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Schließlich sei noch bemerkt, daß, wie Prof. Kückenthal hervor. hebt, es neuerdings der Paläontologie geglückt ist, Funde von fossilen Vorfahren der Wale zu machen, aus denen hervorgeht, daß die Zahnwale von sehr alten Landraubtieren abstammen.

biefer alten Meister hatte allerdings seine Besonderheiten, sowohl in wie bei allen Säugetierembrhonen, ein Kleid dichtstehender Haare der Bauart der Geigen, als auch in der Art und Farbe der anlegt, das sich aber später in eigentümlicher Weise umwandelt; Ladierung. Es gab förmliche Geigenbauerschulen, deren Erzeugnisse manche Walfische sind in ausgewachsenem Zustande vollkommen man an ihrer Lackierung erkannte; so waren die Geigen Caspar haarlos, aber es kommen bei manchen Formen auch dem er Tieffenbruckers, der auch Duiffopruggar genannt wird, eines der wachsenen Tiere Haare zu, die als Sinneswerkzeuge funktionieren älteren Meister, braun lackiert und bemalt, die des Stradivarius rot,( so die Spürhaare).- Die Barten, die bei den Bartenwalen eine die des deutschen Meisters Jakob Stainer   in Tirol gelbrot mit so große Rolle für die Nahrungsaufnahme spielen, sind eine An­braunem Boden, die der ungarischen Geigenbauer dunkelbraun, fast passungserscheinung an die neuen Lebensbedingungen. Sie sind schwarz. Die Geigen aus Neukirchen( Markneukirchen   i. Vogtl.), wo aus verhornten Gaumenplatten hervorgegangen. Daß die Barten­der nach 1677 aus Danzig   zugewanderte Geigenmacher Tängel wale von bezahnten Säugetieren abstammen, ersehen wir daraus, eine neue Art der Geigenlackiererei eingeführt hatte, und auch die daß bei jungen Embrhonen sich ein reiches Gebiß von Zähnen Geigen aus Klingenthal   waren gelb und fleckenlos. Da es zu jenet anlegt. Die Zähne brechen aber niemals durch, sondern ihre An­Zeit teine Lackindustrie gab, waren die Geigenmacher darauf an- lage verschwindet während der embryonalen Weiterentwickelung. gewiefen, sich ihren Lad nach vorhandenen und überlieferten Rezepten Während die Hintergliedmaßen schon beim Embryo voll felber zu bereiten, und es besteht nun die Meinung, daß die Be femmen zurückgebildet werden, entwickeln sich die Vorderglied standteile der alten Geigenlade gar nicht mehr aufzutreiben seien. maßenanlagen weiter und werden zu den Brustflossen, die in ihrem Aber außerdem sollen die alten Geigenmacher auch ein besonderes äußeren Bau von den Gliedmaßen der landlebenden Säugetiere Verfahren zur Entharzung des Holzes gekannt haben; nur harz- vollständig abweichen. Es erweist sich aber, daß ihr Skelett und freies Holz mit leeren Zellen soll den Wohlflang verbürgen. Auch ihre Muskulatur nach gemeinsamem Grundplane gebaut sind. die Lackiermethode soll von wesentlichem Einfluß sein; der Ziehen wir in Betracht, daß heute das biogenetische Grund­Lack dürfe nämlich nicht in das Holz einziehen und er müsse deshalb geseh" von Haeckel zu einer Tatsache geworden ist, daß also die bei den alten Instrumenten eine Grundierung aus heller Leim- Keimesgeschichte ein Auszug der Stammesgeschichte ist, daß die Lösung usw. erhalten haben. Vielleicht ist das Tängeliche Lackier- Formenreihe, welche der Embryo während seiner Entwickelung verfahren von dieser Art gewesen. Tatsächlich finden sich in alten durchläuft, eine kurze, gedrängte Wiederholung der Formenreihe Rezeptenbüchern ganz verzwickte Herstellungsvorschriften für Geigen- ist, welche die tierischen Vorfahren seiner Art von den ältesten lade, so auch in dem 1696 bei Johann Ziegler   in Nürnberg   er Beiten organischen Lebens an bis auf die Gegenwart durchlaufen schienenen Buche Curieuse Kunst- und Wercschul, darinnen zu er- haben, so müssen wir sagen, daß es auf Grund der mitgeteilten Lernen allerhand schon bewährte Lac- Spic Terpentin- und Del Tatsachen