634- 6!et im Umkreis, und sie sind nicht anders feil, als durch nch." Eine Woche später reiste die Gräfin persönlich nach Rom . Ter Präfekt erhielt höhere Order, die Kandidatur des Rechtsanwalt Bruno zu unterstützen. Man habe ihn nach genauerer Ueberlegung Renda vorgezogen. Brunos Kandidatur erzeugte eine Wirkung, die die Gräfin allerdings vermutet, deren Umfang sie aber, wie sich zeigte, bedeutend unterschätzt hatte. Ein halb unterirdischer Strom von Erbitterung wälzte sich hervor, bemächtigte sich aller Redlichdenkenden und drohte einen Augenblick, die ganze Mafia hinwegzuspülen. Er ging von einem Kreise von Pa- triziersamilien aus und nannte sich konservativ, seinem ganzen Charakter nach aber war er eine Anti-Mafiabewegung ohne bestimmte Parteifarbe. Er zog eine Schar fast sozialistisch gefärbter Männer an sich, welche früher dei, kürzlich unter Codronchis Diktatur so brutal unterdrückten Arbeitervereini- gungen angehört hatten. Und was am meisten Angst einzu- flößen geeignet war: die Bauern, die hier, wie auf der ganzen Insel, nur in geringem Grade von der Mafia ver- feucht waren, begannen sich der neuen Bewegung anzu- schließen. Es war namentlich unter ihnen, daß Bruno sich durch seine Wuchergeschäfte verhaßt gemacht hatte: sie nannten ihn denWürger". (Jortsetzung folgtj (JSafibniä verboten.) 1B] Du sollst nicht begehren! Bon Timm Kröger . AlleS fand ein Echo, aber Peter Hinnerks.Verbotspfahl wirkte am gründlichsten. Und immer lebendiger trat er in der Erinnerung hervor. Es war ein alter Buchenstamm gewesen, roh bearbeitet, an den ein aus dem alten Scheuncntor her- stammendes Brett angenagelt war. Glaser Schulz, der auch An- streicher zu sein behauptete, hatte die Aufschrift gemacht und in freigebiger Weise ein Dehnungszeichen eingeflochten, das nicht dahin gehörte»Ferbohtener weg". Dem Weg hatte er die Majuskel versagt. Der alte in Gedanken von Heinrich wieder hervorgezauberte Pfahl versuchte den Pastor drohend anzusehen, aber Heinrich Bruhn ließ sich nicht mehr einschüchtern. Er wurde sogar immer munterer in seinem Wagemut gegenüber der kaum noch erkennbaren Aufschrift, die ihn jetzt die� Aufschrist der Ge­setze und der Moral gegenüber seiner Verbindung mit Marie Schott zu sein dünkte. Und wenn er mal wieder rn seiner ererbten Unfreiheit zagte, so kam die Dummheit, die er mehr als zehn- tausendmal begangen(so oft hatte er schätzungsweise den Um- tveg gemacht) und ließ ihn erkennen, daß das, was er für den g.ußten Vorzug seiner Denkart gehalten hatte, viel wahrschein- licher einen Mangel bedeute. In der ersten Zeit seines Braut- standcs kamen wieder und wieder die Stunden, wo er als Bureau- trat der Sittlichkeit alte Gedanken dachte. Sie bewegten sich etwa in dieser Form: die Seifenblase deines Glückes wird zer- platzen, wenn Georg kommt. Ich weiß, er kommt mit schwarzem Haar und schwarzem Bart. Oft kamen diese Augenblicke nicht mehr, dem Buchenpfahl und dem Scheunenbrett und dem»Fer- bohtener weg" hielten sie nicht stand. Es schwoll immer mehr der Mut und die Lust, Haus und Herd und Weib gegen den Ein- bringling zu verteidigen. Seine Braut wußte nichts von dem Krieg, den Peter Hinnerks Pfahl gegen die Gesetze führte. Sie wußte nichts von ihres Bräutigams Niederlagen und von seinem Sieg. AuS sich allein heraus kam sie nicht darauf. Was weiß eine Frau von Gesetzen? Und nun gar denken, einen Menschen für tot erklären und doch mit der Möglichkeit rechnen, daß er lebe? Eine Ehe zulassen und doch unter Umständen für ungültig erklären? Als ehrlich liebendes Weib war sie davor gefeit, auf Geröll zu kommen. Und als dann Staat und Kirche kamen und das Siegel auf ihre Ve» bindung drückten, als sie sich vor der Welt angehören durften, ha fiel vollends ab was noch übrig geblieben war. Und bei ihm kam zu dem Vcrbotspfahl der Sturm einer köstlich im Arme gehaltenen Liebe. Deren Macht hatte er wohl geahnt, aber noch nicht gekannt; nun aber lernte er sie kennen. Nun dachte er wie seine Freunde, nun war er über die Enge seiner Anschauungen hinausgewachsen, nun kamen ihm seine Bedenken klein und pedantisch vor. Ja, er geriet sogar in eine übermütige Stimmung und fing an, sein Geschick herauszufordern. Wenn der andere plötzlich auftauchte I Die Probe auf sein Glücksgefühl zu machen, schien ihm ungefährlich; ja, er fühlte sich so sicher, die Probe zu bestehen, daß er sie wünschte. Er hatte sich immer geduckt und sich für einen Zaunkönig gehalten, nun erst merkte er, daß er eigentlich ein Adler sei. Also hinauf in Pen Aether, in die Lüfte zum Kampf mit Georg Engelbrecht! Geld wird's kosten, wenn