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Ser Fischerei son Jahr zu Jahr oder in einer Gruppe von Jahren 14, 5, 6, 7 und 8 waren außerordentlich zahlreich. Uebrigens war und ferner darauf beziehen, festzustellen, ob die Menge der Fische das Verhältnis der Fische der verschiedenen Altersklassen offenbar fich infolge einer allzu intensiven Fischerei vermindert.

Der mehr oder minder große Ertrag des Fischfanges hat zu allen Zeiten eine bedeutsame Rolle in der Oekonomie vieler Länder gespielt. Wir wissen, daß im Mittelalter ganze Städte und Ge­meinden entstanden und verschwanden, je nach dem Reichtum der Heringsbänke. Auch die gegenwärtign Statistiken weisen bedeutende Veränderungen nicht nur in den Ergebnissen einer Küstenfischerei, wie der Norwegens , nach, sondern selbst in der Hochseefischerei in der Nordsee , wo doch die Hochseeboote leichter den Fischbänken folgen können. Die zweite Frage, ob in der lehten Zeit infolge eines allzu intensiv betriebenen Fischfanges eine Verminderung der Fische stattgefunden habe, hat in der letzten Zeit eine ganz besondere Bedeutung bekommen. Man hat gefürchtet, daß der Ge­brauch der intensiven Methoden den Fischreichtum der Nordsee und besonders den des Kattegats und Etagerrats vermindert habe. In einem höchst instruktiven Auffah der Revue Scientifique " behandelt der Zoologe an der Universität Lüttich , Eugène Wollman, diese und andere auf den Gegenstand bezügliche Fragen. Wir müssen es uns aus räumlichen Gründen bersagen, ausführlich auf die zur Beantwortung der Fragen angewandten Methoden einzugehen und begnügen uns damit, an einigen besonderen Fällen, die sich auf die wichtigsten Fischarten beziehen, die gewonnenen Resultate zu sammenzufassen.

Der Hering. Die Heringsfischerei spielt bekanntlich eine bedeutende Rolle in dem Wirtschaftsleben vieler Länder. Daher haben die kapriziösen Erscheinungen dieses Fisches längs der Küsten und die Verschiedenheiten, die die Heringe je nach den von ihnen besuchten Küsten aufweisen, seit langer Zeit die Aufmerksamkeit der Fischer auf sich gezogen. Man hat sich daran gewöhnt, den Hering der Doggerbank, den der Shetlandsinseln, und den norwe­gischen zu unterscheiden. Man unterscheidet in dieser Kategorie den Frühjahrshering( Springhering), den großen Hering( Breit­Hering), den Fetthering usw., usw.

Die ersten Forschungen erlaubten nicht, die Beziehungen fest­gulegen, die zwischen den verschiedenen Arten von Heringen be­stehen, aber eine peinliche Untersuchung förderte bald bedeutende Differenzen in der Organisation verschiedener Arten zutage. So hat Heinide gezeigt, daß die Zahl der Wirbel bei den Heringen der Doggerbank geringer ist als bei den Frühjahrsheringen Nor­ wegens . Andere Forschungen haben dann gestattet, die Verteilung der verschiedenen Arten folgendermaßen festzustellen. Der Hering der Doggerbant, der durch seinen kleinen Wuchs( 24 bis 25 Benti­meter) und seine leine Zahl von Wirbeln( 56) charakterisiert wird, findet sich in der Doggerbank längs der Küsten Englands, auf der großen Fischerbank, und dem Süden des Stagerrats. Der Hering der Shetlandsinseln, der 30 Zentimeter an Länge mißt und eine etwas größere Anzahl von Wirbeln zählt, findet sich an den schottischen Küsten und an den Shetlandsinseln. Diese Art bildet nach mancherlei Hinsicht die Verbindung zwischen dem Hering der Doggerbank und dem Norwegens , er laicht im Juni und Auguft. Der Hering Norwegens ist die größte Art, und diejenige, die die größte Anzahl von Wirbeln besitzt. Dieser Hering laicht im Früh jahr, wird Matjes- oder Jungfernhering im Juli und August und Bollhering im November genannt.

