Anterhalwngsblatt des DorwärtsKr. 224.Mittwoch den 18 November.-1903lNachdruck verbolm.»asz)Znäreas Voft.Bauernroman von Ludwi a Tboma.Stürmischer Beifall lohnte die schlagfertige Entgegnung.Der Hirner schrie:„Dem hascht guat nauSgeb'n. Laß it aus!"„De schlechte Erfahrung hat uns g'scheiter g'macht. Mirfag'n jetzt, zu was sollen denn mir allawei anderne für unsreden lassen? Mir wollen amal selber sag'n, was uns fehlt.und mir wollen s so laut sag'n. daß ma's hört.Desweg'n bin i zu enk herkemma. I will enk net helfen.wia der Herr da g'sagt hat. So was kann i net versprechen,weil i alloa z'schwach bin dafür. Na. i will nix anders.als enk auffordern, ös solli's enk selm helfen.Wia soll dös der Bauer machen? Ja. i moan halt, g'radso. als wia de andern Leut' a. DöS is koa neue Sach', devia erst ausprobier'n muaß.Mir sehg'n alle Tag', daß de andern Stand' recht guatgeht. De Herrn Beamten, de Geistlichen. Warum is' beidena änderst?"„Weil sie was gelernt haben." schrie der Amtsrichter.„Dös glaab i net. Wenn bloß d' G'scheitheit zahlt wer'ntat. nacha gang's viele schlecht. ES hamm's aber alle gleichguat. Dös hat scho a andern Grund. Weil de meisten imLandtag drin Beamte und Geistliche san, und de machen's so,daß eahna selber guat geht, und ma hoaßt dös:„Aufbessern"."„Wo und wann sind die Geistlichen aufgebessert worden,"rief Kroiß, und der Dekan Metz sagte mit seiner fettenStimme:„Das ist eine offenbare Lügel"Vachenauer ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.„Vorderhand san amal de Beamten auf'besscrt wor'n:de wer'n nacha scho helfen, daß de geistlichen Herrn aa'r anBrocken kriag'n."Der Amtsrichter sprang auf und fuchtelte mit denArmen:„Wo und wann sind die Geistlichen aufgebessert worden?"Diese Heftigkeit mißfiel den Leuten, am meisten demHirner:„Halts Mau, Du Herrgottsackerament l" schrie er, unddiele schrien es nach.„Mäu holt'nl"Ein junger Knecht, der auf der Galerie saß. dachte, hierkönne man einmal der Obrigkeit eines auswischen. Er stecktevier harte Finger zwischen die Zäbne und pfiff, so laut ertonnte. Ein paar andere machten es nach. Da läutete Prantlund sagte, man müsse nun wieder auf den Redner hören. AlseS ruhiger wurde, erhob sich im Saale ein alter Mann undmeldete sich zum Worte.„Das ginge jetzt nicht." sagte Prantl,„einer nach demanderen, und vorläufig rede der Vachenauer."Aber der Alte ließ sich nicht abweisen.„Er wollte bloß sagen, indem der Amtsrichter gar sozornig getan habe, er wolle bloß sagen, daß die Beamten unddie Geischtlichkeit aus einem Sack spieten." Und damit setzteer sich wieder. Es war nämlich der Florian Weiß. Endlichkam der Vachenauer wieder zum Reden.„Schaug'n mir amal an Landtag o. wer sitzt da drin?Da Herr Dekan, da Herr Stadtprediger, da Herr Kaplan. Aufoan Bauern treffen drei Pfarrer."„Uebertreibung! Geschwätz!" schrie Kroiß.„Da muaß ma frag'n," sagte Vachenauer,„gibt'S denn inKayern lauter Mesner und Ministranten, daß so viel Geist»kicke g'wählt wer'n? Na, Landsleut', mir Bauern wählen deHerr'n. Und was is der Dank? Natürli. solang' ma unsereStimma braücht, san mir dös biedere Landvolk hinum undherum: alles, was mir wollen, is recht, und nix ist z'viel. Wiaf' aber d'rin san, im ersten Augenblick is all'ssamt vergessen.KöS iS net oamal g'schehg'n, na l Oft. und allemal wieder.Beim Viechhandel is der Bauer net so dumm. Da laßttt sie höchstens oamal über d' Ohren hau'n: aber wenn eahmder nämliche Handler mit dem nämlichen Schwindel zumzwoatenmal kimmt, nacha schmeißt er'n außi.Ma in da Politik I Sagt's amal selber, Hamm mir unsda net allawei aufs neue zum Narren halten lassen?"