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rische, das im feinsten Sinne künstlerische Element erst in zweiter I größerer Sicherheit haben darf, als die Leute in den Bahnen boz Dinie kommt. Und auch die paar Hoftheater, denen es um ein 50 Jahren. Das furchtbare Berliner Hochbahnunglüd Literarisches und darstellerisches Renommee zu tun ist, find an vom 26. September hat nun freilich gezeigt, daß man von dem thren Etat gebunden. müssen Rücksichten nehmen sind womöglich Ziel, die Unzulänglichkeit menschlicher Bedienung aus dem Eisens Beeinflussungen von obenher unterworfen, die in persönlichen bahnbetrieb ganz auszuschalten, noch immer ganz erheblich ente Geschmacksrichtungen, nicht aber in wirklich literarischem Ber- fernt ist. Jedenfalls aber ist das Bestreben der Technik und ihrer Ständnis ihren Ursprung haben. Da ist es schwer, ein gutes Res Verwertung stetig darauf gerichtet, diese persönlichen Fehler" de pertoire, leichter noch, ein gutes Ensemble zusammenzuhalten. Menschen aus unserem Schnellverkehr immer mehr auszuschalten. Der Herzog von Meiningen vermochte einst beides, weil er ein Auch dann aber wird es nicht überflüssig werden, dem Gesundheits. geborener Regisseur war, und weil ihm die Mittel, seine Ideen zustand der Eisenbahnbeamten eine besonders scharfe Aufsicht zu zu verwirklichen, zur Verfügung standen. Den Russen erging es zuwenden. Wenn auch die Berliner Katastrophe nach der bisähnlich. Welches deutsche Theater tann 180 000 Mark in eine herigen Untersuchung nicht auf einer plöblichen Erkrankung des Aufführung des Julius Cäsar " stecken, welche Bühne, abgesehen Bugbeamten beruht zu haben scheint, so ist doch nicht zu übersehen, bon Berlin , würde mit vier oder fünf Dramen, die auf achtzig daß die Fälle von plöblichen Erkrankungen der Zugführer mit be und mehr Proben vorbereitet worden sind, einen Winter hindurch denklichen Folgen für die Sicherheit des Zuges nicht so überaus existieren können. Es waren eben zum Teil viel günstigere Be- felten sind. Im klassischen Lande der Eisenbahn, in England, sind dingungen, unter denen die Moskauer ihre Arbeit begannen. während der letzten Monate mehrere Fälle dieser Art zu ver Ihre Bestrebungen nach einem neuen fünstlerischen Realismus zeichnen gewesen. Namentlich ein Ereignis, das im Mai vorfiel, gingen natürlich auf die Meininger, die ja in Rußland große gab zu denken. Der Zugführer eines Schnellzuges wurde wenige Triumphe gefeiert haben, zurück. Aber inzwischen war in Rußland Minuten nach der Ausfahrt vom Anfangspunkt vom Schlage ge die große Stiltragödie im Schillerschen Sinne, die Alexei Tolstoi troffen und fiel sofort tot im Vorraum der Maschine nieder. angestrebt hatte, vom modernen Stimmungsdrama überholt worden, Troßdem ein weiteres Unglüd vermieden wurde, entstand eine von der wenig dramatischen aber echt dichterischen Kunst eines lebhafte Aufregung, die gerade daraus erklärlich war, daß man Tschechow , eines Gorki. Und in der Sicherheit, mit der das angesichts eines solchen Vorkommnisses die Unzulänglichkeit russische Ensemble den ganzen Etimmungsgehalt einer Dichtung