Der Ringergruppe(25) von Se g er fehlt es an Leben und formaler Schönheit. Ueberhaupt hat Scger etwas zu Weiches, Posenhaftes. Wenn er Porträtbüsten arbeitet, kommt er leicht WS Puppige. Das gleiche Motiv ist von P o g e l s(27) interessanter, bewegter behandelt und mit einer gewissen Größe. Auch die„Ringer- gruppe' von Haverkamp in Saal 10 hat in der formalen Aus- gestaltung manches Schöne und Kraftvolle. Das wäre der Vordersaal. Gehen wir nun gleich die Säle hindurch zu dem Endsaal 17, um die anderen Plastiken in Lugen- schein zu nehmen. Hier fällt gleich das große Mozartdenkmal inS Auge, von H o s a e u S für Dresden geschaffen. Drei Frauengestalten, die einen Mozart geweihten Altar umschreiten; mit flatternden Gewändern und leichtem Schritt. Die Symbolisierung in diesen Gestalten, Ernst, Grazie, Heiterkeit, geht nicht über da? Mittelmaß hinaus. Wohl mag im einzelnen manches gelungen fein. Die eine mag aufhorchend schreiten, die andere mag sich wiegen im RythmuS und die andere mag Freude ausdrücken. Es mag auch alles in Harnionie abwechseln. Im Ganzen fehlt doch etwas. Plastisch ist das Denknial nicht. Es hat feine und hübsche Einzelheiten und drückt unaufdringlich den Geist Mozartscher Musik aus, aber wenn Plastik ruhige, große Wirkung ist, fehlt hier etlvaS. Man denkt dann, das sei nur vergrößerte, zierliche Kleinplastik. Daher würde sich solch Denkmal am besten bor einer grünen Hecke machen, mit dem Sintergrund einer Natur, die wesentlich mitspricht. Es hat im runde doch etwas Arrangiertes, in den Silhouetten Unruhiges. Grabdenkmäler findet man hier mehrfach mit der überraschenden Inschrift:„Es ist bestimmt in Gottes Rat" oder mit dem ebenso neuen Motiv einer umgedrehten Fackel oder mit einem Engel, der sich die Hände vor das Gesicht hält, oder einer Figur, die die Hände ringt. Dieses Illustrieren stört oft die künstlerische Wirkung. Titel wie: Halb zog sie ihn usw., sind sehr beliebt, weil sie sofort Gedanken- assoziationen schaffen. Hier findet man auch überraschend geschmacklose und triviale Bildnisse. Beamte, Lehrer habet« sich hier porträtieren lassen, und der Künstler hat hauptsächlich Wert darauf gelegt, daß jede Rockfalte getreu zu sehen ist und das Brillenglas ebenso genau ausgeführt wurde, dazu dieser profefforale Beamtenblick I Pfannschinidt hat in dieser Beziehung etwas geleistet<1072, 1091). Auch das Nikisch- Bildnis ist ähnlich unglücklich(1074). Diese allzu große Genauigkeit«virkt oft rührend in ihrer Unbeholfenheit. Da ist z. B. eine„Andromeda" von Otto(1975): der Künstler legt speziell Wert darauf, daß der Strick, der den Körper festbindet, ganz genau in jedem Detail nach- gebildet ist, so daß das Herz jeden Seilers daran Freude hätte. Den Vogel abgeschossen aber hat ein Italiener, Rutelli(1092), der zivei Männer im Kampf darstellt, von denen der eine dem anderen ins Bein beißt, während der andere vor Schmerz brüllt und die Hände spreizt. So enrpfindet man schon Freude, wenn einmal im Material Abwechselung gewährt ivird und etwa Rhades(1987) ein Bildnis in Muschelkalkstein anfertigt. Zu engherzig beschränken sich die Bildhauer auf Gips, Bronze und Marmor. Die Bogenspannerm von L e p ck e(1983) hat graziöse, schlanke Fonnen. Dies wäre das Resultat. Im Saal 5 ck hat Theodor v. Gosen eine kleine Kollektiv- auSstellung, meist Statuetten. Das Bildnis von Mar Reger in Muschelkall ist eindringlich und persönlich, ohne eine gewisse Form zu vergesse««. Auch die anderen Arbeiten sind nicht oberflächlich; kleine