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Das Wafferglas ftand auf dem Tische und die After hatte ich in der Hand. Aber als er fich aus dem Schreibtischsessel erhob und lächelte, erblidte ich die großen, schadhaften Zahnstümpfe und es war mir, als wenn mir das Herz im Leibe still stand. Ich weiß nur, daß ich die After mit einem Schrei wegwarf und auf mein Zimmer eilte.
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Am ähnlichsten scheint der neuesten Bergiftung die von Rut. scher in Berlin im Jahre 1906 beobachtete zu sein, bei der es fich ebenfalls um Schabefleisch vom Rind handelte. Unter 90 Erfrankungen waren 2 Todesfälle zu verzeichnen. Auch bei ihm handelte es sich um Paro'yphusvazillen, deren Herkunft ebenso mie jest dunkel war. Man ist gezwungen a tzunehmen, daß unsere Ich entsinne mich nur noch, daß Anne mir den Koffer Schlachttiere unter gewissen nicht näher bekannten Bedingungen paden half und mir versprach, das lebrige nachzusenden, und der Infektion mit diesen typhusähnlichen Bazillen zugänglich daß ich eine Stunde später auf der mit dem Braunen bespannten sind. Uebrigens läßt sich nicht für alle Fälle daran feftGig saß und der Knecht Ole mich die drei, vier ersten Stationen halten, daß sie bei dem Tiere schon im lebenden Zustande vorfuhr. handen gewesen sein müssen, sondern es ist nach den reichlich vorliegenden Beschreibungen von Fleischvergiftungen auch die nachträgliche Infektion des ursprünglich gesunden Fleisches wahrscheinlich. Normales Fleisch wird nämlich durch die Berührung mit bazillenhaltigem leicht infiziert, namentlich wenn die Fleischteile aufeinandergelegt werden. Ein nachträglicher schädlicher Einfluß fann ebenfalls durch das mit dem Zerteilen oder mit dem Zubereiten des Fleisches beschäftigte Personal( Metzger, Küchenpersonal) erfolgen. Wie beim Typhus find nämlich auch beim Paratyphus Bazillenträger und Dauerausscheider bekannt, die lange Zeit hindurch Bazillen ausscheiden, ohne selbst Krankheitserscheinungen zu zeigen. Solche Keimträger können sich auch in Wirtschaften, Kantinen usw. befinden.
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Faste tam im Laufe des Nachmittags wieder und wieder von seiner Arbeit herunter und gab seine Ansichten kund. Sonderbar, merkwürdig. Es muß ja also wirklich der Fall sein, daß so eine Liebe zerstören, einen Menschen wie eine Fliege totschlagen kann! Das wäre doch des Teufels, wenn ein ganzes Leben, eine ganze Zukunft öde und leer sein sollte, nur weil Sollte so etwas wirklich Einfluß auf die gesunde Regelmäßigkeit des Lebens haben?
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Bei ihm war etwas Derartiges in der Gärung begriffen. Und wieder und wieder verfiel er in Grübeleien darüber. So zum Beispiel er selber und Bera, daß das plötzlich ein solches Ende nehmen könnte, daß ihm die ganze Zukunft verschlossen war, leer, umgestürzt wie ein Faß, mit allem, was er hatte ausrichten wollen, mit Namen, Ehre und allem! weil sie auf den Einfall kommt, trokig zu sein, weil sie nicht will, nein fagt?.
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Du, Faste, fragte er sich selber plöblich, wenn sie nun auf den Gedanken käme, sich mit einem anderen zu verheiraten? Das tut sie nun und nimmer! Zum Verräter werden-? Er mußte sich das wieder und wieder vergegenwärtigen.- Bera, er lächelte und schüttelte den Kopf. Es steht auf ihrer Stirn geschrieben, daß sie Geist liebt. Sie überstrahlt sie alle wie ein weißer Berg.
