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spenst draußen im Moor darstellen, am allerliebsten aber die alte Here, die in der Asche wühlt und gräbt. Können Sie mir nicht eine solche Rolle auch für das Theater da unten geben?" ( Fortsetzung folgt.)
( Nachdruck verboten.)
Obft und Blut.
Bon C. Falkenhorst.
Es gibt verschiedene Schädlichkeiten, die das Blut der heutigen Menschen verschlechtern: der lange Aufenthalt in geschlossenen Räumen, der Mangel am ergiebigen Genuß der frischen Luft, Verfürzung des Schlafes infolge fehlerhafter Lebensweise, das mit seelischen Erregungen verbundene Haften und Jagen in Arbeit wie in Genuß, alle diese Uebelstände des modernen Lebens schwächen die Nerven und verderben auch das Blut. Zu ihnen gesellt sich aber noch ein sehr wichtiges, schädigendes Moment: eine verfehlte Ernährung. Viele möchten daran nicht glauben, denn unsere Ernährungsart beruht auf den Fortschritten der Kultur, die sie verfeinert, wissenschaftlich begründet und muß also besser sein als die Ernährungsweise unserer Altvorderen. So meint man im allgemeinen, trifft aber damit nicht das richtige.
Gewiß weist unsere Küche, die Zubereitung der Speisen und auch ihre Zusammensetzung, wesentliche Verbesserungen gegen früher auf, aber es haben sich dazwischen auch schwerwiegende Mängel eingeschlichen, und einer dieser Mängel ist die Verarmung unserer Kost an Nährsalzen. Als die Chemie erstarkte und die Zusammensetzung des menschlichen Körpers ermittelte, fand sie in ihm auch diese Salze, aber in der Ernährungslehre legte man auf dieſe mineralischen Bestandteile wenig Gewicht; man begnügte sich mit der Erklärung, sie seien in der gewöhnlichen Nahrung in genügenden Mengen vorhanden. Man übersah aber, daß unsere gewöhnliche, oder besser gesagt altgewohnte, Nahrung sich doch zu verändern begann. Das Fleisch wurde als ein fraftspendendes Nahrungsmittel über Gebühr gerühmt, und es bildete sich in weiteren Kreisen eine Roft aus, die am besten durch die Restaurationstüche repräsentiert wird und die in dem Zeichen steht: viel Fleisch und wenig Gemüse. Sind nun in dem Fleisch alle die Salze in genügenden Mengen vorhanden, die zum Aufbau unseres Körpers nötig sind? Durchaus nicht; es ist arm an Eisen, an Kalt und Phosphor, also an Bestandteilen, die für die Ausbildung unjerer Knochen und Zähne, für die Gesunderhaltung des Blutes und für den Ersatz verbrauchter Nervensubstanz notwendig find. Wohl find diese Salze in den verschiedenen Gemüsearten vorhanden, aber der Genuß von Gemüse wurde gegen früher einge
schränkt.
Unsere Altvorderen aßen grobes Brot, es befand sich viel leie darin und in der Kleie waren wieder die Nährsalze vorhanden. Mit dem Fortschritt der Kultur vervollkommnete sich auch die Mühlentechnik, feiner und feiner wurde das Korn gemahlen und an Stelle des groben trat immer feineres, weißeres Brot. Es fonnte besser berdaut werden, mußte also als nahrhafter gelten. Es war in der Tat nahrhafter an Eiweiß und Stärke, aber ärmer an Nährsalzen.
Süßigkeiten spielten seit jeher in der Ernährung des Menschen eine wichtige Rolle. In früheren Zeiten war aber reiner Buder unbekannt oder recht teuer; der von Bienen gespendete Honig war auch nicht in genügenden Mengen zu beschaffen. Das Verlangen nach Süßem mußte auf eine andere Art befriedigt werden; aus Früchten und Wurzeln, wie z. B. aus der Möhre, bereitete man süße Gerichte und Säfte. In ihnen war aber nicht allein Buder vorhanden, in ihnen waren auch in reicher Fülle die Nährsalze vertreten. Als man aber vor etwa einhundert Jahren nicht nur wie früher aus dem Zuckerrohr, sondern auch aus der Zuckerrübe den wichtigen Süßstoff herzustellen begann, da half die Chemie redlich dabei mit, die reinste Ware zu gewinnen. Mit aller Stunst und Sorgfalt wurde der Zuder von allen ihm noch anhaftenden Calzen, von Kalk, Phosphor usw. befreit und wurde in dieser verfeinerten Form zum alleinigen Genußmittel. Das hatte aber wieder einen reichlichen Ausfall von Nährsalzen in unserer Nahrung zur Folge.
