Nein."
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Baustätter machte eine Pause. Er wollte sehen, wie Siese Mitteilung wirkte. Sie wirfte nicht start. Sylvester kannte den hochwürdigen Herrn Sigberger, und er kannte darum auch den Zufall, der ihn nach Pasenbach geführt hatte. So, er hat meinen Vetter getroffen 2" fragte er gleichheit stecken und er, der anfangs von gewissen liberalen Freiheitsmütig.
Ja, und ich muß Ihnen zu meinem Bedauern sagen, daß der alte Mann sehr unglücklich ist und sehr entrüstet." Das tut mir leid, Herr Pfarrer. Vielleicht kann ich ihn beruhigen, wenn ich selber mit ihm rede."
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„ Das glaube ich nicht. Er sagte, daß er elf Jahre das Geld für Ihre Studien hergegeben habe, bloß auf das Versprechen, daß Sie Geistlicher werden. Und Sie hätten ihn getäuscht. Vielmehr betrogen, sagte er. Er gebrauchte nämlich sehr starke Ausdrücke.
In Sylvester stieg der Zorn auf.
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Wenn mein Vetter das wirklich gesagt hat, dann weiß er nicht, was er redet."
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Sie zweifeln doch nicht daran? Wenn Sie wünschen, fann Ihnen mein Kooperator das selbst bestätigen." " Ich danke, Herr Pfarrer. Ich meine, darüber habe ich eigentlich nur mit meinem Better zu verhandeln."
Gewiß. Aber Sie dürfen dem alten Manne nicht zürnen. Bedenken Sie doch, wenn er wirklich das Geld nur in dieser Hoffnung gegeben hat! Und wenn man ihm diese Hoffnung gemacht hat!"
,, Solange ich Geld von ihm genommen habe, wußte ich nichts anderes, als daß ich Geistlicher werde."
( Fortsetzung folgt.)
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Ivon früh auf au Börnes Charakter gestählt habe. Zum Einfluß freise Börnes gehörte auch der Schlesier Wolfgang Menzel , der von Stuttgart aus als Leiter des„ Cottaschen Literaturblattes" dem literarischen Geschmack in Deutschland seine Meinung auf redete. Menzel war ein alter Burschenschafter; gegen alles Weich liche, Philisterhafte, Unwahre, Unnatürliche der damals in den breiten bürgerlichen Schichten herrschenden, noch heute verrufenen Literatur der Kotzebue und Clauren zog er unerbittlich zu Felde, aber in Kunstdingen blieb er doch selber in philisterhafter Bornierto ideen befeelt war, verfiel später, was gerade der junge Guzkow zu fühlen bekam, in schlimme reaktionäre Charakterlosigkeit. Seine Kritik untersuchte nach dem Gesichtspunkte, ob ein Werk Dinge enthielte, die ihm undeutsch, unchristlich und unfittlich erschienei, prüfte also nach altem burschenschaftlichem Rezept und kam auf diesem Wege auch zur heftigsten Befehdung des noch lebenden Goethe. Hier fand er sich mit Börne zusammen. Was er an Angriffen gegen Goethe geleistet, half später mit, den jungen Guzkow, ber einige Jahre hindurch sein Adjutant war, von ihm zu trennen, und all das ist längst erledigt, aber was er gegen Heinrich Heine losließ, das lebt noch heute fort: Adolf Bartels hat es da übernommen, wesentliche Teile von Wolfgang Menzels Arbeit fortzua setzen. Und doch hat dieser Mann, der übrigens nie seinen in jungen Tagen eingefogenen Haß gegen Polizeiwillkür verlernt hat, auch in den Zeiten nicht, da er der Reaktion Dienste leistete, doch hat er einmal die Besten anfeuern können. Inwiefern, das wissen wir von Guzkow, der als junger Mann schrieb: Menzel hat es zum ersten Male frei ausgesprochen, daß in unserer sturmbewegten Beit ein anderer