er kommt, dachte er. Weiter sorgte jxr nicht, denn die Grundfesten feiner Seele standen sicher. Und immer hatte er das Gefühl, als ob der einst Gcfürchtete, jetzt beinahe Ersehnte ihm in fremder Maske entgegentreten werde. Jeden Türsteher und Kellner, jeden Angestellten eines Gasthofes, jeden Hausknecht und jeden Eisenbahnschaffner sah er darauf an und forschte in den Linien seines Gesichtes. Aber kein Hauswart, kein Hausknecht und kein Kellner tat ihm den Gefallen, Georg Engelbrccht zu sein. Der Name war zwischen ihm und Marie wohl niemals er- wähnt worden. Er hatte gefürchtet, Marie zu betrüben und hatte sich auch selbst nicht getraut. Nun aber in seiner Stärke unter» wand er sich, seine Frau über alles hinwegzutragen. »Darf ich was fragen .Frag, Lieber!" .Du mußt aber nicht bange werden es ist nichts Schlimmes, .Wenn's nichts Schlimmes ist, werd ich sicher nicht bange." .Du sollst mir aber auch nichts übelnehmen." .Heinrich, wie könnte ich Dir was übelnehmen?" Sie wendeten acht Tage früher, als in ihrem Plan gelegen hatte, die Deichsel ihres Gefährtes der Heimat zu. Sie hattew Sehnsucht, ihr Glück zu Hause auf dem alten, schicksalsreichen Hof ,n Sorgen und Schassen um ihre Zukunft auszukosten. Hamburg lag hinter ihnen im Süden, der Boden ihrer Heimatprovinz lief an dem Eisenbahnzug hin. Bisher waren sie in den Knickdörfern der Geest hingefahren, nun kam grüne, flache Marsch. Rund um sie her mahlten zahllose Mühlen und hoben das Regenwaffer in die hohen, zwischen starken Deichen verlaufenden Wettern. .Wie sollte ich Dir was übelnehmen, lieber Mann?" .Ich dachte, du könntest es als eine Unzartheit empfinden, aber ich möchte es doch gern tun. denn ich fühle mich so kühn." .Frag!" .Wenn Georg noch lebte!" Die junge Frau hatte in der Polsterecke des Abteils geruht, nun richtete sie sich auf. »Ist er da, Heinrich?" .Nein, er ist nicht da. vergib, es war ein törichter Einfall, davon zu sprechen." Ein paar Minuten versank sie in Sinnen, dann sprach sie: .Töricht? Erst dacht ich's auch, aber am Ende ist's ganz gut. daß wir darauf kommen. Wenn er nun wirklich dahergestiegen käme, der lange Georg mit seinem großen schwarzen Bart, und ich säße dann da als eine Frau, die zwei Männern zugehört. Ich muß doch wissen, wen ich wählen will. Und das," da lachte sie,.ich bin eine ver« nünftige Frau, die zu Enoe denkt, wenn sie was beschließt. Ich überlege mir beizeiten, wen ich nehme." Sie rückte dicht an ihn heran. .Der eine hat große dunkle, der andere graublaue Augen. Der hat einen schwarzen Bart, der andere einen blonden Schnurrbart. Eigentlich bin ich mehr für die großen dunklen Männer, aber der blonde mit dem Schnurrbart ist Pastor gewesen... Ich glaube, ich behalte meinen Pastor." .Närrin I" .Ich habe Dich und lasse Dich nicht mehr..." Sie waren allein, sie hing an seinem Halse und bedeckte seinen Mund mit Küssen. .Und ivcnn er wirklich kommt, Heinrich.. Sie saß wieder an seiner Seite und drückte seine Hand...»Wir wollen flink bereden, wo wir mit ihm bleiben. Da denke ich..." .Du denkst?" .Ich meine, wenn er an unsere Tür klopft(es kann nur als Bettler sein), dann müssen wir ihm drüben ich meine in Amerika , ein Heim verschaffen. Was meint mein Mann dazu?" .Der Himinel will uns lange zusammen sehen, Herz... Du redest meine Gedanken. Wozu Hab ich auch all mein Geld von Peter Ohm auf der Sparkasse? Ja, dann müssen wir ihn über das große Wasser schicken." Auf dem Bahnhof hörten sie, daß MatthieS mitn Swung in der Stadt anwesend und jetzt nach Wilhelm FrahmS HauS gegangen fei. Sie wurden sich rasch einig, im lieben Gott zu essen und dann auch hinzugehen. (Fortsetzung folgt.) (Nachdruck verboten.) CIntcr der Mitternachtssonne. L Schon im Mai kann man im Süden Norwegens dieses seltsame Schauspiel der hellen Nächte erleben, in denen eS bis zur elften Abendstunde licht nnd um ein Uhr morgens wieder hell wird und da es nie dunkel ist. Fährt man nordwärts gegen Trondhejm zu, so ist man um Mitternacht schon unter einein blonden tatsächlich blonden Himmel, aber in Trondhejm sind die Nächte schon hell, taghell und gegen Mitternacht spielen die Kinder noch in den Gärten. Da hat man auch das wunderbare Schauspiel, daß Sonnenuntergang und Sonnenaufgang nur eine Stunde auseinander liegen und wenn man vom.Fjeldsaetter" am.Graakallen" bei Trondhejm dieses Schau» spiel betrachtet, dann gleicht der Himmel einem buntfarbigen Garten, der Blumenbeete in reicher Ruamkierung enthält. Am Abend Verlasien auch die Touristenschiffe den Hafen von Trondhejm und da ist das Meer fast so vielfarbig, wie der Himmel.