Figuren voll inneren LebenS; speziell eine Porträtarbeit in Holz ist kräftig und sicher. Wenn man zusammenfaffend ein Urteil abgeben will: Die Arbeiten mögen technisch sauber und gründlich sein. WaS ihnen fehlt, ist nicht das Handwerkliche, sondern daS Künstlerische. Zu wenig ist auch daS Material in seinen Verschiedenheiten auSgertutzt. Warum immer Marmor, der an sich so leicht schon tot wirkt,«venu nicht künstlerische Behandlung ihm Leben gibt. Es gibt so viel Steinsorten noch, die verwendet werden können und die von vorn« herein in Färbung und Maffe eigenartig wirken. Und dann ist imnier noch das leidige Nachwirken einer der- gangenen Zeit in den Stoffen zu spüren. Diese? Symbolische, dieses Allegonsieren, dieses Sich-Fernhalten von der Naiur, dieses Kleben an Klischeemotiven, die immer wiederlehren. Das alle« muß erst überwunden werden. Neue Motive, An- schloß air die Natur, Bereicherung in dem Material, daS zusammen muß erst wirken, das Alte energisch beseitigt und ein neuer Weg an- gebahnt werden. kleines feuitteton. Naturwissenschaftliches. D i e Geschmacksrichtung der Stechmücken. Unter gleichen äußeren Bedingungen haben«nanche Personen unter der Mückenploge schwerer zu leiden als andere. Diese Tatsache hat an Wichtigkeit q ißerordentlich gewonnen, seit die Forschungen der jüngsten Zeit festgestellt haben, daß die Stechmücken Ueberträger ansteckender Krankheiten, wie der Malaria und anderer sind so daß es von erheblichem Interesse ist, zu erfahren, aus Kelchsvl Grunde einzelne Individuen mehr und andere weniger von den gefährlichen Insekten heimgesucht werden. DaS Journal der ameri- konischen medizinischen Vereinigung bringt jetzt eine inhaltreiche Schilderung der Untersuchungen, die der Leiter des Instituts für Experimentalhygicne und Parasitologie der Universität Lausanne , Professor Galli-Valerio, nach dieser Richtung unternommen hat. Als wichtigstes Moment für die„Bevorzugung" seitens der Mos- kitoS hat sich die Farbe der Kleider herausgestellt. Die Versuche, die mit verschiedenen Mückenarten der Gattung AnopheleS durch- geführt wurden, haben gelehrt, daß dunkle Gewänder etwa die vierfache Anzahl anzogen als helle, so daß letztere jedenfalls die Moskitoplage abschwächen, wenn sie auch keinen vollen Schutz ge- währen könnem Jedenfalls fft die Wahl leichter Stoffe eine min- bestens ebenso wirksame Maßnahme in Malariagegenden wie das Tabakrauchen und sollte von allen Acrzten empfohlen werden. Es ist ja verständlich, daß der Volksglaube zu der Ansicht kommt, daß das Blut dieser oder jener Personen den Mücken besser oder „süßer" schmecke, aber richtig ist diese Vermutung nicht. Zunächst müßte man annehmen, daß schon der Geruch solche Unterschiede kennt- lich mache, was inunerhin recht hypothesisch wäre. Hingegen ist eS sehr einleuchtend, daß die Vorliebe der Moskitos sich auf den Zug nach dunkleren, und daher besonders warmen Flächen« zurück- führen läßt. Aus der Vorzeit. Die vorgeschichtlichen Elefanten. Vor wenigen Wochen wurde im Santauriaktal in der nordostsibirischcn Provinz Jrkutsk ein außerordentlich wohl erhaltenes Mammuth in ge- frorenem Zustande im Eise aufgefunden. Funde solcher Art, bei denen Fleisch und Pelz erhalten sind, gehören zu den größten Seltenheiten und sind für die Kenntnis des Mammuth von größter Wichtigkeit. Das erste vollständige Exemplar wurde im Jahre 1799 von Pallas gleichfalls in Sibirien in den Eisbänken des Lena- ufers entdeckt— das weltberühmte Exemplar des Petersburger Museums. Es