iHdfit gewesen, dann stünde jetzt der Bauer neben ihr und fehlte nicht am beiligsten Abend in der Kirche. Eine lebhaste Bewegung kam unter die Leute; am Altare sang der hochwürdige Herr ein lateinisches Wort be- sonders langgedehnt und feierlich durch die Nase. Tie Mette war zu Ende. lFornetzung folgt.l lNachdruck' VerSolen.) 2kj Die Kofaken. Von Leo T o l st o i. Lieber wie di-di-li und andere ähnlich-e.Herrenlieder" hatte er nur für Olenin gesungen; alS er aber dann noch drei GlaS Wein getrunken hatte, trat die gute alte Zeit in seine Erinnerung, und er stimmte echte Kosaken- und Tartarcnlicder an. Mitten in einem seiner Licdlingsliet.cr erzitterte plötzlich seine Stimme, er verstummte, und nur seine Finger klimperten noch auf den beiden Saiten der Balalaika. Ach, Du mein Liebster, sagte er. Llenin sah bei dem sonderbaren Klange seiner Stimme auf: der Alte weinte, Tränen stillten seine Augen, und eine flost die Wange herab. Du bist dahin, meine liebe Zeit, nie kehstt du wieder! sagte er schluchzend und versank in Schweigen trink, warum trinkst Du nicht? rief er plötzlich mit seiner dröhnenden Stimme, ohne seine Tränen abzuwischen. Besonders rührend war für ihn ein tawlinisches Lied. EL hatte nur wenig Worte, sein ganzer Reiz lag in dem klagenden Kehrreim: Ai-dai-dalalai! Jeroschka übcrseyre di: Worte des LicdeS: Ein junger Bursche hatte seine Herde auS dem Aul ins Gebirge getrieben. Da kamen die Russen, steckten den Aul in Brand, töteten alle Männer und führten alle Weiber in die Gefangenschaft. Der Bursche kam aus dem Gebirge heim: wo einst der Aul gewesen, war nun eine öde Stätte; die Mutter war nicht mehr, die Brüder waren nicht mehr, das Haus war nicht mehr, nur ein Baum war stehen geblieben. Der Bursche setzte sich unter den Baum und weinte. Allein bin ich geblieben, wie du allein. Und der Jüngling sang:..Ai-dai- dalalalai!" Und diesen rührenden, herzergreifenden Kehrreim wiederholte der Alte viele Male. Als Jeroschka den letzten Kehrreim gesungen hatte, riß er plötzlich die Flinte von der Wand, stürzte auf den Hof hinaus und schoß aus beiden Läufen in die Luft. Dann sang er wieder noch klagender:Ai-dai-dalalalai.... a-a." Dann verstummte er. Olcnin war ihm auf dem Trcppcnflur gefolgt und blickte schweigend in den dunklen Sternenhimmel nach der Ricktung, wo die Schüsse aufgeblitzt waren. Bei den Wirtsleuten im Haufe war Licht, hörte man Stimmen. Auf dem Hofe drängten sich die Mädchen an Treppen und Fenster und liefen zwischen Stuben und Flur hin und her. Mehrere Kosaken kamen herausgestürzt, sie konnten nicht an sich halten und begleiteten den Schluß des Liedes und Onkel Jeroschkas Schüsse mit ihrem Jauchzen. Wie kommt es. daß du nicht bei der Verlobung bist? fragte Olcnin. Laß sie gehen, laß sie gehen! sagte der Alte, den man offenbar dort gekränkt hatte. Ich mag sie nicht, ich mag sie nicht ach, was für ein Voltl Gehen wir in die Stube I Mögen sie für sich lustig sein und wir für uns. Olenin ging in die Stube zurück. Sag', ist Lukaschka heiter? wird er mich nicht besuchen? fragte er. Ach waS, Lukaschka! sie haben ihm vorgelogen, daß ich Dir das Mädchen zugesührt habe, sagte der Alte flüsternd. Und was meinst Du? Das Mädchen? Sie ist