getötet, und such Russen hatte er auf seinem Gewissen. Er war in den Bergen herumgestreift, er hatte auch bei den Russen ge- stahlen, er hatte auch zweimal im Gefängnis gesessen. Den größten Seil feines Lebens hatte er auf der Jagd und im Walde verbracht, wo er sich oft nur von einem Stückchen Brot nährte uns nichts als Wasser trank. War er aber im Dorfe, so zechte er von morgens bis abends. Als er von Olenin nach Hause kam, schlief er etwa zwei Stunden. Vor Tagesanbruch noch erwachte er. Er blieb aber in seinem Bette liegen und dachte über den Menschen nach, den er gestern kennen gelernt hatte. Olenins Schlichtheit hatte ihm sehr gut gefallen.(Schlichtheit in dem Sinne, daß er ihn reichlich mit Wein bewirtet hatte.) Auch Olenin selbst hatte ihm gefallen. Er wunderte sich darüber, daß die Russen alle schlicht und reich find, nnd wie?s kommt, daß sie alle nichts wissen und dock gelehrt find. Alle diese Fragen überdachte er, auch die, was er sich wohl ' von Olenin erbitten könnte. Onkel Jeroschkas Hütte war ziemlich gross und nicht alt. aber man sab ihr an, dass die Frau darin fehlte. Im Gegensatz zu der üblichen Reinlichkeit der Kosaken war das ganze Zimnier unsauber und in grösster Unordnung. Auf dem Tische lagen herumgeworfen ein blutiger Kittel, ein halber Fladen und neben ihm eine gerupfte nnd in Stücke zerrissene Dohle zur Fütterung des Habichts; auf den Bänken lagen umher- gestreut: Schuhzeug, eine Flinte, ein Dolch, ein Beutel, feuchte Kleider und Lappen. Im Winkel in dem Zuber mit schinutzigem, stinkendem Wasser lagen andere Futzlappcn zum Weichen, daneben stand eine WindbüciUe und ein Locker. Auf dem Fussboden lag ein Netz, mehrere geschossene Fasanen, und um den Tisch herum spazierte ein Hühnchen, das an einem Bein festgebunden war, und pickte die Brosamen von der schmutzigen Diele auf. In dem ungeheizten Ofen stand eme Schale, mit einer milckähnlichcn Flüssig- keit, auf dem Ofen piepste ein Steisssuss, der sich Mübe gab. sich von seinem Schnürchen loszureissen, und ein Habicht in der Mauser � sass am Rande, schielte nach dem Hühnchen und drehte von Zeit zu Zeit seinen Kopf von reckts nach links. Onkel Jeroschka selbst lag auf dem Rücken auf einem kurzen Bette, das zwischen Wand und Ofen stand. Er war nur mit einem Hemd bekleidet, hatte die kräftigen Beine über den Ofen gestreckt und rieb mit seinem Daumen die«chrammen an seiner Hand, die ihm der Habicht. den er ohne Handschuhe zu tragen pflegte, gekratzt batte. Im ganze» Zimmer, besonders in der Nähe des Alten selbst, war die Luft von einem parken, aber nickt unangenehmen Geruch ge- schwängert, weichet den Alten überall hin begleitete. llide-ma, Onkel?(b. h. bist Du zu Hause, Onkel?) liess sich «die kräftige Stimme durchs Fenster vernehmen. Er erkannte sofort die Stimme seines Nachbars Luiaschka. Uide, uide, uide!.... bin zu Hause, komm herein? schrie der Alte. Nachbar Marka, Luka Marka, warum kommst Du zum Onkel? oder gehst Du auf Posten? Der Habicht fuhr bei dem Schrei seines Herrn zusammen, schlug mit den Flügeln und zerrte an seinen Fesseln. Ter Alte liebte Lukaschka. Ihn allein nahm er aus von seiner Verachtung des ganzen jungen Geschlechts der Kosaken . Ausser- dem gaben Lukaschka und seine Mutter als Nachbarn dem Alten oft Wein, Rahm und mancherlei andere Wirtschaftsvorräte, die Jeroschka fehlten. Onkel Jeroschka, der sein ganzes Leben hin- durch von Stimmungen beherrscht war. erläuterte doch jetzt seine Beweggründe in pratttscher