des morschen alten Königs für schweres Geld erworben worden. Sie war zu kostbar, um weggeworfen zu werden. Vielleicht bot fich einmal Gelegenheit, sie gut zu verkaufen. Unter der Hand, ohne Aufsehen! Sie grinste zu abschreckend.
Seit den letzten Jahren waren die seltenen Königsbesuche in dem leeren Schlosse noch seltener geworden. Nur der Kastellan war da und der Gärtner, und die Totenstille und der langsame Berfall troh der jährlichen Säuberung, und der leise Schimmelgeruch der unbewohnten Räume, und der Mäusetanz auf dem Parkett, und der zürnende Sturm in den kalten Kaminen. Und der Wächter der Dede und Leere, die Schildwache, marschierte wie ein Spielzeug auf und ab, hin und her, im schweren Regen. Große Tropfen begannen prasselnd auf die jungen Ahornblätter zu fallen.
Da tamen auf der Landstraße am Schloßgraben langsam zwei Menschen daher. Zwei Menschen, ein Mann und eine Frau, ganz
arme Leute.
Er voran, hinkend, mühsam, auf einen großen, derben, fnotigen Stod gestützt, ohne Rock ; das graugestreifte Hemd flebte an dem hageren Körper, an den Armen, an denen die Muskeln wie Stricke hervorstanden. Der Kot der Landstraße hatte aus seinen Stiefeln unförmige Klumpen gemacht. Von dem löchrigen Strohhut floß der Regen über sein breites Gesicht mit dem fleinen, spärlichen Stoppelbart und den gutmütigen, fummervollen, blauen Augen. Hinterdrein schleppte sich die weit jüngere, blasse und berweinte Frau. Aus ihren schlaffen Gliedern schien alle Kraft gewichen. Das dünne, blonde Haar hing in nassen Strähnen um die eingefunkenen Schläfen, die entzündeten Augen waren rot, die Haut der Wangen blank vor Nässe. Sie trug in der Hand ein Paar Holzpantoffeln; barfuß ging sie durch den Schmuß, den Kopf tief am Boden; mit der Rechten schleifte sie ein kleines Bündel in Wachstuch hinter sich her. Es schlurrte ihr nach durch die wassergefüllten Gleise, rudte über Steine, fie sah sich nicht danach um. Sie stöhnte leise vor sich hin, während sie wie blind dem Manne folgte. In beiden Gesichtern lag der blöde, stumpfe Ausdruck völliger Erschöpfung.
( Schluß folgt.)
Der Laubenkolonist
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Kulturbeeten ftreng getrennt auf einem für fie abgetrennten Lauf raum beschränkt bleiben, denn das Scharren wird man dieser Ges sellschaft niemals abgewöhnen können, und auf Ileinen Grundftüden werden sie durch Scharren und Zertreten so viel verderben, daß überhaupt nichts aufkommen kann, daneben sind sie, wie die Menschen auch, Freunde frischer grüner, also junger Salate und füßer Früchte jeder Art. Andererseits lönnen auf der Parzelle durch Hühnerhaltung die verschiedensten Gartenabfälle vorteilhaft verwertet werden, und dann liefern Hühner und überhaupt Ge flügel jeder Art einen ganz vorzüglichen Dünger, der an Dung fraft nicht nur den sehr teuren Peru - Guano, sondern auch fast alle sonstigen organischen und anorganischen Düngemittel weit übertrifft und in bezug auf Nährkraft gleich hinter dem Taubendünger fommt. Dieser Dünger kann entweder kompostiert werden, dünn und gleichmäßig auf das Land gestreut, oder in Wasser gelöst als Jauche bei Obst- und Gemüsekulturen vorteilhafteste Verwendung finden.
