et die fernsten Ziele der augenblickliKen Bewegung aufdeckt.finden ungeheueren Anklang. Er wird der teilende Kopf,der den zersplitterten Organisationen Einheit gibt. In denersten Jahren nimml die Wahlrecblsbewegung die Köpfe der Arbeiternocb stark in Anspruch. Als aber ItÄI' die Reformbill, das neueWahlgesetz eingerüdrr wird, das der industriellen Bourgeoisie dieHerrschaft sichert, während die Arbeiter um die sfriilbte ihres Kampfesgeprellt werden, wendete sie sich mit voller Kraft der genosienschaft»lichen und gcwerkscdaftlichen Bewegung zu. In Owens Blatt„DieKristS oder der Uebergang von Irrtum und Leid zu Wahrheit undGlück' bekam die Bewegung ein eigenes Propagandaorgan.Jetzt fand Owen auch die Zeit reif zur Verwirklichung seiner Idee,mittels der Genossenschaften die Kapitalisten auszuichalten. Gemäßeiner früher von idm entwickelten Theorie, die auch von Thompson,HodgStin und anderen ans der Ricardoschen Ockonomie ab-geleitet wurde, soll das Geld ausgeschaltet, der Wert allerWaren direkt in Arbeitsstunden ausgedrückt und mit Arbeits-roten bezahlt werden. Er errichtete in London eine zentraleBörse, in der die Arbeiter und Genosienschakten ihre Wareneinbrachten und für die ervaltenen Noten andere Waren eintauschten.An die also geformte feste Verbindung aller Genossenschaften solltensich in dieser Weise immer mehr Produzenten und produktive Asso-ziationen anschließen und so sich eine über das ganze Land ver-breitete Wirtschaftseinheit bilden, die ihren eigenen Konsum pro-duziert und sich zu einer alles umfassenden produzierenden Gemein-schaft entwickeln kann.Die Börse weckte ungeheueres Aufseben und fand unter denArbeitern große Begeisterung; eine Zeitlang ging unter OwenS? geschäftskundiger Leitung alles gut. Zugleich nahmen die Gewerk-chaften einen gewaltigen Aufschwung, überall sprangen ihre Ab-teilungen auS dem Boden; sie gingen zum Angriff über, und Owenselbst wurde durch die erwachte Solidarität der Arbeiterklasse undihre massenhafte Organisation hingerissen, wurde ihr bester AgitatorUnd erwartete einen baldigen Sieg, lftllä wird ein Zentralverbandgegründet, bald zäblt er eiiw halbe Million Mitglieder. Die Re-Sierung und die Kapitalisten werden unruhig; Verfolgungen undlrozesse setzen ein; als einige Arbeiter zur Deportation verurteiltWerden, findet eine Niesendemonstration in London statt. Aber fort-währende ungünstig verlaufende Streiks erschöpfen die Kassen; dieplötzliche Begeisterung legt sich und Enttäuschung tritt ein; scharen-weis, wie sie gekommen waren, Verlasien die enttäuschten Arbeiter dieVerbände. Zugleich zeigt sich die Börse immer mehr als Fchlichlag;sie bleibt mit unbrauchbaren Waren sitzen, bricht zuiammen, und dasgibt auch vielen Genossenschaften, denen eine solide finanzielleGrundlage fehlt, den letzten Stoß. Teilweise ist es die Unreife derArbeiter. Ungeschicktheit der Verwaltung, teilweise ihre dürftigeLebenslage, die durch die hereinbrechende Krise noch verschlimmertwird, die diesen Zusammenbruch verursacht. Ein Jahrzehnt spätermußte alles von neuem begonnen werden.Dainit endet Owens enge Verbindung mit der Arbeiter-bewegung. Als diese sich zu Ende der dreißiger Jahre als polisischeBewegung der Chartisten wieder erhebt, steht Owen ihr fern. ErPatte eme andere Richtung eingeschlagen. In seinem großen Bucheüber»Die neue moralische Welt' faßt er seine theoretisch-ideologischen Anschauungen zusammen, kritisiert Privateigentum.Religion und Ehe und predigt einen Kommunismus, der auf gegen-seitiger Liebe und einer rationellen Religion der Brüderlichkeu beruht. Er sucht und findet Anhänger