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seinem Lufttissen saß, nahm sein Fahrscheinheft zur Hand, stieg ins Coupé" und machte seine Ferienreise.

Musik.

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Kongo hat ihn Tippu- Tip eingeführt. Man pflegt in Afrika vielfach Bergreis und nicht Wasserreis anzubauen, was die Kultur natürlich sehr erleichtert, sodaß der Neis als Haupt- Und er reifte" alle Tage während der ganzen Ferien, nahm nahrungsmittel immer mehr an Boden gewinnt. Als die Mahlzeiten auf den Stationen", die zur fälligen Zeit im Fett bient in Dstafrita Sesam oder Tierfett, besonders Stursbuch angegeben waren, fuhr die Nächte hindurch im Schlaf­Butter, während in Westafrita fast ausschließlich Balmöl zur wagen" oder suchte das vornehmste Hotel auf, ohne in diesem je Verwendung kommt. Wird dieses frisch den Nüssen ausgequetscht, so mals übervorteilt zu werden, denn er kannte ja die Zimmerpreise dient es zur Herstellung der Muamba, im englischen Küstendialekt ganz genau. An jedem Morgen blies er das Lufttissen neu auf Balm- oil- chop" genannt. Es ist das ein Gericht von Fleisch, und an jedem Abend öffnete er das Ventil desselben, um die Luft, Fischen und Vegetabilien, die mit viel Pfeffer im frischen, roten und die den Tag über ihre Schuldigkeit getan, herauszulassen. breiigen Palmöl gebraten werden. Für die Neger ist dies das Ideal So machte er seine Ferienreise billig und bequem. Vorgestern einer Speise; aber auch viele in Afrika lebende Europäer erklären ist er aus seinem Urlaub zurückgekehrt. Er hat sich ausnehmend gut es für die Krone der Kochkunst. Die Stelle dieses echt afrikanischen unterhalten. Wie er mir im Vertrauen sagte, wird er schon am Gerichtes vertritt in Ostafrika das indische Curry, dessen grünliche, kommenden Sonntag mit den Plänen für die nächstjährige Sommer­alles nivellierende Gewürzfauce über alle denkbaren Nahrungsmittel reise beginnen. ausgegossen wird, die dann mit Reis auf den Tisch oder vielmehr auf die Matte kommen. Hermann Gura führt seine Sommeroper bei Kroll mit Schließlich sei auch noch eines anderen sonderbaren Gerichtes reichhaltigem Repertoire weiter; alles um so anerkennenswerter, als auf der Speisenkarte der Naturvölker gedacht der Erde. Auf es mit zusammengewürfelten Kräften neu studiert werden muß! den verschiedensten Punkten der Erdkugel in Neukaledonien , in Nach mehreren Vorführungen von landläufigen Opern N. Wagners Sibirien , in Australien , in Peru , in Brafilien und auf Java hat und älterer wurde nun vorgestern( Sonntag) auch des Jtalieners man die Sitte des Erdessens beobachtet. Besonders verbreitet ist G. Puccini Werk Die Bohéme" gewagt. die Leidenschaft des Erdessens nach A. v. Humboldt in ganz Mittel- fennen es bereits aus einer oder der anderen vorübergehenden und Südamerika . Selbst Weiße sollen dort an dieser Speise Ge- Aufführung und bekamen in den letzten Jahren auch noch fallen finden Die Dttomaten am Drinoto essen eine Art fettiger Tonerde in der Form von Kuchen, die sie äußerlich bei sonst mit dem so eindringlichen und verwertbaren Inhalte von H. Murgers Zigeunerleben" zu tun, allerdings zugunsten schwachem Feuer brennen laffen, bis die Rinde rötlich wird. Buccinis. Der Komponist war uns überdies, troz minderen Ein­A. v. Humboldt sagt, daß ein Indianer an einem Tage dreiviertel brudes anderer Werke von ihm, zuletzt durch sein Frau Schmetter bis fünfviertel Pfund rein und unvermengt verzehre. Gewöhnlich ling" in erfreulicher Weise neu bekannt geworden. Jetzt fehrten nehmen die erdessenden Völker die Erde nur in Hungerszeiten zu sich. wir gerne zu seinen berühmtesten, kaum ein Dutzend Jahre alten Szenen" zurüd, mit gesteigertem Genuß einer Mufit, welche es so gut versteht, sich ohne Forcierung dem Inhalt anzupassen, der in jeinem reichhaltigen Wechselspiel allerdings hohe, doch auch dankbare Aufgaben stellt.