Für kleine Verhältnisse baut der Kolonist den Hühnerstall wenn möglich an die Süd- oder Ostseite der Laube. Für einen Hahn und fünf Hühner genügt ein Stall von 150 Zentimeter Länge und 1 Meter Höhe und 1-1% Meter Breite, ausgestattet mit einer an geeigneter Stelle eingelassenen Scheibe, mit zwei Legenestern, einer Sißstange oder zwei, die dann in gleicher Höhe stehen sollen, mit einer Falltür und einer fleinen Leiter, der sogenannten Hühnertreppe; etwas größere oder geringere Höhe spielen keine Rolle. Die Sißstangen werden aus gewöhnlichen, an den Kanten stumpf abgehobelten Dachlatten hergestellt; das ganze Innere des Stalles wird jährlich ein- bis zweimal mit Kallmilch, aus frisch gelöschtem Kalt angemacht, gestrichen. Auf den Boden gibt man als Belag trockenen Sand, Asche oder besser noch Torfmull, durch dessen Ver wendung der Dung noch wesentlich verbessert werden kann. Von außen wird der Hühnerstall entweder wie die Laube mit einer frischen Farbe gestrichen oder mit Dach- oder Ruberoidpappe bes leidet. Falltür und Leiter des Hühnerstalles führen in den abgegrenzten Lauf- und Scharrauum. Die Größe dieses Raumes hängt nicht nur von der Zahl der zu haltenden Hühner, sondern auch von der Rasse ab; ebenso die Höhe der Einzäunung. Hühner find ja bekanntlich sehr schlechte Flieger; aber die leichten, flüchtigen Rassen, die, wenn sie legen sollen, viel Raum bedürfen, fliegen doch noch so gut, daß sie mit Leichtigkeit 2 und selbst 3 Meter hohe Drahtzäune nehmen, so daß man es oft vorzieht, sie auch in oben geschloffenen Volieren zu halten. Leichte, flugfähige Hühner, au
als Gärtner und Kleintierzüchter. benen Die gewöhnlichen Landhühner und die aus ihnen herausge
Von der Hühnerzucht.
Es dürfte als eine bekannte Tatsache gelten, daß in den Kreisen der Arbeiter, fleineren Handwerker und Geschäftsleute die Liebe zur Natur außerordentlich entwickelt ist. In der bescheidenften Wohnung ist so ein Stückchen Natur heimisch, zum mindesten ein Blumenstod am Fenster, meist aber auch noch ein gefiederter Sänger im Käfig, ein Glasbehälter mit Wasserpflanzen und Fischen oder irgend ein fleines Haustier. Auch der Laubenkolonist ist natürlich Tierfreund, mag die Parzelle noch so klein sein, irgend etwas Lebendes muß gehalten werden: ein Hund, eine Kaße, einige Tauben im winzigen Schlage auf der fleinen Laube, oder, wenn die Liebe zur Kreatur mit dem Nützlichen verbunden werden soll, eine Ziege, die man nicht mit Unrecht die Kuh des fleinen Mannes nennt, einige Kaninchen, die sich ihrer verblüffenden Vermehrungsfähigkeit, ihrer Zutraulichkeit und nicht zum wenigsten der von bielen Züchtern gerühmten Schmadhaftigkeit ihres Fleisches halber großer Beliebtheit erfreuen, oder schließlich einige Hühner.
züchteten, zum Teil wirtschaftlich sehr wertvollen Rassen, wie Hamburger, Latenfelder, Bergische Kräher, Thüringer Bausbädchen, von fremden Rassen namentlich Italiener, Spanier und Minorka gehören, find alle ziemlich gute Flieger, die sich auf engbegrenzten Räumen nicht wohl fühlen. Solche Raffen hält man in unbebauten, wenig belebten Gegenden, in welchen die Parzelle an weite Dedlandflächen grenzt. Hier bringt man an der Straßenseite des Laufraumes, der in diesem Falle nur flein zu sein braucht, ein Schlupfloch an, durch welches die Hühner auf die Dedlandflächen gelangen fönnen. Unter solchen Verhältnissen, wo Beschädigung der Nachbargrundstücke durch diese Hühner ausgeschloffen ist, macht sich die Haltung und Pflege gut bezahlt, da hier die Tiere vom Frühling bis in den Winter hinein reichlich Grünkraut , Unkrautjämereien und Insekten finden, so daß nur abends vor dem Schlafengehen mit einer fleinen Körnerration nachgeholfen zu werden braucht. Anders liegen die Verhältnisse in dicht bevölkerten Kolonien. Hier ist es