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schaftlich verfahren auch für den natürlichen Tod aus Und zwar in den Zellen häufen sich ganz allmählich Stoffwechsel. Altersschwäche eine anatomische Grundlage in produkte an, Schladen , die aus ihnen nicht entfernt werden. Das Bellenveränderungen suchen. So gestaltet sich die Frage Leben der Belle ist Zerfall und Wiederaufbau der Eiweißmoleküle; nach dem Mechanismus, der die Lebensdauer der Körperzellen normiert, ein Teil der Berfallsprodukte bleibt in der Zelle liegen. Dafür, zur Frage: worin bestehen diese Veränderungen an den Zellen und daß unser Gedankengang richtig ist, spricht der Umstand, daß die wie kommen sie zustande, welche Folgen haben diese Veränderungen Anhäufung von Pigmentförnchen in den Ganglienzellen schon in der für das Getriebe des Lebensablaufs im Organismus. Wir werden Jugend beginnt, wo die Belle ganz normal und lebensfräftig ist. unser Augenmerk auf die lebenswichtigsten Zellen richten, die Wenn die Anhäufung der Pigmentförnchen eine bestimmte Stärke für den Eintritt des Todes voll vor allen anderen verantwortlich zu erreicht hat, wird der Stoffwechsel der Brlle allmählich immer mehr machen sind. Veränderungen an diesen lebenswichtigen Zellen und mehr geschädigt werden, die Zelle nimmt an Masse ab, sie wird werden wir suchen, um eine Erklärung für den natürlichen Tod zu atrophisch, die Lebensenergie der Zelle wird immer fleiner und finden. Welche Bellen sind es nun? fleiner: so entwidelt sich der Lob aus dem Leben Notwendigkeit. Die Schlacken des Wir wollen uns das Suchen erleichtern. Sehen wir zu, wie der mit eiserner allmählich zum Tod durch Krankheit zustande kommt. Hier zeigt es sich, brennenden Lebensfeuers bringen dieses daß es in den meisten Fällen, vielleicht stets, sich um einen Herz- Stillstand. tod handelt. Das Herz erlahmt und steht schließlich still. So ist Stoffwechsel es bei Herz, Lungen- und Nierenkrankheiten, so bei der Arterien berkalkung, bei der großen Schar der Infektionskrankheiten, nach schwerer Btutarmut, beim Krebs.
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Die Ganglienzellen, deren Lebensprozesse, deren viel intensiver ist ist als bei irgend welchen anderen Körperzellen- das hat das Experiment direft gezeigt- werden am ehesten an den Folgen der Anhäufung der Stoffwechsel produkte, der Schladen schon wegen ihrer größeren Menge zu mit ihrem feinen hochdifferenzierten Doch der Tod tann auch ein Gehirntob sein. Das Gehirn leiden haben. Gerade ste ist durch irgendeine Krankheit teilweise zerstört, und durch Ver- Bellmechanismus werden am ehesten unter der Last der Schladen mittelung der Nerven tommt es zu einem Stillstand des Herzens. zusammenbrechen ihre Atrophie wird am schnellsten vorschreiten. Aber noch mehr: auch bei dem eigentlichen Herztod stirbt zuerst das Hier haben wir die anatomische Grundlage bes Gehirn. Das Gehirn ist wenig widerstandsfähig, es stirbt rascher und Todes, einen Zustand der Bellen, wie er sich aus den Lebens früher als alle anderen Organe. Sobald das Herz aus irgendeiner Krant- erscheinungen der Zellen, aus den chemisch physikalischen Prozessen, heitsursache in seiner Tätigkeit nachzulassen beginnt, bekommt das die wir Leben nennen, mit Naturnotwendigkeit ergibt. Die Art und Gehirn nicht die genügende Blutmenge und stirbt: dann muß auch Weise, wie diese Prozesse verlaufen, ist bedingt durch die bei allen das Herz sofort stillstehen. Das Herz ist jedoch noch nicht tot. Hat Menschen ungefähr gleiche Organisation der Bellen, ihre gleiche doch der russische Physiologe Kuljablo das herausgeschnittene Herz chemisch- physikalische Grundlage und die mehr oder weniger gleich eines an Krankheit gestorbenen Kindes noch 20-30 Stunden nach mäßigen äußeren Lebensbedingungen. Darum muß die LebensEintritt des Todes zum Schlagen gebracht, indem er es mit sauer- dauer einer Art bei allen Individuen die ungefähr gleiche sein. stoffreichem Blute durchspülte! Und das Herz eines an Krankheit gestorbenen Kaninchens fonnte gar sieben Tage nach dem Tode zum Schlagen gebracht iverden!
