Kopse zu und lvinkte mit der Hand. Als Olenin ihn erreicht hatte, bemerkte er die Fußspuren eincZ Menschen, auf welche der Alte hinwies. Siehst Du? Ja, nun was? sagte Olcnin und bemühte sich, ruhig zu sprechen eine Menschenspur. (Fortsetzung föißr.j Sardou und das deutfebe tTbeater. Die literarische Anekdote erzählt's und vielleicht ist es Wahr- heil, daß Sardou, der Tausendkünstler des Bühneneffekts, einmal als Dichter begonnen hat und dann erst, als er kern Verständnis fand. Bühnenware zu fabrizieren begann Was immcr daran ist. das bat er jedenfalls meisterhaft verstanden, ein Publikum zu be- friedigen, das von der Bühne weder Kunst noch geistigen Gehalt, wohl aber atemraubende Spannung und angenehmes Gruseln ver- langte. Dieses Publikum selber war ein Ergebnis der kapiia- listiichen Enlwickeiung, das dem Bürgertum jede höhere und tiefere Richtung genommen hatte. Als Deutschland nach 70 in ähnlicher Weiseluliurreis" wurde. waren die deutschen Geschäftsreisenden in Literatur, die, kapitalistischer Instinkte voll. Literatur und Thealer zu ihrer Geschäftsdomäne erkoren, sogleich an der Arbeit. Sardou bei uns auszuschlachten und nachzumachen. Das goldene Zeitalter der Lindau , und Lubliner dezeichnet den tiessten Stand des deutschen Theaters, daS zu einer reinen Domäne der franzöfischen Theoterroulme und schlechter deutscher Nachahmung wurde. Die deutsche Bourgeoisie begann ihren nationalen Ausichwuirg mit dem Verrat an der nationalen Literatur, die nicht mehr und noch nicht ihren neuen Instinkten angepaßt war, und deckte ihre Bildungs- und Unterhalrungs- bedürstiisie durch Export aus dem Lande, das ihr in der neuen Phase bürgerlicher Eulwickelung bereits vorausgeeilt war: aus Frankreich . Heber die Rolle, die Sardou damals und später auf dem deutschen Theater gespielt hat. schreibt Dr. P. Landau: Die eigentlichen Vorkämpfer ffir das Drama der Franzosen und besonders für Sardou wurden die beiden Helden damaliger deutscher Kritik, Paul Lindau und Oskar Blumenthal . Lindau wies immer Wieder auf die Kunst der Franzosen hin. von denen di« Deutschen das Handwerk d«ö Dichtens" lernen müßten, denn.die Bühne wirkt wesentlich durch das Aeußerlichc*. In seinem Schauspiel Maria und Magdalena" übertrug er zuerst den Geist und die Technik des Sardouscheu GesellichaftsstückeS auf deutsche Berhältuiffe. Sein Erfolg eiferte die anderen Dramatiker zur Nachahmung an. Selbst L'Arronge verließ den goldenen Boden des VolkSstückes und schloß sich in.Haiemannö Töchtern" an die.Familie Benoiton" au. Der sklavischste Nach­ahmer SardouS ist damals der vielgespielte Hugo Lubliner geweien, der sich Bürger nannte. SeineGabriele" zeichnet die Figuren und Situationen aus SardouSFernande " in einer plump unmöglichen Form nach; die Horts konnten mit Recht von dem Fluch lalenilofex Nachäfferei reden, dem di« deutschen Bühnendichter versallen seien. SardouS Vorliebe für Kriminalstücke, die große Gerichts- Verhandlung inFerröol" Veranlaßken selbst Wilbrand und Richard Loh. ähnliche Sphären auszusuchen. Sowohl Ml- brandSTochter des Herrn Fabricius" wie Boß ' Dramen Alexandra" undSchuldig" lasten deutlich den Einfluß d«S BerfafierS derDora" erkennen. Blumenthal ist in seinem Lob SardouS zurückhaltender; er verwirft den Schilderer menschlicher Tragödien, läßt aber dafür desto uneingeschränkter den überlegenen Spötter und Humoristen gelten. So zeigt ihm denn dieedlere Hülste des