doch die kleinkörnige, oft in Flugsand eingebettete Art seines Vor- kommcns besondere Gewinnungsmabregeln, wie sie bei weniger Wertvollen Metallen weder üblich noch erforderlich sind. Die äußere Form derartigen gediegenen Goldes ist klein- kristallinisch und zeigt sich dem unbewaffneten Auge als Körner, Drähte, Klumpen oder auch Wohl Bleche. Die Gediegenheit des Goldes, mit anderen Worten seine Unabhängigkeit von anderen Beimengungen, erleidet jedoch eine Einschränkung allgemeiner Katur. Während man nämlich in der Natur das Gold niemals in Verbindung mit Metalloiden auffindet, hat jeder Goldfund Bei- rnengungcn von Silber und zwar in oft hohem Prozentsatze aufzu- weisen. Auch sollen gelegentlich geringe Spuren von Molybdän, Eisen und Wolfram nachiveisbar sein. Die größten Goldklumpen, die man je auffand, entstammen Australien und wogen bis zu 86 Kilogramm. —■ Als Lagerstätten des Goldes kommen quarzhaltige Gebirge und Eruptivgesteine in Frage, zu welchen die Lagerstätten von Transvaal und Witwatersrand gehören. Ferner aber auch sekundäre Lagerstätten, denen ein goldhaltiger Sand durch Herab- waschen des Goldes aus fündigen Gebirgen zugeführt ist. Der- artige„Goldseifcn" finden sich in Kalifornien , Brasilien , Neu-Süd- Wales, Canada , Alaska , im Ural und Kaukasus . Merkwürdiger- weise haben die Goldklümpchen, die sich in derartigen sekundären Lagerstätten finden, im allgemeinen ein weit größeres Volumen, als die Goldfunde im Gebirge, sodaß man der Ansicht zuneigt, daß sie erst allmählich durch chemische oder physikalische Prozesse sich zu größeren Konglomeraten zusammengeballt haben. Fragen wir uns nun nach den modernen technischem Ge- winnungsmcthoden für metallisches Gold, so unterscheidet man zwischen dem auf rein physikalischen Prinzipien beruhendem Schlämmverfahren, zwischen der Amalgamierungsmethode, dem Plattnerverfahren und dem Forrcstprozeß. Das Schlämmen des goldhaltigen Sandes ist die einfachste, primitivste, aber auch ver- lustreichste Methode. Sic besteht darin, daß man in einer rotieren- den Trommel die leichten Sandteilchen durch Wasser fortspülen läßt, während sich die spezifisch schwereren Goldkörner am Boden der Tronimel sammeln. Wie bereits erwähnt, ist ein derartiges Schlämmen des goldführenden Sandes außerordentlich unökono- wisch, da auf diese Weise fast die Hälfte des vorhandenen Edel- wctallcs infolge der Kleinheit seiner Körner und ihrer hierdurch bedingten geringen Schwere der Abscheidung entgeht. Man war daher schon seit langem bestrebt, dieses Verfahren zu vervoll- kommncn und hat in der Tat in Sibirien und in Brasilien durch ein System von Trommeln mit trichterförmigen Boden und andere Werbesserungen den Verlust an gewinnbarem Golde bis auf 20 Proz. �herabzusetzen vermocht. Aber auch dieser Verlust ist angesichts der Kostbarkeit dieses Metalles noch viel zu hoch und da war es ein wesentlicher Fortschritt, als in Kalifornien und in den La Plata- staaten das Amalgamierungsverfahren aufkam. Dasselbe macht von der Eigenschaft des Goldes Gebrauch, sich im Quecksilber leicht aufzulösen. Zu diesem Zwecke werden die goldhaltigen Erze zck- nächst in einer Erzmühle zerkleinert, sodann einem rotierenden Trommelsystem zugeführt und werden nun in diesem in Gemein- schaft mit Quecksilber, das sich auf dem Bodein der Trommel be- findet, geschlämmt. Das Quecksilber reichert sich auf diese Weise immer mehr mit Gold an und wird, sobald dieser Anreicherungs- Prozeß bis zu einem bestimmten Grade vorgeschritten ist, durch frisches Quecksilber ersetzt. Die Rückgewinnung des Goldes aus einem derartigen Amalgam ist leicht, da beim Erhitzen