menschlicher Voraussicht durchaus zugeben mußte. Immerhin läßt erschöpfte, das außerhalb der eigentlichen Handlung liegende, die sich auch die Neigung zum Schlagfluß zuweilen erkennen, und man Menschen und ihr Tun aber bedingende Milieu zur Wirkung, follte feinesfalls Leute, bei denen ein derartiger Argwohn vor. bisweilen zur entscheidenden Wirkung heranzog, lag ein unge liegt, zu Lokomotivführern machen. Vor ganz furzer Zeit erst hat heuerer Fortschritt. Man lächelte damals über unsere Schauspieler. Ganz mit sich wieder in England ein ähnliches Ereignis abgespielt, das noch Unrecht. Es wäre töricht, wenn wir behaupten wollten, wir biel mehr als die vergangenen die öffentliche Meinung beschäftigt hätten keine oder nur wenige Künstler von der Bedeutung jener Moskauer Gäste. Wir haben im Gegenteil ein ganz ausgezeichnetes Schauspielerpersonal in Deutschland , das unter so genialen Regisseuren, wie Stanislawski und Nemirowitsch- Dantschenko es waren, ganz sicher ähnlich Hervorragendes leisten würde, wenn es zu dem erzogen werden könnte, was die Russen vor ihm voraus hatten, zu darstellerischem Solidaritätsgefühl, Das soll heißen: unseren Künstlern fehlt im allgemeinen die tiefe Achtung vor der Dichtung, vor ihren Mitspielern und vor dem genießenden Publikum, welche den russischen Darstellern oberstes Prinzip war. Wenn ein deutscher Darsteller fühlt oder auch nur sich einbildet, daß er seine Kollegen am Können überragt, so wird er in neunzig bon hundert Fällen in den Vordergrund spielen, ohne Rücksicht auf Dichtung und Mitwirkende.
In Berlin hat man, bei Brahm, bet Reinhardt, diese Neigung des deutschen Schauspielers zum großen Teil unterdrückt, im allgemeinen herrscht sie noch überall bor. Und so lange es nicht gelingt, den deutschen Schauspielerstand zu jenem Solidaritätsgefühl feinster Art zu erziehen, werden wir teine wirklich große Darstellungskunst haben. 3m deutschen Nationaltheater, an dem fo eifrig gearbeitet wird, fehlt dann immer noch viel, es fehlt vor allem die Einheit des sozialen und ethischen Lebens der Nation, ohne die ein solches Theater undenkbar ist. Diese Einheit zu er reichen ist vielleicht eine Hoffnung von Jahrhunderten. Aber sie wird kommen, und wir können ihre Berwirklichung vorbereiten. Je mehr es uns gelingt, unser Bolt zu einem Kulturbolt zu er ziehen, je mehr wir es die Sensationswerte von den echten Werten unterscheiden lehren, um so näher rüft das Ziel. Die Schauspiel tunft wie das Theater überhaupt, als einer der allerersten Bildungsfaktoren eines Volfes, muß immer und immer wieder auf die Pfadfinder unserer dramatischen Literatur hinweisen. Dann wird, auf Kleists, auf Hebbels, auf Jbsens Wegen, der große Dramatiter unseres Volfes kommen, den alle verstehen werden, wie die englischen Renaissancemenschen alle ihren Shakespeare verstanden. Dann können große Schauspieler und bedeutende Regiffeure die Arbeit der Jahrhunderte mit der Begründung eines deutschen Nationaltheaters frönen, dann wird es möglich sein, unsere Dichter wahrhaft darzustellen, zur Feier der Schönheit und bes Lebens.
Kleines feuilleton.
Verkehrswesen.