Die Schnelligkeit der Entwickelung unterscheidet eine Art von der andern. Es seien einige Resultate mitgeteilt, die man in Be­stimmung des Alters nach den konzentrischen Kreisen der Schuppen erhalten hat. Das Wachstum des Frühjahrsherings ist rapide und regelmäßig bis zum Alter von fünf oder sechs Jahren; nach diesem Alter verlangsamt es sich mehr und mehr. Das Wachstum der Fjordheringe ist bei weitem geringer, das Wachstum des Stagerrak­herings und das der Shetlandsinseln verlangsamt sich schon nach dem driten Jahre. Die Fische dieser beiden Arten erreichen den noch einen viel beträchtlicheren Wuchs, als der Hering der Fjords. Wenn man für jede dieser Arten die Schuppen der Fische bon einem Jahr prüft, d. h. der Schuppen, die nur einen einzigen Kreis tragen, so fonstatiert man eine wichtige Tatsache: Von der Bildung des ersten Winterringes ab werden die Schuppen des Frühjahrsheringes, wie diejenigen des Heringes der Fjorde, bei weitem fleiner als diejenigen der Art aus dem Stagerraf und die jenigen von den Shetlandsinseln. Erinnern wir uns nun daran, daß der Frühjahrshering und derjenige der Fjorde im Winter und im Frühling laidhen, während die Arten des Stagerraks und der Shetlandsinseln im Sommer und im Herbst laichen, so erklärt sich der Unterschied in der Größe der Schuppen mit einem einzigen Ringe durch die Tatsache, daß, von der Bildung des ersten Winter ringes an, die Fische der beiden ersten Arten ein Jahr alt sind, während diejenigen der beiden letzten Arten Jahre zählen. Wir sind also in der Lage, die Fische der verschiedenen Arten in den Gegenden zu unterscheiden, wo man sie zusammen trifft.

Diese und ähnliche Beobachtungen gestatten uns, eine andere interessante Frage anzuschneiden: die Busammensetzung der Heringsbänke nach Altersgruppen. Ein Beispiel wird das am beften darlegen. Bei drei verschiedenen in mehrere Meilen weit ausein ander liegenden Gegenden veranstalteten Fängen mit dem Schleppe neh, das die Fische alle Größen aufnimmt, hat man 927 Früh jahrsheringe gefangen. Indem man das Alter dieser Fische be­stimmte, hat man sie in elf Gruppen von drei bis dreizehn Jahren geteilt. In der Gruppe drei waren nur wenige Fische; die Gruppen

dasselbe in dem Ergebnisse von jedem der drei Fänge. Man kann daraus schließen, daß die Beobachtungen eine ziemlich genaue Bor­stellung über die Zusammensehung der Banten von Frühjahrs­beringen ergeben. Wir werden später die Bedeutung dieser Beob achtung sehen, es genüge, hier zu sagen, daß sie gestattet haben, ein für allemal die folgenden Punkte aufzustellen: 1. Der Früh jahreshering ist ein Hering, der bis zum Alter von mindestens bier­zehn Jahren laicht. 2. Der Matjeshering ist ein junger Hering, im Alter von bis 4 Jahren.

Der Köhler. Der Köhler, eine Schellfischart, laicht vom Dezember bis Februar in einer Tiefe von ungefähr 150 Metern. Er braucht ein Wasser, das einen hohen Salzgehalt hat. Hieraus erklärt es sich, daß das Laichen nur in dem Norden der Nordsee , der North Sea Bant, und in den tiefsten Teilen der Romsdal- Bant geschieht. Aus diesen Regionen werden die Larven und die ganz jungen Fische an das Land getrieben. Ausgedehnte Untersuchungen haben das nachfolgende Tableau dieser Wanderung aufzustellen erlaubt.

Aus den weiten, von den Fischern unter dem Namen Tampen" bekannten Laichräumen werden die kleinen Fische in gewaltigen Maffen nach Schottland und England getrieben, wo sie Gegenstand eines reichen Fischfanges bilden. Ein Teil wird nach Bergen und Stavanger gelentt, ein anderer Teil wird weiter nördlich getrieben, endlich darf man nach gemeinsamen Beobachtungen annehmen, daß ein Teil der jungen Köhler, die man in der Nordsee trifft, vom Atlantischen Ocean herbeigeführt worden sind. Die Richtung der Strömung erklärt das Fehlen junger Köhler im Süden der Nord­fee und in dem Fjord von Kristiana ebenso wie ihr relativ seltenes Vorkommen im Stagerraf. Dennoch fonveniert dieses letztere der Entwickelung des Köhlers; denn die Eremplare, die man dort findet, sind viel besser entwidelt, als die jungen Köhler desselben Alters in denjenigen Gegenden, wo diese Fische in reicher Anzahl vorhanden sind.

