den Schwarzen als schmackhafte Speise zu dienen, entgehen auch nicht die Spornfliigcl, Horn» und Nilgänse, die Witwen-, Krick-, Spitz- und Fuchsenten. Mehrere Afrikaforscher bezeugen aus eigener Erfahrung, daß das Fleisch von jungen Affen, Stachelschweinen und grauen Papageien gar nicht zu verachten ist. Der weißen Taube und dem Schaf wird an manchen Orten abergläubische Verehrung gezollt, so daß sie nicht geschlachtet werden. Dem Schwein aber wird von den Schwarzen eine besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Sein Fleisch ist sehr beliebt, und es ist so recht das eigentliche Hans- tier. Freilich in Klein-Popo und Lome sind die Borstentiere, die sich öffentlich zeigen, von der Regierung alsvogclfrei" erklärt worden, und hier setzt sich das so geschätzte Haustier nur hockst selten und verstohlen den Blicken der europäischen Bevölkerung aus. Die Naturvölker essen also nicht nur Fleisch, sondern schrecken auch nicht davor zurück, die für unser Gefühl ekelhaftesten, kriechenden und krabbelnden Tiere, Insektenlarven, Eidechsen, Schlangen, oder was ihnen irgend vorkommt, roh oder zubereitet zu genießen. Die schon in der Bibel als Wüstcnspeise genannten Heuschrecken, die noch jetzt in Arabien auf die Märkte gebracht, oder im nördlichen Afrika wie in Syrien in mannigfachster Zubereitung sgeröstet, eingesalzen, in Butter geschmort oder zu Kuchen verbacken) genossen Iverden, dienen den Jndianerstämmen Kaliforniens in ganz ähnlicher Weise als Nationalspeise. Man fängt sie dort in einer rings mit Feuer umgebenen Grube, röstet sie auf heißen Steinen, kocht Suppen daraus und verbäckt sie mit Eichenmehl zu einem beliebten Kuchen. Ebenso werden in Kalifornien ge« trocknete Ameisen, Schnecken. Eidechsen und Grillen, sowie eine große Fliegenlarve mit Eichenmehl zu harten, zwiebackähnlichen Gebäcken benutzt und in den Suppen genossen. Low berichtet über die Larve einer Megenart, die in dem stark alkalischen Wasser des Owcnsee sKalifornien) in großen Mengen vorkommt und am Ende des Sommers von den Indianern in großen Körben gefangen wird, um mit Mehl zu einem für Europäer nicht sehr appetitlichen Kuchen verarbeitet zu werden. Humboldt sah ähnliche, ohne Zweifel sehr nahrhafte Gebäcke in Mexiko , woselbst sie aus einer im TuSkukosee massenhaft vorkommenden und einen Handelsartikel bildenden Insektenlarve gebacken werden. Livingstone berichtet, daß am Niassasee die Kongomücke, die dort in dichten, den Himmel verdunkelnden Schwärmen aufsteigt, in gewaltigen Massen gefangen und zu tellergroßen, ganz schwarzen Kuchen verbacken wird, diesehr pikant, beinahe wie Kaviar" schmecken. Wenn uns irgend eine Tierart widerlich ist, so sind eS die großen, feisten Raupen der Nachtschmetterlinge. Nichtsdestoweniger verzehren die PimoS- Indianer, wie Dodge berichtet, die dunkel- grüne, schwarzgestreifte Raupe des Tabakschwärmers unter Zusatz vegetabilischer Substanzen frisch, geröstet und getrocknet. In entsprechender Weise sah Sibylla Mcrian die große, weiße, fette Larve des Palmenbohrkäfcrs in Surinam , auf Kohlcu gebraten, voor een zeehr delikate sphs" gelten. Freilich sollen selbst die Römer die im Holze lebende Raupe einer Käferart gemästet und verzehrt haben, während bei uns die Jugend an ihren Lieblingen, den Mai- käfern, Geschmack gefunden hat. Die llrbewohner Australiens ver- zehren sogar den Leib eines Schmetterlings, der seines üblen Ge- schmackes wegen von keinem insektenfressenden Tiere, sei es Vogel oder Vierfüßler, angerührt wird und dessen weißgefleckte, blau- schillernde Farbenpracht, wenn die australischen Wilden nicht wären, fast sicheren Schutz gegen Gesressenwerden bildete. Diese australischen Wilden verzehren überhaupt nach den Be- richten von Reisenden alles, was da schwimmt und hüpft, kriecht und fliegt: Schalticre, Frösche. Eidechsen, Schildkröten, Würmer, Schaben, Hunde