Bahnkatastrophen durch Erkrankung des Bug. führers. Die gewaltige Zunahme der Zuggeschwindigkeit und Bughäufigkeit auf den Schnellbahnen hat das Bedürfnis erzeugt, die Hygiene der für die Sicherheit des Verkehrs verantwortlichen Eisenbahnbeamten auf eine neue Stufe zu heben. Mit der alten Gemütlichkeit des Eisenbahnverkehrs ist es wohl ein für allemal borbei, oder sie hat sich in entlegene Winkel zurückgezogen, wo sich aus dem Lebenslauf einer Sekundärbahn noch hin und wieder Scherze für Wigblätter mögen züchten lassen. Sonft ist es überall mit der Geschwindigkeit der Beförderung ein scharfer Ernst ge worden, und man kann sich nur dazu beglückwünschen, daß die Beistungen der Technik und das Berantwortlichkeitsgefühl der Bahnverwaltungen in ihrer Anwendung gleichfalls so hoch ge Stiegen sind, daß der Fahrgast einer Schnellbahn heute ein Gefühl
hat. Auch dabei handelt es sich um eine Schlaglähmung, die den Bugführer traf und in dem Bedienungsraum der Maschine niedertrecte. Der Heizer war davon so betroffen, daß er auf die Maschine nicht acht gab, sondern sich mit seinem Kameraden be schäftigte, der in völlig hilflosem Bustande dalag. Infolgedeffen rafte der Zug, der mit Marttbesuchern überfüllt war, mit zu nehmender Geschwindigkeit fort und überfuhr die nächste Station, zur größten Beunruhigung der Insassen und der Beamten des Bahnhofes. Die größte Gefahr war im Verzuge, weil alle Signale gegen den Zug standen, indem ein Eilzug in der Richtung auf London zu erwarten war. Ein aufmerksamer Weichensteller vermochte den steuerlosen Zug noch gerade rechtzeitig auf ein Seitengleis abzu lenken, und unmittelbar danach faufte der Schnellzug auf dem eben entlasteten Gleise vorüber. Nunmehr hatte der Heizer die Herr schaft über sich selbst wieder gewonnen und brachte den Zug zum Stillstand. Der Lokomotivführer wurde noch völlig gelähmt und sprachlos am Boden des Bedienungsraumes der Maschine auf. gefunden. In diesem Falle fönnte es schwer sein, die Schuldfrage in gerechter Weise zu beantworten. Am ehesten hätte sie vielleicht den von der Eisenbahnverwaltung angestellten Arzt betroffen, denn der berunglüdte Lokomotivführer hatte eine schwere Strankheit durchgemacht, und war eben erst entlassen worden, um seine Arbeit wieder aufzunehmen. Wahrscheinlich war die Entlaffung zu früh erfolgt, oder es hätte der Schluß gezogen werden müssen, daß der Mann überhaupt für seinen verantwortlichen Dienst nicht mehr geeignet wäre. Das schwere Eisenbahnunglüd, das sich gerade vor einem Jahre bei Shrewsbury in England ereignete, wird immer unaufgeklärt bleiben, weil der schuldige Maschinenführer dabei das Leben verlor. Er hatte dadurch eine Entgleisung beranlaßt, daß er bersäumt hatte, die Geschwindigkeit vor dem Befahren einer Kurve herabzusehen. Auch aus dieser Katastrophe aber war eine Lehre zu entnehmen, denn es wurde festgestellt, daß der Lokomotivführer seit seiner Einstellung in den Dienst, und zwar seit ungefähr 40 Jahren, lein einziges Mal mehr ärztlich untersucht worden war, obgleich er sich nunmehr in einem Alter befand, das ihn vielleicht schon an sich zur weiteren Ausübung dieses Berufes als untauglich erscheinen ließ. Häufige ärztliche Untersuchungen der für die Betriebssicherheit verantwortlichen Eisenbahnbeamten müssen sich auch, wie in den letzten Jahren immer wieder hervorgehoben worden ist, namentlich auf die Prüfung der Augen erstrecken. Leute von einem gewissen Grade der Kurzfichtigkeit oder Farbenblindheit sind von vornherein von dem Amte eines Lokomotivführers oder Signalwärters auszuschließen. Aber die Unetrsuchung muß auch oft wiederholt werden, da der Zustand des Auges sich leicht verändert. Es sind Fälle er. wiesen, in denen Lokomotivführer mit schiveren Augendefekten 10 Jahre lang Dienst getan haben, ehe dieser Fehler entdeckt wurde.
Vor allem muß natürlich dafür gesorgt werden, daß die Verfürzere Arbeitszeit, fehrsangestellten Arbeits Arbeitszeit, hygienische bedingungen, beffere Bezahlung und eine wohlverdiente Versorgung im Falle der Invalidität und des Alters erhalten. Man fann ihnen nicht auch noch die Verantwortung für die Folgen der Ausbeutung aufhalfen, deren Opfer sie und nur zu häufig auch das Daneben sind in erhöhtem Maße reisende Publikum werden. technische Werbefferungen, die die Folgen menschlicher Zufälle zu verhindern imstande sind, einzuführen.