des Amal- gams lediglich das Quecksilber übcrdestilliert und nur das mit Silber verunreinigte Gold als Rückstand verbleibt. Das Plattnersche Verfahren arbeitet anders. Nach ihm unter» ßieht man die gepulverten Erz« einer starken Nöstung und läßt so- dann einen regelmäßigen Strom von Chlorgas über sie streichen, der alles vorhandene Gold in wasserlösliches Chlorgold verwandelt. Man ist daher in der Lage, das Gold mit Wasser zu extrahieren, mit Hilfe von Schwefelnatrium als Schwefelmetall zu fällen und durch einfaches Ausglühen unter Zusatz von Salpeter und Borax in metallisches Gold überzuführen. Oder aber man reduziert die Goldlösung mit Eisenvitriol und verschmilzt das ausfallende Gold- Pulver mit Hilfe von Borax zu metallischen Klümpchen. Der sogenannte Forrestprozeß oder das Cyankaliumverfahren Ist eine Erfindung des geistvollen Schotten Mac Arthur Forrest. (£8 besteht darin, daß man die goldhaltigen Erze mit einer ver- dünnten Lösung von Cyankalium auszieht, wobei sich unter Mit- Wirkung von Sauerstoff, der der Luft oder geeigneten Oxydations- Mitteln, wie Mangansuperoxyd oder Wasserstoffsuperoxyd, cnt- nommen sein kann, das in Wasser lösliche Kaliumaurocyanid bildet. AuS dieser Cycunidlauge läßt sich das Gold dann leicht durch Zusatz von Zinkspänen oder auf elektrolytischem Wege niederschlagen. Daß dieses Verfahren eine große Zukunft hat, beweist seine ausgedehnte Anwendung auf den gewaltigen Goldstätten Transvaals. Wie bereits oben erwähnt, besitzt das Gold stets sehr beträcht- liche Beimengungen von Silber. Um sie voneinander zu trennen, existieren eine ganze Anzahl Scheidungsmethoden, von denen die gebräuchlichsten die Behandlung mit Salpetersäure oder mit Königs- Wasser sind. Im ersteren Falle geht das Silber als Silbernitrat in Lösung, während das Gold unangegriffen zurückbleibt, in letzterem Falle geht das Gold als Goldchlorid in Lösung, während das Silber als Chlorsilber verbleibt. Das Gold wird aus der Goldchloridlösung durch Ferrosulfat wieder abgeschieden. ES ist nun nicht uninteressant, einen Blick auf die Goldpro» duktion der einzelnen Länder zu werfem wobei wir feststellen müssen, daß die Fundstätten des Goldes einem außerordentlichen Wechsel unterworfen sind. Während im Altertum und im Mittel- alter hauptsächlich Kleinasicn und Südamerika ernstlich in Frage kamqn, spielen neuerdings die reichen Goldlager Alaskas , Kali- forniens, Australiens , des Transvaals und Sibiriens die Hauptrolle. Neuerdings will es scheinen, als ob die Natur in den unwirtlichen Polargcgenden und ihren Nachbarländern besonders große Mengen deS kostbaren Metalls aufgespeichert hat und die weitere Er- schließung von Klondike und Grönland dürfte noch überraschende Funde auf diesem Gebiete bringen. Zurzeit dürften die Verhält- nisse so liegen, daß Amerika und Australien je 66 006 Kilogramm, Rußland und Transvaal je 30 000 Kilogramm produzieren, während die übrigen Länder erst in großem Abstände mit ihrer Gold- Produktion folgen. So kommen Deutschland mit 4000 Kilogramm und Ungarn -Siebenbürgen mit 3600 Kilogramm auf dem allge- meinen Geldmarkt der Goldproduktion kaum in Frage. kleines feiiilleton. Hygienisches. D i e Verhütung des Hitzschlages. Da man die Entstehungsursachen des Hitzschlages genau kennt, so dürfte es nicht allzuschwcr sein, ihn zu verhüten. Man weiß, daß intensive Ein- Wirkung der Sonnenstrahlen, große Hitze bei schwüler, feuchter Luft, andauernde Muskelanstrengungen bei ungenügender Flüssigkeitsaufnahme gerne zu Hitzschlag führen. Militärische Märsche in geschlossener Kolonne, forciertes Bergsteigen durch er- wärmte Felswände bieten besondere