unier allen Klassen und stifteteine weitverbreite Sekte, die nüt den Chartisten, die den Klassen-kämpf predigen, in eine Art Konkurrenz tritt. Die kirchlichen Be-Hörden treten dieser Bewegung dadurch entgegen, daß sie diefanatische Maffe gegen die„göltlose" Sekte verhepen; der fast siebzig-jährige Owen entgeht oft nur mit knapper Not der Mißhandlung.und die Masse seiner Anhänger zerstreut sich in den vierziger Jahrenallmählich wieder.Seinen Lebensabend verbringt er mit immer neuen Darlegungenseiner Lehren und gelegentlichen Reden. Die gesellschaftliche Ent-Wickelung geht weiter an ihm vorüber, die Arbeiterbewegung findetneue Bahnen, der wissenschaftliche Sozialismus kommt empor, ohnedaß er etwas davon bemerkt. Fast unbekannt und vergeffen stirbtOwen am 17. November 1853.Aber die Arbeiterklaffe vergißt ihn nicht. Der wissenschaftlicheKonm, unismus hat die großen Utopisten als seiner Vorgängeranerkannt und ihre Namen in den Herzen der kämpfenden Arbeiter-klaffe verewigt. Heute verehrt die Arbeiterklasse aller Länder RobertOwen als einen ihrer edelsteit und rreuesten Freunde, der sich ihrerSache annahm, als sie noch machtlos daniederlag und der ihrFreund blieb, als er sich damit den Haß und die Feindschaft derHerrichenden Klassen zuzog. Und vor allem verehrt ihn die englischeArbeiterklasse, mit deren geschichtlichen Anfängen er eng verbundenist, und auf deren Kampfesmethoden seine Anregungen und IdeenWährend deS ganzen 19. Jahrhunderts mächtig emgewirkt haben.A. P.kleines feuilleton.Ans dem Tierleben.Die Entwickclung des Rchgehornes. HeberWefen Gegenstand liefert Zimmer in den Zoologischen Jahr-büchern, Abteilung für Shstemaiik, eine ausführliche Beschreibung.Beveits im vierten oder fünften Monat seines Lebens lasten sichbeim Rchbocke die ersten Spuren der Gehörnbildung erkennen. Undzwar sind cS im Anfang« zwei aus der Stirnfläche hervortretendeHaarwirbel, die durch die unter der Haut sich entwickelnden Stirn»zapfen, die sogenannten Rosenstöcke, hervorgerufen werden. Ver-hältnismäßig schnell vergrößern sie sich und gewinnen eine etwawalzenförmige Gestalt. Gegen Ablauf des ersten Lebensjahresentstehen auf ihnen die m eine einfache Spitze auslaufenden Spieße,die von dem„Spießbocke" oder„Spießer", wie das Tier jetzt in derJägersprache genannt wird, durch Reiben an jungen Baumstämmenoder Aesten von dem umgebenden Felle befreit werden. Ist da»„Fegen" besorgt und das Gehörn von der daranhängenden Hautoder„Bast" befreit, so trägt der Spießer seine Stangen noch biszum Dezember des zweiten Jahres oder mit anderen Worten biszu einem Alter von einem Jahre und sieben Monaten, dannwerden die Spieße abgeworfen. An ihrer Stelle entwickeln sich jetztdie sogenannten„Stangen", die in ein gabelförmig geteiltes Endeauslaufen. Damit ist der Spießer zum„Gabelbock" geworden. ImDczemver des dritten Jahres wird auch dieses Gehörn abgeworfenund an seine Stelle tritt ein stärkeres, das drei Enden trägt. DerBock heißt jetzt„Sechsender" oder„Sechser". Im allgemeinen istdamit die Ausbildung der'Form bis auf eine stetige Zunahme anStärke und Höhe der Stangen nach jedesmaligem Abwerfen be»endet. Nur selten kommt es bei älteren Böcken zu einer weiterenVermehrung der Enden. Immerhin sind nicht nur Achterböcke,sondern sogar Zehnender bekannt geworden. Die älteren Böckeverlieren ihre Kvpfzier gewöhnlich früher als Spießer und Gablerund werfen ihre Gehörne bereits im November, während das Fegendann in der Regel im Laufe des April stattfindet. Von Interessesind die inneren Vorgänge, welche zum Abwerfen deS Gehörnesführen. Bald nach beendeter Brunst findet