jener Zeit an beginnt. Sie dieMtteilungen des deutschen See- ifischereivereines" ausführen, ein neuer Abschnitt in der EntWicke- lung des Walfanges in den ostasiatischen Gewässern. Im Jahre 1895 erwarb die russische.Pacisische Wal - und Fischcrei-Aktien- gefellschaft Graf Keyserling u. Co." von der koreanischen Regie- rung eine Konzession, die sie mit zwei norwegischen Fangdampfern an den Küsten Koreas ausübte. Dies gab sowohl für die Norweger als für die Japaner selbst den Anstoß zu neuer eigener Tätigkeit. Es bildeten sich mehrere japanische Gesellschaften, sie erzielten aber kerne guten Erfolge. weil die in Japan gebauten Fangdampfer sich dadurch unbrauch- 'bar erwiesen, daß der geräuschvolle Gang ihrer Maschinen die Wale verscheuchte, und weil die Mannschaften keine genügende Fertigkeit im Gebrauch der Harpune besaßen. Es blieb also den Japanern nichts übrig, als sich mit den erfahrenen Norwegern zu- sammenzutun, oie drei chrer Dampfer in den japanischen Gc- wässern unterhielten. Bald hatten die vereinigten Gesellschaften «ine Flottille von sechs oder sieben Schiffen beisammen, oie auf Grund von Konzessionen der koreanischen Regierung, deren da- inals, vor Ausbruch der rusiisch- japanischen Krieges, auch die Ja- pancr noch bedurften, an der koreanischen Ostküste mit Eintritt des kühleren Herbstwetters ihre Tätigkeit zu beginnen pflegten aind sich mit zunehmender Temperatur immer weiter nach Nor- den wandten. Im Sommer wurde pausiert, nachdem jeder Dampfer 5V bis 80 Wale erbeutet hatte. Bald wurde das Jagd- gebiet auch bis an die japanischen Küsten selbst ausgedehnt, wobei die norwegischen Dampfer die Flagge tvechseln und einen japa- mischen Kapitän an Bord nehmen mußten, da ausländischen Schiffen das Anlaufen ungeöffneter Häfen nicht gestattet ist. Es kam dadurch eine große Menge von Walfleisch auf den Markt, das von Bergleuten, Arbeitern und Soldaten konsumiert wurde. Gleich- wohl war stets noch Nachfrage vorhanden, und die Wale erzielten gute Preise, wenn auch der Markt starken Schwankungen unter- lag. Ein norwegischer Dampfer, der von 1901 bis 1903 eine Beute von 107 Walen, deren durchschnittliche Länge etwa 10 Meter be- trug, gemacht hatte, erlöste durchschnittlich 1290 Mark für das Stück, während japanische Gesellschaften durch sieben Jahre bei einem Fang von 1655 Tieren für den Wal durchschnittlich sogar 8270 Mark erzielten. Sehr wesentlich für den Gewinn ist nämlich, ob die Gesellschaften sich auf den Fang beschränken oder auch die Verarbeitung selbst vornehmen. In den letzten Jahren hat die Gewinnung von Tran und Dünger durch den gesteigerten Walfang sehr zugenommen. Für das Jahr 1906 wurde der gewonnene Tran mit 600 000 Mark bewertet. Ein großer Teil davon geht nach Deutschland , während der stickstoff- und phosphorhaltige Dünger, der aus den Abfällen der Wale besteht, im Lande selbst verbraucht wird. Das Gleiche ist hinsichtlich der Barten der Fall, deren Qualität nicht besonders gut sein soll, während die Sehnen der Wale nach China ausgeführt werden, wo sie angeblich als Lecker- bissen verspeist tverden. Japan ist nunmehr auf dem Gebiete des Walfanges außerordentlich tätig. Mit der Keyserlingschen Wal- Ifanggcsellschaft, die ihre Tätigkeit unter guten Auspizien begonnen und im Jahre 1903 einen großen Verarbeitungsdampfer mit allen Maschinen zur Aufarbeitung des Fanges ausgerüstet hatte, räumte es gleich bei Ausbruch des Krieges im Februar 1904 gründlich auf. Alle Schiffe wurden beschlagnahmt und die russische Gesellschaft verschwand für alle Zeiten von der Bildfläche. Das gab den Ja- lpanern nun nicht nur Veranlassung, ihre alten Gesellschaften, die sich anfänglich der europäischen Konkurrenz nicht recht