919 bringen, etwas ausführlicher wieder, weil allein schon die Anord 1 nung des Stoffes für den Laien den Reiz des Neuen hat.

Die Berteilung von Land und Wasser auf der Erde bedingt die großen Züge im Antlih unseres Mutterplaneten. Aber noch mehr, fie bedingt auch die Wärme- und die Stlima berteilung in hervorragendem Maße, soweit die astronomischen Bedingungen, unter denen die Einstrahlung der Sonnenwärme auf den Erdkörper vor sich gehen, das noch gestatten. Auch die Meeresströmungen werden durch den gleichen Faktor be­dingt. Das erkennt man am besten, wenn man fich denkt, daß eine Landbrücke von Europa   nach Grönland   sich hinzöge. Die Folge würde das Aufhören des Golfstromes sein, dem unjere Nordküsten zum großen Teile ein so mildes Klima verdanken, und wir würden unter einem weit rauberen Klima leben müssen. Schließlich wird durch die Verteilung des Festen und Flüssigen auch noch die Nieder­schlagsverteilung erheblich beeinflußt. Alle diese Einzelfattoren beeinflussen das Klima in empfindlichster Weise. Das Wasser hat die Eigenschaft, außerordentlich viel mehr Wärme aufspeichern zu fönnen als das feste Land. Die Sonnenstrahlung dringt tief in das Wasser hinein und wird auch schwerer und langsamer wieder abgegeben als vom Lande. Die natürliche Folge ist, daß das See­Ilima und das Klima solcher Länder, die an der See liegen oder rings von ihr umgeben sind, biel gemäßigter ist als das tontinen­tale Klima. Im Sommer wird viel Wärme vom Wasser verschluckt und die übermäßige Temperatur in der darüber liegenden Luft herabgedrückt, im Winter gibt das Meer immer noch von seinem Wärmevorrat ab und tann damit die Stälte mildern. Im Innern der Kontinente tommen dagegen die Unterschiede hart und scharf zum Ausdruck und bedingen große Hlimatische Schwankungen in den Jahreszeiten.

Betrachtet man die Verteilung von Wasser und Land unter dem Gefichtspuntte der Menge, so erfahren wir, daß von den 509 951 000 Quadratkilometern der gesamten Erdoberfläche nur 148 822 000 oder 29,2 Proz. mit Land, dagegen 861 129 000 gleich 70,8 Bro3. mit Wasser bededt find. Noch während des Zeitalters der Entbedungen tobte ein großer Streit darum, ob die Erde mehr Waffer- oder mehr Landflächen befäße, und man neigte der letzteren Ansicht zu. Mercator, von dem die nach ihm benannte Dar­stellungsweise der Erde in Karten herrührt, meinte, daß eine Gleichheit in der Verteilung vorhanden sei, und erst Kant beseitigte diese Anschauung, indem er darauf hinwies, daß es durchaus nicht nötig sei, daß die Erdkugel gewissermaßen überall und nach jeder Seite hin gleichmäßig belastet sei. Wie recht er hatte, beweisen unsere Zahlen, noch mehr aber die Ungleichheit der beiden Hemi sphären. Die Nordhalbkugel hat etwa 39,3 Proz. Land, 60,7 Broz. Wasser, wohingegen die Südhalbtugel bloß 19 Prog. Land und 81 Proz. Wasser aufweist. Das Wasser überwiegt also auf beiden Halbfugeln start. Aber auch da findet nicht etwa eine gleichmäßige Berteilung ftatt, sondern man kann fast eine ganze Halbtugel auf der Erde abteilen, die fast alles Land und eine andere, die fast gar tein Land enthält. Die Kugel größter Landbedeckung hat ihren Mittelpunkt etwa im Kanal, nicht weit von London  . Auf der Halb­fugel kleinster Landbedeckung liegt nur Australien   mit einem Zeile feiner Inselwelt und die Südspiße Südamcritas.

Außer diesen allgemeinen Gesichtspunkten sind noch eine große Menge von Einzelheiten von Intereffe. So zeigt sich, daß der Rumpf fast aller Kontinente nach Süden zu in Spigen ausläuft. Wir finden diese Eigentümlichkeit bei Nord-, bei Südamerika  , bei Grönland  , in Europa   bei Spanien  , Italien  , Griechenland   und Standinavien, bei Afrika  , bei Asien   in Arabien  , Border- und Hinterindien  , bei Tasmania  .