feststeht, daß der Walfisch von landlebenden Säuge. fürnisse". Es wird da das Rezept zu eines berühmten Geigen- tieren abstammt. machers überaus schönen Geigen und Lautenfürnis" gegeben und zwar ist es eine spirituöse Lösung von Gummilad( Schellack, Saft einer indischen Schildlaus, Coccus lacca), Sandarac( nordwestafrikanisches Weichharz), Drachenblut( Indisches Pflanzenharz), Orlean( Pflanzen egtraft aus Südamerika   und Afrika  ), Beernwurzel(?) und Aloa socotrina. Diese Substanzen find aber in der Hauptsache auch heute noch zu haben, so daß das Geheimnis also an den Ingredienzien selber nicht liegen kann. Mit diesem Rezept wird aber auch die be­stehende Meinung widerlegt, daß die alten italienischen Meister nur Dellad, nie Spirituslad benutzt hätten. Jenes Rezept war jeden­falls schon bekannt genug, als es in das Nürnberger   Rezeptbuch von 1696 fam, und es ist nicht ausgeschlossen, bei den regen Bes ziehungen Nürnbergs   zu Oberitalien  , daß es überhaupt, wie viele andere Rezepte jener Zeit, erst aus Italien   gekommen war und bon einer italienischen Geigenbauergruppe stammt. In einer 1703 von dem Jesuitenpater Bonani in Rom   herausgegebenen Schrift: Trattario delle vernice( Abhandlung über Lacke) werden dagegen alle spirituöfen Harglösungen als Geigenlade verworfen und nur Dellacke, also Lösungen von Harzen in Leinöl und Terpentinöl empfohlen. So ist man sich schon damals über die beste Art des Geigenlaces nicht einig gewesen, und es ist deshalb nicht zu verwundern, wenn sich an das äußere Aussehen der Geigen, an ihren Lacüberzug eine Art Mythus   angeknüpft hat, der dem Sportbedürfnis, dem Liebhaberspleen und der Sammlerleidenschaft willkommene Unterlagen gibt. In dem bayerischen Gebirgsdorfe Mittenwald  , das heute noch eine Geigenbauindustrie hat, werden u. a. auch die Geigen hergestellt, die meistens von Zigeunern gekauft werden; fast alle Zigeunermusiker haben Mittenwalder   Geigen. Diese Geigen werden gleich als alt fabriziert; sie müssen recht schwarz und schmutzig aussehen. Die Lackierung erhält deshalb auf fünft liche Weise Risse und Schrunden, an verschiedenen Stellen wird sie leicht beschädigt und es werden undentliche und unbestimmbare Zeichen und Figuren darauf gemalt, zum Teil auch wieder weggewischt, so daß nur noch Spuren davon zu sehen sind. Jedenfalls wird dadurch die Mittenwalder   Zigeunergeige feine zweihundertjährige Stradivaci aus Cremona  , aber es scheint wirklich so zu seines ist nicht der Ton, es ist der Lack, der die Musik macht. Hllg.

Aus dem Tierreiche.

Nächtliche Waldbeleuchtung. Unter diesem Titel bringt die Monatsschrift für Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse Kosmos" eine sehr interessante Abhandlung über unsere, als" Johanniswürmchen" jedem Kind bekannten Leuchttäfer, dem wir folgende Ausführungen über die Ursache des Leuchtens entnehmen. Obgleich zahlreiche und sorgfältige Ar­beiten namhafter Gelehrter über diesen Gegenstand vorliegen, ist die Frage, auf welche Weise eigentlich das Leuchten zustandekommt, noch keineswegs genügend aufgeklärt. Gerade die lichtvollste Seite im Leben dieser merkwürdigen Tiere fonnte seitens der Forschung bisher am wenigsten erhellt werden. Ein abschließendes Urteil kann hier zurzeit um so weniger gefällt werden, als sich die Ansichten der verschiedenen Forscher zum Teil direkt widersprechen. Mit der frommen Mär, daß der Johanniskäfer dem Heiligen seinen Schein zu verdanken habe, dessen Namen er trägt, fonnte sich die Wissens schaft natürlich nicht zufrieden geben. Die Fachgelehrten dachten vielmehr zunächst an ein bloßes Phosphoreszieren, aber Mateuccis Untersuchungen ergaben das vollständige Fehlen von Phosphor in der kleinen Wunderlampe. Schon Spallanzani   stellte fest, daß die Bauchhaut der leuchtenden Segmente