gelvachsen gezeigt litten, zu vergrößern und mit besserer Ausrüstung zu versehen, fondern auch eine ganze Anzahl Neu- gründungen vorzunehmen, so daß schon-im Jahre 1907 in den japanischen und koreanischen Gewässern mit etwa 30 Fangschiffen an 11 000 Wale erlegt wurden, während für 1908 anscheinend eine noch erheblich sichere Ausbeute erzielt werden wird. Auch die Re- gierung wendet dem Walfang ihre Aufmerksamkeit zu und ist -im Begriffe, Studien behufs zweckmäßiger Jagdgesetze anstellen zu lassen. Ebenso wie der Walfang wird im modernen Japan auch die Sardine zum Gegenstand besonderer Aufmerksamkeit gemacht. Es ist wahrscheinlich, daß der Wert der Sacdinenausbeute an den japanischen Küsten die statistische Angabe von 15 Millionen Mark noch bei weitem übersteigt. Die Fische werden im Lande entweder Frisch oder getrocknet oder eingesalzcn gegessen. Das moderne Japan geht nun daran, sie als Oelsardinen, deren Export von Frankreich aus allmählich infolge des Schwindens der Sardinen an Feinen Küsten nachläßt, auf die europäischen und amerikanischen Märkte zu bringen. Bisher ergaben sich Schwierigkeiten, weil die Sache nicht großzügig genug angefaßt worden war und die Besor- gung guten Olivenöls, das aus Südeuropa importiert werden mußte, nicht einfach schien. In letzter Zeit haben sich nun sechs größere Gesellschaften gebildet, deren bedeutendste ein Kapital von Fast 1 Million Mark besitzt und jährlich 3 Millionen Büchsen her- pellen kann. Die Büchsen sind für Amerika , dessen Zollvorschriften gemäß, überwiegend klein. Für Europa werden sie etwa in der Größe der französischen hergestellt. Die kleinen Büchsen wiegen Lvv Gramm und enthalten etwa zwölf Sardinen. Sie kosten mit reinem Olivenöl 33,6 Pf., mit Oliven- und Erdnußöl 25,2 Pf. und mit Erdnußöl 21 Pf. Ebenso Iverden Langusten, die billiger sind als europäischer und amerikanischer Hummer, in großem Maß- stabe konserviert. Hinderlich ist, daß sie sich in der Büchse ver- färben»nd deshalb eine Porzcllanhülle, die natürlich verteuert, er- halten müssen. Eine Büchse von 300 Gramm kostet rund 1 Mgrk. kleines feiriUeton. Geschichtliches. Ueber die kapitalistische EntWickelung in den italienischen Städten des Mittelalters hielt Prof. S i e v e k i n g auf dem internationalen Historikerkongreß einen Vor- trag. Während der moderne Kapitalismus seine größte Entwickelung in England fand, ist im Mittelalter Italien die Stätte der An- Häufung des Kapitals. Der Vorwagende versteht unter Kapitalismus die fteie Verkehrswirtschast und stellt ihr den feudalen Grundbesitz und die Arbeitsorganisation der Zünfte entgegen. Den Uebergang zur fteien Verkehrswirtschast bildet der Feudalkapitalismus, der sich auf den Grundbesitz stützt, und der Zunstkapitalismus. Dies zeigt deutlich Venedig , dasnicht reich war, weil es Handel trieb, sondern Handel trieb, weil es die Mittel dazu hatte." Feudale Besitzer gaben ihr Vermögen in die Hand der Händler, dadurch wurde es zum Kapital, denn auf den Grundbesitz stützte sich der Kredit und dieser spielt die wichttgste Rolle für die Kapitals- anhäusung. Die hauptsächlichste Quelle deS Vermögens bildete für Italien der Wasserhandel, namentlich der Zwischenhandel, der in Genua und Venedig blühte. Auch die Beutezüge haben Kapital nach Italien gebracht, doch darf man nicht annehmen, daß die Plünderung als solche Schätze brachte, das wichtigste Ivar die Ver- nichtung des morgenländischen Handels, somit die Eröffnung neuer Absatzgebiete für das Abendland. Aus dem Wirtschaftsleben allein wird nach SievekingS Ansicht der italienische Kapitalismus nicht erklärlich, der Kapitalismus steht in enger Beziehung zur Kirche. Kapitalisten unterstützten die Kirchensürsten und