Erben ScribeS daS geistbelebte, von einem Lächeln um- spielte Profil eine« Satirikers, desten fich das Baterland von Maliere. Rabelais und Bollair nicht zu schämen braucht". Blumentbals erste und beste Lustspiele, feinProbepseit" undDie große Glocke". zeigen noch deutlicher als die« literarische Lob, welch' große Bor- züge er in den lomikchen Szenen SardouS fand und wie geschickt er sie für seine Zwecke auszunutzen wußte. Die sensationellen Sittenstücke SardouS, in denen gesellstbastliche Probleme bebandelt wurden, haben manchen Zug in der Dramatik Sudermanns be- ftimmt. Das Milieu vonSodomS Ende" gemahn» etwa an die Sphäre derOdette", und nicht nur der Chor der räsomerenden Rebenpersonen, sondern auch die Helden derHeimat" finden ihre Parallelen in dem Werk des Franzosen . Als letzter Nachfahr der Sardouichen Manier tritt dann Felix Philipps aus, der oen Hang zum Aktuellen und Sensationellen bis inS Unerträgliche vergröbert. Nnlerdesten aber hatte längst in Deutschland der Kampf gegen Sardou eingesetzt. Die Brüder Hart zogen in ihrenkritischen Wastengängen" gegen diese Veräußerlichende Bühnenmache, die alle inneren Werte de« Gefühls und der wahren Leidenschast ausschied. mannhaft zu Felde und Heinrich Bulthaupt schrieb 1887 sein kluges SchrislchenDumas, Sardou und die jetzige Franzosenhernchast auf der deutschen Bühne". Die nawralistitchc Kunst schuf neue Werte und brachte neues Leben. Wie Zola zuerst m Frankreich gegen Sardou aufgetreten war, so verdrängten die deutschen Naturalisten den Franzosen und seine deutschen Nachahmer aus der Literatur und verwiesen ihn aus das Gebiet der reinen Theaterwirkung, das er noch lange beherrsch e. Z e» lärmende Erfolg seiner bunten Szenen aus der Geschichte, vie,:£*. midor" undMadame Sans-Gsne" hat die Enüvickelung der dei lschen Literatur nicht mehr berührt. �eitgernälks über die Blinden fcbrift. Kon Karl K u h l S. Es liegt mir der Brief eineS Blinden vor, der folgende charakteristische Stellen enthält: ES war im Jahre 1901, als ich, damals zwanzig Jahre alt, bei Ausübung meines Berufes infolge schwerer Explosion meines Sehvermögens fast vollständig beraubt wurde.... Durch diesen schweren Unfall zur Untätigkeit verurteilt, wurde ich in der Folge- zeit oft von Langeweile geplagt. Sie werden mir doch glauben, daß ich mich glücklich)ätzte. als ich im vorigen Jahre Gelegenheit hatte, durch Herrn E. in Bielefeld das System der Punktschrist zu erlernen.... Zum Schluß hoffe ich, daß es Ihnen nicht unmöglich sein werde, diese Zeilen zu lesen. Ich habe dieselben eigenhändig unt Hilfe einer von mir erfundenen Schreibtasel geschrieben. Dieser Apparat ist sehr einfach, für jeden Schicksalsgenoffen mit Leichtigkeit anzuwenden.... Es würde mir eine Freude sein, so manchem mit dieser Tafel«in» Wohltat erweisen zu können..., \V. W. " AuS diesem Schreiben ist zunächst zu ersehen, daß ein in- telligenter Mensch, der schon im Jahre 1901 das Unglück hatte, zu erblinden, erst im vorigen Jahreso glücklich war", das System der Punktschrift zu erlernen. TaS muß im höchsten Grade be- fremden, denn es ist doch kaum denkbar, daß es dem Manne au Jntereffe oder Fleiß gefehlt habe, sich diese für die Blinden so wichtige Kenntnis anzueignen, um so mehr, als er selbst darauf bedacht war, einen für Blinde verwendbaren Schreibrahmen für gewöhnliche Schrift zu konstruieren. Es bleibt also nur Raum zur Annahme daß er jahrelang vom