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Auf dem Boden einer anderen Organisation der Bellen, anderer Lebenserscheinungen, anderer chemisch physikalischer Prozesse er wächst bei den anderen Arten eine andere- eine fürzere oder längere Lebensdauer.
Also immer stirbt das Gehirn zuerst. Gilt das zunächst nur für den Tod nach Krankheit, so dürfen wir jedoch voraussetzen, daß Warum es aber bei der einen Art 100, 200 oder 300 Jahre sind, es bei dem natürlichen Tode aus Altersschwäche nicht anders ist. das wissen wir nicht. Dazu müßten wir das ganze chemisch- physikaSpricht doch dafür die Art und Weise, wie der natürliche Tod ein- lische Getriebe der Bellen beim Menschen und den anderen Arten übertritt: das allmähliche Einschlafen, die zunehmende geistige Schwäche. sehen und bis ins einzelne verfolgen können. Und bis dahin ist es Der natürliche Tod wäre dann immer ein Gehirnnoch ein gut Stild Weges. tod. Es muß sich dann nach unseren Voraussetzungen vor allem um Veränderungen in den Bellen des Gehirnes, in den sogenannten Ganglienzellen handeln, die den natürlichen Tod bedingen. Haben wir Belege dafür?
Sehen wir uns das Gehirn eines an Altersschwäche gestorbenen Menschen an, wie es uns die Sektion zeigt. Es ist fleiner, als bei jüngeren Personen, die Hirnwindungen find schmäler geworden und dementsprechend Klaffen zwischen ihnen die Furchen. Die Hirnhöhlen erweitern sich, weil es in ihrer Umgebung zu einem Schwund der Gehirnsubstanz gefommen ist. Das war 3. B. das Bild, das die Gehirne des 86jährigen Historikers Mommsen und des 88jährigen Physikers Bunsen darboten.
Sehen wir uns nun mit dem Mitrostope die Bellen eines solchen Gehirnes an. Die Zellen find kleiner, als in früheren Lebensperioden, fie find atrophisch( geschrumpft). Und dann zeigt sich in ihnen eine Pigmentierung, eine Einlagerung von dunklen Bigmentförnchen. Die Pigmentierung beginnt schon in der Kindheit, aber sie nimmt nur sehr langsam zu und erreicht erst spät eine große Ausdehnung. Die Pigmentierung und Atrophie der Ganglienzellen muß zu einer Abnahme der psychischen Tätigkeit führen, wie sie ja für das Greifenalter charakteristisch ist.
Aehnliche atrophische Veränderungen finden wir an allen Drganen des aus Altersschwäche gestorbenen Menschen: überall eine Verkleinerung des Organs und seiner zelligen Bestandteile. So am Herzen, der Leber, den Nieren, dem Magen und Darmkanal, den Lungen und am Stelett. Die Arterien verlieren ihre Elastizität, weil sich in ihren Wandungen dichtes und zähes Bindegewebe breit macht wie übrigens in allen atrophischen Organen.
Die Veränderungen in den einzelnen Organen werden sich natür lich im ganzen Lebensgetriebe des Organismus geltend machen. Vor allem die Atrophie des Herzens und die Versteifung der Arterien. Aber unmittelbar kann der Tod durch diese gegenseitige Beeinfluffung noch nicht zustandekommen. Das Herz tut feinen Dienst bis ins höchste Alter. Wohl aber fönnen wir uns vorstellen, daß im Gehirne an jenen Punkten, die z. B. die Atmung oder die Herztätigkeit regulieren, der außerordentlich fein abgestufte Mechanismus durch Bellatrophie schließlich so geschädigt wird, daß er in die Brüche geht. Dann müssen Atmung ober Herztätigkeit plößlich stillstehen: der Tod ist da. Das zuerst absterbende Gehirn hat ihn verursacht: wobei aber, wie wir sehen, nicht alle Teile des Gehirnes gleichzeitig vom Tode betroffen zu werden brauchen.