Amerika und auch in Frankreich spielt das Obst in der Volkss ernährung eine viel wichtigere Rolle. In welcher Weise wir es genießen, ob roh in den epidemiefreien Zeiten oder gekocht, ist ziemlich gleich. Nur ist zu bemerken, daß bei gekochtemi Obst ein Zusatz von Zuder notwendig wird, wodurch man sich bald das Obst zuwider ißt; bei frischem ist das nicht der Fall; darum ist das lettere empfehlenswerter. Selbst in unserem Klima ermöglicht die Natur für lange Zeit des Jahres diesen Genuß. Da kommen zunächst im zeitigen Sommer die Beerenfrüchte, die Stachelbeeren, Johannisbeeren und die köstlichen Erdbeeren. Es folgen dann die Kirschen, die Aprikosen, die Pfirsiche, die zeitig reifenden Birnenund Apfelsorten, bis der Herbst mit seinem reichen Segen einsetzt und uns noch Pflaumen und Trauben bescheert. Viele Obbstarten lassen sich bis tief in den Winter, ja bis zum nächsten Sommer frisch erhalten. Aber auch aus fremden Ländern werden wir mit frischem Obst versorgt, vor allem mit Apfelsinen, die der Gesundheit ebenso zuträglich sind wie unsere einheimischen Obbstarten. Neuerdings beginnt eine tropische Frucht, die Banane, sich den Weltmarkt zu erobern. Zunächst hat sie sich in den Vereinigten Staaten von Amerika eingebürgert, von Mittelamerika und West indien werden nach der Union jährlich für mehr als fünfzig Millionen Mark Bananen importiert. In Europa war die Banane lange nur in Delikateßwarenhandlungen als Kuriosität zu sehen. Heute wird sie nach England und Frankreich in Massen eingeführt und erobert sich mehr und mehr auch den deutschen Markt. Obstkonserven einen guten Ersatz. Gedörrtes Obst ist seit lange in Wo aber das frische Obst fehlt oder zu teuer ist, bieten die der winterlichen Volksküche eingebürgert, ebenso allerlei Mus- und Marmeladensorten. Der Handelsverkehr macht uns aber heute auch allerlei Südfrüchte zugänglicher; namentlich sind in dieser hinsicht Datteln und Feigen zu nennen, die für Kinder sich mehr eignen als die teure, start mit Zuder bersetzte Schokolade. Das Schalenobst, wie Mandeln Hasel- und Walnüsse, ist im allgemeinen schwerer verdaulich, in der jüngsten Zeit aber hat man aus ihm verschiedene leichter verdauliche Präparate, wie z. B. die Nußbutter bereitet.
Wir sehen also, daß es an Auswahl nicht fehlt, daß wir bei gutem Willen unsere Tafel zu allen Zeiten mit Obst versorgent fönnen, wenn wir es nur wollen. Eine wesentliche Mehrausgabe wird uns taum erwachsen; denn das Obst sättigt auch und wir wera den bei reichlichem Obstgenuß an anderen Nahrungsmitteln sparen. Und das Obst löscht auch in hohem Maße den Durst. Ein Obsta effer hat kein Verlangen nach vielen Getränken, und so sparen wir, wenn wir dem Obst zusprechen, auch an Ausgaben für Bier, das doch weniger gesund ist.