Die Geschichte des Köhlers liefert so ein padendes Beispiel von der Rolle der Strömung in der Verteilung der Fische. Sie gestattet uns nunmehr festzustellen, daß es nicht nur die Lokalbedingungen find, die den Fischreichtum einer bestimmten Gegend beeinflussen. Die jungen, schon durch die Strömung zerstreuten Köhler ber folgen ihre Entividelung unter sehr verschiedenen Bedingungen. Die in diefer Richtung angestellten Untersuchungen haben gezeigt, daß, je mehr man nach Norden vorrückt, um so langsamer das Wachstum ist. So fönnen im Stagerrat die 12 Jahr alten Köhler die Länge bon 36 Zentimeter erreichen, während an den Küsten von Mur­mann oder Finnmarken die Köhler von 22 Jahren nur 28 Zentimeter messen. Diese Tatsache erklärt es, daß in Norwegen der Fang des sehr jungen Köhlers nur in der Gegend stattfindet südlich von Romsdal . Es ist wahrscheinlich, daß die Mehrzahl der Köhler die Geschlechtsreise im vierten Jahr erreichen und daß fie bis zum Alter von mindestens achtzehn Jahren laichen. Der Kabeljau. Der Kabeljau laicht in sehr verschiedenen Jahreszeiten und in sehr ausgedehnten Regionen. Dank den dänischen und nowegischen Untersuchungen sind die Gegenden genau bestimmt, sie sind: Der Süden der Nordsee , die englischen Küsten, das Skagerrak , die beiden Belte, die norwegischen Fjorde, die Küsten der Farörinseln und die Küsten des Süden Jslands. Das Laichen geschieht in ziemlich tiefem Wasser und ziemlich nahe dem Land, und man findet die jungen Kabeljaus in reicher Zahl längs der verschiedensten Küsten der Nordsee , des Stagerraks, und des Ark­tischen Meeres. Bu jeder Zeit wird ein Teil der jungen Fische durch die Strömung auf das offene Meer getrieben. Die Schnelligkeit des Wachstums des Kabeljaus ändert sich mit den Gegenden; so erreichen die jungen Fische von einem Jahre eine Länge bon zwanzig Zentimeter in dem Süden der Nordsee und in den Belten, während die gleichaltrigen in dem Skagerrak gefangenen Fische nur vier bis fünf Zentimeter und die der norwegischen Küste sieben bis acht Zentimeter in der Länge messen. Es hält ziemlich schwer, genau das Alter des Kabeljaus zu bestimmen, man hat indessen nachweisen können, daß sein Wachstum schneller und regelmäßiger während des zweiten und dritten Jahres ist, daß es aber vom fünften Jahre ab bedeutende Unterschiede im Winter und im Sommer aufweist. Der Köhler erreicht die Geschlechtsreife im Alter von drei Jahren, selten ein wenig später. So findet man in den Belten laichende Köhler von dreißig Zentimeter Länge und im Alter von zwei Jahren, dagegen in der Nordsee messen die zur geschlechtlichen Reife gelangten Röhler siebzig bis achtzig Zentis meter. Es ist wahrscheinlich, daß die Periode der Geschlechtstätig feit mindestens 11 bis 12 Jahre währt. Das Studium einerseits des Wohnungswechsels der bezeichneten Fische, andererseits der Fischereistatistiken, machen uns bekannt mit den Wanderungen, die der Köhler unternimmt. Wir erfahren so, daß die erwachsenen Köhler in dem Süden der Nordsee sich zeigen, um im Sommer von neuem zu verschwinden; an den Küsten von Norwegen fängt man sie noch bei Finnmarken im Sommer, und auf den Strei Banks im Winter. Ebenso laichen an den isländischen Küsten die Kabeljaus im Süden im Winter und steigen gegen Norden im Commer. Auf der anderen Seite weisen die Wanderungen der bezeichneten Fische nach, daß die erwachsenen Kabeljaus von dem Innern nach dem Aeußern der Fjorde ziehen und daß fie große Entfernungen längs der Küsten durcheilen,