unser, wenn wir wollen: gib nur das nötige Geld, und sie ist unser! Das will ich Dir schon machen, wahrhaftig! Nein, Onkel, Geld macht hier nichts, wenn sie mich nicht liebt. Sprich nicht mehr davon. Waisen ohne Liebe sind wir beide, sagte plötzlich Onkel Je- roschka und brach wieder in Tränen aus. Olenin trank mehrmals gewöhnlich, während er den Erzählungen des Alten lauschte.»So, jetzt ist mein Lukaschka glücklich," dachte er; aber eS war ihm traurig zu Mute. Der Alte vetrani sich an diesem Abend so, daß er ans den Fußboden hinschlug und Wan- juscha sich einen Soldaten zu Hilfe rufen mußte, um ihn mit Mühe fortzuschaffen. Er war auf den Alten ivegen seines schlechten Benehmens so wütend, daß er kein französisches Wort mehr sprach. Lg Es war im August. Tagelang hatte kein Wölkchen am Himmel gestanden; die Sonne brannte unerträglich, und vom frühen Morgen an wehte ein warmer Wind, der in den Dünen und aus der Landstraße glühende Sandwolken auftrieb und sie über das Schilf, die Bäume und die Dörfer dahintrug. Das Gras und das Laub der Bäume war mit Staub bedeckt; die Wege und die Moräste waren rein und hart und klangen unter dem Tritt des Wanderers. Das Wasser im Terek   war schon lange gefallen und floß reißend die Gräben entlang und trocknet« dort ein. Die vom Vieh zertretenen sumpfigen User des Dorsteiches waren ans» getrocknet, und den ganzen Tag hörte man im Wasser dasjßlät- schein und Schreien der Mädchen und Knaben. In der Stepp« waren die Dünen und das Schilf trocken, und das Vieh lief brüllend am Tage aus die Felder. Das Wild suchte seine Weide im fernen Schilf und in den Bergen jenseits des Terek  . Mücken und Fliegen summten in dickten Schwärmen über den Niederungen und den Dörfern. Tie schneebedeckten Berggipfel hatten sich in einen grauen Nebel gehüllt. Tie Lust war dünn und übelriechend. Die Abrekcn, so ging das Gerücht, waren über den seichte» Fluß herüber- gekommen und tummelten sich am diesseitigen Ufer. Tie Sonne ging allabendlich wie eine große Feuerkugel unter. Es war der Höhepunkt der Arbeitszeit. Die ganze Bevölkerung des Dorfes arbeitete in den ütelonenseldern und Weingärten. Die Gärten waren dicht mit üppigem Grün bewachsen und boten küblendcn Schatten, lieberall schimmerten durch das breite, durchsichtige Laub die reifen Trauben hindurch. Aus dem staubigen Wege, der zu den Gärten fübrte, zogen knarrende Wagen dahin, die hoch mit dunklen Weintrauben belaoen waren. Auf dem Wege lagen die Trauben umber, welche die Räder zerdrückt hatten. Knaben und Mädchen liefen in ihren von Beerensaft fleckigen Hemdchen und mit Trauben in den Händen und im Munde hinter ihren Müttern einher. Aus der Landstraße begegnete man ununterbrochen zcr- lumpten Arbeitern, die aus ihren kräftigen Schultern Körbe mit Weintrauben trugen. Weiber in Kopftüchern, die ihnen bis an die Augen reichten, führten die Ochsen, die die hochaufgchäusten Wagen mit Wein zogen. Begegneten einem Wagen Soldaten, so baten sie die Kosakenweiber um Trauben, und das Kosakenweib klettert im Fahren auf den Wagen, greift eine Handvoll Trauben und schüttet sie dem Soldaten in den tochoß. In einzelnen Hören wurden die Trauben schon gepreßt. Der Duft der Weintrestec erfüllte die Luft. Blutrote