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6. „ Bera Gylling, Bera Gylling-" hörte Bera plötzlich hinter sich, als sie von den Schwestern Evensen im Kirchenpfad heraustam ,,, lay Dich doch nicht so ganz davon in Anspruch nehmen, womit Du Dich fleiden sollst. Ich sage Dir, heute wird der erste Schuß gelöst, der die neue Zeit in Deiner Vaterstadt verkündet. Es ist, als hätte ich eine Hagelladung in ein altes Krähennest hinaufgesandt, jett flattern sie auf. Nun ja, er zog die Zeitung aus der Tasche und las: „ Es ist in diesen Tagen auf Anregung von Herrn Forland ein Komitee zusammengetreten im wesentlichen aus Grundbesitzern am Borstrande und auf der Landzunge bestehend, um die praktische Möglichkeit der Anlage eines Badeortes in größerem Stil in Erwägung zu ziehen. Es ist dies ein Plan, über deffen Ausführbarkeit sicherlich verschiedene Meinungen herrschen werden, der aber auf alle Fälle jetzt soweit gefördert ist, daß er eine Disfuffion verträgt. Und wahrscheinlich wird seine allseitige Darlegung in der Versammlung, die morgen abend im Klublokal der Stadt berufen ist, durch Herrn Forland stattfinden,"
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( Fortsetzung folgt.)
( Nachdruck verboten.)
fleischvergiftungen.
Bon Dr. med. Wilh. Kühn.
Die Vorgänge im Rudolf- Birchow- Krankenhause in Berlin ziehen die Aufmerksamkeit von ganz Deutschland auf sich, und um so mehr, weil die Fleischvergiftungen gerade in einem Krankenhause borkamen, sowie wegen ihrer Entstehung und ihres Umfanges. Daß fie sich in den letzten Jahren gehäuft haben, wird weniger an der zunehmenden Nachlässigkeit von Lieferanten und Küchenpersonal liegen, als vielmehr darin, daß unsere Untersuchungsmethoden viel besser als früher geworden sind.
Im großen und ganzen unterscheiden wir dreierlei Arten von Fleischbergiftungen, nämlich einmal solche, die durch den Genuß des Fleisches franter Tiere verursacht werden, dann solche, denen der Genuß von faulem Fleisch zugrunde liegt, und endlich solche, bei denen das Wurstgift als Ursache angeschuldigt werden muß. Letztere führen den Namen Botulismus .
Die häufigste Art ist die erstere, bei der in der Hauptsache zwei Batteriengruppen eine Rolle spielen, die dem Typhusbazillus und dem im Darm für gewöhnlich vorkommenden Colibazillus nahe verwandt sind, nämlich der Bazillus enteritidis und Bazillus paratyphi. Paratyphusbazillen sind es auch gewesen, die im RudolfVirchow- Krankenhause ihre verderbliche Wirkung entfaltet haben. Das Unheimliche bei ihrer Tätigkeit besteht darin, daß sie das Tier schon während des Lebens infizieren, aber das Fleisch in keiner Weise verändern. Da sie sich aber schnell vermehren und giftige Stoffwechselprodukte liefern, so treten die Krankheitserscheinungen meist rasch nach ganz kurzer Wirkungszeit im menschlichen Körper ein,
Da der Paratyphusbazillus erst im Jahre 1901 von Schott, müller genauer beschrieben ist, so dürfte es wohl verständlich nicht viel anzufangen wußte. Zugleich aber muß auf die Wichtig fein, daß man in früheren Jahren mit manchen Fleischvergiftungen dieser Gelegenheit besonders hingewiesen werden. Schon der Name feit unserer bakteriologischen Laboratoriumsuntersuchungen bei des Bazillus sagt uns, daß er eine große Aehnlichkeit mit dem Typhusbazillus haben muß. Dazu kommt noch, daß auch die Krankheitserscheinungen denen des Typhus in manchen Beziehungen begnügen, diese aufzuzählen, ohne Klarheit in die Sache bringen gleichen. So mußte sich denn Bollinger im Jahre 1881 damit zu können. Eine