Die meisten Kontinente find ferner durch Zwischenländer miteinander verbunden: Afrifa und Asien   durch den Isthmus von Suez, Asien   und Australien   durch die Inselgruppe, die geologisch als eine Brüde zwischen beiden Kontinenten nachgewiesen ist, Europa   und Asien   durch den Kaukasus  , die beiden Amerika   durch bie Landenge von Panama  . Die Verwandtschaft der Kontinente tommt ferner durch Halb- und Fastinseln( Arabien  , Krim  ) zum Ausdrud, weiter durch die Einbuchtungen in den beiden Amerika  , Afrita, Grönland  , Australien  , durch die Endung in drei Spißen, durch die vorgelagerten Inselgirlanden, wie sie klassisch an der Westküste des pazifischen Ozeans vorkommen. Unter den einzelnen Länderteilen und Gebilden treten auch Aehnlichfeiten auf; es sei da nur erinnert an die Aehnlichkeit in der Gestaltung Italiens   und Neu- Seelands und derjenigen von Celebes   und der benachbarten Insel Djilolo. Alle diese verwandten Züge veranlaßten viele Geo­graphen, hier nach Gejezmäßigkeiten zu suchen. Alexander von Humboldt   warnte davor, indem er darauf hinwies, daß hier mehr der Zufall walte als daß Gesetzmäßigkeiten vorlägen, daß jedenfalls jede Grundlage für irgend welche Gesezmäßigkeiten fehlt. Das zeigt sich besonders, wenn man weitere Eigentümlich teiten der Kontinente betrachtet, a. B. ihre Gliederung. So weisen auf: Rumpfland Halbinseln Inseln Mittlere Höhe

Europa Afien

Proz.

Meter 300

CITIT

Proz.

73

19

8

80

14

6

940

Afrika. Nordamerika  Südamerika  Australien  

98

2

75

17

99

1

80

15

B

670 760

580

Das meiste Infelland gehört also zu Nordamerita, weil diesem im Norden die vielen Jnfeln gegen den Pol zu vorgelagert sind. An Halbinseln ist das alte start gegliederte Europa   am reichften. Die Ozeane der Erde werder drei große Wasserbeden zus geteilt, dem Atlantischen, dem Pazifischen und dem Indischen Ozean. Um die Schwierigkeiten ihrer Abgrenzung nach Süden zu erleichtern, betrachtet man die Merisiane, welche von Tasmanien  , von der Südspike Afrikas   und Kap Horns, nach dem Südpol   gehen, als die Abgrenzungen. Manche nehmen noch ein Südpolarmeer an, das ist aber unprattisch. Neben den großen Czeanen unterscheidet man noch acht Mittelmeer e, 3. B. unser M ttelländisches Meer, und zehn Rand meere  , z. B. das Veringsmeer, das Japanische Meer usw. Die Mittelmeere erfahren weitere Einteilungen in folche erster Ordnung, z. B. das Mittellänoische Meer, zweiter Ord. nung, z. B. das Schwarze Meer  , und dritter Ordnung, wie das sowsche Meer. Befannter sind die Unterscheidungen der Meer­busen, Meerbuchten und der Meeresstraßen.

Bei der Betrachtung der großen Meeresbeden drängt sich die Frage nach der Entstehung der Erdmeere auf. Nach den Forschungsergebnissen der Geologie fönnen wir annehmen, daß feit dem Mittelalter des Lebens auf der Erde, dem sogenannten Mesozoikum, die großen Meeresbecken unverändert geblieben sind. Die in der Erdatmosphäre vorhandenen ungeheuren Wassermassen schlugen sich, sobald die kritische Temperatur des Wassers bei der Abkühlung der Erde erreicht war, nieder und füllten die Uneben Man unterscheidet demgemäß heiten der Erdoberfläche aus. Ingressionsmeere, solche, die flaches Land überschwemmten, und Einbruchsmeere, meist langgeftredte Meere wie das Note Meer und andere, die durch Ausfüllung fich jentender Erdstriche oder durch die Faltung der Erdrinde bei der immer weiter fortschreitenden Abkühlung des Erdförpers entstanden.

