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zu trennen. So präpariert er einen Religionsbegriff heraus, der fich mit dem fittlichen Kulturbewußtsein eines jeden deckt, und die Streitfrage bleibt nur die, ob man das noch Religion nennen soll oder nicht, eine Frage, über die sich kein moderner Mensch den Kopf zerbrechen wird.
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hindurch eine ziemlich gleichmäßige ist; desgleichen auch in Bonen, wo eine Trockenperiode und eine Regenzeit sich gegenseitig ablösen. Merkwürdigerweise ist dem Laubwechsel tropischer Bäume seitens der Botaniker seither nur wenig eingehende Beachtung geschenkt worden. Der vor wenigen Jahren, leider zu früh verstorbene Pflanzengeograph Schimper war der erste, dem eingehende Studien über diesen Abschnitt aus dem Pflanzenleben zu verdanken sind. Die von diesem emsigen Forscher begonnene Arbeit wurde dann von Professor Dr. Volkens fortgefeßt, der während eines sieben Monate langen Aufenthalts in Buitenzorg Gelegenheit nahm, Schimpers allgemeinere Feststellungen im einzelnen zu verfolgen und an den Bäumen des dortigen berühmten botanischen Gartens wie auch an solchen des Urwaldes die Verhältnisse des Laubwechsels eingehender zu studieren.
Bäumen
Drei Schriften endlich befaffen sich mit dem praktischen Thema, in das doch jeder Streit um die Bedeutung der Religion heutzutage ausmündet, mit der Frage der Stellung der Religion, d. h. des Christentums zum Sozialismus, d. h. zur Sozialdemokratie. Wer eine Verbindung dieser beiden Kulturformeln für möglich hält oder gar propagiert, muß dabei zweierlei im Auge behalten. Erstens muß er mit allem dogmatischen Schutt nicht nur, nein auch mit dem, was zu allen Zeiten die stärkste Seite des Christentums tvar, seiner Astese und Kulturfeindlichkeit brechen. Er muß sich klar sein, daß er ganz willkürlich solche Gemütsstimmungen als den Kern des Christentums bezeichnet, die ihm zu allen Zeiten Nebensache gewesen Diese Studien zeitigten mancherlei interessantes Ergebnis. So find. Die soziale Ethit des Christentums, die die christlichen Sozialisten haben sie dargelegt, daß die seitherige Anschauung von dem fortherausgeschält haben, hat ihre stärkste Quelle aber gar nicht im Christen- dauernden Blatttrieb im immergrünen Tropenwalde nicht haltbar tum. Sie ist heidnisch- griechisch- stoischen Ursprungs. Trozzalledem verdient ist. Nur bei ganz vereinzelten Bäumen ist der Blatttrieb ein pers natürlich dieser ethische Idealismus die größte Achtung. Nur ein manenter. Bei allen anderen läßt sich hingegen Tor glaubt mit der historischen Ableitung eines Gefühls irgend etwas eine gewisse Periodizität des Treibens bie beobachten, gegen seinen Wert gejagt zu haben. Nichtsdestoweniger aber sollten allerdings bei den verschiedenen Gattungen recht verschieden gerade die Theologen unter den Sozialisten dies immer festhalten: ist. Bei einer Reihe von Bäumen vollzieht sich der LaubWas sie da als Christentum" predigen, ist kein ursprüngliches wechsel ähnlich wie bei unseren Buchen, Eichen, Linden usw. Christentum. Und das andere ist dies: Der sittliche resp. religiöse Es fallen erst alle alten Blätter, bevor neue gebildet werden. Idealismus soll gelten. Sozialismus und Christentum möge ver- Solcher Bäume gibt es recht viele. Wenn trogdem der Tropenwald bunden werden. Aber doch nur der Sozialismus, insofern er fitt- für immergrün erklärt wird, so hat dies seinen Grund darin, daß liche Ideologie ist. Sozialismus als Wissenschaft( und für die deutsche einerseits bei vielen Arten diel Zeit, während der der einzelne Baum Sozialdemokratie fällt beides zusammen) hat mit Religion nichts tahl steht, eine sehr kurze ist, die auf wenige Tage beschränkt bleibt, zu tun. Nur die sozialistische Ideologie, und zwar die ethische, und daß andererseits die verschiedenen Individuen ein und derselben ist eines Bundes mit religiös orientierter Sittlichkeit fähig. Art ihr Laub nicht alle zu gleicher Zeit werfen. So kann man von einer Feigenbaumart zu jeder Zeit einzelne Exemplare kahl stehen sehen, während andere im vollen Baumschmud prangen und noch andere entweder dabei sind, eben die Blätter abzuwerfen oder neue zu treiben. Bei dieser Pflanze erfolgt der Laubwechsel regelmäßig in Fristen von 4 bis 52 Wochen. Die einzelnen Bäume stehen 3 bis 5 Tage kahl, das Laubabwerfen dauert 8 bis 10 Tage, die Wiederbelaubung vom Deffnen der Snofpen bis zur völligen Ausbildung der Blätter 1 bis 2 Monaten. Andere Bäume werfen das Laub zweimal im Jahre, im Januar und Juli; noch andere wechseln alle 8 bis 10 Monate. Nur wenige Bäume belauben sich nur im Frühjahr, einmal jährlich.
