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Ihre Ueberredungskunst begann Eindruck auf Lidda zu machen; sie sprach so lange auf sie ein, bis Schwester Filo­mena kam und meldete, der Marchese sei da, um Lidda heim­zuholen,

( Fortsetzung folgt.)]

( Nachdruck verboten.)

14] Du follft nicht begehren!

Von Timm Kröger.

Der Sprecher zog spöttisch die Mundwinkel herab und markierte ein priesterliches Gesicht, als er hinzufügte: Oder schlägt das Schweinefett bei dir auf die Frömmigkeit?" Schweinepriester ant­wortete nicht. Was Georg Beleidigendes gesagt hatte, wollte er nicht verstehen. Er musterte die vor ihm stehende Glendsgestalt. Ich weiß nicht," entgegnete er nach einer Weile, was andere tun, und tenne mich nicht so genau, zu wissen, was ich täte. Das Mit­steinenschmeißen habe ich immer anderen überlassen. So will ich es auch jetzt verhalten."

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Beide schwiegen.

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10. Abstreifen alter Häute.

Gleich nach der Verlobung hatte das Brautpaar abgewogen: hie Predigtamt, hie Buntewisch!- und hatte sich für die Bunte wisch entschieden. Heinrich schäzte seine Begabung für das Lehr amt nicht mehr so hoch ein, die Buntewisch war seit Jahrhunderten im Besize derer vom Geschlechte Schott gewesen- Priester gab es viele, die Buntetisch gab es nicht wieder.

Und den dem Meere abgewonnenen trügerischen Boden hatfe er immer lieber gewonnen. Alles, was den Hof umgab, wurde doppelt leuchtend, und alles war schöner, weicher, reicher als an derswo. Die Furchen lagen schwarz und schwer nebeneinander- hoffnungsreicher als anderswo, ja selbst der Himmel schickte selbsts bewußtere, vollere Wolken darüber her.

Und alle waren luftige Wolken, nur eine düstere stand an feinem Himmel. Zurzeit war sie nur flein, nicht größer als eines mannes Hand, aber sie konnte rasch den ganzen Horizont bedecken. Es war noch immer ungewiß, ob Marie nicht doch das Weib eines anderen sei. Die Rechtsordnung gestattete zwar, daß er fie heiratete, aber streng genommen war es doch nur eine Ehe auf Probe, deren ungültigkeit sofort flar werden müsse, wenn Georg Engelbrecht noch am Leben war. Wie stand er vor seinem Gewissen

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" Wilhelm," fing der Berlumpte wieder an, ich habe lange und vor Gott ? Gelüftete ihn nicht doch eines fremden Weibes?

nichts gegessen."

" Ich glaub's, Junge." Der Schweinepriester dachte:" Was ihr den geringsten unter meinen Brüdern getan habt, das habt ihr mir getan.

" Selbstverständlich laß ich dich nicht hungrig und laß dich nicht Surftig. Ich überleg nur, wie und wo. Es darf nicht bekannt wer­den, Junge, wer du bist. Ganz abgesehen von dem Steckbrief. Ich will dir nachher auch sagen, warum. Es trifft sich gut," setzte er hinzu, daß meine Frau nicht da ist." Und wieder sah er auf seinen Jugendfreund und dachte an das Wort der Schrift: Wer zwei Röcke hat, gebe dem, der keinen hat, und wer zwei Mäntel hat, tue desgleichen."

Kann dein Magen noch eine Stunde aushalten?" fragte er. Wenn, dann gehe ich mit dir zu Josef Meier und kaufe einen heilen Anzug und heile Wäsche und einen Hut, alles, wie einfache, anständige Leute tragen. Wir sagen, daß du bei meinem Schwieger­bater in Diensten kommst. Dann wird bei Eggers ein Bad genom­men, und dann gehen wir zusammen nach meinem Haus."

Sie standen noch immer an der Ecke der Johannisstraße auf Gählers Blaz, und noch immer war der kleine Kerl mit dem Finger

im Mund bei ihnen.

Den winkte Wilhelm Frahm heran.

" Hein, min Jung, wullt mi en Gefallen dohn, schaft ofn Groschen

hem."

" Jau," antwortete Hein.

" Loop flink na Hans Hanssen, to'n leewen Gott, un gröt bun mi, ob Matthies vun de Buntewisch na dor weer. Denn möch he so good fien un na min Hus tam, dor op mi lurn, wennt na ni to Hus bön. Jt möß notwenni hörst du! gans notwenni mit em If spreken. Hest verstahn?"

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" Jau," antwortete Hein.

" Un wenn du dat dahn hest, denn loop flink na min Hus un segg, it feem erst na'n gode Etunn ton Eten, bröch of na een mit. Ontel Matthies keem ok. Hest verstahn, min Jung?" " Jau!"

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Un hier hest twee Groschen. För den een kannst di Sönndag, för den annern totam Sönndag Bontjers köpen. Schaft din Schwester Gretjn awer wat afgewen. Wullt dat? It tom un frag na." " Jau!" antwortete Hein, nahm die Pantoffeln in die Hand und lief barfuß über Gählers Platz den Weg entlang nach Hans Hanssen. Da gehn ein paar Schweine drauf, dachte der Schweinepriester. Aber das macht nichts, das muß sich helfen. Es wird noch mehr braufgehen, Matthies mitn Swung und ich, wir werden bluten müssen es wird nicht anders gehen. Das muß hingenommen werden. Heinrich Bruhn und Marie dürfen nichts wissen. Soviel tenne ich meinen Amtsbruder: der würde, und sollte auch sein und Seine Frau Herz darüber brechen, die Partie aufgeben." Laß dich nicht gelüften! Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib!" Junge, Junge, Hein, was bist du eigentlich für ein Teepott! Er und der Vagabund gingen nach dem Markt, wo Josef Meier feinen Laden hatte. Den Anzug will ich ihm schenken-dachte er als sie in den Laden traten, das andere mir noch überlegen. Was geht den Schweinepriester Heinrich Bruhns Liebe an? Aber nach zwei Bügen Rauch war er anderen Sinnes. Ich will's doch tun. Es wird freilich nicht nur ein paar Schweine, es wird ein paar Waggon tosten. Aber das soll nichts machen.