Tröge schimmerten unter den Schuppen hervor, und auf den Höfen sah man die nagaischen Arbeiter mit den ausgestreiften Hosen und den rotgesärbtcn Waden. Schwein« fraßen grunzend die Schalen und walzten sich auf ihnen. Dia flachen Dächer der Hütten waren über und über mit dunklen bcrn- steinfarbenen Trauben belegt, die in der Sonne trockneten. Krähen und Elstern flatterten in dichten Scharen Kerne aufpickend um die Dächer und hüpsten von Ort zu Ort. Die Früchte jahrelanger Arbeit wurden fröhlich eingebracht. und in diesem Jahre waren die Früchte besonders reich und schön. In den schattigen kleinen Weingärten inmitten eines MeereS von Weinstöckcn vernahm man von allen Seiten her Lachen. Singen, Lustigkeit; üb.rall schimmerten die grellen, bunten Kleider der Frauen hindurch. Gerade um die Mittagsstunde saß Mariana in ihrem Garten im Schatten eines Psirfichbaumes und holte unter dem abgeschirrten Wagen das Mittagessen für ihre Familie hervor. Ihr gegenüber saß auf einer ausgebreiteten Pferdedecke der Fähnrich, der auS der Schule heimgekehrt war, und wusch sich die Hände in einem Krug. Ein kleiner Knabe, ihr Bruder, kam eben vom Teiche her- gerannt und atmete schwer, er wischte sich mit dem Aermel ab und sah die Schwester und die Mutter in Erwartung des Mittag- essenS unruhig an. Di« alte Mutter hatte ihre Aermel hoch über die gebräunten Arme gestreift und teilte auf einem niedrigen, runden tartarischcn Tischchen Weintrauben, getrocknete Fische, Rahm  und Brot auS. Der Fähnrich nahm, nachdem er sich die Hände abgetrocknet hatte, seine Mütze ab, bekreuzte sich und rückte an den Tisch heran. Auch im Schatten drückte die Sonne unerträglich. Die Luft, die über dem Garten lag. war stickig. Der warme, starke Wind, der durch die Zweige fuhr, brachte keine Kühlung, er beugte nur einförmig die Gipfel der über die Gärten zerstreuten Birnen-, Pfirsich- und Maulbeerbäume. Der Fähnrich betete noch einmal, holte ein kleines Krüglei» mit Most hervor, das hinter ihm unter dem Weinlaub stand, trank aus seinem dünnen. Halse und reicht« es der Alten. Ter Fähnrich trug nur ein Hemd, das am Halse aufgeknöpft war und seine muskulöse, behaarte Brust durchsehen ließ. Sein feines schlaues Gesicht schaute lustig drein. Weder seine Stellung noch seine Sprechweise ließen seine gewöhnlich« listige Natur erkennen; er war heiter und ungezwungen. Gegen Abend werden mit dem Streifen hinter der Scheuer fertig, sagte er und wischte sich den nassen Bart ab. Wir wcren fertig, antwortete die Alte, wenn nur das Weiter sich hält. Die Djomkins sind noch nicht mit der Hälfte fertig, fügte sie hinzu. Rur Ustjcnka arbeitet und rackert sich ab. Ja. die Leute, sagte stolz die Alte. Na, trink, Marianuschka, sagte die Alte und reichte dem Mädchen den Krug. So Gott   will, werden wir reichlich haben, um Dir die Hochzeit zu richten, sagte die Alte. (Fortsetzung folgt.) Maller und Land» In einer Vortragsreihe über die Allgemeine Meereskunde und die Methoden der Meeressorschung sprach Herr B a s ch i n, KustoS des Instituts für Meereskunde an der Universität Berlin, über die Verteilung von Wasser und Land auf der Erdkugel. Wir geben die interessanten Ausführungen, die natürlich auch viel Bekanntes