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Kleines feuilleton.

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erhalten

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Wir

Die Aufführung war getragen sowohl von einem tatkräftigen Billige Ferien. Nun, da die Ferien vorüber, kann ich getrost Bestreben, die vorhandenen, zum Teil dürftigen Kräfte gut zu von seiner Ferienreise erzählen: Schon zu Weihnachten hatte er mit fammenzuhalten, wie auch von den tatsächlich hervorragenden den Reiseplänen begonnen. Die Kursbücher hatte er sich von guten Leistungen mehrerer Sänger. In der männlichen Hauptrolle machten Bekannten geliehen und von Vereinen und Badedirektionen hatte er wir die Bekanntschaft des mit Recht wohlangesehenen Tenores sich Prospekte schiden lassen. Bu einem rechten Entschluß kam er erft Bennarini aus Hamburg und in der weiblichen Hauptrolle zu Pfingsten. Solange es draußen kalt und winterlich war, hatte er die von Fräulein Hummel, dem neuen Mitglied unseres eigenen den sonnigen Süden als das einzige, erstrebenswerte Reiseziel ins Auge gefaßt. Im Januar hatte er einen Plan nach der Riviera, im lichung der einzigartigen tragischen Figur der brustkranken Mimi" impernhauses, deren gut sonorer Sopran gerade auch zur Versinn­Februar einen nach Venedig und im März einen nach Korfu aus­trefflich paẞt. gearbeitet. Als dann der Frühling ins Land gezogen kam, wuchsen Was uns aber bei dieser Gelegenheit noch mehr interessiert, ist ihm die Reisegelüfte nach den nordischen Meerestüften. Der Sommer die Zukunft unserer Doppelbühne für dramatische Musik. Die alte aber ließ ihn sich für das Hochgebirge entscheiden. Jeder Sonntag, der in die Welt kam, fand ihn über seine Königliche" bedarf längst eines Neubaues und soll ihn jetzt endlich um so und so viel Millionen und unter Leitung Kursbücher gebeugt, Kilometerzahlen, Ankunfts- und Abfahrtszeiten eines Architekten, der sich um so weniger einbilden darf, ein der Züge notierend. Und dann verlautete etwas von den billigen Knobelsdorff Wilhelms II." zu sein, als ja diese Einbildung an Ferienzügen. Natürlich: das war das richtige für ihn, das einzig scheinend schon sein kollega von den Museen borweggenommen hat. richtige! Die fuhren nach allen Richtungen der Windrose: nach Nun heißt es noch dazu, daß für diesen Neubau der Kroll" ab­Hamburg, nach Stettin , nach Wien , nach München , nach Basel , nach gebrochen werden soll. Schlimmeres tönnte nicht bald geschehen. Straßburg , da brauchte man nur zu wählen! Und er wählte. Doch wer die Wahl hat, hat die Qual. An Allerdings ist der Innenraum dieses Gebäudes ein Theaterbau, wie jedem Sonntage wählte er ein anderes Reiseziel. Und der Sonn- er nicht sein soll: ein Breitenbau, akustisch wie optisch aus­gesucht berkehrt. Für einen lundigen Architekten dürfte es tage waren gar nicht mehr viele, so daß die ersten Ferienzüge jedoch nicht allzu schwer sein, den Raum soweit umzubauen und auszu bald gänzlich außerhalb des Bereiches jeglicher Betrachtung für ihn statten, daß er für intimere Stücke und Aufführungen ganz leidlich Lagen. Und als ihn wieder ein Sonntag in seinen Entschlüssen taugen würde, entsprechend dem Residenz- Theater zu München , dessen fchwankend gemacht hatte, faßte er sich Mut, ging zum Bahnhof und Rotoloschönheit allerdings nicht wieder zu erreichen ist. Und als ein erstand dort ein Ferienzugbillett nach München . Stück Abschluß des Königsplates taugt der Außenbau gut genug. Außerdem aber läßt sich diesem übergroßen und überöden Playe genug Raum abgewinnen, daß darauf eine große Oper" im Und er taufte noch mehr. Schon von anderen Reisenden hatte günstigsten Sinne des Wortes und mit allen modernen Erfahrungen er gehört, daß untrennbar von einem Sonderzugfahrer ein Luft für einen Kunst-, nicht Gesellschaftsbau errichtet werden könnte. tissen sei, mittels dessen man für bestimmte Störperteile die Und so merkwürdig es auch flingt: ein dritter Bau, benach Strapazen der Reise wenigstens einigermaßen mildern könne. Er bart oder entfernt, würde für die Ansprüche Groß- Berlins an ein erstand also ein solches und begab sich, mit Billett und Kissen be- von öffentlicher Autorität getragenes Operninstitut teineswegs über­waffnet, frohgemut nach Hause. Ein berechtigter Stolz füllte seine flüffig sein. Dann fönnte in bollen Bügen die längst dringliche Brust, denn nun hatten seine Reiseträume doch schon ein gutes Stüd Gabe wahrhaft volkstümlicher Opernaufführungen bequem und er­Wirklichkeit angenommen. folgreich gespendet werden.