Hauch durch die Saiten wehen müsse als tünst licher Blasebalgwind, und ein ander Feuer in uns lodern als ein fünstlich gefachtes Bunderfeuer.... Der Geist, der Zeit hat sich wunderbar genährt und gestärkt an all den Richtungen, die der brausende Sturm vergangener Tage einer schwankenden und wogenden Flut gegeben hat. Wer jetzt in die Saiten greifen will und angehört zu werden beabsichtigt, muß die Vergangenheit in sich haben aufgehen lassen und mit prophetischem Seherblick die Zukunft enträtseln." Aber der so schrieb, blieb nur ein paar Jahre bei dem Stuttgarter Literaturpapit, und schnell trat der Bruch ein: in Guzkow wuchs eine neue Generation traftvoll über Menzel hinweg, eine Generation, die von den drängenden Zeitideen tiefer erfüllt war und in der auch dem Kampfbewußtsein größere Ziele deutlicher vorschwebten. Auf diese junge Generation stürzte sich Menzel in demselben Augenblick, als sie sich durch Gründung einer Zeitschrift festeren Zusammenschluß geben wollte. Die Erregung der Zeit eben war auch ein Wert wie das Leben Jesu von 8ur dreißigsten Wiederkehr feines Todestages. David Friedrich Strauß wie eine Brandfadel hineingeworfen- Karl Gußkow, der vor allen anderen Kopf und Seele des loderte ohnedies hoch, und die Reaktion war zum Einschlagen eins rebellischen jungen Deutschlands der 30er Jahre des letzten Jahr gestellt. Gutkom war zum Widersacher Menzels geworden und hunderts gewesen ist, gehört seit Jahren nicht mehr zu den Schrift. über ihn, den die geplante Zeitschrift vollends zum Führer der stellern, die ein breiteres Publikum liest. Die Entwickelung der jungen Generation machen mußte, fiel nun Menzel her, als der neuzeitlichen Literatur hat ihren dichten Rasen über ihn hin- Roman Wally, die zweiflerin", erschienen war( 1835). wachsen lassen und nicht viele sehen seine Bücher mehr. Das ist Der Roman, durchaus fein bedeutendes Wert, zeigte die jung erklärlich, aber für eine gute Reihe seiner schier unzähligen deutsche Eigenart: Erzählung und mitten hinein allerlei anSchriften sehr bedauerlich. Jekt ist Guktow 30 Jahre tot, und nun griffsspike Kritik der gesellschaftlichen und geistigen Zustände der ist darauf zu hoffen, daß manches, was er geschrieben, weil es in Beit. Menzels Kritik war ein fälschendes, übertreibendes, raffibilligen Ausgaben herauskommen wird, wieder eine Leserschaft niert berechnendes Phamphlet, das dem Buche Gutzkows Gottesfindet. Die zwölfbändige Ausgabe, die von dem Guzkow- Forscher lästerung und schlimmste Unfittlichkeit zuschrieb, und es tat die Heinrich Houben besorgt und vor kurzem in den bekannten wohl gewünschte Wirkung: die Metternichsche Reaktion verhängte Acht feilen Silajjiterausgaben von Mag Hesse, Leipzig , veröffentlicht und Bann durch Bundestagsspruch über die Schriften des Jungen tourde, gibt durch eine anerkennenswerte Auswahl recht brauch- Deutschlands , das als Partei hingestellt wurde, ehe es noch eine bare Fingerzeige. Es ist auch wünschenswert, daß die Arbeiter geworden war, über Heine, Guytow, Laube, Wienbarg , Kühne. bibliotheken diese Guzkow- Ausgabe anschaffen. Nicht um an unter- Wie dieser Schlag empfunden wurde, dafür ein briefliches Wort haltendem, dichterischem Stoff reicher zu werden, sondern um des geschichtlichen Inhalts willen. Denn Guttow ist einer gewesen, der mit seinem Leben Zeugnis ablegte von den Jahrzehnten politi fchen Reifens, die sich an die Julirevolution von 1830 anschlossen. Er war 1811 in Berlin