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Nach diesen prinzipiellen Erörterungen ist die Beurteilung der drei Schriften leicht.
Pfarrer Tischhauser aus der Schweiz untersucht in einer Broschüre„ Der Kampf um eine neue Weltanschauung"( Verlag der Buchhandlung des Schweiz . Grütlivereins) die Frage, ob es eine einheitliche sozialistische Weltanschauung gäbe, die die des Bürgertums zu überwinden fähig sei. Er bejaht es und stellt sich beherzt auf ihre Seite. Die Schrift ist von einem warmen ethischen Jdealisimus getragen.
In physiologischer Hinsicht unterscheidet sich der Laubfall bei den Tropenbäumen nicht von dem unserer Bäume. In beiden Fällen ist es eine Korkschicht, die am Grunde des Blattstiels auftritt und diesen durch Abschneiden der Nahrungszufuhr abtötet.
Eine zweite Gruppe von Bäumen wechselt, ohne völlig kahl zu werden, doch an den einzelnen Zweigen das gesamte Laub. Dies fann sich in dreierlei Weise abspielen, einmal indem die Neubelaubung allenthalben zugleich mit dem Fallen auftritt, dann indem die alten Blätter erst abgeworfen werden, nachdem die neuen bereits fertig ausgebildet find, endlich indem ein Aft nach dem anderen oder deren viele zugleich werfen und von neuem treiben, während der Rest vorläufig noch in Ruhe bleibt. Bei einer dritten Gruppe von Bäumen wird das alte Laub erst abgeworfen, nachdem das neue fertig ausgebildet ist. Diese Gruppe leitet zu den immer grünen Bäumen im engeren Sinne hinüber.
Pfarrer 2. Ragaz in Basel , bekannt durch seine unermüdliche Agitation für die Ideenwelt des Sozialismus, hat sich ein m. E. sehr unglückseliges Thema ausgewählt.( Jesus Christus und der moderne Arbeiter. Verlag des Grütlivereins Zürich.) Er will Stüd für Stück nachweisen, wie nahe das Jesusbild der Evangelien dem Proletarier von heute steht. Da verfällt er natürlich dem alten Fehler, die Hauptsachen im Charakter Jesu zu übersehen und die modernen sozialen Gedanken in ein Jdealbild des Nazareners vergrößert hineinzuprojizieren, Auch die Charakterisierung der damaligen Beit als eine der unsrigen sehr ähnlichen, bedarf in manchen Bunften der Korrektur. Immerhin verdient sein kraftvolles Wort Lob. Das Wert eines dritten Pfarrers, aus Nürnberg , W. Staeblin ( Christentum und Sozialdemokratie, Verlag von Fr. Korn, Nürnberg ), das der Sozialdemokratie in vielem sympathisch, in der Hauptsache aber feindlich gegenübersteht, zeigt uns wieder die Richtigkeit dessen, was wir von Anfang gegen die moderne Theologie, auch da wo fie ein soziales resp. sozialistisches Gewand anzieht, sagten. Staehlin hält sich in sympathischer Weise von den Umdeutungen des rein- Die immergrünen Bäume fönnen in zwei Gruppen gegliedert Religiösen und Christlichen in Kulturfreudiges und Soziales fern. Statt aber nun radikal mit der christlichen Gedankenwelt zu brechen, versucht er sie zu verteidigen und tommt so ganz logisch zu einer Verurteilung des Sozialismus. Eben weil er Christentum als etwas Bestimmtes, historisch Gegebenes, und ebenso Sozialismus nicht als Ideologie, sondern als wissenschaftliche Theorie faßt. Daß er zu einer Ablehnung der sozialdemokratischen Gedankenwelt kommt, tut uns um seinetwillen leid. Denn sein stürmisches Ethos würde in der Sozialdemokratie am ehesten in sichere, fruchtbare Bahnen gelenkt werden. Immerhin wollten wir uns freuen, wenn der Sozialdemofratie in ihrem Kampfe gerade aus dem einflußreichen Pfarrerstande mehr folcher verständiger Gegner erwüchsen als Staehlin es ist.