Nun hatte er wenigstens seinen Fahrschein; an dem Reiseziel war also nichts mehr zu ändern.

Er setzte sich also zur Probe auf das Luftkissen, das er Kommt es nicht dazu, so ist die Erhaltung und Erneuerung des zuvor aufgeblasen, nahm das Billett in die eine und das Kursbuch Stroll" um so nötiger und kann wenigstens teilweis für ein popu­in die andere Hand und studierte die Fahrpläne. Das gefiel ihm läres Bestreben dienen, dessen Durchführbarkeit angedeutet zu haben bald so gut, daß er die Zukunft über die Gegenwart vergaß. Sowohl

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Notizen.

SZ,

oft er es ermöglichen konnte, setzte er sich in Reisepositur" und wohl das Hauptverdienst der diesjährigen Sommeroper iſt. mimte den Ferienzugpassagier. Und er fand, daß er bald Routine im Reisen betam. Ueberkies war diese Art des Neisens recht be­quem. Hatten ihn doch Bekannte schon immer vor den Strapazen einer nächtlichen Ferienzugfahrt gewarnt! Berechnete er nun noch gar die Ausgaben, die seiner in den Alpenhotels Harrten, und verglich damit seine jezige bequeme und billige Lebens führung, so erwog er täglich immer häufiger in feines Herzens stillstem Kämmerlein den plan, ob man die Reise nicht doch noch anders" gestalten tönnte.

- Die Anhänger der Weltsprache Esperanto halten zurzeit in Dresden einen internationalen Kongreß ab.

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Und er tam zum Ziel, da der Tag der Abfahrt an die Tür pochte. Er ließ den Ferienzug Ferienzug sein, kaufte sich eine Serie Ansichtspostkarten, auf denen die Sehenswürdigkeiten der Alpen dargestellt waren, befestigte sie so an der Zimmerwand, daß sein Auge all die Gebirgsherrlichkeiten erschauen konnte, wenn er auf

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Das Pergamon Museum in Berlin ist geschlossen worden und soll abgebrochen werden. Auf der Stelle wird sich das neue Deutsche Museum erheben.

- Der Direktor des Berliner Schauspielhauses, Ludwig Barnah, geht am 1. September nach Hannover als Intendant des dortigen fönigl. Theaters.

-Die Grönlanderpedition Mylius Erichsen 8, über bessen tragisches Ende berichtet wurde, hat ihre wissenschaftliche Aufgabe im großen und ganzen gelöst. Sie hat die Nordspiße Grönlands erreicht und die Gewißheit erbracht, daß Grönland eine Insel ist.

Verantw, Redakteur: Georg Davidjohn, Berlin.- Drud u. Verlag: Borwärts Buchdruderei u.Berlagsanstalt Baul Singer& Co., Berlin SW.