Weise. Warum nicht? sie sind wohl- habende Leute, sagte er zu sich selbst, ich bringe ihnen frisches Wild, ein Hühnchen, und sie vergessen den Onkel nicht, bald ein Pastetchen, bald einen Psannkuckjen. Guten Tag. Marka, ich freue mich, dass Du kommst, rief der Alte heiter und zog mit rascher Bewegung die nackten Füsse vom Bett, sprang auf. machte zwei, drei Sehritte über die knarrenden Dielen, und betrachtete seine auswärts gerichteten Beine, sie kamen ihm plötzlich ganz komisch vor. Er lächelte, stampfte ein und das anderemal mit der nackten Ferse auf und machte einen .Ausfall".— Geschickt, was? fragte er und blinzelte mit seinen kleinen Augen. Lukaschka lächelte kaum merklich.— Wie geht's auf dem Posten? fragte der Alte. Ten Wein bringe ich Dir. Onkel, den ich Dir auf der Wache versprochen habe. Der Heiland schütze Dich, sagte der Alte, hob seine Kleider und sein Besckmet auf, die auf der Diele umherlagen, kleidete sich an. zog den Gürtel zu, gotz Wasser aus dem Scherben auf seine Hand, wischte sie an den alten Hosen ab, ordnete mit einem Stückchen Kamm seinen Bart und trat vor Lukaschka hin.— Fertig, sagte er. Lukaschka nahm den Becher, wischte ihn aus. goss Wein hinein, setzte sich aus die Bank und reickte ihn dem Onkel zu. Auf Dein Wohl! Im Namen des Vaters und des SohneS, sagte er und nahm fröhlich den Wein entgegen. Werde Dir, was Du wünschest. Werde ein Held und verdiene Dir ein Kreuz. Auch Lukaschka tvank vom Wein mit einem Wunsche und stellte ihn wieder auf den Tisch. Der Alte erhob sich brachte einen getrockneten Fisch legte ihn auf den Boden, zerschlug ihn und klopfte ihn mit einem Stock, damit er weicher werde, dann legte er ihn mit seinen schwieligen Händen auf seinen einzigen grünen Teller und stellte ihn auf den Tisch. Ich habe alles, auch einen Imbiß, Gott sei Dank, sagte er stolz.— Run, wie steht's mit Mossew? Lukaschka erzählte, wie der Unteroffizier ihm die Flinte weg« genommen habe; er wollte offenbar die Ansicht des Alten darüber hören. Um die Flinte dränge ihn nicht, sagte der Alte, gibst Du ihm die Flinte nicht, m bekow.nst Du auch keine Belohnung. Ach, was? Welche Belohnung könnte ein Rekrut bekommen? Und die Flinte ist wertvoll, eine Krimflinte, 80 Münzen kostet sie. Laß das. Ich habe auch einmal mit einem Hauptmann einen Streit gehabt, er wollte ein Pferd von mir haben. Gib mir das Pferd, sagt er, und ich schlage Dich zum Fähnrich vor. Ich gebe es nickt und bekomme auch nickts. Aber Onkel, ich mnss mir ein Pferd kaufen, und jenseits deS Flusses, sagen die Leute, bekommt man kcins unter SO Münzen, und die Mutter hat ihren Wein noch nicht verkauft �Fortsetzung folgt.) (NachdruS bccboten.t Wasserglas. Das Wasserglas, eine chemische glasähnliche Masse, spielt in der Industrie eme bedeutende 3!olle. Wir wollen uns hier jedoch nur mit der Bedeutung des Wasserglases nir die Stein- und Kunststeinrndustrie sowie mit der Verwendung des Produktes im Bauwesen desajäfngcn. Das Wasserglas wird durch Schmelzung von Kieselerde mit Kali, Natron oder mit Kali und Natron gewonnen und ergibt eine m Wasser lösliche Verbindung. ES wird, je nach den Bestand- teilen, als Kaliwasserglas. NatronwasserglctZ oder Kaiinairon- wasscrglas bezeichnet. Man kennt dre: verschiedene Darstellung-?- merhoden für Wasserglas.„1. Jene, bei welcher die Mischung der Rohmaterialien, der Glassatz geschmolzen und die ertaltcte Schmelze in lochendem Wasser gelöst wird. Man bezeichnet sie als Schmelzmethode(Fuchs, Buchner. Schürr). 