert die Ostsee ein Landgebiet, das ungefähr viermal größer 12 bis 15 deutschen Meilen von der Strandlinie erreicht wird. ist als sie selbst. Die großen Flüsse Oder, Weichsel , Düna , Newa Ueber die Entwickelungsgeschichte der Ostsee bestehen eine ganze und eine Anzahl fleinerer besonders aus Finnland und Schweden Anzahl von Vermutungen. Im allgemeinen wird angenommen, bringen ihr so viel Wasser zu, daß ein Abfluß nach der Nordsee daß in der Tertiärzeit die Ostsee Festland gewesen sei. Ueber die stattfinden muß. Die Folge davon ist eine schwache Strömung von Entwidelung während der Diluvialzeit gehen die Ansichten weit Often nach Westen, die am stärksten im Frühjahr nach dem Auf­auseinander Fregattentapitän Walther führt in seinem vor kurzer tauen der Flüsse in Rußland ist und am schwächsten im Winter, Beit erschienenen Werke Land und See" eine über die einzelnen Ent- wenn alle Flüsse im Osten zu Eis erstarrt find. Nun ist Süßwasser widelungsphasen aufgestellte Hypothese aus dem uns selbst nicht leichter als Salzwasser und schwimmt auf diesem. Das zu bes vorliegenden kleinen Wert von Bertouch Die nordischen Fluten obachten, hat man im Sund und dem Belt, den Eingangstüren und ihre Folgen" an, die im großen und ganzen viel Wahrschein - zur Ostsee , Gelegenheit. Von der Nordsee dringt das schwerere sala­liches für sich hat. Danach war von der Ostsee zuerst nur der haltige Nordseewasser in die Ostsee , während das leichtere weit Bottnische Meerbusen vorhanden und zwar als ein Teil des Weißen weniger salzhaltige Ostseewasser nach Norden abfließt. Meeres, das nach Süden durch eine Felsbarriere abgeschlossen Die Temperatur des Nordseewassers ist, wie sich aus dem Be wurde, der westliche Teil der jetzigen Ostsee gehörte zur richt der Kommission zur wissenschaftlichen Untersuchung der deut Nordsee , die bis zur Linie Rügen- Moen reichte; der schen Meere in Riel" ergibt, im allgemeinen immer wärmer als die mittlere Teil war Land. Von der Zimbrischen Halbe Luft, während die Temperatur der Ostsee an unserer deutschen infel, also Schleswig- Holstein und Jütland , war nur eine Reihe Küste immer der der Luft gleich ist. Besteht im Sommer faum von Sandbänken und Dünen vorhanden, die sich von Süden in die ein Unterschied in der Oberflächentemperatur des Wassers der Nordsee hinein vorstreckten und an verschiedenen Stellen durch Nord- und Ostice an der Küste, so ist dagegen die Nordsee im Win­tiefere Durchbrüche durchschnitten wurden. Ueberbleibsel davon' ter wärmer als die Ostsee .