wie eine poröse Gierschale gebaut ist, also eine Menge feiner Oeffnungen aufweist, durch die das Licht ausströmt. Die Leuchtorgane selbst bestehen aus zahl reichen, vielseitigen, zartwandigen und fapfelartigen Bellen, die teils durchsichtig find, teils eine weiche, feinförnige, fettige, leicht auszudrückende Masse enthalten. Diese Substanz, die sich an scheinend wieder aus zwei verschiedenartigen und wohl chemisch aufeinander einwirkenden Schichten zusammensetzt, ist aller Wahr­scheinlichkeit nach der Sitz des Leuchtvermögens, ohne daß wir doch mit Sicherheit zu sagen vermöchten, wie letzteres eigentlich zu­standekommt. Das reiche verästelte Gewirr von feinen, baumartig berzweigten Tracheenröhrchen, das sich um die Leuchtkörper hers umschlingt, hat die Vermutung nahegelegt, daß es sich bei dent Leuchten um einen durch Sauerstoffzufuhr unterhaltenen Ver brennungsvorgang chemisch noch nicht näher bekannter Stoffe handele. Vieles spricht für, manches aber auch gegen diese Hypo­these, die jedenfalls immer noch am verständlichsten klingt. Dubois vertritt die Ansicht, daß es sich hier nicht um eine Orydation handele, sondern daß das Leuchten lediglich eine Begleiterscheinung der Kristallisation von harnsaurem Ammoniak sei, der sich in großer Menge in den Leuchtkörpern vorfinde. Killermann hat gar die Allerweltskobolde, die Bakterien, im Verdachte, in den Leucht­organen ihr loses Spiel zu treiben, wobei er sich auf die Tatsache stüßen kann, daß die Leuchtorgane noch lange nach dem Tode des Tieres bei Betupfen mit warmem Wasser oder Milch ihr Licht von neuem ausstrahlen. Ein gewisser Grad von Feuchtigkeit und Wärme scheint überhaupt für das Zustandekommen des Leuchtens, das ja auch in der Natur nur während weniger Abend- und Nacht­stunden zu einer bestimmten Jahreszeit vor sich geht, unerläßlich zu sein, ja die stärkste Lichtbildung erfolgt erst bei einer Tem peratur von 40 bis 50 Grad Celsius, während sie bei noch größerer Size und ebenso bei schon mäßiger Kälte völlig aufhört. Hofmann vermutet daher, daß der eventuellen Verbrennung selbst eine Zer­febung des Leuchtstoffes durch Fermente vorausgeht. Molisch hat die sogenannte Photogentheorie aufgestellt, nach der von den be treffenden Organismen ein besonderer Leuchtstoff abgeschieden wird."

Ueber die Abstammung der Walfische. Die Wal­fische" haben stets unser Interesse wachgerufen. Diese Säugetiere verdanken es ihrer Fischgestalt, mit der sie sich den Bedingungen des Lebens im Wasser angepaßt haben, ohne daß fie dadurch ihre Säugetiernatur etwa eingebüßt hätten. Sie atmen durch Lungen, Tassen ihre Jungen im Mutterleibe heranreifen und säugen sie nach der Geburt mit Milch. Jedes innere Organ der Wale gleicht im Bau dem entsprechenden Organ der übrigen Säugetiere. Auch die Keimesgeschichte, die Entwickelung des Wal- Embryo weist auf die Beziehungen des Wales   zu den landlebenden Säugetieren hin. In der Naturwissenschaftlichen Wochenschrift" hat Prof. Rückenthal ( Die Wale und ihre wirtschaftliche Bedeutung") diese Frage zu­sammengefaßt und an der Hand von Abbildungen die Entwickelung des jungen Wals   erläutert. In ihrer ersten Entwickelung sind die Wal  - Embryonen ganz nach dem Typus der Landsäugetiere gebaut. Stopf und Rumpf sind voneinander durch den Halsteil abgefeßt. Auch die Gliedmaßen legen sich wie beim Säugetierembryo als Höcker an, und zwar zwei Vorder- und zwei Hintergliedmaßen, während der erwachsene Wal   nur zwei Vordergliedmaßen hat. Dem Embryo fehlen noch die Schwanzflossenflügel, die sich erst später als zwei seitliche Hautfalten anlegen. Gewisse Befunde bei Wal- Embryonen deuten darauf hin, daß sich auch bei ihnen, Berantwortl. Nedakteur: Hans Weber, Berlin.- Drud u. Verlag: Borwärts Buchdruderei u.Verlagsanstalt Baul Singer& Co., Berlin   SW.