2. Diejenige, bei welcher Kieselerde in Puloersorm unter einem Druck von 7 bis 8 Atmosphären in starker Kali- oder Natronlauge gelöst wird; nasse Methode(Kuhlmann, Liebig, Sauerweins. 3. Diejenrge. bei welcher Chloralkalien(Chlornatrium. Chlortalium) verslüchtet und mit überhitztem Wafferdamps vermischt durch glühende Kiesel- erde in kieselsaure Alkalien und Chlorwasserstoff zersetzt worden.— Diese Methode nennt man Berdampsungsmethode(Gossagc. Ungerer). Das Produkt läßt sich mit cmcr beliebigen Menge Wasser mischen und soll vollkommen klare Lösungen ergeben" (Ande.) Im Handel unterscheidet man 33- und Wprozentiges Wasser» glas, d. h. es befinden sich 33 bezw. 88 Proz. festen Wassergmseö tn 100 Teilen Lösung. Ein Hauptvorzug des Wasserglases besteht darin, daß es die Gegenstände, aus welche eS in flüssigem Zu- stand« aufgestrichen wird, gegen die Einflüsse der Witterung schützt, doch kommen nur solche Körper in Betracht, die das Wasserglas auszusaugen vermögen, also Steine, Putzmörtel, Holzwerk usw. An der Oberfläche bildet sich eine glänzende, glasartige, dünne Schicht, die aber naturgemäß vollkommen klar und durchsichtig sein muß, damit der Gegenstand nicht entstellt werde, wie dieses namentlich bei Kunststeinen, Anstrichen von Architekturteilcn usiv. ins Ge- wicht fällt. Verdünnt man jedoch das Wasserglas mit gewöhn- lichem Wasser, so wirken die Kalk- und die Magnesiasalz« desselben zersetzend aus die Masse und trüben die Lösung; und deshalb empfiehlt es sich, nur abgekochtes Wasser zur Lösung des Wasser- glascs zu verwenden. Die glänzende Deckschicht ist nicht beständig, sie wird von der Kohlensäure der Luft zersetzt und blättert ab. Dennoch bleiben die mit Wasserglas getränkten Körper sehr lange Zeit hindurch wetterbeständig, denn den Schutz bildet namentlich die in die Poren eingedrungene Masse. Eine andere wichtige Eigenschaft deS Wasserglases besteht darin, daß namentlich poröse und lockere Gesteinsmasscn. wie Sandstein, Kunststein, Ziegel, Töpferwaren usw., die das Wasser- glas begierig aufsaugen, eine größere Dichtigkeit und Härte er- halten." Aus diesem Grunde wird die Masse in giemlich um- fassender Weise für die Fabrikation von Äunststeinmassen verwendet. DaS Wasserglas besitzt noch eine ganze Reihe interessanter chemischer Eigenschaften, die das Produkt für die eine oder andere Technik geeignet machen. Werden zum Beispiel alkalische Erden mit einer Wasscrgiaslösung gemischt, so wird etwas Alkali frei, und die Erden vereinigen sich mit der Kieselerde und dem übrigen Kali zu einer im Wasser unlöslichen Verbindung. Auch Tonerde ergibt mit Wasserglas ein unlösliches Produkt. Dagegen würde Wasserglas für GipS einen sehr ungeeigneten Zusatz bilden; es zeigt sich nämlich, daß Gips mit WasserglaSzusatz sofort ins Stocken gerät, und beim Trocknen der Masse bilden sich an der Oberfläche AuZblühungen von schwefelsaurem Kali und schwesel- saurem Natron. Tie Mischung zersetzt sich, ohne zu erhärten. Das Natronwasserglas findet in umfassender Weise zu feuer- festen Anstrichen Verwendung. Tie aus Wasserglas und einem Farbkörper bestehenden Wagerglasfarben trocknen im Gegensatz zur Oelsarbe matt aus und werden für Holz, Stein, Mauerwerk und Eisen verwendet. Diese Wasscrglassarben-Anstriehe haben uiannigfache Vorzüge, aber die Auswitterungen euistellea die
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25 (7.11.1908) 217
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