ein sehr starker Blut-zustrom gegen die Rosenstöcke hin statt, der im Innern derselbeneine Auflockerung des Knochengewebes bewirkt, die sich auch beveitsäußerlich durch die sogenannt« Demarkationslinie zu erkennen gibt.Indem dieser Prozeß der Auflockerung fortschreitet, wird allmählichin einer Qucrebene die gesamte Knochensubstanz zerstört undendlich eine solche Lockerung hervorgerufen, daß die Stangen nurnoch in ganz losem Zusammenhange mit den Rosenstöcken stehen,um schließlich vollständig abzubrechen. Die Roscnstöcke sehen jetztgang blutig aus und aus ihrer Oberfläche quillt Blut hervor, dasaber bald zu einem Schorf abhärtet. Allmählich wächst dann nochdas Fell über die Wunde und verschließt sie vollständig. Unterdieser Haut entwickelt sich dann wieder das neue Gehörn, anfangsin allen seinen Teilen von dem an Blutgefäßen reichen Bast um»kleidet, dem die Ernährung und Schutz der heranwachsenden Stangenobliegt. Das Wachstum des Gehörnes erfolgt nach dem Abwurfdurch Ablagerung der Bildungsstoffe, feinster Körnchen vonphosphorsaurem Kalk auf der Bruchfläche. Der Kalk stammt auSder Blutflüssigkeit und wird in die neuentstandene Grundsubstangeingelagert. Anfangs besitzen die Stangen nur eine weiche knorpel-artige Konsistenz, verhärten aber allmählich von unten nach obenfortschreitend und werden zu festem Knochen. Ist das Gehörnvöllig atisgewachsen, dann beginnen sich die Blutgefäße im Bast-gewebe rückzubilden und der Bast trocknet zusammen, um nun baldvon dem Bocke abgefegt zu werden. Im Innern der Stangenselbst bleiben aber noch lange Adern erhalten, bis endlich auch diesemit der zunehmenden Verknöchcrung ganz verschwinden. Jetzt, esist die Zeit des Hochsommers, erscheinen Rosenstöcke und Stangenals völlig einheitliche,«lfenböinartige Bildungen. Die cigentüm-lichen Skulpturen und Rinnen, welche man äußerlich auf denStangen erkennen kann, bezeichnen die Bahnen der beim Wachs-tum« eng an die weiche Knochensubstanz angepreßten Blutgefäßedes Bastes. Die braune Färbung des Gehörnes aber hat ihreUrsache in der beizenden Wirkung der Gerbsäure der Rinde derSträucher oder Bäume, an denen der Bock sein Gehörn beim Fegenabgescheuert hat. Jnfolgedeffen hängt auch die hellere oder dunklereFärbung der Stangen von der Art der Bäume ab, die hierzu benutztwurden. Am dunkelften ist die Färbung naturgemäß in den Rillenund Vertiefungen, da sich hier am meisten Gerbsäure ansammeltund am kräftigsten zu beizen vermag. Was die Größenzunahmeder Stangen anbelangt, so nehmen sie bis rnS dritte Lebensjahrerbeblich an Höhe zu. während das Dickenwachstum bis zum fünftenJahre andauert, von da ab ist der Zuwachs nur unbedeutend undhört nach dem zehnten Jahre fast ganz auf. Bei noch höhcremAlter findet man sogar häufig» daß die Stangen wieder kleinerund unansehnlicher werden, ja bisweilen in der Ausbildung ganzzurückbleiben. Die Maximalhöhe, welche die Rehgchörne bei unszu Lande erreichen, beträgt ungefähr dreißig Zentimeter, von derWurzel an gemessen. Bei den Rehen der asiatischen Steppe freilichfindet man Böcke, deren Gehörne dieses Maß weit überschreiten.Erwähnt sei endlich noch, daß in seltenen Fällen auch bei Nicken,namentlich bei recht bejahrten Tieren, Gehörne zur Ausbildunggelangen. Sie entstehen an der gleichen Stelle wie bei den männ-lichen Tieren, brauchen aber zu ihrer Ausbildung mehrere Jahre,verknöchern meistens nur unvollkommen und werden auch in derRegel weder gefegt noch abgeworfen.Lerantwortl. Redakteur: Hans Weber. Berlin.— Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdruckern u.Ver!«g»anstalt ZZaul Singe:&2a..S9eclin SVL