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Dem Volksverständnis bedeutend näher stehen die verderblichen Einflüsse von faulem Fleisch auf den Menschen, vor dem wir schon an und für sich einen natürlichen Widerwillen haben. Faules Fleisch entsteht dadurch, daß Fleisch von gesunden Lieren, das anfänglich nicht gesundheitsschädlich war, erst nachträglich infolge schlechter Konservierung durch Eindringen von Fäulniserregern der Bersehung anheimgefallen ist, wobei Fäulnisprodukte entstehen, die dann die Bergiftung verursachen. Bei dieser Zersehung des Fleisches fönnen die verschiedensten Arten der Fäulniserreger beteiligt sein, die Hauptrolle spielt aber die Gruppe der Proteusbazillen und des Bazillus Coli. Der Verlauf dieser Erkrankung ist in der Regel günstig, jedenfalls günstiger als die durch den Bazillus botulinus berursachte Wurstvergiftung mit ihren Lähmungs­erscheinungen.

Das beste Hilfsmittel gegen folche Fleischbergiftungen ist eine geregelte Fleischschau, die überall auch für brivate Schlachtungen durchgeführt werden müßte.

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von den Ausscheidungen des Sohnes mus erfolgt. In der Zwischen- die von dieser Wissenschaft ausgegangen find, haben dazu geführt. zeit haben wir dann bis in die Neuzeit noch eine ganze Anzahl daß manche Gefahren, die noch die vorige Generation dauernd aufs bon Epidemien fennen gelernt, in denen die beiden erwähnten schwerste beunruhigt haben, heute so weit abzuliegen fcheinen, daß­Erreger ihre berderbliche Rolle spielten. Die Krankheits- man fich um sie nicht ernstlich zu bekümmern braucht. Zu diesen erjajemungen deden sich im großen und ganzen mit denen, wie Gefahren gehört auch eine Anzahl von Epidemien, und zwar gerade fie bei den geschilderten Massenerkrankungen erörtert sind. Die die furchtbarsten, wie die Pest und die Cholera. Die Pest ist nun neueste Uebersicht findet sich in einer sehr interessanten Arbeit vom schon zwei Jahrhunderte von Mitteleuropa ferngeblieben, während Oberstabsarzt Dr. Dieudonné: Die batteriellen Nahrungs- die Cholera noch in einer weit jüngeren Vergangenheit unheilvolle mittelvergiftungen"( Würzburger Abhandlungen aus dem Gesamt- Besuche auch im Herzen unseres Erdteils gemacht hat. Man darf gebiet der praktischen Medizin, Curt Kabitsch; A. Stubens Verlag, fich aber nicht verhehlen, daß wir nur deshalb jeht so ruhig die Bürzburg), der wir zum Teil gefolgt sind. Berichte von Epidemien dieser Seuche in anderen Ländern lesen fönnen, weil im Auftrage der Behörden und der Wissenschaft ständige Wachtposten eingesetzt sind, die diese Gespenster dauernd auf ihrem Wege verfolgen. Das diesjährige Auftreten der Cholera in Rußland hat die Aufmerksamkeit der mit diesem Wachtdienst be­trauten Personen mehr in Anspruch genommen, als es feit langem der Fall gewesen ist. Seit einer Reihe von Jahren spult die Cholera im Often Europas umher. Der Ausgangspunkt dieser und anderer Epidemien liegt in den Bilgerfahrten nach den heiligen Stätten der Mohammedaner, wo sich zugleich mit den Gläubigen die Krankheitsteime aller Weltgegenden ein Rendez- vous geben und sich gegeneinander austauschen. Bei aller Duldsamkeit fann man daher doch nicht umhin, diese Pilgerfahrten als die größte internationale Gefahr für die Völker aller Erdteile zu bezeichnen. Best und Cholera haben unter den Krankheiten, die sich von Mekka und Medina aus verbreiten, in den letzten Jahren die Hauptrolle gespielt. Die Cholera wanderte vor etwa vier Jahren durch Shrien nach Berfien, wo sie in manchen Städten mit ziemlicher Heftigkeit auftrat. Ueber das Kaspische Meer hinweg wurde die Seuche auch nach der Mündung der Wolga , also auf russisches Gebiet, ber pflanzt und zog nun an der Wolga aufwärts. Das geschah schon vor zwei Jahren, und seitdem ist die Cholera nicht wieder in Ruß­ land unterdrückt worden. Im Gegenteil ist die Epidemie jetzt so gewachsen, daß sogar Persien , das die Cholera doch an Rußland ge. geben hatte, fich jetzt veranlaßt gesehen hat, feine Grenzen gegen Norden zu sichern. Die Epidemie des vorigen Jahres kam im Januar zum Erlöschen, und es hatte ein halbes Jahr lang den Anschein, als ob die Krankheit ganz aus dem russischen Gebiet ver schwunden wäre. Da trat am 21. Juli in Astrachan der erste neue Cholerafall ein und nun nahm die Epidemie eine reißende Ent­widelung, zunächst im Gouvernement Astrachan , dann in dem nördlich benachbarten Saratow , in Samara , Simbirst, Rostow , im Dongebiet usto. Die Verbreitung und Heftigkeit der Epidemie läßt sich nicht mit genügender Sicherheit beurteilen, weil die russische Statistit in solchen wie in anderen Fällen zu unzuverlässig und uns vollständig ist. Jedenfalls find scharfe Maßnahmen gegen die Ein­schleppung der Seuche an den Grenzen Rußlands getroffen worden, und auch die Türkei , was bielleicht weniger selbstverständlich er­scheint, hat nach dieser Richtung ihre Pflicht nicht versäumt. Von Konstantinopel aus ist, wie der britische Delegierte des dortigen Internationalen Gesundheitsamtes dem Lancet" schreibt, eine Quarantäne gegen alle Häfen des Schwarzen und Asowschen Meeres von Sulina bis Batum angeordnet, auch die Einfuhr von Kaviar, Fischen, Kleidern, Bettzeug usw. gänzlich verboten worden. Im Winter pflegt nun eine Choleraepidemie ohnehin abzuschwellen, aber die Vorsicht ist durchaus geboten, weil die Keime während des Winters nur schlummern, aber nicht untergehen, so daß die Gefahr nicht zu bestehen aufhört, wie es der Eintritt der diesjährigen Epidemie von neuem bewiesen hat.