durchaus geboten, die Hühner auf den ihnen angewiesenen Laufraum innerhalb der Parzelle zu beschränken. Man wählt unter diesen Verhältnissen schwerere Raffen, die ein mal schlecht oder gar nicht fliegen, dann aber auch höheren Körpergewichts halber phlegmatischer sind und sich deshalb mit einem fleineren Laufraum begnügen, für den unter Umständen schon 50 bis 75 Quadratmeter genügen. Für schwere Rassen ist es vollständig ausreichend, wenn die Umfriedigung dieses Laufraumes 100-120 Zentimeter Höhe hat; sie wird hergestellt mit grobmaschigem Maschinengeflecht. Die besten schweren Nutzhühnerrassen der Gegenwart für die eben geschilderten Verhältnisse sind die in Amerika gezüchteten Wyandotteshühner, die ihren Namen zu Ehren eines ausgestorbenen Indianerstammes tragen, und die in England gezüchteten Orpingtonhühner. Diese Rassen kommen in den ver schiedensten Farbenschlägen vor. Die besten Wirtschaftstiere find indessen die weißen Wyandottes und die gelben Orpingtons. Beide Raffen liefern einen guten Braten und sind fleißige Legehühner, namentlich gute Winterleger, die als solche auch dann legen, menn die Eier am teuersten sind, und nur bei äußerst strenger Kälte aussehen. Diese und die übrigen schweren Rassen führen in ihren Adern Blut zweier früher weit verbreiteter indischer Hühnerrassen, der Cochinchina- und Brahmaputra - Hühner. Diese beiden Rassen find federfüßig. Die Befiederung der Füße soll sich bei ihnen bis auf die Mittelgehe erftreden, sie werden deshalb durch Scharren weniger lästig, doch schaden fie viel durch Bertreten. Als Nuzzhühner kommen sie weniger in Frage, weil sie einerseits als Fleischhühner durch ihren folosjalen Knochenbau minderwertig sind und andererseits schon nach dem Legen verhältnismäßig weniger Wenn die Hühnerhaltung auf der Parzelle richtig betrieben Eier von unbezähmbarer Brutlust befallen werden. Indessen haben wird, so trägt sie auch dazu bei, die Gartenwirtschaft zu fördern. in neuester Zeit die praktischen Amerikaner aus dem Brahmahuhn Wenn dies der Fall sein soll, müssen die Hühner aber von den lein noch ganz annehmbares Nuhhuhn herausgezüchtet, so daß man
Von allem Federvieh erfreut sich in den Laubenkolonien und auf den Landparzellen die Henne unstreitig größter Beliebtheit. Von Hause aus ist sie, oder sagen wir besser, ihr weitherziger und geftrenger Gemahl, eigentlich dazu berufen, auf dem Hofe zu herrschen, indessen haben sich unsere flatterhaften, aber nicht leicht finnigen Hofdamen, die Hühner nämlich, auch der Lebensweise auf beschränkten Gartenparzellen angepaßt. Die Hühnerzucht hat seit den Zeiten des seligen Dertel, des Begründers der Hühner- Raffenzucht, dem man als solchen in Görlitz ein Denkmal gesetzt hat, immer weitere Kreise ergriffen und wird heute von den weitaus meisten Züchtern mehr als Sport denn des Gewinnes halber betrieben. Für viele, und namentlich für solche, die sich auf dem Kleinen Laubengrundstück oder auf der Parzelle Hühner halten, dreht sich freilich die Sache weniger um den Sport oder das Vergnügen, das man gern fostenlos mit in den Kauf nehmen möchte, sondern um den Nutzen. Er ist indessen nicht so groß, daß er hochgespannten Erwartungen entsprechen könnte, doch versetzt die Hühnerhaltung den vielgeplagten Ehemann in die Lage, die dauernde Zuneigung seiner besseren Hälfte au festigen, da fie immer großen Wert auf frische Eier legt, die natürlich beffer schmecken und billiger zu sein scheinen, wenn sie dem eigenen Hühnerstall entnommen find. Und ein frisch geschlachtetes Suppen oder Brathuhn ist gelegentlich auch nicht zu verachten, wenn es auch noch nicht so weit gekommen ist, daß jeder Bauer auch der Kolonist ist gewissermaßen ein solcher Sonntags sein Huhn im Suppentopfe hat.
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