rWen; es svaren die Kcnitruppeu der Mafia bei allen Wahlen. Rasch entschlossen entschied Carmela sich, ihr Heim auf- zulösen. Sie kaufte drei Tonnen Wein, und mietete einen leeren Laden unten beim Tore. Da saß sie nun den ganzen Tag in der Tür, und sie und die Stadt sahen sich einander gleich neugierig an— aus nächster Nähe. Sie kannten sich einander ja nur vom Hörensagen. Die Kaserne lag dicht dabei. Die Soldaten strömten hinzu. „Soldaten?— Nein!" sagte Carmela. Der Sprung war denn doch zu groß. So alt war sie doch nicht— vor der Hand. Das ganze Geschäft liquidierte übrigens einen Monat später— gerade um Weihnachten— und sie mietete dann «ine ganz abseitsliegende Stube, oben bei Babberia. �Fortsetzung folgt.)Z (Nachdruck verbotin.> 81 Huf Irrwegen* Von Jonas Sie. Autorisierte Uebersetzung aus dem Dänischen von Mathilde Mann . Faste war wieder draußen auf der geschäftigen Straße.—— So war man denn doch die Schulden in Zürich glücklich los. Aber der Makler hatte offenbar eine verkehrte Auffassung von der Situation.-- Daß so ein-- übrigens durchaus kein so Sirnverbrannter— Gedanke— sein Ansehen heben konnte, war za eincswegs zu seinem Nachteil—. Mit dem Kredit wollte er jetzt seinen Bau errichten!—— Eine Weile später überholte Faste mit beflügelten Schritten Fräulein Bera Gylling am Ende der Stadtbrücke-- Es war ein beinahe wildstrahlendes Gesicht, das er unter khren Sonnenschirm steckte, als er neben ihr anlangte, und, während sie den Villaweg entlang gingen, deklamierte er ausgelassen triumphierend: „Ada und Silla, hört meine Stimme. Lamecks Gattinnen hört meine Rede: Der Mann, den ich mordete mir nicht zum Gewinn"— „Bist Du verrückt geworden?" „Siebenmal ward Kain gerächt, Siebenmal siebenzig will Lameck ich rächen!" „Bist Du denn ganz von Sinn und Verstand, Faste?" „Ich sage Dir, Bera, Freundschaft ist mehr als Liebe.— Du bist niir mehr als Ada und Silla und mehr als alle Gattinnen Lamecks zusammengenommen. Und deswegen jubelt Lameck vor allen anderen Dir, Bera, seine Siegeshymne zu—" Einen plötzlich ausleuchtenden Ausdruck bedeckte der Sonnem schirm, indem sie es vermied, ihn anzusehen, und sie antwortete mit einem ziemlich trockenen:„Nun?" „Hör' einmal, Bera! Hier komme ich mit dem Schlüssel zu der Welt— zu meiner ganzen Zukunft in der Tasche!" „So— mehr nicht? Du meinst, wenn Du nur den Torschlüssel «rst hast, so kommt das Schloß schon nach!" „Ja, Du, wenn man den goldenen Schlüssel hat. Ich habe heute Onkel Joel geschmolzen, so daß das Metall in großen, blauten Tropfen von ihm herabtroff,— dreitausendfünfhundert Kronen! — Die Grundlage, auf der ich beginnen kann, verstehst Du? Und dann kommt cS nur auf die Hand an, die den Schlüssel herum- dreht!" Sie blieb plötzlich stehen, drehte den Sonnenschirm ganz nach hinten in den Nacken, als wolle sie sich gegen etwas Unbegreifliches schirmen, das sie erschreckte: „Du?— treitausendfünf— Und von Deinem Onkel Joel? Du faselst wohl?" „So! Und ich glaubte, Du würdest Dich freuen,— es wenigstens ein bißchen anerkennen!" „Aber sag' nur einmal, wie in aller Welt,— dreitausend Kronen von—" „Dreitausendfünfhundcrt!" «Ich stelle mir nur D i cki vor— und Deinen Onkel-- 1" „Ja, ich und Onkel Joel." „Mache mich nicht bange, sage ich Dir!" „Willst Du heute denn auch wieder böse sein?" „Großer Gott, welche Verpflichtungen muß sich der Mann nicht von Dir ausbedungen haben, ehe er mit seinem Geld herausgerückt ist,— und so viel Geld! Wenn Du auf etwas versessen bist, Faste, so weißt Du es immer ins beste Licht zu rücken--- Und Du hast dann so schrecklich viele Auswege!" jammerte sie beinahe. „Das heißt, ich setze meine Pläne durch trotz Feuer und Wasser. Wenn Du das die Sache ins beste Licht rücken nennst, so— ja. Du denkst natürlich au das Perpetuum, Du auch, das wird mir auch immer unter die Nase gerieben!" „Sag' doch nur, wie es zugegangen ist, hörst Tu, Faste! Ich werde ganz unruhig." „Wie es zugegangen ist?— Wie man einen Menschen besiegt? Ich gestehe gern ein, daß dabei ein wenig von dem Fuchs mit im Spiel war, der dem Raben schmeichelte, bis dieser den Käse fallen ließ,— oder doch einen kleinen Bruchteil davon. Im übrigen aber war es der alte Brief, von dem ich Dir am Montag auf der Brücke erzählte. Geradezu ein finanzieller Geniestreich. Und ich glaube auch, er fühlte dasselbe und taute auf." Sie sah ihn grübelnd an:—„Da war ja eigentlich ein ziemlich delikater Punkt für Deinen Onkel in dieser Geschichte," sagte sie dann.