geboren, und hat auch in Berlin seine Kindheit und Jugend und später die Märztage von 1848 und die Jahre, un 1870 berlebt. So haben seine umfangreichen Lebenserinnerungen besonderen fulturgeschichtlichen Wert, und sie sind ficherlich das, was von Guztow, wenn er in den letzten Jahr- Der jungdeutsche Zeitschriftplan war natürlich nun nicht durch zehnten auch nur wenig mehr gelesen wurde, doch wohl am ehesten zuführen. Gußfow mußte monatelang im Gefängnis fitzen, in Dauer haben wird. Houben hat diesen Erinnerungen die letzten Mannheim . Dann ging er nach Frankfurt und im Telegraph" drei Bände seiner Ausgabe zugeteilt. Sie hätten aber die ersten schuf er sich für eine Reihe von Jahren eine beachtetes Organ für Bände füllen, hätten mi. den Abhandlungen über bedeutsame Beit- literarische Kritik und literarische Unterhaltung. Was wir in gestalten und Zeitströmungen vor den Dramen und Novellen stehen Guzkow haben, das ist aber das Erzeugnis der dreißiger Jahre, sellen. Denn sie geben zum geschichtlichen Erleben auch den dieser Zeit der beginnenden Auflösung und Neubildung in Deutsch Charakter dieses Mannes, in dessen Kerne zäher Kampfwille wohnte land. Guztow hat vom Wesen jener Zeit vierzig Jahre später und das immer rege Bedürfnis, seiner Gegenwart Fragen zu stellen einmal in einem Briefe geschrieben:„ Als ich zur Literatur tam, und sich mit dem morschen und lebenswidrigen Alten auseinander- 1830, da mußte man es mit dem Verstande, mit dem haarscharfsten zusehen, um einen eigenen, festen Standpunkt zu gewinnen, von der ernstesten Polemit! Heiteres Planteln galt damals als nichts dem aus sich tämpfen ließ. Wer diesen Charakter kennt, dem werden oder wenig. Das Gemüt ist rezeptiv( nimmt auf). Damals die dichterischen Schriften Guttons ihr Eigentliches deutlicher und gab es nur Dinge zum Abwehren, nicht viel zum Aufpackender sagen, und auch deshalb sollte also jede Guzkow- Aus- nehmen." Und mitten in dieser Abwehrzeit, die zu realistischem gabe mit dieses Mannes Lebenserinnerungen beginnen. Schauen der großen und fleinen Erscheinungen und Ereignisse des Wo Jadwig Börnes Saat in der Jugend Deutschlands Lebens erzog, wuchs auch der für das junge Deutschland charaktemöchtig aufging, dort stehen die Anfänge Guztows: zu Beginn der ristische Drang, von Aphorismus, Stizze, Feuilleton und kurzer 30er Jahre, als Börne die Briefe aus Paris( 1831) veröffentlichte. Nobelle zu großen Werken, die das Leben umfassend auffingen, Für Guytow war Börne nicht nur der politische Wegweiser, fon- vorwärts zu kommen; also das zu bauen, wozu weder Börnes noch dern auch der Charakterbildner. Diesen Einfluß fühlte Guytow Heines Kraft ausgereicht hatte. Auch das trieb diese Jungen zur nicht nur, sondern er suchte ihn sogar bewußt. In dem Auffaze Verehrung Goethes, des künstlerischen Gestalters großer Lebense Bergangenheit und Gegenwart" äußert er, daß er seine Gefinnung werke. Die Jungdeutschen zeigten da denselben Zug, der sich bei
Börnes als Zeuge:„ Wir find alle dabei beteiligt, das ganze Deutsch land , die gesamte deutsche Jugend wird in den Fünfen geschädigt, mißhandelt, gekreuzigt; darum sollen und müssen wir alle, in denen ned; ein Tropfen Jugendblut ist, uns ihnen anschließen, auf daß der Bund eines jungen Deutschland " immer weiter und weiter greife." Der herrliche Nämpfer Börne! Ihn hatte der bundestägliche Bannfluch, in der Eile ganz vergessen. Nun wollte der Vergessene das Bersehen gründlich korrigieren.-