Während uns bisher nur die horizontale Ausdehnung von Wasser und Land interessierte, wollen wir uns nun auch mit der usdehnung in die Höhe und Tiefe beschäftigen, also mit der Reliefgestaltung der Erdoberfläche. Erst die Neuzeit bea gann, sich mit dem Meeresboden zu beschäftigen. Die ersten Lotungen wissenschaftlicher Art wurden ausgeführt auf zwei Schiffen der preußischen Seehandlung, die sechs Reisen unternahmen und eine Menge Beobachtungsmaterial mit nach Hause brachten. Die erste zu rein wissenschaftlichen Zweden unternommene Forschungsreise aber wurde ausgeführt unter Thomson( Lord Kelvin  ) auf dem Challenger". Die Expedition war von der britischen Regierung ausgerüstet und vollführte in den Jahren 1872 bis 1876 eine Reise um die Erde. Die Rise war seit Columbus Entdeckungsfahrt in wissenschaftlicher Beziehung die erfolgreichste. Die Ergebnisse der Expedition find in etwa 50 Bänden je von der Güte einer Altarbibe! niedergelegt. Nach dieser Forschungsreise wurden dann weitere Expeditionen ausgerüstet. In der ersten Zeit waren es hauptsächlich die Kabeldampfer, die eine reiche Ausbeute mit nach Hause brachten. Man rüftete bald Untersuchungsschiffe aus, die die geplante Strede der Stabellegung erforschten, damit unnüze Kosten vermieden und Schwierigkeiten vor der Stabellegung erkannt und dann leichter umgangen werden konnten. Diese Vore untersuchungen machten sich bezahlt allein schon durch die Er­sparnis an der Länge des Kabels.

Um die vielen Aufgaben, welche die Meeresforschung stellt, und deren Lösung nicht bloß für die Wissenschaft, sondern auch in hervorragendem Maße für die Praris des Lebens wichtig ist, einer fyftematischen Bearbeitung unterwerfen zu können, haben fich die nordeuropäischen Staaten zu der Internationalen me eresforschung" zusammengetan. Diese stellt sich die Aufgabe, die Verhältnisse der nordischen Meere genau und fort. dauernd unter Beobachtung zu halten. Die nordischen Meere haben für uns das nächstliegende Intereffe, und da nicht die Mittel vor­handen sind, um alle Meere gleichzeitig zu erforschen, so muß man sich auf diese zuerst beschränken. Deutschland   hat diesem Swed den in Riel stationierten Dampfer Poseidon" gewidmet, der alle Jahre eine Rekognoszierungsreise durch die Ostsee   unternimmt und immer dieselbe Strecke abfährt und dort die Beobachtungen fammelt. Zentralstelle für den gesamten Seedienst ist für das Deutsche Reiche   die Deutsche Seewarte   in Hamburg  . In Berlin  existiert das Institut für Meereskunde, das eine Art wissenschaftlicher Zentralstelle für die Bearbeitung des meeres­fundlichen Forschungsmaterials ist.

Der Meeresboden ist viel ebener als das Festland. Das ist eigentlich nicht verwunderlich; fehlen doch die Faktoren dort, welche dem Lande seine zerrissene und zertlüftete Gestalt geben, die Flüsse und die Luft. Der Meeresboden hat sogar die Tendenz, sich je länger je ebener zu gestalten und auszugleichen. Er bildet eine Ablagerungsstätte für alle möglichen niederfintenden Stoffe. Auf Grund der Lotungen, die schon an vielen Stellen des Meeres stattgefunden haben, unterscheiden wir der Hauptsache nach drei 3onen: den Strand, das ist der Teil innerhalb des Ebbe- und Flutbereiches, dann die Flachsee bis zu einer Tiefe von 200 Meter und schließlich die Tieffee mit größeren Tiefen. Grenze von 200 Meter ist durch die Tatsachen gegeben, denn es hat sich herausgestellt, daß die Flach- oder Schelffee bei dieser Grenze gewöhnlich stark und plöblich zu großen Tiefen abzustürzen pflegt und somit durch die Tiefsee scharf unterscheidbar abgelöst wird. In der Tiefsee herrscht ein beständiger Regen von festen Stoffen. Staub, Tierleichen, die Kalfschalen der zahllosen Seetiere finten hier, wo das Wasser ganz ruhig ist, zu Boden. Die Ablagerungen

Die