Kleines feuilleton.
Aus dem Pflanzenleben.
werden. Bei der einen geraten sämtliche oder doch die ganz überwiegende Zahl der Endknospen zu gleicher Zeit ins Treiben. Die Blätter älterer Triebperioden, Blattschube nennt sie Prof. Volkens, fallen entweder kurz oder gleich nach dem neuesten Trieb ab. Die zweite Gruppe der immergrünen Bäume zeichnet sich dadurch aus, daß immer nur eine beschränkte Zahl von Knospen zu gleicher Zeit Blätter erstehen läßt. Hier gibt es Arten, bei denen zu jeder Zeit einige wenige oder auch eine größere Bahl von Zweigspigen mit eben entfaltetem Laub bedeckt sind, während alle anderen in Ruhe verharren. Andere bringen in regelmäßigen Beitabschnitten von Wochen oder Monaten einen Teil ihrer Knospen zum Ausschlagen. Recht sonderbar geht es bei einzelnen immergrünen Bäumen zu, die ihr Laub in den Blattknospen heranreifen lassen und dann plötzlich im Verlauf einer Nacht, sich mit fast völlig ausgewachsenem neuen Laub bedecken. Das Werfen der Blätter findet bei den immers grünen Gehölzen teils periodisch, teils unregelmäßig statt. Legteres bildet die Regel.
Der Trieb der meisten Tropenbäume ist ein begrenzter, das heißt, jede Knospe bringt schnell hintereinander eine bestimmte An zahl von Blättern hervor und dann verharrt der Trieb bis zur Der Laubwechsel tropischer Bäume. Wenn bei nächsten Treibperiode in Ruhe, wie das beispielsweise unsere Roßunseren Gehölzen im Herbst die Blätter fallen, so fagen wir, die fastanie zeigt. Nur selten treten unbegrenzte Snofpen auf, die, wie, Kälte sei schuld, und wenn im Frühjahr neue Sproffer erscheinen, so bei unserer Weide, während einer längeren Periode Blätter um halten wir die steigende Wärme für die Ursache. Den Dichtern mag Blätter treiben und sich dabei verlängern. Die Frage, welches der man derartige Anschauungen zugute rechnen, aber Naturkundige Grund ist, daß auch in Gegenden, in denen das ganze Jahr hindurch sollten nicht so reden, denn eine derartige Theorie" läßt uns im ein gleichmäßiges Klima herrscht, dennoch bei der Lauberneuerung Stich bei den sogenannten immergrünen Gewächsen, wie Tanne, ein ständiger Wechsel zwischen Perioden der Tätigkeit und Perioden Eibe und anderen Nadelhölzern, dann bei Buchsbaum, Stechpalmen, der Ruhe zu beachten ist, beantwortet Bolkens damit:„ Wir müssen Alpenrosen und anderen. Wenn wir nun gar erst den Laubwechsel gestehen, wir wissen es nicht, denn wenn man auch sagt, innere tropischer Bäume ins Auge fassen, so sind wir vollständig verlassen, Ursachen veranlaßten das Phänomen, so ist damit doch nur eine wollten wir weiter auf obige Anschauung bauen. Denn ein Laub- Formel ausgesprochen, die uns über unsere Unkenntnis hinweg wechsel findet auch dort statt, wo die Temperatur das ganze Jahr täuschen soll."
Berantw. Redakteur: Georg Davidsohn , Berlin.- Drud u. Verlag: Vorwärts Buchdruderei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.