und KänguruS. Natürlich sind Ratten und Mäuse davon nicht ausgenommen, und es schestit überhaupt, daß die zivilisierte Nation sich mit ihrem Abscheu diesen treuen Hausgenossen gegenüber in einem starken Irrtum des Gaumens befindet. ES würde eine lange Liste geben, wenn wir die zahlreichen wilden und halbwilden Nationen in Asien , Amerika , Afrika und Polynesien auszählen wollten, die die zudringlichen Nager mit Appetit verzehren. An manchen Orten, wie auf Ceylon , Bengalen und China , macht man eine besondere Delikatesse daraus. Der heute lebende Wilde, ebenso wie der prähistorische Mensch Europas vermag nicht einzusehen, weshalb das Fleisch der Nager und Raubtiere schlechter sein soll, alS daS der Schweine und anderer Huftiere, die zum Teil ebenso unappetitliche Nahrung verzehren wie die Ratten. Ja, die Indianer Südamerikas betrachten daS Puma als den schönsten Leckerbissen, und Darwin bestätigt aus eigener Er- fahrung, daß eS wie das weißeste und zarteste Kalbfleisch schmecke. AehnlichcS gilt von den großen Eidechsen der Tropen, den Erd- ferkeln und Gürteltieren. Nicht alle diese Geschmacksrichtungen können freilich als nachahmenswert betrachtet werden, und wenn die Eskimos zu entschuldigen sind, daß sie, aus Mangel an sonstiger vegetabilischer Kost, den mit halbverdauten Vegctabilien ge- füllten Rcnntiermagen im frisch gerösteten oder eingesalzenen und geräucherten Zustande als ein Lieblingsgericht verzehren, das zugleich gegen den Skorbut schützen soll, so finden wir es doch unerhört. wenn der Chilkoot-Jndianer nach Artur Krauses Bericht aus dem halbverdauten Brei des DarmkanalS vom Baumstachelschwein große, breite Bandwürmer hervorzieht und mit Behagen verzehrt. Aber wird nicht auch in Neapel ein Fischbandwurm(Ligula) als eine be- sondere Art von Makkaroni zubereitet? Damit man nicht einwendet, wir hätten unsere Nachweise des mit wenigen Ausnahme» fast allgemeinen BcdürsnisseS der Natur- Völker nach tierischer Nahrung vorzugsweise in kalten und gemäßigten Strichen gesucht, wollen wir noch ein paar Beispiele innerhalb des Wendekreises betrachten, obwohl viele der schon erwähnten auf sehr warme Länder sich bezogen. Die Bewohner der verschiedenen Insel- gruppen Polynesiens, z. B. die Gesellschaftsinsulancr, hielten sich bereits, als Cook dort landete, trotz ihres paradiesischen Klimas, trotz ihres Ucberflusses an Kokospalmen und anderen nahrhaften Südfrüchten, trotz der Menge von Fischen und Schaltieren, die ihnen ohne Mühe zu Gebote standen, die sie zum Zwecke des Tafel» luxus mästeten, namentlich Hunde, die nur ihres Fleisches halber gehalten und, um sie recht wohlschmeckend zu machen, zu einer reinen Pflanzenkost gezwungen wurden. Die Ein- geborenen von Niederländisch-Ostiudien(Java, Sumatra usw.) ge- nießen nicht nur trotz einer mannigfachen Berührung mit Hindu- stämmen frisches Fleisch aller Art, sondern sie verstanden nach Dr. Potts Bericht bereits seit mehreren Jahrhunderten aus den in den Basaren übriggebliebenen Flcischsorten, sowie aus Fischen und Krebsen eine Art Fleischextrakt zu bereiten, den sie Pctits nennen und zum Würzen ihrer Gemüse brauchen. Lange bevor Licbig auf dieselbe Idee kam, wußten fie Rinder-, Büffel- und Garneelen- Fleischextrakte herzustellen, die, in Blechbüchsen aufbewahrt, wertvolle Handelsartikel daselbst bilden. Infolge der primitiven Bereitungs- weise dieser Extrakte besitzen sie den Geruch ihrer Herkunft in ziem- lich intensivem Grade, aber es scheint, daß man sie wegen ihres pikanten Geruches und Geschmackes umsomehr schätzt. Natürlich spielt auch die vegetabilische Nahrung im Haushalte der Naturvölker eine große Rolle. Den Polynesiern liefert solche der Brotbaum, die Kokospalme, die Banane, besonders die Tarro- Wurzel, die zu einem Brei sPoe) verarbeitet wird und besonders auf Honolulu das Nationalgericht für