„Wahr iSl" sagte der Rädlmayer.„Da Metz iS scho dreimal g'wählt wor'n."„Und allemal hat er ins o'g'schwindelt," schrie der Stuhl-berger.Der päpstliche Hausprälat kannte die Stimme seinesFeindes und suchte ihn mit zornigen Augen. Aber der Stuhl-berger ließ sich nicht einschüchtern.„Hoscht Du net allemal„ja" g'sagt, hoscht Du g'rad oawmal„na" g'sagt?"„Ruhet" mahnte Prantl.Und der Vachenauer redete weiter.„J sag', ganz recht g'schiecht uns Bauern. Mir kunntendo so g'scheit sei und wissen, daß alles Schlechte daher kimmt,weil der Bauer net selbständig is: a jeder sagt, daß's änderstwer'n muaß. Und es ko änderst wer'n. wenn d' Leut' z'sammhelfen, und daß mir z'samm helfen, z'weg'n dem is da Bauern-bund da."Vachenauer zog aus der Tasche ein kleines Heft, dessenEinband die blauweißen Wecken des bayerischen Wappenszeigte.„I Hab' da a Büachl," sagte er.„Von außen is's guatboarisch, dös könnt's sehg'n. Und was drin steht, hat die näm-liche Färb'. Der Titel hoaßt:„Satzungen für den bayrischenBauern- und Bürgerbund".Da is alles aufg'schrieb'n, was de Partei will. I ko enknet alles vorlesen, und es werd aa net notwendi sei. weil ihoff', daß si o jeder selber dos Büachl kaaft, und den Aus-nahmsschein, der wo drin is. unterschreibt. Aber dös erste lej'i enk vor, vom Zweck des Bauernbundes. Da hoäßt's:„DerZweck des bayrischen Bauern- und Bürgerbundes ist E i n i-g u n g der in Parteien zerspaltenen bäuerlichen und bürger-lichen Volksklassen behufs Erhaltung des schwer bedrohtenMittelstandes und behufs Selbstschutzes aller noch selbständigenoder nach Selbständigkeit ringenden Volkselemente."Jetzt frag' i. ob dös was Unrecht's is, z'weg'n dem ma'runs als gottlose Menschen hi'stell'n derf."„Drucken kann man alles, das Papier ist geduldig." riefder Dekan Metz.„So. moanen S'? Sie glaab'n halt, es is überall wiabeim Zentrum. Mir san net o so!"„Das müsien Sie erst zeigen I"„Jetzt bist aber staadl Allawei plärrt er d'reit" schrieRädlmayer.„Mäu halt'nl"Vachenauer ließ sich nicht irre machen.„Sie sag'n, mir müassen erst zoag'n, ob mir unsere Ver-sprechunga halt'n. Is recht. Aber nacha warten S' undschimpfen S' net vorher!"(Bravo I)„I glaab's aber schwerli. daß Sie dös derleb'n. Als».Landsleut', i Hab' enk vorg'lefen, was der Bauernbund will.Unsere Hauptgegner san de Herrn vom Zentrum. Vomerst'n Tag o Hamm uns de Geischtlichen o'g'feind't und Hammbehaupt', durch den Bauernbund is die Religion in G'fahr.Warum denn? Wenn's ös des Büachl durchlest's von vornbis hint', steht koa Wort geg'n d' Religion drin. Und wennma'r an die Feiertäg in d' Kircha geht, siecht ma soviel Leut'.als wia früherszeiten.Wo gibt's an Bauern, der sein Pfarrer was in Weg legtin sein Beruf?Am Land macht sie neamd spöttisch über d' Religion;bei uns hat sie nix g'ändert, wia vielleicht in andere Ständ':mir Hamm die alten Bräuch' afkurat so als wia unsere Vor-eltern.Und wenn's jetzt mehra Zwietracht gibt als srllhers-zeiten, mir Bauern san net schuld.Dös iS auf Jahr und Tag. seit de Herrn bloß mehtzPolitiker san. aber koane Priester nimmer."In den ersten Reihen wurde es lebendig. Die anwesendenKleriker baten bis jetzt Ruhe bewahrt; dieser Angriff brachtesie in Erregung. Und zornige Stimmen schrien zu Vachen-auer hinauf.„Frechheit! Wer sind Sie denn? Frechheit!"Der Benefiziat Hiergeist von Jrzenham tat sich besondershervor.Er stammte aus dem Nußbacher Bezirke, und es empört«