gewisse Berühmtheit haben die von ihm be. schriebenen Fleischbergiftungen in Andelfingen( 1841) und Kloten ( 1878) erlangt, da sie sehr an Unterleibstyphus erinnerten. Bei der Andelfinger Epidemie erkrankten gelegentlich eines Sängerfestes etwa 450 Menschen, wovon 10 starben; als Ursache wurde mit größter Wahrscheinlichkeit Kalbfleisch festgestellt. Die Krankheitssymptome waren Uebelteit, Erbrechen, start riechende erschöpfende Stuhlgänge, Schlingebeschwerden, Pupillenerweiterung, Seh störungen, Delirien, in der Rekonvaleszeng längere Zeit anhaltende Schwäche. Da auch Menschen, die nicht am Feste teilnahmen, aber Rindfleisch von demselben Meßger bezogen, ertrantten, hatte offenbar das verdächtige Fleisch bei der Aufbewahrung beim Metzger seine Giftigkeit auf Rindfleisch übertragen. Die Klotener Fleischbergiftung( Juni 1878) war gleichfalls eine Massenerkrankung gelegentlich eines Sängerfestes; es erkrankten infolge von Fleisch genuß 591 Festteilnehmer, ferner zahlreiche Menschen, die Fleisch von derselben Schlächterei bezogen, die auch das Fest versorgt hatte, endlich aus unbekannter Ursache eine größere Zahl von Menschen, im ganzen 657, von denen 6 starben. Die Ursache war das Fleisch eines fieben Tage alten Kalbes, das entweder trepiert oder sterbend geschlachtet war. In einzelnen Fällen traten die Erkrankungen schon am ersten Tage, meist aber nach 4-6 Tagen auf; alle die jenigen, die dem Wein in reichlichen Maße zugesprochen hatten, blieben entweder ganz verschont oder erkrankten nur leicht. Die Symptome waren anfangs Müdigkeit, Kopfschmerzen, Gliederschmerzen, Verstopfung mit nachfolgender Diarrhöe, gegen Ende der ersten Woche traten die Gehirnerscheinungen mehr in den Hintergrund, die Stühle wurden typhusartig, bei den schweren Fällen fand fich sehr häufig Ausschlag, wie er auch bei Typhus vorkommt. Die Milz war auf der Höhe der Krankheit ständig bergrößert, die äußeren Lymphdrüsen, besonders die Leistendrüsen, häufig geschwollen. Auch in den letzten Jahrzehnten wurden zahlreiche Fleischvergiftungen beschrieben. Ostertag fonnte von 1880-1900 85 Vergiftungen mit mehr als 4000 Erkrankungen aus fammenstellen, von denen der überwiegende Teil auf Deutschland entfällt. Doch ist die Zahl jedenfalls größer, da durchaus nicht alle Fülle, selbst wenn sie gehäufter auftreten, zur öffentlichen Kenntnis kommen.
Der andere Urheber der Fleischvergiftungen ist der Bazillus enteritidis. Bei einer im Jahre 1888 in Frankenhausen borgefommenen Massenerkrankung, bei der 2-30 Stunden nach dem Genuß des Fleisches einer wegen Darmkatarrhs notgeschlachteten Kuh 57 Personen an Magendarmentzündung erkrankten und eine Person starb, wies nämlich Gärtner sowohl im schädlichen Fleisch wie in der Milz der Verstorbenen kulturell diesen Bazillus und zwar innerhalb der Blutgefäße nach. Die Batterien bildeten ein durch Kochen nicht zerstörbares Gift; Meerschweinchen oder Kaninchen, welchen durch Kochen sterilisierte Kulturen unter der Haut und durch Verfütterung einverleibt waren, zeigten dieselben Erscheinungen von Magendarmentzündung wie bei Verimpfung lebender Kulturen und außerdem verschiedene nervöse Störungen, Lähmungen der hinteren Extremitäten, abwechselnd mit krampfartigen Zusammenziehungen als Zeichen der Giftwirkung. Bemerkenswert ist noch, daß die Mutter des Verstorbenen, die den Kranken gepflegt hatte, später gleichfalls unter denselben Erscheinungent ertranfte, troßdem sie weder Fleisch noch Brühe von der notgeschlachteten Kuh genossen hatte. Die Infektion ist also