„Ich muhte wenigstens gleich daran denken, was der strenge, hochmoralische Herr Bankdirektor dazu meinen würde, wenn es bekannt würde, daß er die Grundlage zu seinem Vermögen dadurch gelegt hat, daß er diesem Kapitän Sand in die Augen streute." „Aber Du siehst doch wohl ein, daß es genial, glänzend, sprudelnd, glänzend genial war,— daß sich so nur ein Obergeneral des Mammons aus der Verlegenheit zieht!" „Ich frage nur. Faste, wie meinst Du, werden die Leute hier in der Stadt diese Sache beurteilen?" „Pah, den Spießbürgern kann das nur ganz einfach impo- nicren; die beugen sich immer vor dem Resultat. Offen gestanden, Vera ,Du bereitest mir eine Enttäuschung, nie und nimmer hätte ich geglaubt, daß Du so engherzig bist!" „Gabst Du ihm dann den Brief?" „Freilich, denn er leugnete die Geschichte ja, bis er ihn in der Hand hielt, weißt Du." „Und dann?"* „Verteufeltes Verhör!" rief er ärgerlich,—„ja, dann warf er ihn ins Feuer und wir sprachen nicht mehr davon. Tann redeten wir noch eine Weile über das Geld hin und her, bis er nachgab." „Es ist aber wirklich keine Kleinigkeit, bei Dir einer Sache auf den Grund zu kommen. Faste--- fiel es Dir denn wirklich gar nicht ein,— nicht einmal im Innersten Deiner Seele,— daß es Deinem Onkel peinlich sein könne, ja, daß er geradezu bange darin sein könne, Dich mit dem Beleg für diese Jugendgeschichte in der Tasche herumlaufen zu lassen?" „Du willst mich doch um Himmelswillen nicht geradezu beschul- digen, daß ich Onkel Joels Brief dazu benutzt haben sollte, um von dem Mann Geld zu erpressen?" brauste Faste wütend auf.„Das muß ich sagen,"— fügte er kühl hinzu—„nach unserer jähre- langen Freundschaft hatte ich erwartet, daß Du mich besser kennen würdest." „Ja, wenn ich nur einmal sagen könnte, daß ich Dich besser kennte! Du bist so vielseitig, Faste. Ich bin nie ganz sicher, wo ich Dich habe. So urplötzlich taucht alles bei Dir auf, daß ich erst im Grunde hinterher begreife, wie es sich eigentlich verhält." „Und nun meinst Du oder befürchtest Tu, daß ich heute„eigcnt- lichst", wie Du Dich ausdrückst, bluttriefend geradeswegs von Onkel Joel herkomme, dem ich 3200 Kronen geraubt—" „Ach, Du weißt recht gut, daß ich so etwas nicht meine. Aber Du kannst, ohne es selber zu ahnen, so merkwürdig die Augen gerade für irgendeine beliebige Seite der Sache verschließen, die Du nicht zu sehen wünschest." „Tanke schön! Tu meinst also mit anderen Worten, daß ich, ganz unversehens und unbewußt, Onkel Joel die Pistole auf die Brust gesetzt habe!" „Nein, nein; aber ich werde nur so unsicher. Du kannst niemals eine Sache klar und deutlich darlegen. Man hat oft das Gefühl, als schaue man in einen Abgrund hinab, das macht mich bange." „Bange— bange— daß Tu einen Straßcnräuber zum Freund hast!" lachte er munter. Er schien es nicht zu bemerken, daß sie an dem Fußpfad still stand, der zwischen Gartenzäunen und Waldungen direkt zu dem Landhause ihres Vaters führte. „Sonderbar."— rief er dann aus,—„ich glaube, es ist im Grunde diese Deine Angst, die mich immer am meisten zu Dir hin- gezogen hat, Bera,—• der ängstliche Vogel in Dir, der wie ein Specht dasitzt und an meinem Gewissen pickt, als wollte er sehen, ob der Baum krank ist. Du hättest mich fast dahin gebracht, daß ich spornstreichs zu Onkel Joel zurückgelaufen wäre, um zu fragen, ob ich ihn heute Vormittag wirklich ausgeplündert habe," (Fortsetzung folgt.) HrdnteKtur. Selten bietet sich für einen modernen Künstler die Gelegenheit, ein staatliches Gebäude nach seinen Ideen auszugestalten. Sieht man unsere öffentlichen Gebäude, unsere Sammlungen, unsere Museen darauf an, inwieweit bei ihnen Rücksicht darauf genommen wurde, den Raum nach architektonischen Gesetzen zu erweitern und zu schmücken, so ist es da mit der sinnvollen Zweckgestaltung des Raumes bald zu Ende. Wir haben erst seit kurzem einen Blick dafür bekommen, daß eine Halle, ein Empfangsraum nach anderen Prinzipien ausgebaut sein müsse, als wir es bei unseren Wohn- räumen gewohnt sind. Ein solcher Raum ist dafür bestimmt, Tausenden von Menschen, die eine Weile sich hier aufhalten, zum
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25 (26.8.1908) 164
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