be» wucherten sie, und wer gar mit der Einnahme deS Zehnten für die Kreuzzüge beauftragt war, wurde reich. Italien beherrschte wirtschaftlich alle anderen Länder; daraus wird das Ringen ganzer Geschlechier nach dem Stand der MerkatoreS und der Kampf der Städte untereinander um die bevorzugte Stellung im Handel verständlich. Auch die Kriege ließen Gelder in Italien zusammenkommen; wohl wurde das Land ver-- wüstet, in den Städten aber häufte sich das Kapital. Der Kampf zwischen Kaiser und Papst schwächte beide, ermöglichte aber das Auf- blühen der Kommunen, die die Stützen deS Kapitalismus wurden, indem sie den Handelsverkehr in ihren Mauenr konzentrierten. Finanzverwaltung und Steuerverteilung begünstigten die Anhäufung von Vermögen in den Händen der Herrschenden, eS konnte sich so eine Finanzaristokratte ausbilden, die auch schon im 15. Jahr- hundert eine Arbeiterbewegung hervorrief. Im Jahre 1427 versteuerte ein Medici 97 600 Gulden, als er im nächsten Jahre starb, hinterließ er ein Vermögen von 179221 Gulden. ES ist klar, daß das Anwachsen des Kapitals während eines Jahres nicht so bedeutend war, aber von der Versteuerung hatte er sich wie eben üblich alle Kosten für Haushalt, Bauten und Bücher abgezogen. Ein Unterschied zwischen mittelalterlichem und modernem Kapitalismus besteht darin, daß ihm früher in Landwirtschaft und Gewerbe nur der kommerzielle Teil zufiel, die Technik blieb in der Hand der Zünfte, welche die Produktton konttngentierten, ihre Aus- dehnung verschmähten, um die Güte der Produkte nicht, zu ver- ringern; der moderne Kapitalismus stellt sich in den Dienst der Technik, vergrößert also die Produktion. Der Kapitalismus war ursprünglich städtisch, dann wuchs er über die Stadt hinaus und stellte sich dem Staate zur Verfügung, heute ist er die internationale Organisation der Weltwirtschaft. » « In der Sektion für Rechts- und Wirtschaftsgeschichte besprach Prof. Dopsch Die ältere Sozial- und WrrtschaftS- Verfassung der Alpenslawen". Er wies darauf hin, daß man sich die Kultur dieser Stämme viel zu primitiv vorgestellt habe und daß man ihre Verfassung nicht auf Stammeseigenttimlichkeiten, sondern aus lvirtschaftliche Ursachen zurückführen müsse. So zeigte er, daß die Supanen nichts anderes als Dorftichter und Wirtschafts- beamte gewesen, die verschiedenen Rang und verschiedene Aufgaben hatten, nicht aber eine bevorzugte Standesklasse, den Hirtenadel vor- stellten, wie man bisher angenommen. Sie waren zum größten Teil Viehzüchter, hauptsächlich betrieben sie Schweine- und Rinder- zucht. Daraus geht klar hervor, daß sie keine Nomaden gewesen, denn die Schweinezucht setzt eine gewisse Seßhaftigkeit voraus. Das Rind verwendeten sie sowohl als Zug- als auch als Milchtier, sie betrieben die Käserei. Was den Ackerbau anlangt, so besteht die Ansicht, die Alpenslawen hätten ohne Pflug gearbeitet und hauptsächlich inanuale Brandwirtschast gekannt, zu Unrecht; schon im 14. Jahrhundert werden Pflugfronden erwähnt, und aus der einzigen Quelle für das Vorhandensein der Brandwirtschaft geht deutlich hervor, daß diese dort am schwächsten vertreten war, wo Slawen am zahlreichsten ansässig waren. Auch aus den Wortbildungen, besonders in Untersteiermark kann nmn viel eher auf Rodung mit der Axt schließen. Die Hauskommunionen lassen sich wohl bis ins achte Jahrhundert hinunter nachweisen, doch kommen derartige Besitzgemeinschaften auch bei Romanen und Germanen vor, bedeuten also nichts eigentiimlich Slawisches. Die Gemeinsamkeit Wirtschaft- sicher Interessen führte zu ihrer Bildung. Verantw. Redakteu": Georg Davidkohn. Berlin. Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdr. u. Verlagsanstalt Paul Singer Üc Co., Berlin LIV.