Gefahr für den Hitzschlag. Es wird daher ärztlicherseits angeraten, bei größeren Fuß- Wanderungen öfters an schattigen Plätzen Halt zu machen und als Getränk leichten Kaffee oder Tee. ohne Zucker, oder Wasser. vermischt mit Fruchtsäuren einzunehmen. Der Oberkleider soll man sich so weit wie möglich entledigen, auf alle Fälle eng an- liegende, warme Kleider, eng anliegende Hals- oder Blusekragen meiden, Exzesse aller Art, namentlich zu reichliche Nahrungsavf- nähme sind zu unterlassen. Während der heißesten Mittagszeit soll nicht marschiert werden, bei marschierenden Kolonnen sind die Reihen möglichst auseinanderzuziehen, um die Zirkulation der Luft und eine große Wärmeabgabe zu ermöglichen. Der vom Hitzschlag Betroffne ist an einen schattigen Platz zu bringen, man öffne vor allem alle beengenden Kleidungsstücke, führe ihm frische Luft zu und mache kalte Umschläge. Ist das Gesicht gerötet, so lege man den Kopf hoch, ist es blaß, dann muß er tief gelagert werden. Dann soll man den Kranken in ein nasses Leintuch ein- schlagen, reibe ihn mit einem feuchten Tuch ab oder begieße ihn mit kaltem Wasser. Schluckt der Kranke, dann gebe man ihm reich- lich Wasser, leichten Tee oder Kaffee. In leichteren Fällen tun Riechmittel, wie Salmiakgeist und Hoffmannstropfen gute Dienste. Lebensfähigkeit von krankheitserregenden Keimen in Kehricht und Müll. Aus Wohnzimmern zu- sammengefegter Kehricht wurde in Reagenzgläschen in einer Höhe von etwa 7 Zentimetern aufgeschichtet und mit 24stündigen Agar- kulturen von Typhus -, Paratyphus-, Dysenterie-, Cholera- und Milzbrandbazillen geimpft. Diese Reagenzgläser hob Dr. H i l- g e r m a n n(Archiv für Hygiene) bei Zimmertemperatur und zerstreutem Tageslicht auf. Außerdem fand nach bestimmten Zeit- räumen die Herstellung einer Emulsion des Kehrichtes in Bouillon und Verimpfung auf verschiedene Nährböden statt. Ferner wurden zirka 1 Zentimeter große, sterile, in Bouillonkulturen der er- wähnten Bakterien getränkte und wieder getrocknete Leinwand- läppchen in das Innere des Kehrichtes gebracht, leicht mit diesem durchgeschüttelt und nach verschieden langem Verweilen in dem Kehricht untersucht. Die Versuchsanordnung gestattete außer- dem eine Prüfung der Proben bei Sonnenbestrahlung, Keller- tempcratur und bei Einwirkung von Witterungseinflüssen im Freien. Entsprechende Versuche wurden mit Müll(Asche und Küchenabfälle) vorgenommen, hier jedoch unter Benutzung der üblichen Mülleimer. Als Ergebnis der gesamten Versuche ist be- merkenswert, daß in Stubenkehricht Typhusbazillcn über 40, Paratyphusbazillcn und Milzbrandbazillen sogar über 30 Tage lebensfähig waren, während Tysentcriebazillen schon nach 19 Tagen abstarben und Choleravibrionen sich überhaupt schon nach 24 Stunden nicht mehr nachweisen ließen. In dem aus Kohlen- asche bestehenden Mülle hielten sich Typhus -, Paratyphus- und Dysenteriebazillen besonders lange lebensfähig(Typhus IIS. Paratyphus 136 Tage). In Küchenabfällen währte die Lebens- fähigkeit, wahrscheinlich wegen der auftretenden Fäulnis, bei Typhus - und Tysentcriebazillen nur 4 bezw. 3 Tage und bei Paratyphusbazillcn 24 bezw. 20 Tage. Auch der Staub in der Uiugebung der init Typhusbazillen infizierten Stoffstückchen er- wies sich als infektiös.— Diese Untersuchungen sind für das tag- liche Leben sehr wichtig und zeigen uns, wie notwendig die Rein- lichkeii im Haushalte ist. lverantw. Redakteur: Georg Dnvidsohn, Berlin . — Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdr. u. Verlagsanstalt Paul Singer Sc Co., Berlin ZW.
Ausgabe
25 (18.7.1908) 137
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