die ärmere Klasse ist; außerdem sammelt man Kräuter, namentlich eine Art Ampfer und zur Ebbe- zeit sieht man Kanälen, die Bewohner von Honolulu , in Menge tauchen, schwimmen und waten, um Muscheln, Krabben, Seetang usw. für die nächste Mahlzeit zu sammeln. Sieben bis acht Monate nimmt man die Brotsrucht frisch voin Baum, um das leckere, mehlige Fleisch zu rösten oder zu backen; für die Winter- monate wird der Teig<Mahei) gesäuert und in einer mit Steinen ausgeschlagenen Grube aufbewahrt. Die Fidschi -Jnsulaner sollen eS verstehen, aus Tarro, Brotfrucht, Bananen und Kokosnüssen wenigstens zwanzig verschiedene Arten von Pudding? zu verfertigen, die alle sehr wohlschmeckend sind. Die allgemein gebräuchliche Sauce ist Seewasser; jene Stämme, die entfernter vom MeereSufer wohnen, bewahren es in großen Bambusröhren auf. Als besondere Feinheit gilt Seewasser, gemischt mit ranzig gewordenen Kokosnußkernen; und selbst Europäer sollen diese stark und widerlich schmeckende Tunke besonders zu Fisch den gewöhnlichen Saucen vorziehen. Auch dem Afrikaner vermag die vegetabilische Welt die mannig» fachsten Produkte zu liefern. Im Westen des tropischen Afrika spielt der Maniok unbedingt die Hauptrolle. Dieses nützliche Gewächs wird überall angebaut, seine mächtigen Knollen werden in der ver- schiedensten Weise zubereitet. Oft ißt man sie einfach gekocht oder geröstet, meist aber wird die trockene Wurzel zu Mehl zerrieben und daraus Brei oder das besonders am Kongo übliche Brot, die Kwanga, gewonnen. Letzteres ist eine dicke, zähe Masse, die nachQuargeln" riecht, aussieht wie feuchter Lehm, aber für Vorurteilsfreie ganz gut schmeckt und sehr nahrhaft ist. Dazu wird meistens eine Art Spinat aus Maniok- oder anderen Blättern genossen, die mit Palmöl und Pfeffer ange- macht wird. Den Nachtisch bildet eine aus gehackten Grundnüssen, die wie Mandeln schmecken, und scharfem roten Pfeffer hergestellte Mischung. Auch aus den DamSkuollen und süßen Kartoffeln pflegt man durch Kneten und Schlagen recht wohlschmeckenden zähen Brei herzustellen. Dieser wird meist dampfend in einem flachen Korbe auf den Boden gestellt, die Hausgenossen kauern sich herum und langen meist mit den Händen, selten mit Löffeln, tüchtig zu. Jeden Bissen tauchen sie in die scharfe Oelsauce und spülen ihn dann, ohne ihn zu kauen, mit einem Schluck Wasser hinab. Im Innern Ostafrikas vertritt das Sorghum, die Negerhirse, die Stelle des Manioks; es wird meist in Form eines roten Breies ge- nossen. Sehr wichtig ist auch die Banane, die vielleicht als ur- sprüngliche Nahrungspflanze Ostafrikas zu betrachten ist. Man findet jedoch weniger die Art mit kleinen süßen Früchten, die sogen. echten Bananen, sondern häufig die Platains, mit großen, in rohem Zustande etwa? herben Früchten. Diese werden teils unreif in der Asche geröstet, zu Mehl gerieben und zu Brot gekocht, teils reif gebraten und zu mancherlei, meist sehr wohlschmeckenden Gerichten verarbeitet. An Obst kommen außer den genannten süßen Bananen nur Ananas und Tantarinden in Betracht. An der Küste findet man freilich mancherlei treffliche, aus anderen Tropcnländern eingeführte Früchte, von denen aber höchstens Papaias und Zitronen wenigsten? eine Strecke weit im Innern noch vorkommen. Hülfen- flüchte sind fast überall bekannt und bilden in manchen Gegenden sogar die Hauptnahrung. Einen merkwürdigen Siegeszug hat der Reis in neuerer Zeit durch Zentralafrika angetreten. Er folgt nämlich genau der AuS- breitung des Islam von Ost nach West, derart, daß eine Karte, die die Grenzen mohammedanischer Einflüsse im tropischen Afrika darstellen würde, zugleich auch daS Verbreitungsgebiet der Reiskultur zur Anschauung brächte. Die ganze« ungeheuren Gebiete des Sudan und der oberen Nilländcr sind dein Reis schon längst erschlossen, der die Westküste Afrikas erreicht hat. Am oberen