Vorhandenseiu der Punkt- schrift nichts wußte, oder daß die Erlernung für ihn mit den größten Schwierigkeiten verknüpft war. Diejenigen, deren Pflicht es wäre, für die Verbreitung der den Blinden unentbehrlichen Kenntnisse Sorge zu tragen, glauben genug getan zu haben, wenn fie ihnen bei der Erlernung behilflich sind, falls ihre Hilfe gesucht wird. Da nun aber auch unter den Sehenden ein nur verhältnismäßig geringer Teil von der Existenz der Blindenschrift oder der Bibliothek für Blinde etwas weiß" so ist es gar nicht zu verwundern, daß, wenn einer dieser Sehenden das Unglück hatte, zu erblinden, er keine Ahnung davon hat, welche Hilfsmittel ihm zu Gebote stehen. Doch fürs erste einige Worte über die Blinden - oder Punkt- schrift. Es ist bekannt, daß sich bei den Blinden der Tastsinn meist außerordentlich fein ausbildet. Darauf beruht das Prinzip der Schrift. Es gibt deren mehrere Systeme. Für den praktischen Gebrauch kommt gegenwärtig hauptsächlich die vom Blinden LouiS Braille , einem Lehrer der Pariser Blindenanstalt, bereits im Jahre 1829 erfunden? in Betracht. Die Braillesche Punktschrift besteht aus 63 Zeichen, wovon keines mehr als ü Punkte hat. Außerdem gibt es noch Rotenzeichen. Die Zeichen werden aus Punkten zu- sammengesetzt, die mittels geeigneter Vorrichtungen in das Papier eingedrückt werden. Es find meist Apparate, welche durch geeignete Tafeln und Lineale dem Blinden die Möglichkeit geben, die Buch- staben sicher in geordneten Zeilen zu schreiben oder vielmehr ein- zudrücken. Der vielfach im Gebrauch stehende englische Apparat besteht aus einer Tafel als Unterlage und zwei linealartigen Metallstreifen, die genau aufeinauder paffen. Im obersten Lineal befindet sich eine laufende Reihe rechteckiger Ausschnitte. Die Reihe entspricht einer Zeile. Jeder Aussckmitt bildet den Umriß für einen Buchstcchen, und ist doppelt so hoch als breit. Er bietet Raum für 6 Punkte, und zwar: für 2 Punkte in den beiden oberen, für zwei in den beiden unteren Ecken und für zwei an den beiden Rechtcckseiten in der Mittellinie. DaS untere Lineal dient dazu, daß die Punkte stets an der richtigen Stelle eingedrückt werden. Es sind nämlich entweder darin der Form deS Rechtecks entsprechend die Punkte durch Vertiefungen markiert, oder das Lineal hat seiner ganzen Länge nach drei Rillen, welche der oberen, mittleren und unteren Linie der Rechteckreihe entsprechen. Ter Bogen Schreibpapier wird durch 3 Stifte auf der Tafel be- festigt und dann werden die Lineale so gestellt, daß das unterste unter, das oberste über den Papierbogen zu liegen kommt. Run kann der Blinde mittels eines Schreibstiftes mit Leichtigkeit Buch- staben an Buchstaben reihen; er braucht eben nur dem Gefühl nach in die sechs markierten Stellen eines jeden Rechteckes die dem Buchstaben entsprechenden I. 2, 3 usw. Punkte einzudrücken. Da fich aber die Eindrücke nur auf der erhabenen Seite durch den Taftsinn mit Leichtigkeit wahrnehmen lassen, so schreibt der Blinde von rechts nach links und drückt daS umgekehrte Bild der Buch- staben in das Papier ein. Nach Fertigstellung der Schrift brauch das Papier nur umgekehrt zu werden, um durch Betastung mit den Fingerspitzen in der Zr.lenrichtung von links nach rechts gelesen werden zu können. Beim ebenfalls sehr verbreiteten Dresdener System kommt nur ein oberes Lineal mit Ausschnitten zur Verwendung und dafür ist die ganze Tafel durch Rillen markiert.