Kleines feuilleton.

Die Entstehung des Donners hat, nach der Zeitschrift Deutsche Rundschau für Geographie und Statistik", Profeffor Brombidge in großartigen Experimenten nachzuweisen versucht. Dieser Physiker war besonders zur Aufklärung einer derartigen Frage berufen. Denn er hat bei seinen großzügigen Versuchen mit ungeheueren elektrischen Entladungen die Nachahmung des natürlichen Blizes so weit getrieben, wie es vor ihm noch keinem Gelehrten im Labo­ratorium gelungen ist. Der wichtigste Sah, der sich aus seinen Beobachtungen ergibt, befagt, daß das starke Geräusch eines Blites im wesentlichen der Zersehung von Wasserdampf zuzuschreiben ist. Ueberdies wird die Länge solcher Entladungen bedeutend beeinflußt durch den Feuchtigkeitsgehalt der Wolfen. Der lehte Schluß er scheint freilich fast selbstverständlich, wurde aber durch Experimente in einer Art bewiesen, die besonders Beachtung verdient, Brom­bridge hatte sich Jahre lang damit beschäftigt, das Spektrum des Wafferdampfes zu studieren. Nach vielen anderen Versuchen be­schloß er, das Spektrum zu erforschen, das durch mächtige elektrische Entladungen in einer mit Wasserdampf gesättigten Atmosphäre entsteht. Zur Erzeugung feiner fünstlichen Blige benutzte Brom­bridge eine Affumulatorenbatterie von 20 000 Zellen, deren Strom er in geraden Glaskondensatoren leitete. Die sonst noch notwen­Sigen Apparate mußten zu diesem Zwecke noch neu erfunden werden, um den außerordentlichen Anforderungen zu genügen. Am liebsten hätte Brombridge die ungeheueren Ströme einer der durch den Sturz des Niagarrafalles getriebenen Maschinen angewandt, wozu er noch später die Erlaubnis zu erhalten hofft. Zunächst dachte er daran, das Spektrum des Wasserdampfes dadurch der Beobachtung zugänglich zu machen, daß er elektrische Funfen von einer Wasserfläche zur anderen überspringen ließ. Die Ausführung siefer Absicht erwies sich aber als unmöglich. Der Gelehrte sättigte mun awei Holzstücke mit destilliertem Wasser und hüllte sie in Watte ein, die gleichfalls mit so viel Wasser befeuchtet war, wie sie halten konnte. Wenn diese beiden Gegenstände an dem Ende eines Stromkreises angebracht und etwa 4 Roll voneinander entfernt belassen wurden, fo entwidelte sich zwischen ihnen ein Strom von außerordentlich hellen Funken. Das Geräusch dieser Entladungen war so betäubend, daß sich der Forscher die Ohren verstopfen und außerdem noch ein dides Tuch um den Kopf binden mußte, um es überhaupt auszuhalten. Die Entstehung des donnerähnlichen Ge­töses führte Brombridge zurüd auf die Explosion von Wasserstoff und Sauerstoffgafen, die durch die Zersehung des Wafferdampfes gebildet werden. Auf Grund dieser Annahme wird es durchaus wahrscheinlich, daß die Stärke des natürlichen Donners in gleicher Weise durch die Anwesenheit der starken Feuchtigkeit in den Wolfen gewaltig verstärkt wird. Die Photographien, die Brombridge bon feinen fünftlichen Blißen aufgenommen hat, machen einen ganz merkwürdigen Eindrud und erinnern, wie er selbst sagt, an einen Teuchtenden Wafferfall. Man sieht nicht einzelne Funtenentla­Sungen, sondern eine dichte Masse, die einer ganz aus Elektrizität bestehenden Wolle gleicht. Das Epektrum dieser künstlichen Blize muß ganz dem der natürlichen entsprechen, wenn lektere in einer Entfernung von etwa 1% Stilometer beobachtet werden und zwischen sehr dichten Wolfen überspringen.