ist sechs Meter lang, über drei Meter hoch und zeigt zwei mächtige Stoßzähne, deren Länge der Körperhöhe gleich- kommt. Ter Körper des anscheinend jungen, vielleicht fünfund- zwanzigjährigen Tieres«st mit zottigem roten Pelz behängen. Ein- zelne Reste von Mammuthleichcn werden allerdings jährlich in den sibirischen Tundren, in den Stromgebieten der Lena, des Ob, Jenisei und Jrtisch aus dem Eisboden hervorgezogen. Außerdem kommen bloße Knochen auch in anderen Gegenden Asiens , besonders in Nord-Jndien, sowie in Nord- und Mittel-Europa , in Mexico , in Nord- und Südamerika gelegentlich zutage. Die ausgestorbenen Elephanten hatten somit ein weitaus größeres Verbreitungsgebiet als die noch lebenden Arten. Man nimmt an, daß das Mammuth während der letzten Eiszeit, die schätzungsweise 89 999 bis 199 999 Jahre zurückliegt, gelebt hat. Der Name Mammuth scheint von dem tartarischen Worte„Mamma" abgeleitet zu sein, das„Erde " be» deutet. Die Jakuten und Tungusen sind nämlich durch die Art der Fundstätten zu der wunderlichen Meinung gekommen, daß das Mammuth ein unterirdisches Tier gewesen sei. Es war ein Zeit. genösse des vorgeschichtlichen Menschen, das wird nicht allein durch die gemeinsamen Knochenfundstätten bewiesen, sondern auch durch rohe bildliche Darstellung des Tieres, die sich auf Mammuthknochen als Dokumente beginnender Menschenkunst geritzt finden. Auf diese vorgeschichtlichen Menschen, die etwa den behaarten AinoS Nord- Japans geglichen haben mögen, ist wohl zum Teil auch die Aus- rottung des Mammuths zurückzuführen. Es war ihnen ein jagd- bares Tier, dem sie mit Fallen und Feuerstrinwaffen zu Leibe gingen. Das Mastodon, einer der Vorläufer des Mammuths, unterschied sich sowohl von ihm als von den lebenden Elephanten dadurch, daß seine Backenzähne eine Reihe erhabener Querleisten zeigten, deren Zwischenräume nicht mit Zahnmasss ausgefüllt waren, wie eS bei den andern Elephanten der Fall ist. Eine be- sondere Eigentümlichkeit wieS daS Mastadon longirostriS auf. Es hatte vier Stoßzähne, je ein Paar oben und unten. Die Stoß- zähne des Mammuths sind äußerst mächtig. Einzelne Funde haben eine Länge von fast vier Metern ui«d messen an der Basis bis zu 24 Zentimetern im Durchmesser. Ein Stoßzahn von � etwa drei Metern Länge wog neunzig Kilogramm. Trotzdem dürften diese Waffen gegen die Höhlenraubticre, die gleichzeitig mit dem Mam» muth lebten, nicht viel ausgerichtet haben. Der ganze Körper wav mit langen, steifen Bcrsten von schwarzer Farbe bedeckt, zwischen denen e«n wolliges, rötliches Fell sich zeigte. Hals und Rücken trugen eine dichte Mähne, und auch die Ohren waren durch starken Haarwuchs geschützt, so daß das Tier tiefen Temperaturen zu trotzen vermochte. Nach dem Inhalt der Eingeweide nährte eS sich von Nadelholztrieben, Gras uird verschiedenen anderen jetzt ausgestor- denen Pflanzen. Das Stammland der Elephanten scheint Afrika gewesen zu sein. Während der Miocän-Periode dürften sie nach Europa gewandert sein. Die weit« Verbreitung des Mammuths deutet darauf hin. daß in feiner Frühzeit das geographische Bild der Erde noch ein wesentlich anderes was als heute und daß die Inseln und Kontinente uachr untereinander zusammenhingen. Die fttztev Mammuthe dürsten ö'vr 10 090 Jahren ausgestorben sein,. Perantw, Redakteur. Georg Davidsohi», Berlin.— Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdr. u. Verlagsanstalt Paul Singer Sc Eo., Berlin SW,
Ausgabe
25 (23.6.1908) 118
Einzelbild herunterladen
verfügbare Breiten