betrachtet, es hat aber noch andere gesundheitliche Eigenschaften. Wir haben bis jekt das Obst als den Spender der Nährsalze Unsere moderne Kost, die wir schon geschildert haben, ist sozusagen Konzentriert, sehr gehaltreich an Nährstoffen, aber arm an Schlackens Unsere Verdauungsorgane sind aber von Natur aus dafür eins gerichtet, daß sie aus einer schladenreicheren Kost die Nährstoffe ausziehen. Diese Echlacken, die holzigen, zelluloseartigen Teile dev pflanzlichen Nahrungsmittel üben einen notwendigen Reiz auf den Darm aus und fördern so seine Tätigkeit. Moderne Menschen, die biel siken und die konzentrierte Nahrung zu sich nehmen, leiden darum nur zu häufig an Verstopfung mit allen ihren üblen Folgen, wie Hämorrhoiden, Kopfschmerzen und dergleichen. Die im Darm übermäßig lange liegen bleibenden Speisfereste gehen in Gärung und Bersekung über und erzeugen Gifte, die in das Blut gelangen und dieses verschlechtern. Das Obst wirkt aber auf die Verdauung regulierend, es führt ab und verhütet die schlimmen Folgen einer trägen Verdauung. Es hatten also unsere Altborderen nicht una recht, wenn sie dem Obst eine blutreinigende Wirkung zusprachen. Das Obst hat aber noch eine andere wichtige Beziehung zu unserem Blute. Inselge der Lebensprozesse bildet sich in unserem Körper Harrsäure, die unter normalen Verhältnissen ausgeschieden wird. Unter dem Einfluß verschiedener Schädlichkeiten häuft fie sich im Blutz und den Körperorganen an und ruft schwere Stös rungen hervor, die als Gicht wohl bekannt sind.
Es wird angenommen, daß ein reichlicherer Genuß von Fleisch die Entstehung der Gicht befördert und daß eine mehr vegetabilische Nahrung die Gicht zum Schwinden bringen kann. In dieser Hina Unsere Altvorderen schäßten das Obst hoch, nicht nur als Gesicht wirkt das Obst besonders günstig, da die in ihm enthaltenen nuß-, sondern auch als Nahrungsmittel. Obst macht gesundes pflanzlichen Säuren die Ausscheidung der Harnsäure befördern. Blut, pflegten sie zu sagen. Viele blieben auch in der Neuzeit dieser Ansicht treu. In weiteren Kreisen bildete sich aber scheinbar aus wissenschaftlich gestützten Gründen eine Geringschäßung des Obstes aus. Man untersuchte es chemisch, fand wenig Eiweiß und viel Wasser darin und folgerte daraus, das Obst sei wenig nahrhaft. Später entdeckte man, daß unter Umständen durch rohes Obst Krankheiten verbreitet werden können, wie Typhus , Ruhr, Cholera; der Genuß rohen Obstes wurde verpönt und man wollte nur gekochte Früchte erlauben. Gewiß waren folche Warnungen zeitweilig berechtigt, aber man schoß in dieser Hinsicht mitunter über das Ziel hinaus.
Heute haben sich indessen die Ansichten mehr geklärt, man hat doch erkannt, daß unsere Kost allmählich unzweckmäßig wurde, daß wir an einer Ueberernährung mit Fleisch und an Unterernährung an mineralischen Salzen leiden. Immer dringender verlangt man, daß in unserer Kost Gemüse, grüne Salate und vor allem Obst eine weit größere Beachtung verdienen. Andere Völker sind uns Deutschen in dieser Hinsicht vorangegangen. In England, in
Obstturen werden darum in ähnlichen Fällen seit lange vers ordnet. Der Laie tann aber nicht entscheiden, in welchem Falle sie angebracht sind. Das zu bestimmen, ist Sache des Arztes. Es gibt ia recht viele Krankheitszustände, in denen der Genuß von Obst gemieden werden muß, da er direkt schädlich ist. Leider wird diese Zurückhaltung im Volke oft nicht beachtet und so wurden schon viele durch Obstkuren schwer geschädigt.
Unsere Ratschläge gelten aber nicht für franke, sondern für gesunde Menschen, die auch weiterhin gesund bleiben wollen. Ihnen ist der Obstgenuß nur anzuraten. Freilich muß das Obst, wenn es bekommen soll, reif und unverdorben sein. Eigentlich brauchte mar es nicht zu erwähnen, aber die Erfahrung lehrt leider, daß es immer wieder Leute gibt, die gegen die selbstverständlichsten Gesundheitsa regeln verstoßen. Biele meiden den Obstgenuß, weil er die Zähite angreifen soll. Es läßt sich allerdings nicht leugnen, daß die Säuren, die im Obst enthalten sind, die Zähne angreifen können. Eine Schädigung kann jedoch nur bei andauernder Berührung der