Hygienisches.

Technisches.

Die Zukunft der Duedsilberlampe. Sowohl die umständliche und verhältnismäßig langwierige Art der Ingangsetzung als namentlich die wenig gefällige blaugrüne Färbung des Lichtes haben den Anwendungskreis der Duecksilberlampe trop der ökonomischen Vorteile sehr eingeengt. Zur Bekämpfung des letzten llebelstandes hat nun der Amerifaner Fisch vorgeschlagen, die fehlenden roten und gelben Töne im Quedsilberlicht dadurch zu ersehen, daß die Strahlen gewöhnlicher Glühlampen durch geeignete Spiegel hinzugemischt werden. Sehr verheißungsvoll flingt dieser Borschlag nicht, da den vielen Komplitationen, die der Quecksilber­lampe ohnehin anhaften, noch eine neue hinzugefügt wird, und es erscheint daher fraglich, ob diese Neuheit den Verbreitungsbezirk der Quedjilberlampe wesentlich zu erweitern imstande sein wird.

Ein neues Schnellbahnsystem. In England hat vor furzem der Ingenieur Kearney ein neues System für Schnellbahnen vorgeführt. Nach einer Mitteilung von English Mechanie" handelt es fich um eine Einschienenanlage, deren hauptsächlichster Borzug darin besteht, daß sie selbst noch Steigungen von 1: 3 leicht zu überwinden vermag, so daß bei Untergrundbahnen dieser Art, die Einrichtung von Treppen und Aufzügen wegfallen würde. Die Züge laufen in zwei fenfrecht übereinander angeordneten Schienen, so daß unter Beibehaltung des Monorail- Systems" die doppelte Sicherheit geboten ist. Das zur Vorführung hergestellte Modell hat seine Brobe in ausgezeichneter Weise bestanden, so daß sich sofort ein Konfortium zur Verwertung gebildet hat, das bereits in der nächsten Parlamentstagung eine Konzession für die praktische Ausführung nachsuchen wird.

Die Cheleragefahr von Rußland her. Die ge­waltigen Fortschritte der Gesundheitspflege und aller Maßnahmen, Berantwortl. Redakteur: Hans Weber, Berlin.- Drud u. Verlag: Vorwärts Buchdruderei u.Berlagsanstalt Paul Singer& Co..Berlin SW