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Man könnte nun einwenden, daß die Atrophie der Gehirnzellen hier nicht im Spiele sein könne, da die geistige Frische, die wir bei einzelnen Greifen beobachten, doch verschieden sei. Das hat aber seine Gründe. Solche, die andauernd geistig tätig sind, werden sich eher ihre geistige Frische erhalten, weil die fortgesette Uebung der die Gedankenarbeit leistenden Ganglienzellen zur Folge hat, daß diese besser vom Blute durchfpült werden, mehr Nährstoffe zugeführt bekommen und ausgiebiger durch den Blutstrom von den Schladen , den Stoffwechselprodukten befreit werden. Ganglienzellen, die etwa für die Regulierung der Herztätigkeit oder der Atmung in Betracht tommen, werden bei ihnen in demselben Tempo dem Tode ent gegenschreiten, wie bei allen anderen, die aus Altersschwäche sterben. Daher die geistige Frische eines Mommsen und Bunsen bis zum Tode.
Aber das wirkliche Verhalten der Greise beurteilen wir richtiger, wenn wir uns, wie wir es ja oft tun, so ausdrücken: diefer oder jener ist für sein alter noch merkwürdig frisch. Damit sagen wir zugleich, daß doch tatsächlich schon eine Abnahme ber Sie laufen langfamer geistigen Funktionen bemerkbar ist. ab und werden einseitiger. Und diese Verminderung psychischer Tätigkeit führen wir mit bollem Recht zunächst auf die zu dieser Zeit allerdings noch nicht zu den höchsten Graden fortgeschrittenen Ber änderungen der Ganglienzellen zurüd. Rimmt deren Atrophie weiter hin immer mehr zu, so steigert sich die Abnahme der psychischen Funktionen. Geordnetes Denken wird allmählich unmöglich, neue Eindrücke werden nicht mehr berarbeitet, es stellt sich Gleichgültigkeit gegen die Umgebung ein, das Gehirn begetiert nur noch und diese Tätigkeit erlischt allmählich bis zum Eintritt des Todes."( Ribbert.) So ist das natürliche Ende tein schmerzliches. Den Nachlaß der Körperkräfte empfindet der sterbende Greis taum: er schläft gleichfam ein.
Es ist also durchaus falsch, dem Greiſenalter als solchem mit Furcht entgegenzusehen. Was wir allein fürchten müssen, das sind die Krankheiten, die im Greiſenalter so häufig sind, weil der Organismus nun nicht mehr die nötige Widerstandskraft gegen alle Unbill der äußeren Schädlichkeiten besitzt. Nur die rant. beit berbittert uns unseren Lebensabend, fie müssen wir zu vermeiden suchen, da sie das Alter zu einem Siechtum macht.
Je mehr es uns gelingen wird, alle Schädlichkeiten des Berufes, einer ungenügenden Ernährung und Erholung von den Menschen fern zu halten, je mehr wir, ausgerüstet mit allen Mitteln Woher aber die Pigmentablagerung in den Ganglienzellen der Wissenschaft, gewappnet sein werden gegen die Unbill der Natur ( und auch in anderen, wie in den Herzmuskelzellen) und ihre und der Seuchen desto näher werden wir dem Zeitpunkte sein, Atrophie? Sie können nicht die Folge bestimmter äußerer Schädlich- wo allen Menschen ein glücklicher Lebensabend beschieden sein wird, teiten sein, denn wir sprechen ja vom natürlichen Tode. von dem aus sie auf den frühen Morgen und den Tag ihres Lebens Schäblichkeiten würden Krankheit verursachen. Aber die erwähnten mit Genugtuung werden zurüdbliden fönnen, ohne Leid und Altersveränderungen lassen sich verstehen, wenn wir fte als Folge Wehmut. bes Lebensprozesses auffassen, wie er unter den verschiedenartigsten Lebensbedingungen, wenn sie nur teine Schädlichkeiten sind, abläuft.
Berantw. Redakteur: Georg Davidsohn , Berlin.- Drud u. Verlag: Vorwärts Buchdr. u. Verlagsanstalt Baul Singer& Co., Berlin SW.