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Er steckte die Pfeife in die Tasche und preßte die weichen Lippen aufeinander. Fest- und doch stahl sich ein Lächeln in die Eden. Er verlud Woche für Woche ein paar Tausend Schweine für das Schlachthaus, aber der Name Marie Schott schürzte noch immer ben ein bißchen specig aussehenden Mund.

Er ging mit dem Landstreicher von dannen, faufte ihm Wäsche, Taufte ihm Kleider, ging mit ihm nach dem Bad. Und als der Wiedergefundene im Bade saß, besorgte er einen Teller Butterbrot und ein Glas Portwein. Er ist flau," sprach er für sich, er muß aleich einen Smbik ha

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Heinrich Bruhn war in Gefahr, von seinen Grundsätzen auf unfruchtbares Geröll geführt zu werden.

" Lassen Sie sich nicht irre machen," sagte der Gerichtsrat, mit dem er darüber sprach." In den formalen Sabungen hat das Recht nicht sein letztes Wort gesprochen. Oft sind sie ja nichts mehr und nichts weniger als Kulissen, hinter denen das höhere Recht verborgen ist."

Der Geheime schrieb:

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" Was gehen Dich die Privathypothesen unserer Private dozenten an? Wie ich zu dem Fall stehe, den mir der Gott des Gefts als Zukunftsbild( Du entfinnst Dich) schon in Hamburg zeigte, nun aber verwirklicht ist- wie ich dazu stehe, weißt Du. Es ist geschehen nun geradeaus marschiert! Unsere Rechts­fragen haben mit Deinem Brautstand nichts zu tun. Buridans Esel verhungerte zwischen zwei Heubündeln. Sei vorsichtig, binde Deine Seele nicht zu kurz an unter der Raufe! Wenn der Nordwind an Deiner Küste weht, er braust durch zehn Meilen hinauf und zehn Meilen hinunter durch viele Rechtsgebiete. Aber die Wolken des Himmels schweben darüber her." " Denken Sie an den Verbotspfahl!" ermunterte sein alter Freund, der Propst. ( Fortsetzung folgt.)

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Die Speisekarte der Naturvölker.

Bon Dr. J. Wiese.

Unter den Gründen, die Vegetarianer wie deren Gegner für ihre Behauptungen ins Feld führen, spielt auch der Hinweis auf die Naturvölker, die nach den einen vorzugsweise der vegetabilischen, nach den anderen mehr der animalischen Ernährungsweise huldigen sollen, eine große Rolle. Wir beabsichtigen nun nicht, in diesem Sampf der Meinungen irgendwie Stellung für oder wider die Fleischloft zu nehmen, sondern begnügen uns, die auch nach mancher anderen Hinsicht interessante Frage, wie die Naturvölker ihre Er­nährung regeln, auf Grund zuverlässiger Berichte von Forschungs­reisenden zum Gegenstande einer allerdings bei weitem nicht er schöpfenden Betrachtung zu machen.

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Der Naturmensch ist nicht nur Fleischesser, sondern Allesesser, er ist als Omnivore auch zugleich Carnivore . Freilich schlachtet man bei Hirtenvölkern sehr selten ein Stück Hausvieh, man genießt aber das Fleisch der gefallenen Tiere und macht ausgiebigen Gebrauch von der Milch in frischem wie in gesäuertem Zustande. So dürfen die jungen Krieger des afrikanischen Stammes der Massai nur Rindfleisch essen und Milch trinken. Dagegen verschmähen die Kongostämme die Milch ihrer Biegen vollständig, züchten über des Fleisches wegen und lachen lettere nur Europäer, der Milch trinkt. Sie halten selbst den Genuß der Hühnereier für sehr efelhaft, während andere Stämme diese sowohl wie auch die trefflichen Schildkröteneier sehr zu schätzen wissen. Frische, rohe Leber vom Rind, Schaf usw., mit frischer Galle über­goffen, mit Salz, Pfeffer, womöglich mit Kümmel und mit Zwiebeln überstreut, bilden unter dem Namen Amara einen Hauptlecerbiffen der Bewohner des Dst- Sudan. Auch die Zungen und die Därme verschmäht man nicht. Fleisch von Jagdtieren ist fast überall be­liebt. Man genießt es am Spieße oder auf heißen Steinen gebraten. Der Fuß des Elefanten ist ebenso geschätzt wie derjenige des Zebus und derjenige des Bullen und der Elentiere. Hunde werden im Magrel, bei den Mittu und Niam- Niam gegessen. Löwen­und Leopardenfleisch ist sehr geschätzt, dagegen vergreift man sich nicht leicht an der Hyäne. Vögel werden viel gegessen. Dbenan stehen Tauben und Hühner, leztere fehlen taum bei einer Festspeise. Sie wandern auch Tag für Tag auf die Tische der Weißen, die in Afrika wohnen, und der Missionar Dier erzählt von einem Reise­gefährten, der ihm mitteilte, er habe in Afrika nicht weniger als 3000 Hühner verspeisen müssen. Unter den wilden Hühnervögeln find die Berthühner und Frankoline, unter den Laufvögeln die und Trappen beliebt. Auch der Strauß, verschiedene Wat Schwimmvögel wandern in die Kochtöpfe, und ihrer Bestimmung,